Nachdem der Bug mit den nötigen Spieren versehen ist, wandern wir ans Heck. Hier ist eine Spiere, deren Ausmaße ich gewaltig unterschätzt habe. Es handelt sich um den Baum des Briggsegels. Dieser ist nach dem dem Grossmast (L = 425 mm) mit 362 mm Länge die zweitlängste Spiere. Seine Herstellung war nicht ganz einfach. Aufgrund seines relativ geringen Durchmessers von nur 6,2 mm biegt er sich in der Drechselvorrichtung sehr leicht durch. Dieser Umstand zwang mich, mir eine neue Technik zur Bearbeitung in der Drechselvorrichtung auszudenken. Die Lösung fand sich in sehr festen Schleifbändern meines Bandschleifers. Musste zwar aufpassen das ich mir nicht die Finger verbrannte, ging ansonsten aber ganz gut. Hier ein Bild das im Prinzip alles erklärt.


Wie lange man das Schleifpapier ans Holz drücken kann, hängt von der Schmerzgrenze eines jeden Einzelnen ab.
Das Ergebnis ist bis dato das Beste und jedenfalls aus meiner Sicht sehr gut. Mit dieser Technik werde ich auch die Rahen herstellen.
Das zweite Bauteil für den Baum ist die Klaue, welche im folgenden Bild zu sehen ist (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene").


Über die Herstellung gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, nur das ich hierbei viel mit meiner Minibohrmaschine und entsprechenden Schleif- und Fräsaufsätzen gearbeitet habe. Im nächsten Bild sieht man sehr schon die beiden zusammengefügten Einzelteile (Baum und Klaue):


Am äußeren Ende des Baums mussten noch zwei Klampen (ähnlich der Nockklampen an den Rahen) angebracht werden. Hierzu erinnerte ich mich wieder an Philip Reed (wie so oft). Er befestigt an entsprechender Stelle immer die Rohteile und bearbeitet sie dann an Ort und Stelle. Also hab ich's auch so probiert und muss sagen das diese Methode sehr gut funktioniert. Hier ein Bild vom Ergebnis.


Der letzte Akt bei der Herstellung des Briggsegelbaumes war das Anbringen der schwarzen Metallbänder an der Klaue und der Nock,


sowie das Anbringen von zwei Bohrungen an den Enden der Klaue. Diese dienen zur Aufnahme des "Klotenracks" (ein dünnes Tau mit kleinen Kügelchen) mit dem die Klaue am Mast gesichert wurde.


Der Briggsegelbaum ruhte auf der sogenannten Schulterklampe, die an der Rückseite des Großmastes angebracht war. Dieses Teil galt es nun als Nächstes herzustellen. Einziger Hinweis im Buch von Petrejus auf das Aussehen und ihre Größe ist diese Abbildung (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene").


Zur Herstellung der Klampe hab ich erstmal ein kleines Brettchen in der angenommenen Stärke genommen und an einer Stirnseite eine Rundung hineingefräst, die dem Durchmesser des Großmastes an der anzubringenden Position entspricht.


An der Unterseite dann 5 kleine Holzstücken festgeleimt


Nach dem Aushärten des Leims diese dann mit kleinen Fräsern zurechtgeschliffen. Und so sieht das Ganze fertig aus.


Im nächsten Bild sieht man die Schulterklampe an ihrer entsprechenden Position am Großmast (ca. 45 mm über dem Deck):


Zur Demonstration noch ein Bild mit dem provisorisch angebrachten Briggsegelbaum.


Mit diesem Schritt hat die Irene ihre volle Länge (Klüverbaumspitze bis Baumnock) von ca. 110cm erreicht.


Die letzten Spieren im unteren Bereich, die noch fehlen, sind der Stampfstock am Bugspriet und die Briggsegelgaffel, diese folgen demnächst. Die Schiebblinde am Bugspriet werde ich (anders als bei vielen anderen Modellen) nicht anbringen, da nach einer Spierenaufmessung von 1816 diese Spiere nicht mehr vorhanden war.

Jürgen Nicklis