Als nächstes steht die Takelung des Klüverbaums auf dem Programm.
Bevor ich aber loslegen konnte, musste der noch fehlende Stampfstock angebracht werden. Durch den Stampfstock führten die Stampfstage, die den Klüverbaum nach unten verspannten. Hier kommen verschiedene Ausführungen in Frage. Die Holländer bevorzugten zur Zeit der Irene einen zweigeteilten. Aufgrund der Tatsache, dass die Irene ja ursprünglich von den Engländern gebaut wurde, käme auch ein einfacher Stampfstock in Frage. Dieser wäre natürlich wesentlich einfacher herzustellen und ist auch bei den meisten Modellen zu sehen. Doch denke ich, dass solch ein Teil, welches den Wellen extrem ausgesetzt war, des öfteren mal ersetzt wurde. Aus diesem Grund entschied ich mich für die aufwendigere Variante.
So, nun war das letzte Hindernis ausgeräumt. Begonnen hat das Ganze mit den Laufstagen des Bugspriets, gefolgt von den Fusspferden des Klüverbaums.
Die Laufstage waren zum Schiff hin an den Judasohren (Hölzer am Bug die beiderseits des Spriets herausragten) und am Eselshaupt des Spriets befestigt. Zuerst galt es entsprechende Ringbolzen für die Judasohren herzustellen. Um solch feine Ringbolzen herstellen zu können, hab ich die Spitze meiner Rundzange etwas überarbeiten müssen.
Nun folgte die Herstellung des Ausholringes, welchen ich aus entsprechend starkem Kupferdraht gefertigt habe (Löten war angesagt). Dieser musste über den Klüverbaum geschoben werden, bevor die Fusspferde angebracht wurden.
Anschließend galt es noch einen Aufhänger aus gekleidetem Tauwerk herzustellen, der sich an der Doodshoofd-Einbindung des Fockstages befand. Im folgend Bild ist dieser in der Mitte des Laufstages zu erkennen.
Die Fusspferde waren an die Klüverbaumspitze entweder mit einem Auge oder einem Überhandknoten befestigt. Am anderen Ende wurden sie, direkt hinter dem Spriethaupt, mit mehreren Schlägen um den Klüverbaum genommen. Auch sind die Knoten an den Fusspferden zu erkennen, die zum besseren Halt dienten.
Entgegen meiner ursprünglichen Absicht die Blinderah nicht anzubringen, hab ich es jetzt doch gemacht. Diese wegzulassen beruhte auf einer Bemerkung von Petrejus, das diese bei der Irene vernachlässigt werden kann, da sie keine Schiebblinde (das Segel unter dem Bugspriet) fuhr. Später schrieb er jedoch, dass die Blinderah zum Verspannen des Klüverbaums oft noch beibehalten wurde. Aus diesem und vor allem auch aus optischen Gründen hab ich die Blinderah nun doch angebracht.
Diese wurde mit einem sogenannten Blinderah-Rack unter dem Spriet aufgehängt.
(abgewandelt aus Petrejus, "Das Modell der Brigg Irene")Die Rah selbst ist aus einem Stück Raminrundholz in der Bohrmaschine angefertigt. Auf der Rah mussten dann, für die Ringbolzen der Klüverbackstage, noch vier Bohrungen angebracht werden. Dazu hab ich die Rah auf ein Stück U-Profil gelegt, um ein Verdrehen zu verhindern und somit immer genau die Mitte zu haben.
Ich denke aus der nächsten Abbildung müsste gut hervorgehen, was gemeint ist.
Nach dem Bemalen der Rah erfolgte das Befestigen am Spriet mit dem schon erwähnten Blinderah-Rack.
Auf dem Bild sind auch schon die Blöcke zum Umlenken der später folgenden Stampfstage zu erkennen.
Als nächstes erfolgte das Befestigen der Klüverbackstage. Zum besseren Verständnis aber erstmal eine abgewandelte Abbildung aus dem Buch von Petrejus ("Das Modell der Brigg Irene").
Die Klüverbackstage (oder auch Klüvergeien) dienten zum seitlichen Verspannen des Klüverbaums. Es kamen zwei Varianten in Frage, wobei die obere die häufigere war (rot markiert). Für diese hab ich mich dann auch entschieden. Jetzt ist auch die Position des Ausholringes sehr gut zu erkennen. Der mit Haken versehene Block wurde an einem Ringbolzen am Bug eingehakt.Nach den Klüvergeien folgten letztendlich die Stampfstage, welchen den Klüverbaum nach unten hin verspannten. Diese führten von der Klüverbaumspitzen nach unten durch den Stampfstock und von dort aus über einen einscheibigen Block weiter zum Bug.
Die Taljen der Klüvergeien und der Stampfstage wurden auf der Back festgesetzt.
Wenn man dieses Bild mit älteren Bildern (z.B. oben in diesem Bericht) vergleicht, fällt einem auf das der Bugbereich überarbeitet ist. Es traten Probleme auf, die Läufer der Taljen richtig zu belegen. Deshalb hab ich (nach entsprechenden Hinweisen) eine Nagelbank angebracht, die ich in den Plänen total übersehen hatte. Auch hat sich dadurch die Befestigung des Großstages geändert.
In diesem Zuge bot es sich an, auch gleich die noch fehlenden Butluve anzubringen. Der Butluv war eine kurze, kräftige Spiere, die vorne am Bug angebracht war und auf der Galionreling auflag.
Beim ständigen Hantieren mit dem Schiff ist mir aufgefallen, dass die Blinderah recht instabil ist. Obwohl sie bei der Irene nur zum Stabilisieren des Klüverbaums vorhanden war, denke ich mittlerweile, dass sie trotzdem vollständig getakelt war. Aus diesem Grund habe ich aucu die Topnanten angebracht.
Die Brassen werden in kürze noch folgen.
Bei den Blöcken handelt es sich um gekaufte, die aber sorgfältig überarbeitet worden sind. Das Herstellen der an den Blöcken befindlichen Haken erfolgt nur noch mit der schon gezeigten Zange. Das Befestigen an den Blöcken hingegen geschieht weiterhin wie beim Takeln der Karronaden beschrieben.
So, das war's denn mal wieder.
Jürgen Nicklis