Baubericht: HMS Tiger (C20) in 1/600 Teil 4

Aufgrund meiner Befürchtung, dass das Vorschiff meines Modells zu kurz sein könnte, wurde das Modell grob vermessen. Dazu lade ich das Foto einer –möglichst wenig perspektivisch verzerrten - Seitenansicht ins CAD und vergrößere den Rumpf auf die Originallänge (hier 168,3 m). Dann zeichne ich die Hauptlinien (Rumpf, Decks, Aufbauten, Geschütze) nach und vermaße sie mit dem Verkleinerungsfaktor 1/600. Diese Werte vergleiche ich mit dem Modellschiff.

Baubericht: HMS Tiger (C20) in 1/600 Teil 4

Zum Vergleich: Die aus dem Foto ermittelten und auf 1/600 umgerechneten tatsächlichen Schiffslängen und (in Klammern gesetzt) die Abmessungen des Modells:

39,41 mm (42,1 mm)
49,91 mm (55,5 mm)
64,18 mm (74,7 mm)
106,41 mm (117,6 mm)
168,92 mm (174,3 mm)
239,54 mm (241 mm)
282,17 mm (284 mm)

D.h. dass mein vorderes Geschütz fast richtig positioniert ist, das Deck für Geschütz 2 rund 5 mm zu lang ist, die Brückenaufbauten mit ca. 42 mm die korrekte Länge haben usw.
Die Zuverlässigkeit dieser Ergebnisse hängt natürlich sehr stark von der Qualität des verwendeten Fotos ab. Hätte ich z.B. vor, diesen 5 mm-Fehler zu beheben, würde ich die Messungen mit einem anderen Bild /Bildausschnitt noch einmal durchführen. 5 mm entsprechen im Maßstab 1/600 gerade einmal 3 Meter und ich denke, bei einem 168 m langen Schiff ist das eine vernachlässigbare Abweichung. Vorerst wurde an dieser Stelle (noch) nichts korrigiert.

Allerdings habe ich das erste Aufbaudeck, auf dem die 3“ Zwillingskanone steht etwas überarbeitet. Die erhabenen Strukturen, die einem übergroßen TicTacToe-Feld ähnelten, wurden entfernt. Zudem war die Fläche deutlich nach innen gewölbt und musste mit einigen Feilstrichen geplant werden.

Mein Modellmarine-Kollege Jörg schickte mir einen sehr hilfreichen Seitenriss des Schiffes zu und dank dieser Zeichnunghabe ich den Gürtelpanzer auf die richtige Länge (bis zum vorderen Geschützturm) bringen können. Dazu wurde einfach ein 0,3 mm dicker Plastikstreifen vor die bereits vorhandene Panzerung geklebt und beigeschliffen.

Baubericht HMS Tiger in 1/600 - Teil 4Baubericht HMS Tiger in 1/600 - Teil 4

Entlang der Rumpfkante entfernte ich alle rechteckigen Strukturen, welche die großen Festmach-Klampen des Kreuzers darstellen sollten. Als erste Ätzteile wurden die Türen an die Wände der Aufbauten geleimt. Der Holzstreifen, der unter die Messerklinge geklebt wurde, dient als Führung und als Abstandhalter für das Gravieren der Handlaufpositionen.

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So sieht das Ganze dann „im Betrieb“ aus: In diese schmale Kerbe wurden die Handläufe (Kupferlackdraht 0,14 mm) mit Sekundenkleber eingebettet.

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Mit der gleichen Methode wurden die Handläufe an den hinteren und vorderen Aufbauten angebracht. Die beiden Seitenteile der Brückenaufbauten erhielten eine zusätzliche Plattform, die zum Handling der Führungsleine bei RAS-Manövern diente.

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Als nächstes musste der Mittschiffsbereich auf Vordermann gebracht werden, was sich als enorm schwierig erwies. Nicht weil es technisch zu anspruchsvoll war, sondern weil ich so gut wie kein auswertbares Bildmaterial hatte. Ursprünglich sah das Modell mittschiffs so aus, wie auf dem linken Bild. 

Diese „Erhebungen“ hatte ich bereits entfernt, weil sie allesamt zu flach, zu schmal, zu ungenau waren. Nachdem nun der Deckbereich neu vorbereitet war, galt es, sie maßstäblich und vorbildgetreu neu anzufertigen. Nachfolgend zwei Bilder aus diesem Sektor, bei denen man die Höhe der großen Lüfter recht gut abschätzen kann und die Form und die Anbauten des hinteren, dreieckigen Deckhauses erkennbar sind. Auch die Formen der weit ausladenden Lüfterjalousien und der Sockel für die Zielverfolgungsradare kommt auf den Fotos sehr gut zur Geltung.

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Als erstes wurde die Schornsteinbasis und das dahinter liegende Deckhaus mit Hilfe von angeklebten Kunststoffplatten vergrößert. Die kleinen Lüfter wurden entfernt. Auf der Fräse wurden anschließend die Winkel der Seitenwände angepaßt.

Baubericht: HMS Tiger (C20) in 1/600 Teil 4

Um die großen Lüfter anzufertigen, bediente ich mich aus der Laufrollen-Krabbelkiste meiner Frau, die ein Faible für den Panzermodellbau hat.
Ein Laufrad mit brauchbaren Maßen wurde halbiert, schräg angefeilt und beidseitig mit Sheet beplankt.

 Baubericht: HMS Tiger (C20) in 1/600 Teil 4

Die halbrunde Kontur wurde mittels Feile und Schleifpapier herausgearbeitet. Dann wurde der Rohling erneut geteilt und stirnseitig mit einer 1mm Platte verlängert

Baubericht: HMS Tiger (C20) in 1/600 Teil 4

Die großen Jalousien entstanden aus einer Grundplatte aus Papier. Die umlaufenden  Rahmen wurden aus gezogenen Gießästen angefertigt und die Lamellen deutete ich mit aufgeleimten 1/700 Reelings an. Wirklich zufrieden war ich mit der Ausführung der Lamellen nicht. Möglicherweise werden sie noch inmal geändert; vielleicht mit Metallfolie oder Magic Sculp.

Übrigens: Beide Schornsteinkappen werden noch durch dünne Blechkappen ersetzt. Abgesehen von der geringfügig falschen Formgebung sind beide Schlote fehlerhaft abgeformt und natürlich viel zu dickwandig.

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Kleinere Anbauten und zusätzliche Lüftungsrohre komplettierten die Schornsteinbasis. Das andere Deckhaus wurde – soweit es auf den vorliegenden Fotos erkennbar war- ebenfalls detailliert. Allerdings war mir nicht klar, ob es sich bei den Deckhäusern um zwei separate Aufbauten handelt oder ob sie konstruktiv miteinander verbunden waren.

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Zum Ende dieses Bauabschnittes noch einmal alle neuen Veränderungen auf einem Foto:

Baubericht: HMS Tiger (C20) in 1/600 Teil 4

Lutz

Ende Teil 4