Torpedos und Propeller
Der letzte Bauschritt am Rumpf des Bootes war der Austausch der beigefügten Plastikpropeller. Die großen Schrauben sind der Eyecatcher am Unterwasserschiff und die beiliegenden Propeller geben das Erscheinungsbild absolut falsch wieder. Ihr Durchmesser ist etwas zu klein und ihre Form ist völlig daneben. Ich brauchte einige Tage und viele Papiermodelle bis ich anhand einiger Vorlagenfotos brauchbare Propeller selbst herstellen konnte. Nachdem die Form und die Hauptmaße feststanden, war die Belichtungsmaske für die Ätzteile innerhalb von 30 min gezeichnet und ausgedruckt. Man braucht ja nur ein Propellerblatt zeichnen, 12 x kopieren, einen Rahmen herumzeichnen und fertig war die neue Platine. Natürlich brauchte ich nur 9 Blätter; die 3 zusätzlichen dienten als Notfallreserve, falls beim Biegen etwas schief gehen sollte. Jedes Propellerblatt wurde mit Hilfe eines 4mm Bohrers vorgebogen und anschließend im Winkel von ca. 45° zur Längsachse auf die Nabe gelötet (ein kurzes Stück 3mm Messingrohr).
Nach dem Löten sind die Blätter dann starr genug, dass ihre Vorder- und Hinterkanten weiter verformt werden können, ohne das die Grundform sich verändert oder dass Knicke im Propellerblatt entstehen.
Zum Schluss wurden die Lötnähte geschliffen und ein Farbgemisch aus Hellgrau, Silber und Weiß aufgetragen, um den Schiffsschrauben das Aussehen von leicht korrodiertem Edelstahl zu geben. Hier noch einmal der Propeller der Mittelmaschine, gemeinsam mit dem Revell-Äquivalent.Nachdem der Rumpf komplett montiert war, wurde die Basislackierung aufgetragen. Begonnen habe ich mit 3 Schichten Weiß von Tamiya. Das Tamiyaweiß strahlt um einiges intensiver als das typische Schnellbootweiß. Aber neben dem Scale-effekt hat mich besonders die Tatsache, dass ich evtl. noch eine Kontrastreserve benötige wenn ich die grauen Tarnstreifen lackiere, dazu bewogen, den Rumpf so hell zu lackieren. Falls es erforderlich ist, kann ich den Farbton leicht nachtönen.
Danach wurden das Haupt- und das Vordeck mit leicht aufgehelltem Dark Sea Grey (Tamiya) lackiert und das Unterwasserschiff wurde geschwärzt. Zum Schluss wurde der gesamte Rumpf mit P1500-Papier geschliffen um eine glatte Oberfläche für die Tarnlackierung zu erhalten.
Das Ruderhaus musste wegen Farbunverträglichkeiten und einer falsch gewählten Tarnlackierung insgesamt 3x lackiert, gestrippt, geschliffen und neu lackiert werden. Es klappt eben nicht alles beim ersten Mal.Anschließend wurde der Bootskörper zur Seite gelegt und mit der Überarbeitung der Torpedos begonnen. Der S100 Bausatz enthält eine „entschärfte“ Revellversion. Die beiliegenden Torpedos besitzen am Kopf keine Zündpistole, sondern eine zylindrische Kappe und zusätzlich befinden sich vier kleine Vertiefungen am Kopf. Das alles klassifiziert diesen Torpedo eindeutig als Übungstorpedo der Kriegsmarine. Wenn man ihn verwendet, sollte man den Kopf rot/weiß gestreift lackieren, wie es für Exerziertorpedos der Kriegsmarine üblich war.Natürlich wollte ich aber die explosive Variante einbauen und deshalb habe mir den Torpedobausatz von WEM gekauft. Er besteht aus zwei Torpedokörpern aus Resin und einer kleinen Blechplatine mit den Rudern, Propellern und Teilen für die Zündpistole. Die Ruder ermöglichen sowohl den Bau des Petroleum/Luft angetriebenen G7a Torpedos ( sog. Whitehead-Schwanz), als auch den Bau des batteriebetriebenen G7e-Torpedos ( Woolwich-Schwanz).Ich bin von den kleineren WEM-Bausätzen immer recht angetan, aber 1/72 haben sie wirklich nicht im Griff. Der Torpedokörper scheint direkt vom Revellteil abgeformt zu sein (inkl. der vier falschen Klappen am Sprengkopf). Der einzige Unterschied sind die angedeuteten Verschraubungen des Sprengkopfes am Kesselmantel, aber sie sind viel zu groß, falsch geformt und statt der erforderlichen 26 Schraubensenkungen findet man nur 13 Stück. Der Mantel bietet außer den Segmentgravuren (die entsprechen nur dem G7a-Typ) keine weiteren Details. Die Form der geätzten Seiten- und Tiefenruder ist nicht korrekt und könnte viel detaillierter sein. Die Teile für die Zündpistole sind reine Fantasie und um einen G7e-Torpedo zu bauen, muss man an den 4-Blatt Propellern jeweils 2 Propellerblätter entfernen und den Durchmesser der hinteren Schraube verringern. In der Bauanleitung steht das allerdings nicht.
