Deckelbild

Modell: SMS Bayern, 1915
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/350
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 3520 WL; 3520 FH
Preis: Waterline: 250 € (NNT-Modell)

Ein weiterer Geniestreich von Kombrig im Maßstab 1:350 ist die SMS Bayern von 1915, die zusammen mit ihrem Schwesterschiff, die SMS Baden, erschienen ist. Vor wenigen Jahren konnte man noch gar nicht wagen, auf solche Modellen zu hoffen, doch Kombrig sei dank sind in letzter Zeit schon zahlreiche Modellbauerträume wahr geworden und mit der Geschwindigkeit, mit der Kombrig neue, noch nie da gewesene Bausätze auf den Markt bringen werden auch sicherlich noch mehrere Schiffsbauer-Träume erfüllt werden.

Das Original

Die SMS Bayern war ein Großlinienschiff der Kaiserlichen Marine und Typschiff der nach ihr benannten Schiffsklasse.

Der Bauauftrag wurde am 3. April 1913 an die Howaldtswerke in Kiel vergeben. Die Werft legte den Neubau am 22. Januar 1914 auf Kiel. Bereits am 18. Februar 1915 stand das Schiff, das als erstes deutsches Linienschiff bereits beim Bau mit einem Dreibeinmast ausgerüstet wurde, zum Stapellauf bereit. Dreizehn Monate später, am 18. März 1916, konnte die Bayern in Dienst gestellt werden. Die nötigen Probefahrten erstreckten sich auf vier Monate, weswegen das Schiff nicht an der Skagerrakschlacht teilnehmen konnte. Am 15. Juli trat es seinen Dienst im III. Geschwader in Wilhelmshaven an. Vom 7. bis zum 16. August 1916 diente die Bayern kurzzeitig als Flottenflaggschiff. Nach einigen kleineren Einsätzen nahm sie am 12. Oktober 1917 an der Operation gegen die Baltischen Inseln teil. Vor dem Soelo-Sund (Ösel) erhielt sie dabei einen Minentreffer in Höhe des vorderen Torpedobreitseitraums. In der Folge drangen rund 1.000 t Wasser in das Vorschiff ein, das bis zum vorderen 38-cm-Turm eintauchte. Der Schaden konnte vorläufig in der Tagga-Bucht mit Bordmitteln repariert werden. In Kiel, wo die Bayern am 31. Oktober einlief, wurden die Schäden vom 3. November bis 27. Dezember repariert. Während dieser Arbeiten erhielt die Bayern auch vier der ursprünglich vorgesehenen acht 8,8 cm L/45 Fla-Kanonen.

Die Bayern erlitt am 15. April 1918 eine Grundberührung vor der Jademündung, konnte aber zum Flottenvorstoß vom 23. auf den 24. April 1918 teilnehmen. Vom 23. September bis Anfang Oktober war das Schiff Flaggschiff des III. Geschwaders. Für den Ende Oktober geplanten großen Flottenvorstoß der gesamten Hochseeflotte stand auch die Bayern bereit. Wegen der Meutereien auf der SMS Helgoland und der SMS Thüringen wurde dieser letztlich aufgegeben und das III. Geschwader nach Kiel entlassen.
Die Bayern gehörte zu den Schiffen, deren Internierung seitens der Entente im Waffenstillstandsabkommen gefordert wurde. Gemeinsam mit einem Großteil der Hochseeflotte trat sie am 19. November 1918 die Überführungsfahrt zum Firth of Forth an. Von dort aus lief das III. Geschwader am 26. November nach Scapa Flow weiter. Da unklar war, ob die deutsche Regierung den Versailler Vertrag unterzeichnen würde, gab der Befehlshaber des Internierungsverbandes, Konteradmiral Ludwig von Reuter am 21. Juni 1919 den Befehl zur Selbstversenkung. Die Bayern versank um 14:30 Uhr.

Der Bausatz

Kombrigs SMS Bayern ist als Wasserlinienmodell sowie als an der Wasserlinie geteiltes Vollrumpfmodell erhältlich. Mir liegt das Vollrumpfmodell vor.

