Nach einer längeren Pause gibt’s mal wieder ein paar Kleinigkeiten zu berichten. Ich hab vor allem am stehenden Gut weitergearbeitet. Jetzt erstmal nicht erschrecken über das Fachchinesisch, im Laufe des Berichts wird es garantiert erklärt.
Die Fortschritte umfassen das Ausweben der Fockwanten (sprich Webleinen anbringen), Anbringen der Spierwursten mit den Schwichtings und Setzen der Püddingswanten mit deren Ausweben. Aber auch auf der Holzseite sind zwei kleine Änderungen zu verbuchen.
Zum Einen sind die Bootsklampen (Holzböcke auf denen das Beiboot zwischen den Masten ruht) durch nicht so klobig aussehende ersetzt. Hierzu noch mein Dank an Holger für die Scans auf denen das Aussehen besagter Bootsklampen sehr schön zu sehen ist. Zum Zweiten hab ich der Irene einen neuen Schiffsständer spendiert.
Um übermäßig langes Grübeln und Stirnrunzeln zu vermeiden folgt erstmal ein Bild (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene") in dem die Fachbegriffe erläutert sind.


Die Püddingswanten nehmen den Zug der später folgenden Stengestage auf und haben somit die selbe Aufgabe wie die Püddingseisen der Unterwanten. Diese sind bekanntlich an der Bordwand verankert um den Zug der Wanten aufzunehmen.
Auf das Ausweben der Fockwanten gehe ich nicht mehr näher ein da dies bei den Großwanten schon ausgiebig beschrieben ist.
Los ging es mit den Spierwursten. Diese dienen dazu den Zug auf die Unterwanten zu verteilen. Sie bestanden normalerweise aus mit Leder und Garn umwickelten stärkerem Schiffstau (deshalb Wurst), in manchen Fällen aber auch aus einer Holzlatte oder Metallstange (beides ebenfalls umwickelt). Ich hab sie aus einem Stück mit Garn umwickelten Messingdraht angefertigt und an den Wanten befestigt. Als nächstes erfolgte das Anbringen der vier Schwichtings jeweils an Groß- und Fockmast. Diese wurden zwischen sich zwei gegenüberliegenden Wantpaaren von Spierwurst zu Spierwurst gespannt. Eine ihrer Hauptaufgaben war, zu verhindern, dass die Unterwanten von den Püddingswanten nach außen gezogen wurden.

Erst jetzt begann ich mit dem eigentlichen Setzen der Püddingswanten. Erster Schritt hierbei war die Herstellung der Püddingsjungfern. Anhand der nachfolgenden Bilder ist die Herstellung der Püddingsjungfern sehr schön zu sehen.







Nach dem Verlöten der unteren Enden war der erste Arbeitsschritt abgeschlossen.
Im nächsten Arbeitsschritt hieß es alle Jungfern auf die gleiche Länge bringen und an deren unterem Ende eine Bohrung für die später benötigten Zurrösen anzubringen.
Hier kam mir wieder das Buch von Phil Reed "Historischer Schiffsmodellbau Schritt für Schritt erklärt" zu gute, in welchem für solche Arbeiten immer ganz einfach konstruierte Schablonen verwendet werden. Also fertigte ich, aus einem hochkant in einen Schraubstock eingespannten Holzbrett, eine ganz simple Schablone, welche in den folgenden Bildern sehr schön zu sehen ist.




So weit die Schablone für die Länge. Jetzt folgt noch die untere Bohrung:





Als nächstes galt es die Junfern am unteren Ende etwas zu verschleifen und schwarz anzumalen. Anschließen hab ich sie an ihrem Platz, an den Außenkanten der Marsen (Aussichtsplattformen) platziert und mit den Zurrösen versehen.


Nach dem Anbringen der Jungfern war das Setzen und Ausweben der Püddingswanten nur noch eine Formsache und Bedarf nicht vieler Worte.


Als letztes folgen noch die geänderten Bootsklampen, welche einen viel eleganteren Eindruck machen als die alten, obwohl sie von den Ausmaßen her nicht kleiner sind.


Die Klampen werden natürlich noch farblich angepasst.


So, an dieser Stelle sind die Arbeiten an Rumpf und Deck für mich endgültig abgeschlossen. Hier möchte ich unbedingt noch erwähnen das ich niemals mehr den Frevel begehe und ein Schiffsdeck so einsaue wie das der Irene. Auch das ich das Beiboot zwischen den Masten noch durch einen Neubau ersetze will ich erwähnen. Dies wird aber erst in ferner Zukunft, irgendwann wenn ich Zeit habe, erledigt.
Bis zum nächsten mal.
Jürgen Nicklis