Deckelbild

Modell: Yermak icebreaker, 1897, Russia
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin
Art.Nr.: 70002
Preis: ca. 36 €

Das Original

Der russische Eisbrecher Jermak war der erste Großeisbrecher der Welt. Er wurde nach den Plänen des russischen Admiral Stepan Makarow gebaut, der neben Modellversuchen auch den Schlepper Ioann Kronschtadskij benutzte, um Erfahrungen mit der Fahrt im Eis zu sammeln. Das Schiff sollte der Erforschung und Erschließung Sibiriens und der Arktis dienen. Viele der Merkmale der Jermak, u.a. die Rumpfform und die Rumpfbauweise, bewährten sich und wurden noch Jahrzehnte später bei nachfolgenden Großeisbrechern verwendet. Der ursprünglich vorhandene Bugpropeller bewährte sich in der Arktis aber nicht und wurde samt der Maschine entfernt. Auch der Bug musste nach ersten Erfahrungen in der Arktis verstärkt werden.

Anfang der 1950er wurde Jermak in Antwerpen repariert und modernisiert, u.a. wurde die Brücke deutlich vergrößert. Sie erhielt auch (später?) eine Hubschrauberlandeplattform über den achteren Aufbauten.

Jermak war 97,53 m lang und 21,64 m breit. Sie verdrängte 8200 t. Ursprünglich hatte sie vier Dreifachexpansionsmaschinen mit insgesamt ca. 9400 PS, die ihre drei Schrauben und den Bugpropeller antrieben. Die Bugmaschine für den Bugpropeller wurde ausgebaut, worauf sich die Leistung auf ca. 7500 PS verringerte. Jermak konnte 14 kn erreichen.

Die Jermak wurde von 1897-99 bei Armstrong Whitworth in Newcastle gebaut und zu ersten Erprobungen im Finnischen Meerbusen nach Kronstadt geschickt. Dort bewährte sie sich, aber bei den ersten Fahrten im Sommer 1899 in der Arktis erreichte sie zwar 81°21'N nördlich von Spitzbergen, musste aber in Newcastle modifiziert werden. Im Winter 1899-1900 half sie dem aufgelaufenen Panzerkreuzer Gromoboj und dem ebenfalls aufgelaufenen Küstenpanzerschiff General-Admiral Apraksin. 1900 und 1901 erfolgten weitere Expeditionen in der Arktis bis zum Jenesei, Franz Josef Land und Novaya Zemlya. Da die Jermak erneut beschädigt wurde, wurde ihr Einsatzgebiet in den folgenden Jahren auf die Ostsee beschränkt, wo sie auch im Russisch-Japanischen Krieg und im Ersten Weltkrieg (wahrscheinlich mit zumindest zwei leichten Geschützen unter den Brückennocks bewaffnet) blieb. Im März und April 1918 gelang es mit Hilfe der Jermak den Großteil der baltischen Flotte im „Eismarsch“ von Helsingfors (Helsinki) nach Kronstadt zu evakuieren. Auch nach dem ersten Weltkrieg verblieb sie in der Ostsee, 1929 wurde sie als Eisbrecher im Nord-Ostsee-Kanal eingesetzt. 1936 wurde sie wieder in die Arktis verlegt und zur Unterstützung des Schiffsverkehrs in der Nord-Ost-Passage eingesetzt. Am 21. Februar 1938 gelang der Jermak die Forscher von der triftenden Forschungsstation Nordpol 1 zu evakuieren. Auf der Fahrt erreichte sie 83°04’N. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs befand sich Jermak zu Reparaturen in Leningrad, wo sie während der Belagerung mit zwei 10,2 cm, zwei 7,6 cm, vier 4,5 cm und vier MGs bewaffnet wurde. Im Krieg wurde sie durch einen Minentreffer beschädigt, konnte aber repariert werden. 1949 wurde sie erneut in die Arktis verlegt, wo sie bis zu ihrer Außerdienststellung 1964 im Dienst stand. Jermak wurde 1965 abgewrackt.

Der Bausatz

Der Bausatz der Jermak von Kombrig ist einer der frühen Bausätze dieses Herstellers. Er stellt die Jermak als Wasserlinienmodell im Zustand nach der Fertigstellung dar (das Deckelbild zeigt den Bauzustand nach ab den 1950ern).

Der Rumpf ist gut wiedergegeben und auch gut detailliert. Bei meinem Exemplar war der Wellenbrecher auf der einen Seite abgebrochen. Beim Original war aber auch weiter nach achtern gezogen.

Hier die Teile für die Brücke, das Krähennest und die Kräne:

Die Brücke ist ok wiedergegeben, die geschlossenen Brückennocks sind etwas zu groß. Die Kräne sind etwas massiv und sollten dünner geschliffen werden.

Die Schornsteine sind gut dargestellt und oben aufgebohrt:

Die Lüfter sind gut gemacht, müssen aber von der Höhe jeweils angepasst werden.

Hier die Beiboote, die schön gemacht sind:

Dazu ist noch ein Teil für den gewaltigen Fockmast enthalten, was aber viel zu kurz ist. Daneben sind der Ankerkran, weitere Lüfter, Details für die Brücke und der Scheinwerfer am Bug enthalten. Letzterer ist zu groß.

Die Davits sind im Bausatz nicht enthalten.

Die Anleitung

Die Anleitung ist Kombrig typisch. Neben einem Lebenslauf (der allerdings nur auf die ersten Jahre relativ detailliert eingeht) auf Englisch und Russisch, finden sich technische Daten (nur auf Russisch), Angaben zur Bemalung (zwei-sprachig), eine Seitenansicht, eine Aufsicht, eine Übersicht über die Teile und eine Explosionszeichnung, die den Zusammenbau erklären soll.

Mit Hilfe der Seitenansicht und Aufsicht sollte der Zusammenbau möglich sein, z.B. kann die Seitenansicht für die Anpassung der Länge der Lüfter benutzt werden. Das Krähennest sollte im frühen Zustand im Gegensatz zur Anleitung nur knapp über der Brücke befestigt werden. Weitere Fotos sind insbesondere für die Takelage hilfreich und können in den unten genannten Quellen gefunden werden - allerdings muss man auf die verschiedenen Bauzustände achten (die meisten Fotos sind nicht datiert).

Der Umbau in einen der späteren Bauzustände sollte relativ einfach sein - selbst der Umfang der Veränderungen im Zustand kurz vor der Außerdienststellung ist ja übersichtlich (vergrößerte Brücke, Modifikation des Fockmasts, Antennenträger am achteren Schornstein, neue Davits, Hubschrauberlandeplattform).

Quellen

Fazit

Dieser ältere Kombrig-Bausatz ermöglicht einen relativ problemlosen Bau eines Modells dieses ersten Großeisbrechers.

alt guter Durchschnitt

Lars