Rumpf

Das einteilige 51,5 cm lange, 8,4 cm breite Unterwasserschiff ist hohl gegossen. Details, wie Wellenhosen, Schlingerkiele und Torpedorohrklappen sind mit angeformt. Ruder und Schrauben liegen als Kleinteile bei. Das etwas kürzere Überwasserschiff ist bis zur Höhe des Vorderdecks aus einem Teil. Die seitlichen Kasematten sind ebenso mit angegossen, wie kleinere Details an Deck; allen voran die zahlreichen Oberlichter. Das Deck ist in typischer Kombrig-Manier der Länge nach gerillt, um die Holzplanken anzudeuten. Der Guss ist absolut sauber und blasenfrei; einfach perfekt! Vor dem Zusammenbau der beiden Rumpfhälften müssen die überschüssigen Angüsse entlang der Klebekanten entfernt werden, was etwas Fingerspitzengefühl verlangt. Die Passgenauigkeit ist ideal.

Kleinteile

Einfach gesagt: makellos. Kombrigs Gusstechnik geht an die Grenzen des Machbaren. Schornsteine, Boote, Lüfter, Anker, Geschütze, Decks und alle anderen vorhandenen Teile sind versatz- und blasenfrei gegossen. Die Schanzkleider der Brücke und der hinteren Aufbauten sind beinahe so hauchdünn wie Papier. Längere, dünne Teile aus Resin, wie Masten neigen dazu, sich mit der Zeit zu verbiegen. Kombrig verzichtet daher von Haus aus auf die Wiedergabe der oberen Mastsegmente und der Rahen aus Resin. Diese können problemlos aus Draht selber hergestellt werden. Die dafür benötigten Längenangaben und Durchmesser sind in der Bauanleitung ersichtlich. Hilfe, das heißt passend abgelängte Messingstäbe, gibt es auch auf dem Zurüstmarkt (von BMK), genauso wie die Geschützrohre aller für die SMS Bayern benötigten Kaliber.

Die Fotoätzteile

Der Ätzteilbogen der Bayern ist übersichtlich. Neben zahlreichen Bootsauflegern, Abgängen und Leitern sind einige Streben, kleinere Gerüste, Teile für Decksaufbauten, sowie Schornsteingitter, Ankerketten und vier Bootskräne vorhanden. Wie gesagt: übersichtlich. Reling fehlt wie gewöhnlich und muss auf dem Zurüstmarkt besorgt werden.

Die Anleitung

Die sechsseitige Bauanleitung beinhaltet die Kurzfassung des Lebenslaufs (in Englisch), den für Kombrig typischen Seitenriss des Schiffes mit angedeuteten, ungenügenden Takelplan sowie eine Übersicht aller im Bausatz vorhandenen Teile. Auch die Maße der selbst (aus Draht oder Plastik-Rundprofilen)) herzustellenden Masten und Rahen sind hier aufgeführt. Auf den verbliebenen vier Seiten zeigen sogenannte Explosionszeichnungen den Zusammenbau des Modells. Eine Verbesserung gegenüber bisherigen Kombrig-Bauanleitungen sind zusätzliche Detailzeichnungen am Rande, die die Montage kleinerer Baugruppen erklären.

Farbtafel und Bemalungshinweise fehlen vollkommen. Hier müssen andere Quellen zu Rate gezogen werden.

Zurüstsätze

BMK bietet inzwischen gedrehte Rohre für alle Kaliber der SMS Bayern an sowie die in der Bauanleitung genannten selbst herzustellenden Stänge und Masten entsprechend der Angaben von Kombrig aus gedrehtem Messing.

Fazit

Die SMS Bayern ist definitiv ein Bausatz für fortgeschrittene Modellbauer. Für die ist sie aber ein „Haben-Muss“-Modell aus der sich rasant vergrößernden Kombrig Flotte in 1:350. Gleiches gilt für den Bausatz der SMS Baden, dem Schwesterschiff der SMS Bayern, von der sie sich merklich im Bereich der Aufbauten und der Brücke unterscheidet. Natürlich leidet auch die SMS Bayern unter der üblichen Kombrig-Krankheiten, wie der ausbaufähigen Bauanleitung und der Tatsache, dass trotz des hohen Preises zusätzlich auf Reling und andere Teile des Zurüstmarktes zurückgegriffen werden muss, was den Preis weiter nach oben treibt. Aber das sollte jedem bereits bekannt sein, der sich für ein Kombrig Modell entscheidet und deshalb gibt es

alt empfehlenswert

Wolfgang