HMS Achilles 1757
Dekoration
Eine Herausforderung war Entwurf und Fertigung der Galions- und Heckdekoration. Ich hatte zwar die HMS Achilles u.a. auch deshalb ins Auge gefasst, weil zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung 1757 die üppige Dekoration von Galion und Heck durch Admiralitätsordner aus Kostengründen bereits eingeschränkt war (barocke Üppigkeit wurde um 1703 durch neuklassischen Stil = „Georgian“ ersetzt) und somit auch für mich als Modellbauer überschaubares Schnitzwerk anstand.
Trotzdem erwies es sich als spannend, die Figuren zu entwerfen und aus Vollholz zu schnitzen. Da keine Dekorationen auf den Plänen abgebildet waren, musste ich, unter Zuhilfenahme der Modell-Bilder, Aussehen, Größe und Lage des Schnitzwerkes dementsprechend anpassen. Wider Erwarten gelang dies einigermaßen:
Bemalung
Das zeitgenössische Modell der Achilles im Science Museum London zeigt blau gestrichene Heck-, Bug- und Seitenflächen mit Sieges- und Beutemotiven. Es ist kaum anzunehmen, dass das Schiff selbst derart aufwändig bemalt war. Eher muss man von einer künstlerischen Freiheit der damaligen Modellbauer ausgehen. Ich übernahm diese phantasievolle Ausschmückung, wobei ausschließlich matte Farben verwendet wurden.
Das Heck
Das linke Bild zeigt eine der Heckfiguren während der Entstehung noch ohne Arme. Diese wurden seperat angefertigt und angepasst. Das rechte Bild zeigt die fertige Figur am Modell.
Die nächsten beiden Bilder zeigen die Heckdekoration während der Entstehung.
Um 1715 verschwanden die bauchig-gedrungenen Laternen auf englischen Schiffen und wurden durch gradlinige Muster, wie dargestellt, ersetzt. (Quelle: Howard, 1983). Das linke Bild zeigt eine der laternen während der Fertigung. Das linke Bild zeigt die Laterne am Modell sowie einige Putten und Wappen
Typisch für Konstruktionsmerkmale ihrer Zeit, hatte die Achilles, im Gegensatz zu Schiffen des frühen 18. Jahrhunderts, ein relativ breites Heck (sollte dem Schiff einen “besseren Sitz auf dem Wasser“ verleihen) sowie als Zweidecker 2 verglaste Fensterreihen bei nur einer Galerie.
Das Galion
Um 1700 erfuhr die Galionskonstruktion eine stilistische Änderung: Sie wurde kürzer und kräftiger. Zusätzlich verkürzte man ca.1715 das Schnabelknie und zog die Bugspanten hoch bis zur Oberdeckshöhe. Das obere Galionsims zeigte eine Rückwärtsbiegung, was dazu führte, dass die Galionsfigur einen sehr aufrechten Stand bei „vorgestrecktem Bauch“ einnahm (Howard, 1983). Die Achilles profitierte zudem von einer Admiralitätsorder aus den 30er Jahren, die erlaubte, dass, statt des üblichen Löwen für Schiffe niedrigen Ranges, auch auf den Schiffsnamen bezogene Galionsfiguren angebracht werden durften.
Das linke Bild zeidie Galionsfigur mit zeittypischem aufrechten Stand und „vorgestrecktem Bauch“, das mittlere Liegefutterverzierungen zwischen den Galionsimsen. Auf dem rechten Bild, welches aus einer späteren Bauphase des Modells stammt, ist das rückwärts gerichtete, vertikale Galionsims mit der oben angebrachten Volute (= Schnecke) zu erkennen. Das letzte Bild zeigt das fertige Galion.
Dr. Volker Wendt