Das Deck


Viel Arbeit und viel unterwegs - der Bau der Yamato zieht sich leider ordentlich in die Länge.
Die zwei Decksteile mit ihren angeformten Aufbauten sind die Achillesferse des Tamiya-Bausatzes. Trotz vorhergehender Trockenpassung wollte das alles nicht so richtig passen. Der Stoß der zwei Deckshälften liegt offen sichtbar (soviel zu japanische Formenbaukunst) an prominenter Stelle, zu allem Überfluß ergaben sich bei mir stellenweise auch noch Niveauunterschiede!
Da hilft nur Spachteln und Schleifen wobei die erhabenen "Plankenfugen" an dieser Stelle natürlich dran glauben müssen.
Tamiya Yamato - Decksstoss
Trotz aller Bemühungen ist bei meinem Modell eine sichtbare "Bodenwelle" an dieser Stelle zurückgeblieben. Um die Sache nicht zu verschlimmbessern habe ich das Deck an dieser Stelle so gelassen. Gemäß dem Motto "verstecke was Du nicht reparieren kannst" werde ich versuchen die Bodenwelle später irgendwie zu tarnen.
Vielleicht lasse ich dort eine Abteilung japanischer Seeleute strammstehen...

Die Decksbemalung


Um die großen einfarbigen Flächen der Yamato etwas lebhafter zu gestalten, habe ich versucht auf dem Deck den Eindruck einer Holzbeplankung zu erzeugen.
Dazu wurde das Deck zunächst mit der Farbe "Teak" von WEM grundiert. Dann wurden mit dem Pinsel freihand dunkelgraue und dunkelbraune Streifen aufgemalt. Die erhabene Decksgravur dient dabei als Führung. Es ist gar nicht so einfach bewußt eine "zufällige" Verteilung der Streifen zu erhalten. Ich mußte mehrmals nachbessern, da mir die Striefen zu regelmäßig gelungen sind.
Yamato - Deck Preshading
Nun wurde mit der Grundfarbe solange über das Deck gesprüht bis die aufgemalten Planken nur noch als subtiler Effekt wahrzunehmen sind.
Ich habe hier wieder festgestellt, daß sich die subtilen Effekte die das menschliche Auge problemlos wahrnimmt nur sehr schwer fotografieren lassen.
Yamato - Plankeneffekt

Das Flugdeck und die Fotoätzteile


Das achtere Flugdeck steht seitlich über den Rumpf hinaus und wurde deshalb im Original am Rumpf abgestrebt.
Die grobschlächtigen Stützdreiecke des Bausatzes wurden weggeschnitten und durch die sehr schönen und filigranen Ätzteile von WEM ersetzt. Bei der Positionierung habe ich mich auf die Literatur und ein gutes Augenmaß verlassen.
Yamato - Verstrebungen Flugdeck
Dann kamen die ganzen Fotoätzteile an den Aufbauten an die Reihe. Laut Anleitung zum Ätzeilesatz sollen die angegossenen Schienen auf dem Flugdeck weggeschnitten werden. Da ich dann aber große Probleme mit der Ausrichtung der geätzten Schienen bekommen hätte - die Schienen müssen auf mehreren Zentimetern Länge absolut gerade und parallel sein - habe ich die Kunststoffschiene als Führung für die deutlich höheren Ätzteile verwendet. So gerade hätte ich die ohne Führung nie hinbekommen!
Yamato - Flugdeck
Dazu kamen etliche weitere Fotoätzteile die großflächig über das Deck und die Aufbauten verteilt werden. Ohne gute Literatur ist man hier völlig hilflos!
Bei dieser Gelegenheit bin ich auf das Fundamentalproblem des Tamiya Bausatzes gestoßen - er stellt die Yamato nie und nimmer im Bauzustand von 1945 bei der Operation "Ten Go" dar. Am nächsten kommt der Bausatz noch dem Bauzustand von 1944.
Leider stimmen auch etliche Decks- und Aufbautendetails in ihren Abmessungen nicht. Die Diskrepanz zu den Zeichnungen im AOTS Band der Yamato ist teilweise gewaltig, beispielsweise bei den großen Luftschächten zwischen Turm B und dem 15cm Turm. Da sich WEM beim Ätzteileset strikt an den AOTS Band hält (was ich grundsätzlich richtig finde!), passen die Ätzteile oft nicht zu den falschen Tamiya Bauteilen. Besonders auffällig ist das bei den auf dem Deck angegossenen Munitionskisten für die WEM schöne reliefgeätzte Deckel bereithält - die passen einfach nicht zusammen.
Ich hätte also nun, um ein korrektes Modell bauen zu können, sämtliche Decksdetails wegschleifen und neu anfertigen müssen. Dabei wäre nicht nur die komplette Decksgravur zerstört worden sondern natürlich auch das zuvor mühsam bemalte Holzmuster...
Das ist eine dieser Situationen wo man auf gut bayrisch "ein Ei drüberhaut" und eben mit den Kompromissen lebt.

Abkleben und Lackierung


Vor der Lackierung hält der liebe Gott für den Modellbauer eine wahre Sträflingsarbeit bereit. Das komplette Deck muß abgeklebt werde, was bei den vielen runden und teilweise verschachtelten Aufbauten der Yamato oft nur mit winzigsten Streifen Tamiyaband zu bewerkstelligen ist.
Da ich keinen Kreisschneider besitze mußte ich mich auch Stückchen für Stückchen um jede Rundung herumarbeiten.
Yamato - Abkleben des Decks
Im AOTS-Band zur Yamato sind auf dem Flugdeck zwei Streifen Linoleumbelag eingezeichnet, leider ohne Farbangabe.
Die naheliegende Vermutung war natürlich "japanisches Linoleum sieht immer gleich aus", d.h. es ist genau der gleiche braunrote Farbton wie bei den Decks der Zerstörer und Kreuzer. Ich hatte bis dahin aber noch kein Modell mit derartigen rotbraunen Streifen gesehen!
Dominik hat das Rätsel schließlich gelöst und mich auf das 1/10 Modell der Yamato in Kure aufmerksam gemacht. Und dort ist in der Tat der gängige braunrote Linoleumbelag vorhanden.
Damit dürfte mein Modell eine der ersten "Tamiya-Yamatos" mit der richtigen Farbgebung auf dem Flugdeck sein.
Das gesamte Modell wurde nun in Tamiya "Neutral Grey" gesprüht und nach dem Durchtrocknen mit einem leicht aufgehellten Farbton die eintönigen Flächen etwas aufgelockert. Mit einem helleren Humbrol Grau wurde trockengemalt um die Konturen hervorzuheben.
Da der Grundton schon recht dunkel ist werde ich auf ein Washing verzichten, der Effekt dürfte nicht wahrnehmbar sein. Ich werde es später lieber mit ein bischen "Rost" versuchen.
Dann kam der spannende Augenblick...das Abdeckband wird entfernt.
Yamato - Aufdecken
Im Großen und Ganzen bin ich mit der Aktion zufrieden. Die eine oder andere kleine Stelle wo doch graue Farbe auf das Deck gekommen ist werde ich noch mit dem Pinsel ausbessern.
Und die rotbraunen Streifen auf dem Flugdeck machen sich ausnehmend gut!
Stefan
- Fortsetzung folgt -