Beiboote


Petrejus schreibt in seinem Buch, daß drei Beiboote sehr wahrscheinlich waren. Diese sind zwei Barkassen (24 und 30 Fuß) zwischen den Masten und eine Jolle am Heck. Diesen Vorschlag wollte ich auch übernehmen.
Nach einem missglückten Versuch die Beiboote selbst herzustellen dachte ich daß Beiboot-Bausätze mein Problem lösen. Gleichzeitig reduzierte ich meine Vorstellung auf zwei Beiboote, welches in der Realität auch sehr wahrscheinlich war.
Nach etwas Suchen im Internet fanden sich die passenden Größen von ca. 11 und 15 cm. Die gefundenen Bauformen waren zwar Schaluppen, doch sahen die abgebildeten Boote den benötigten sehr ähnlich (jedenfalls für den Laien) und waren aus meiner Sicht also gut genug.
Nach Erhalt der Lieferung traf mich fast der Schlag. Das die Bausätze von der Ausstattung her recht bescheiden waren (ein Brettchen mit gelaserten Teilen und die Beplankung) hätte ich gerade noch verkraftet. Die Holzteile des größeren Bootes waren ein ganz anderer Bootstyp (ähnlich einem Walfangboot) und entsprachen nicht der beigelegten Anleitung, wenn man hier überhaupt von einer Anleitung sprechen kann. Nach einer gewissen Bedenkzeit entschloss ich mich den Bausatz (Bausatz..........lachhaft!!!) umzugestalten. Ein Teil der Spanten habe ich genommen und anders angeordnet um am Bug schneller an Breite zu gewinnen. Nach hinten hin habe ich dann 3 neue Spanten hinzugefügt, die ich aus dem Restholz des Pseudobausatzes konstruiert und ausgesägt habe. Das Heckbrett ist aus einem Lindenholzbrettchen (Eigenbestand) angefertigt. Dann musste der Verlauf des Bugs noch korrigiert werden.
In der nachfolgenden Abbildung ist (denk ich jedenfalls) gut zu erkennen was ich bis hierher beschrieben habe.


Nach dem Zusammenleimen des Kiels und der Spanten erfolgte das Anbringen der Planken. Hier probierte ich für mich etwas Neues aus und arbeitete mit Kontaktkleber. Dies hat den Vorteil das man die Planken vorher schön anpassen und dann ohne Fixierhilfen wie Nadeln anbringen kann.
Nach dem Beplanken mussten die viel zu wuchtigen Spanten mit einem Schleifer bearbeitet werden. Nach getaner Schleifarbeit folgten jetzt noch die Sitzbänke. Diese waren natürlich im Pseudobausatz auch nicht enthalten und sind aus Lindenholzleisten selbst hergestellt.
Bei der Bemalung hab ich mir das Boot ein bisschen versaut. Die oberste Planke sowie Abdeckdeckung entlang der Bordwand bestehen aus einer speziellen hochbiegsamen Leiste (ebenfalls Eigenbestand). Die zum Bemalen verwendete Acrylfarbe war viel zu dünnflüssig und die biegsamen Leisten sah nach dem Aufbringen der sehr wässrigen Farbe aus wie mit Wasser bestrichenes Papier. Auch ist der Kontaktkleber nicht Wasserfest und die Beplankung hat sich teilweise leicht gelöst. Hab zwar im Großen und Ganzen alles wieder einigermaßen hinbekommen, doch ist der Verlauf der Beplankung sehr wellig. Als Standmodell zwischen den Masten ist hiervon aber nicht viel zu sehen und werde ich es trotz allem verwenden.
Hier ist das Endergebnis zu sehen



Das Gute an dieser Erfahrung ist die Erkenntnis, das mein erster Versuch ein Beiboot zu bauen nur an der Verwendung des falschen Holzes und der falschen Reihenfolge des Arbeitsablaufes gescheitert ist. Aus diesem Grund erspar ich mir beim zweiten Boot die Pseudobausatz-Geschichte und baue es komplett selbst.
Im Übrigen habe ich den zweiten Bausatz zur Begutachtung an Lars geschickt. Er war derselben Meinung wie ich, daß man den Pseudobausatz eigentlich nur zu einem gebrauchen kann:
Ihn anderen Leuten zeigen um sie vor solchen Dingern zu warnen!

 

Kompletter Eigenbau einer Jolle


Wie schon angedeutet hab ich das zweite Beiboot selbst zusammengezimmert.
Im Prinzip wird nachfolgend beschrieben wie der Rumpf eines Schiffes gebaut wird, nur halt etwas kleiner. Die dafür benötigten Risse sind im Buch von Pertejus vorhanden. Diese habe ich einfach eingescannt, mit einem Zeichenprogramm auf ein Blatt übertragen und dann ausgedruckt.


Der nächste Schritt bestand in dem Ausschneiden und nachfolgendem Aufkleben der Spanten und des Kielschweins (das längliche schmale Teil) auf entsprechende Holzbrettchen. Die Holzbrettchen hab ich aus Buchenleimholz (in jedem Baumarkt erhältlich) mit Hilfe meiner Tischkreissäge selbst hergestellt, da ich momentan nichts Passendes zur Hand hatte. Der nächste Schritt war das Aussägen und Nacharbeiten der Teile. Beim Aussägen der Spanten habe ich die Höhe so gewählt das sie mit Kiel nach oben auf der Helling montiert werden konnten. Dies ermöglicht ein genaueres Ausrichten der einzelnen Spanten. Auch das Verleimen des Kielschwein mit den Spanten ist wesentlich einfacher.


