Deckelbild

Modell: Battlecruiser SMS Derfflinger, 1914
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70434
Preis: 71,5 € (bei NNT)

Das Original

"Die SMS Derfflinger war ein Schlachtkreuzer der deutschen Kaiserlichen Marine, der als Großer Kreuzer klassifiziert und nach dem brandenburgischen Generalfeldmarschall Georg Freiherr von Derfflinger benannt war. Sie war zugleich Namensgeber für die Derfflinger-Klasse.

Der Hauptunterschied zu den Vorgängerschiffen der Kaiserlichen Marine lag in der Steigerung des Kalibers der Hauptartillerie von 280 mm auf 305 mm. Eine weitere Neukonstruktion war die Anordnung der Hauptartillerie in der Mittelschiffslinie. Hierbei wurden die Türme jeweils am Bug und am Heck hintereinander angeordnet, so dass die inneren Türme die äußeren überschießen konnten. Die Vorgängerschiffe hatten noch eine asymmetrische Anordnung im Mittelschiff mit seitlich versetzten "Flügeltürmen" besessen. Die Derfflinger war ferner der erste Schlachtkreuzer, der über eine Glattdeckbauweise verfügte.

Die Derfflinger hatte ihren ersten Einsatz am 16. Dezember 1914 beim Angriff auf die britische Küste bei Scarborough und Whitby. Am 25. Januar 1915 war die Derfflinger am Gefecht auf der Doggerbank beteiligt, wo das Schiff einen Treffer erhielt.

Am 31. Mai 1916 nahm die Derfflinger an der Skagerrakschlacht teil. Dort trug sie zur Versenkung der britischen Schlachtkreuzer HMS Queen Mary und HMS Invincible bei, musste aber im Gefecht selbst siebzehn schwere Treffer hinnehmen.

In Kiel erfolgten bis zum November 1916 die erforderlichen Reparaturen. Dabei wurden die eher störenden Torpedoschutznetze entfernt, der vordere dünne Röhrenmast als achterer Mast (um 180 Grad gedreht) wiederverwendet und vorn ein neuer Dreibeinmast eingesetzt. Danach wurde ein neues Schießverfahren erprobt. Bis zum Kriegsende nahm die Derfflinger an keinen wesentlichen Einsätzen mehr teil. Beim letzten Flottenvorstoß im April 1918 war sie dabei.

Nach Ende des Krieges wurde die Derfflinger im November 1918 zusammen mit mehr als siebzig Kriegsschiffen der kaiserlichen Flotte in Scapa Flow interniert. Als feststand, dass die Schiffe nicht wieder zurückgegeben werden würden, kam es dort am 21. Juni 1919 auf Befehl von Konteradmiral Ludwig von Reuter zur Selbstversenkung der deutschen Hochseeflotte, bei der auch die Derfflinger um ca. 14:45 Uhr ihr Ende fand.

Das Wrack wurde erst im November 1939 gehoben, die Abwrackarbeiten mussten allerdings wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs bis 1948 verschoben werden, weil die Werft in Rosyth für den Kriegsbetrieb benötigt wurde. Sie war das letzte Kriegsschiff der in Scapa Flow selbstversenkten deutschen Flotte, das gehoben wurde."

Quelle: Wikipedia

Der Bausatz

In einem schönen Stülpkarton kommt der Bausatz der Derfflinger daher und löst nunmehr nicht nur durch die Gußqualität den alten Bausatz von WSW ab. Gleich vorweg: Kombrig hat es immer noch nicht gelernt, die Teile vernünftig zu verpacken. Zwar ist der Karton voll mit Styroporchips , die den Rumpf und das große Aufbautenteil schützen, jedoch sind alle anderen Teile wieder in einer kleinen Tüte lieblos zusammen geschüttet, so dass Bruch eigentlich vorprogrammiert ist. Glück, dass bei meinem mir vorliegenden Bausatz nichts kaputt gegangen ist.

Der Rumpf liegt plan vor und wirft sich nicht, was sicherlich auch der Konstruktion geschuldet ist, denn mittig ist eine durchgängige Aussparung, in die auch das Aufbautenstück passgenau positioniert werden kann. Generell sind die Details liebevoll und hoch detailliert. Auch die Hinterschneidungen der Lüfterlamellen und der Kasemattengeschütze sind präzise ausgefallen.

