Baubericht Golden Hind, engl. Galeone 1575, Teil 6: Beplankung am Bug
Über und unter der als Straklatte aufgebrachten Planke ist mittschiffs jeweils Platz für 6 Plankengänge; zum Bug und Heck hin werden die zu beplankenden Streifen je nach Spantform teilweise schmaler oder breiter.
Damit ergibt sich natürlich, dass auch die einzelnen Planken über die Länge hin unterschiedlich breit sind. Gegen die Schiffsenden, wenn die Planken dann zu schmal oder zu breit werden, müssen wir zwei Planken in eine oder eine in zwei Planken übergehen lassen. Bei meinem Modell ist das im Bugbereich jeweils zweimal (siehe Pfeile 1 und 2 im nächsten Bild)
und im Heckbereich einmal notwendig.
Dieser Übergang geschieht mittels sogenannter Stealer (siehe nächstes Bild).
Stealer: oben für den Bug, unten für den Heckbereich
Wo diese Stealer eingesetzt werden ist in den nächsten Bildern ersichtlich (Pfeile)
Bei jedem Spant sind üblicherweise 2 Dübel schräg versetzt, an jedem Ende einer Planke 2 Dübel direkt übereinander ( 2 x am linken Rand des Bildes zu sehen). Diese Vergößerung zeigt natürlich erbarmungslos jede Ungenauigkeit.
Zur Verteilung der Dübel ist noch zu sagen, dass es zur Anordnung der Dübel (die zur Zeit der letzten hölzernen Frachtschiffe von Versicherungen sogar vorgeschrieben war) zur Zeit der Golden Hind noch keine allgemeingültigen Richtlinien gab. Ich habe mir die bei der Wasa in Stockholm angesehen, bei diesem Schiff sitzen die Dübel gänzlich ungeordnet, wo immer die Schiffzimmerleute es für notwendig gehalten haben, wurde ein Dübel gesetzt.
Hier die fertiggestelle Beplankung des Unterwasserschiffs:
Der schwierigste Teil der Beplankung ist sicher der untere Teil des Bugs, wo man, wie bereits beschrieben, die Planken in 2 Richtungen biegen und verdrehen und teilweise Stealer verwenden muß.
Ich habe mir diesen Bereich ebenfalls bei der Wasa genau angesehen, die beim Bau dieses Schiffs beschäftigten Schiffszimmerleute haben dort auch ziemliche Probleme gehabt. Der Plankenverlauf ist dort teilweise ziemlich abenteuerlich, manche Planken mußten gegen das Ende hin auf eine lange Spitze hin verschmalert werden (laut Mondfeld waren Planken am Ende nie schmaler als die Hälfte der Plankenbreite mittschiffs). Offenbar haben die beim Bau der Wasa beschäftigten Zimmmerleute weder Mondfelds Modellbau-Handbuch noch diesen Baubericht gelesen, sonst hätten sie es besser hin bekommen.
Fortsetzung folgt
Klaus Deisenberger