An Spant Nr. 9 sieht man wie unnötiges Material entfernt wird. Dies braucht nicht zu exakt sein. Grund: Wenn später alle Planken aufgeleimt sind, werden die Querverbindungen entfernt und die Spantstärke auf ca. 1 – 1,5 mm zurück geschliffen.
Bis vor kurzem habe ich das Bearbeiten der Kleinteile ausschließlich mit Schlüsselfeilen bewerkstelligt. Vor kurzem habe ich aber ein Buch über den Bau historischer Schiffe von Phillip Reed gekauft, in dem wunderbar das Arbeiten mit kleinen Schleifern bzw. Fräsern in einer biegsamen Welle (oder Minibohrmaschine) gezeigt wird. Aufgrund dieses Buches benutze ich jetzt sehr oft diese Hilfsmittel und vieles geht jetzt um einiges leichter, schneller und oftmals auch genauer. Wollt ich nur mal für diejenigen erwähnen, die genauso wie ich, nicht von allein auf die einfachsten Ideen kommen. Dabei lag das Teil samt Zubehör die ganze Zeit in meinem Werkzeugschrank.
So, nun musste eine Helling her. Diese fällt recht einfach aus da die Teile ziemlich klein sind. In meinem Fall war es einen Stück einer Buchenleimholzplatte auf das ich eine Kopie des Längsschnittes der Jolle (Draufsicht) mit der Anordnung der Spanten aufgeklebt habe. Darauf habe ich dann kleine Leistenstücke im rechten Winkel zur Längsachse so aufgeleimt, das an den richtigen Stellen kleine Freiräume, der Spantmaterialstärke entsprechend, entstanden sind. Anstatt der Leisten ist es wahrscheinlich besser kleine Brettchen entsprechend der Spantfreiräume zu verwenden. Ich hab in diesem Fall nur Resteverwertung betrieben.


In die Helling werden die Spanten und das Kielschwein entsprechend ihrer Position in die Helling eingesetzt und miteinander verleimt.


Hier ist alles mal zum Veranschaulichen zusammengesetzt. Man erkennt auch sehr schön das mit dieser Bauweise das Zusammenleimen der Spanten wesentlich einfacher ist, als wenn der Kiel unten ist und die Spanten auf diesen aufgesetzt werden.
Da das Kielschwein bewusst sehr dünn gehalten ist, um die später auszuführenden Schleifarbeiten auf ein Minimum zu reduzieren, hab ich zur Versteifung der Konstruktion noch zwei Leisten längs oben auf die Spanten geleimt. Bevor Beplanken angesagt ist müssen jedoch erstmal die Spanten noch gestrackt (Spantaussenkante dem Verlauf der Planken anpassen) werden. Hierbei sollte man aufgrund der kleinen Abmessungen sehr sorgfältig arbeiten um einen gleichmäßigen Verlauf der Planken zu erzielen. Danach ging’s an das mühselige Beplanken. Hier benutzte ich nicht wie beim Bausatz die Nussbaumfurnierleisten von nur 0,5 mm Stärke sondern fertigte welche aus Lindenholz mit den Maßen 2,2mm (Breite) x 1mm (Stärke). Zwar mussten diese dann zum Biegen in heißes Wasser gelegt werden, doch konnte ich nach dem Anbringen der ganzen Planken den Rumpf wesentlich besser verschleifen. Nach dem Anbringen und Verschleifen der Planken brachte ich dann noch den Kiel sowie Vor- und Achtersteven an. Um die Leisten biegen zu können hab ich sie in heißes Wassers gelegt um sie aufzuweichen. Mit dieser Methode komme ich am besten zurecht. Das Aufkleben erfolgte diesmal nicht mit Kontaktkleber, sondern wieder mit Holzleim was ich persönlich für die bessere Lösung halte.


Der fertig beplankte Rumpf. Hier sind die Längsversteifungen auch gut zu erkennen
Nun war es an der Zeit alles Unnötige zu entfernen. Der erste Schritt war das Entfernen der zwei mittleren Spantstreben und das Einkleben der der dort befindlichen Sitzbank. Dadurch hatte der Rumpf wieder eine Querverstrebung so dass nun alles unnötige Material entfernt werden konnte. Als nächstes erfolgte die Reduzierung der Spantstärke mit Hilfe eines Schleifers, was in der nächsten Abbildung sehr schön zu erkennen ist.


Der Weg war geebnet für's große Finale. Das Innenleben in Form von Bodenplanken und Sitzbänken konnte endlich hineingeklebt werden. Danach fehlte nur noch die Bemalung welche dem ersten Beiboot angepasst wurde.
Hier das Endergebnis:


Im Großen und Ganzen bin ich doch recht zufrieden und werde in Zukunft das Geld für Bausätze sparen und die Boote selbst bauen.
Gruß
Jürgen
Fortsetzung folgt