Mora,ca.1066

Ausstattung des Rumpfes mit Bug- und Heckfigur, Ruder, Mast und Stenge

Der Teppich von Bayeux zeigt das Flagschiff von Heinrich dem Eroberer mit einem Drachenkopf als Bugfigur und mit einer stehenden weiblichen Figur als Heckfigur, die in den Händen eine Lanze und ein Horn hält. Die Figur gab dem Schiff wohl auch seinen Namen.

Die Beschreibung im Plan gibt die Grundform vor und spezifiziert, dass die Form aus 3 mm Sperrholz ausgeschnitten und mit einem Messer in Form gebracht werden soll. Das ganze sieht dann allerdings etwas mickrig aus, weil zu flach. Ich habe mich daher entschlossen die beiden Figuren stärker dreidimensional darzustellen.

Hierzu habe ich eine Kopie von Bug und Heckfigur auf 3 mm Sperrholz aufgeklebt und mit der Dekupiersäge ausgeschnitten. Im nächsten Arbeitsgang habe ich die Teile der Figuren, die ich dreidimensional darstellen wollte, jeweils 2mal separat auf Stiele von „Eis am Stiel“ geklebt, ausgesägt und mit Messer und Feile in Form gebracht. Ich war überrascht, wie leicht dies mit diesem hervorragenden Werkstoff ging. Das Holz von „Eis am Stiel“ ist splitterfrei, fasert nicht und lässt sich sehr fein bearbeiten. Zudem ist ein Eis am Stiel ein netter Start vor dem eigentlichen Arbeiten. Die so erzeugten Details habe ich sodann auf die Grundfiguren geklebt und mit einer Nadelfeile die Übergänge und Kanten geglättet. Im Anschluss wurden die Figuren bemalt und probeweise in die vorgesehene Position an Bug und Heck eingesetzt. Die Herstellung in dieser Bauweise ist aus den folgenden Bildern erkennbar.

 

Der Drachenkopf am Bug besteht nun aus der Grundform, 2 Teilen Schnauze, 2 Teilen Hinterkopf, 2 Teilen Halsverzierung, und 2 Teilen für die Verbreiterung des Schafts. Die Figur der Mora aus der Grundform, 2 Teile Körper, 2 Teile Frisur, 2 Teilen Arme. Die Lanze habe ich aus einem Messingstab gefertigt und das Horn aus Holz. Letzteres wollte ich ursprünglich aus Papier als Hohlkörper darstellen, das Ergebnis war aber nicht befriedigend. Etwas knifflig war das Darstellen von Gesicht, der Hände und das Anbringen der Lanze. Für das Halten der Lanze habe ich das filigrane Bauteil „Arm mit Hand“ mit einer 2 mm Bohrung versehen und die Lanze durchgesteckt. Die folgenden Bilder zeigen die beiden Figuren in ihrer endgültigen Stellung an Bug und Heck.

 

Die beiden Figuren wurden wieder ausgebaut, da sie ja doch empfindlich sind und an exponierter Stelle stehen und ich wendete mich nun dem Ruder und dem Ruderlager zu. Das Ruder selbst bereitet keine Probleme. Es wird aus drei Bauteilen zusammengebaut, dem Ruderblatt, dem Ruderschaft und der Ruderpinne. Das Ruderblatt wird aus 1 mm Sperrholz ausgesägt und mit dem aus 3 mm Sperrholz gefertigten Schaft verklebt. Die Übergänge werden verschliffen und die Kanten des Ruderblatts gerundet, sodann die Ruderpinne eingeklebt

Eine kleine Herausforderung hingegen ist die Positionierung und Herstellung des Ruderlagers. Laut Bauplan wird das Ruderlager aus einer ebenen Platte und einem kugelförmigen Gebilde zusammengesetzt. Das Ruder soll mit einem Nagel am Ruderlager befestigt werden. Zum einen lässt sich das Ruder nach Befestigung mit einem Nagel nicht mehr drehen. Im Original verwendeten die Bootsbauer hier eine aufgefaserte Weidenrute, die im Innern des Schiffs mit dem Ruderspant verwoben ist. Zum anderen liegt das Ruderlager in einem Bereich, in dem drei Plankengänge bereits sehr eng verlaufen, so dass sich eine ebene Grundplatte auf Grund der beiden Plankenübergänge nicht so richtig gut anbringen lässt. Zur Führung des Ruderschafts war außerdem am obersten Plankengang eine Verdickung mit einer halbröhrenförmigen Aussparung vorgesehen.

Zur Positionierung des Ruderlagers habe ich mir eine Pappschablone gefertigt, über die ich den Mittelpunkt des Lagers festgelegt habe. An dieser Stelle durchgebohrt, landete ich natürlich knapp neben dem Ruderspant im Innern des Schiffs über Deck. Laut Plänen war der Ruderspant gedoppelt, um die Ruderkräfte aufzunehmen. Ich habe daher die Gelegenheit genutzt und auch dieses Detail im nach hinein gebaut und die Bohrung dann durch diese Doppelung geführt.

Zurück zum Ruderlager. Nach der Erfahrung mit Heck und Bugfigur habe ich die ebene Grundplatte ersetzt durch ein aus drei Schichten zusammengesetztes Bauteil, um der Kontur der zwei Plankenübergänge zu folgen. Dieses Bauteil habe ich mit dem Rumpf verklebt und kleine Lücken mit Holzspachtel verschlossen. Ebenfalls aus mehreren Schichten habe ich nun das kegelförmige Ruderlager hergestellt und mit der Grundplatte verklebt. Im Anschluss habe ich die erforderliche Plankenverdickung für die Lagerung des Schafts hergestellt, am obersten Plankengang positioniert, befestigt und mit vier Bohrungen durch die Planke versehen. Eine Probe mit dem Ruder hat gezeigt, dass es nicht ganz senkrecht hing. Dies ließ sich durch Abschleifen des Ruderlagers und leichtem Ansenken des Ruders an der Lagerstelle mühelos korrigieren. Ein mit einem Zierknoten versehenes doppeltes Stück Tau ersetzt den Nagel. Seine Befestigung im Innern ist eine allerdings auch heute noch ein offene Baustelle. Ein kleiner Ring am Ruderblatt selbst befestigt dient als Befestigungspunkt für die Sicherungs- und Holleine des Ruders.

 

Problemlos ist die Herstellung von Mast und Stenge. Beide Bauteile sind konisch. Hierzu wird Rundmaterial in das Bohrfutter einer langsam drehenden Bohrmaschine eingespannt, an der Spitze mittels eines Führungsholzes gelagert und mit Schmirgelpapier angepasst. Ich ließ es mir nicht nehmen, in den Mast eine funktionierende Umlenkung für das Fall einzubauen. Die kleine Scheibe ist mittels eines kleinen Nägelchens befestigt.

Mora,ca.1066

 


Bruno Schilli