Alle übrigen Teile sind von ähnlicher Präzision. Plattformen, Schornsteinbasis und ein Aufbautendeck sind in einen Trägerfilm gegossen und müssen vor der Montage erst herausgelöst werden und entsprechend versäubert werden. Die Schornsteine sind aus je einem Stück. Die Kletter-Handläufe sind direkt mit angegossen. Wer sich die Mühe machen möchte es vielleicht mit Ätzteilen detaillierter herzustellen, der muss vorsichtig schleifen.

Alle Rohre der Artillerie und auch die Torpedonetzspieren sind aus feinen Resinteilen hergestellt. Wer hier nicht aufpasst, der wird einiges an Bruch erleiden. Besser wäre es hier gewesen, entsprechende Messingteile beizulegen, was aber sicherlich den Preis in die Höhe getrieben hätte. Dieser liegt bei NNT aktuell bei 71,50€. Fair wie ich finde. NNT hat auch noch die passenden Messingrohre für die 30,5cm Hauptartillerie und die 15 cm Kasemattengeschütze im Programm. Hier zuzuschlagen wäre empfehlenswert.

Wo der Modellbauer noch selbst Hand anlegen muss, ist bei den Masten. Hier muss er selbst Material besorgen und anhand der Skizze auf der Explosionszeichnung ablängen. Ehrlich gesagt sind die herstellerseitigen Informationen zum Bau dieser Teile absolut ungenügend und so sollte jener anhand von zusätzlichem Material und anhand von Plänen und Originalfotos diese Lücke schließen.

Die Fotoätzteile

Sehr schön ist, dass der Hersteller eine Ätzteileplatine mit in den Karton gelegt hat. Auf diesem zu finden sind: Ankerketten, Kräne, Schlauchtrommelhalter, Flaggenstöcke, Niedergänge, Schornsteinroste, Bootsruder, Plattformunterstützungen und die Auflager für die Torpedonetze und noch einiges mehr. Leider findet man in der Bauanleitung nicht, wo man die Torpedonetzauflager und auch die –spieren montieren soll. Auch in den Risszeichnungen fehlen hierzu die Informationen leider komplett. Wie man am besten das Torpedonetz in diesem kleinen Maßstab herstellen soll, bleibt ebenso ein Rätsel.

Die Anleitung

Die Bauanleitung ist für den Anfänger in das Segment Schiffe aus Resin deutlich der Schwachpunkt des Kits. Diese besteht aus lediglich drei Din A4 Blättern, von denen ein Blatt eine Teileübersicht darstellt, ein weiteres eine Risszeichnung mit Draufsicht und Seitenansicht und nur auf einem Blatt ist eine Explosionszeichnung abgebildet auf dem nicht einmal alle zu verbauenden Teile zu finden sind. Zum Beispiel fehlt jegliche Info, wo die Boote und deren Bootswiegen aufzustellen sind. Angaben wie zu takeln ist oder mit welchen Farben das Modell zu lackieren ist, findet man in der Anleitung ebenso nicht. Auch schade ist, dass kein Flaggensatz dem Bausatz beiliegt. Hier kann man notgedrungen auf Flaggensätze von HP-Models zurückgreifen, was allerdings Zusatzkosten bedeutet. Man könnte sich die Flaggen sicherlich auch selbst herstellen.

Fazit

Schade, dass man diesen Bausatz nicht zu Ende projektiert hat, denn mit nur etwas mehr Arbeit seitens des Herstellers hätte der Modellbauer komplette Informationen zu einem entspannten Modellbauerlebnis bekommen. So muss er selbst anfangen zu recherchieren. Zweifelsohne sensationell sind die tolle Qualität und der Guss der Teile, die natürlich dem Konkurrenten WSW deutlich überlegen ist. Dennoch für den Anfänger in dieses Segment und dem Modellbauer mit wenig Zeit fürs Hobby ist dieser Bausatz nicht zu empfehlen und somit wohl ausschließlich dem Schiffsenthusiast oder Kitsammler vorbehalten.

alt empfehlenswert

Martin Kohring