Bevor ich mit dem Auftakeln der Marsstenge weitermache, habe ich mich noch mit etwas Holzarbeit aufgehalten. Nachfolgend zeige ich, wie ich die Rahen herstellen werde. Um es nicht ausufern zu lassen, zeige ich, stellvertretend für alle Rahen, nur die Herstellung der Großrah.
Im nachfolgenden Bild (abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene") ist der Aufbau einer Rahe zu sehen


Der Mittelteil hatte auf einem Viertel seiner Gesamtlänge einen achtkantigen Querschnitt. In der Mitte war die Rah am dicksten und verjüngte sich zu ihren Spitzen (den Rahnocken) hin. In der Mitte (zum Bug hin) waren die sogenannten Rackklampen genagelt, um die Rahe an Ort und Stelle zu halten. Außerdem waren auf die Flächen des Achtkantes zum Schutz noch Holzlatten aufgenagelt.
An beiden Enden befanden sich, etwas nach innen versetzt, außerdem noch jeweils zwei Nockklampen. Zum Befestigen der Leesegelspieren waren auf beiden Seiten noch Leespierenbügel befestigt, einer direkt an der Nockspitze und einer etwas nach innen versetzt. In dessen Eisenringen konnten die Leesegelspieren je nach Bedarf nach innen oder außen geschoben werden.
Für die Herstellung hab ich mich diesmal für Rundprofile aus Raminholz entschieden. Der erste Schritt bestand im Anzeichnen wie im nachfolgenden Bild sehr gut zu erkennen ist.


Die Überstände rechts und links braucht man zum Einspannen in die Drechselvorrichtung.
Für das in Form bringen der Rahe füge ich hier keine Bilder ein, da ich hier ähnlich wie bei den Marsstengen vorgegangen bin. Im Mittelteil habe ich mit meinem Frästisch ganz vorsichtig einen Achtkant angefräst. Vorsichtig deshalb, weil der Rundstab schon ziemlich genau den Durchmesser der Rah hatte und ich aus diesem Grund auch nur einen Versuch hatte. Anschließen galt es das Ganze in der Drechselvorrichtung nur in Form bringen (siehe Marsstenge).
Für die Nachbildung der auf die Flächen des Achtkants aufgenagelten Leisten habe ich dann aus Birnbaum dünne Leisten zurechtgesägt und aufgeleimt. Mit meiner Tischkreissäge die entsprechende Breite (ca. 2mm) zu erzielen, war noch relativ einfach. Jedoch dünner wie ca 0,4 - 0,5 mm war allerdings nicht drin. So musste ich die Endbearbeitung auf schätzungsweise 0,1 mm nach dem Aufleimen erledigen.
Hier das Zwischenergebnis


Das Anbringen der Rack- und Nockklampen werde ich jetzt nicht näher erläutern, da das Vorgehen wieder dem wie beim Leesegelbaum entspricht. Also einfach entsprechende Holzteilchen an der Rah festgeleimt (natürlich an den richtigen Stellen) und mit einem kleinem Fräser zurecht geschliffen.
Viel komplizierter gestaltete sich das Problem mit den Leesegelbügel. Erstens weil ich noch nie welche hergestellt habe und dann noch das Hauptübel, ich muss mit Metall arbeiten. Igitt.............liegt mir überhaupt nicht. Naja, aber was muss, das muss.
Der äußere Bügel war mit einem Metallband, das von der Rückseite über die Spitze noch vorne verlief, befestigt. An der Spitze war dieser Metallbeschlag wie eine Art Kappe ausgeführt.
Hierfür habe ich von einem Kupferblech einen dünnen Streifen abgeschnitten und in der Mitte, an einem entsprechend dicken Stahlnagel, eine kleine Kappe angeformt. Das Ende des Stahlnagels war am Ende entsprechend rund abgefeilt. Diese Gebilde wurde dann an der Rahnock festgeklebt. Das sah dann so aus.


An der Spitze der Kappe dann noch ein kleines Loch gebohrt und das erste Problem war gemeistert. Die kleine Bohrung dient zur Aufnahme des eigentlichen Leespierenbügels.


Wenn man das so liest, klingt es ziemlich easy, ihr könnt mir aber glauben, dass ich wegen dieses Teils fast meine Werkbank gefressen hätte.
Als nächstes galt es, die Metallringe für die Bügel zu fertigen. Man hatte ich einen Bammel, doch stellte sich heraus, dass dieses Teil eigentlich einfacher war als die vorangegangenen Metallbeschläge.
Für die Ringe habe ich mir Messingrohr mit einem Innendurchmesser von 3 mm besorgt, kommt bei den Unterrahen so ziemlich hin. Bei den Marsrahen muss ich noch etwas dünneres besorgen.
Für das Anbringen eines dünnen Messingdrahtes musste nun eine kleine Bohrung her. Hierfür hab folgende Schablone gefertigt.


Hiermit war es sehr einfach, eine exakte Bohrung anzubringen, wie man im nächsten Bild sehr schön sehen kann.


Mit Hilfe des Bohrständers und einer Trennscheibe den Ring in der entsprechend Breite abtrennen und die erste Hürde war genommen.


Am Ring hab ich dann nur noch ein kleines Stück dünnen Messingdrahts befestigt, gebogen und in der Bohrung an der Rahnock festgeleimt.
Hier noch ein Bild mit dem fertigen Bügel an der Nock.


Bei dem äußeren Bügel habe ich zum Befestigen des Messingdrahtes am Ring fälschlicherweise mal wieder mit Kleber gearbeitet. Bei dem inneren Bügel hab ich dann aber, wie man nachfolgend erkennen kann, gelötet. Ist klar die bessere Alternative.


Das Befestigen des inneren Bügels war dann einfach. An der entsprechenden Position einfach mit schwarzem Papier das an der Rah befindliche Metallband nachgeahmt, ein Loch in der Mitte des Bandes gebohrt und den Bügel mit Hilfe des Messingdrahtes in der Rah verleimt.
Hier das vorläufige Endergebnis. Die Leesegelspiere ist nur ein Provisorium zu Demonstrationszwecken.


Über die Farbgebung bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Einzig dass die Metallteile noch geschwärzt werden steht schon fest.
Das war es dann mal wieder, bis zum nächsten Mal
Jürgen Nicklis