Es gibt noch einen gedrehten Metalltorpedo von Schatton für ca. 8,50 Euro. Der ist zwar viel besser, aber hat immer noch einige Fehler, so dass der Kauf für mich nicht lohnenswert erschien. Ich habe deshalb mit den Revellteilen weitergearbeitet und versucht, das Beste daraus zu machen. Zuerst wurden das Leitwerk und der „Zünder“ entfernt. Der Kopf wurde aufgebohrt um die Aufnahme für die Zündpistole darzustellen. So (ohne Zündpistole) wurden sie übrigens auch auf den Booten gelagert. Die Zündpistole wurde erst direkt vor dem Laden ins Rohr aufgeschraubt. Die blau eingefärbte Fläche dient nur dazu die Rundheit des Torpedomantels besser beurteilen zu können.
Danach wurden die vier Kopfklappen verspachtelt, die umlaufenden Nähte der Torpedosegmente nachgraviert und die Kopfverschraubungen eingraviert. Als Schablone benutzte ich einen Papierstreifen, auf dem die erforderlichen 26 Teilungen im gleichen Abstand aufgedruckt waren. Mit der gleichen Methode wurden die Verschraubungen des Schwanzstückes eingraviert. Am Schwanz aber nicht gleichmäßig umlaufend, sondern vier Gruppen mit je 8 Schrauben, die jeweils einen Winkel von 45° abdecken.Der Körper erhielt weitere Gravuren. Hier werden die Verschlüsse für die Betriebsstoffkessel (Petroleum, Luft, Wasser, Öl) mit dem Abfallstück eines PE-Satzes angefertigt.Die Tiefen- und Seitenruder und die Propeller hatte ich auch schon vor einiger Zeit hergestellt. Die Torpedowellen entstanden aus Aderendhülsen. Das gesamte Leitwerk besteht aus 20 Teilen und ich habe es sogar geschafft, dass sich die Propeller drehen. Wenn man sie mit einer Airbrush anbläst, jaulen sie los wie eine Turbine – natürlich gegenläufig, wie sich gehört. Die Ruder sind nur etwas zu kurz geraten, und ich musste den Spalt zum Abgasrohr mit Sekundenkleber füllen.Lackiert wurden mit Metalcote-Polierfarben von Humbrol, da mir die bisher angewandt Methode mit Baremetal-Folie zu sehr glänzte, und weil ich fürchtete, dass die winzigen Gravuren der Kopfverschraubung unter der Folie nicht mehr klar zu erkennen wären.Als nächstes wurde das im 4. Teil vorgestellte Schlauchboot noch einmal überarbeitet. Trotz der massiven Schnitzereien und Schleifereien gefiel es mir nicht mehr so gut. Besonders die Bodenplanken und die Ruderaufnahmen erschienen mir mittlerweile zu grob. Ich habe kurzerhand ein Drahtgestell ins Boot gesetzt und eine Plane aus einem Taschentuch angefertigt, dass mit eingefärbtem Weißleim beschichtet wurde.Trotz der beigemengten Acrylfarbe härtet der Leim noch durchscheinend aus. Nachdem alles durchgetrocknet war folgte deshalb ein Anstrich mit Ocker ( Humbrol 83 ). Die Kanten wurden mit Camouflage Grey ( Humbrol 28 ) trocken gemalt.Damit sind fast alle wesentlichen Änderungen durchgeführt, um aus einem S100-Boot ein Schnellboot der S38-Klasse zu bauen. Die Montage der vorgefertigten Baugruppen lässt bereits deutlich erkennen, wie das fertige Schiff einmal aussehen wird.
Ende Teil 7