Modell: Battleship HMS CANADA, 1915
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70467
Preis: 71,50 € (bei NNT)
Das Original
Die HMS Canada wurde ursprünglich unter dem Namen Almirante Latorre von der chilenischen Marine in Auftrag gegeben. Der Namensgeber war Juan José Latorre Benavente (24. März 1846 - 9. Juli 1912), chilenischer Vizeadmiral und einer der Hauptakteure des Pazifischen Krieges (Salpeterkrieg) und Held der Schlacht von Angamos. Die Almirante Latorre war das erste von zwei geplanten Schiffen des Super-Dreadnought-Typs. Bald nachdem das Schlachtschiff im November 1911 geordert wurde, begann die Konstruktion auf der Armstrong Whitworth Werft in Elswick. Die Kiellegung erfolgte am 27. November 1911 und auf den Tag genau, zwei Jahre später, am 27. November 1913, fand der Stapellauf unter dem Namen Almirante Latorre statt. Kurz vor der Fertigstellung wurde das Schiff am 9. September 1914 an die britische Royal Navy verkauft, um es im Ersten Weltkrieg einzusetzen.
Die Indienstellung erfolgte am 15. Oktober 1915 unter dem Namen HMS Canada. Für die Dauer des Ersten Weltkrieges tat Canada Dienst in der Grand Fleet und wurde in der Schlacht von Skagerrak (Jutland) eingesetzt. Im März 1919 wurde die Canada durch die britische Royal Navy außer Dienst gestellt. Ein Jahr später wurde das Schlachtschiff durch die chilenische Marine wieder erworben. Dort tat es als Flaggschiff ab dem ersten August 1920, unter dem ursprünglichen Namen Almirante Latorre, seinen Dienst. In der Zeit von 1929 - 1931 unterzog sich das Schlachtschiff einer Modernisierung im Vereinigten Königreich. Im September 1931 stiftete die Besatzung der Almirate Latorre eine Meuterei an, die sich schnell auf die gesamte chilenische Flotte ausbreitete. Nach der Spaltung der Meuterer fiel der Aufstand schnell auseinander und die Schiffe kamen wieder unter die Kontrolle der Regierung. Während der Weltwirtschaftkrise kam das Schlachtschiff in die Reserveflotte. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor 1941 zeigten die Vereinigten Staaten Interesse an der Almirante Latorre. Das Angebot wurde aber abgelehnt. So fuhr sie die meiste Zeit während des Zweiten Weltkrieges Patrouille in chilenischen Gewässern. Sie wurde Anfang 1959 in Japan verschrottet.
Technische Daten:
Verdrängung, normal: 25401 ts
Verdrängung, voll ausgerüstet: 32514 ts
Länge über alles: 191 m
Breite: 28,2 m
Tiefgang: 10,0 m
Antrieb: 21 Yarrow Kessel
Nieder und Hochdruck Brown-Curtis Dampfturbinen
4 Antriebswellen
Geschwindigkeit: 22,75 Knoten (42,13 km/h)
Besatzung: 834 / 1176
Bewaffnung:
10 x 356 mm verteilt auf fünf Geschütztürme
12 x 152 mm in Kasematten
2 x 76 mm Flugabwehrgeschütze
4 x 47 mm 3-Pfünder-Geschütze
4 x 533 mm Unterwassertorpedorohre
Der Bausatz
Die HMS Canada kommt in einem schönen Stülpkarton daher, der kaum größer als der Rumpf ist. Dieser liegt diagonal im Karton und wird durch Styroporchips geschützt. Außer dem Rumpf befinden sich die vierseitige Bauanleitung, eine Ätzteilplatine (9,0 cm x 3,8 cm) sowie eine Tüte mit den restlichen Bauteilen im Karton. Dies ist auch der einzige echte Negativpunkt. Ich verstehe es nicht, dass sich die Firma Kombig so viel Mühe mit der Detaillierung der Kleinteile gibt und diese anschließend lieblos in eine Tüte stopft. Ein Wunder, dass bei meinem Bausatz fast nichts abgebrochen ist.
Der Rumpf liegt plan auf dem Untergrund und ist in keiner Richtung verzogen. Im Rumpf befinden sich zwei durchgängige Aussparungen, in welche die beiden Aufbauten passen, sowie drei Aussparungen, in die jeweils ein Geschützturm kommt. Die Deckstruktur, die Poller, die Luken und die Oberlichter sind sehr schön wiedergegeben und lassen keine Wünsche offen. Die Kasematten und die überstehenden Decks sind fehlerfrei abgegossen.
Die Rohre der 35,6 cm-Hauptartillerie sind aus Resin hergestellt und haben die richtigen Abmessungen. Man kann diese gerade noch verwenden, aber die 15 cm-Nebenartillerie sollte auf jeden Fall ausgetauscht werden, da die sehr dünnen Rohre verzogen sind. Für wenig Geld kann man sich diese, z.B. bei NNT oder im Modellmarine Shop, bestellen.
Die zwölf Beiboote sind eine reine Augenweide. Es gibt allein sieben verschiedene Typen von Beibooten, davon sind drei Dampf- und neun Ruderboote.
Die Masten liegen leider nicht bei. An Hand des Bauplanes muss man sich diese 21 Stücke selbst aus Rundmaterial herstellen. Drei Stück müssen zu den Enden hin dünner werden. Dabei ist es einem selbst überlassen, ob man Plastik- oder Messingmaterial verwendet.
Die Schornsteine haben Öffnungen an der oberen Seite, auf die dann die Schornsteingitter geklebt werden. Allerdings ist die Oberfläche der Außenseite glatt. In der Übersichtszeichnung des Originales haben diese Ringe. Diese müssen selbst angebracht werden.
Die Fotoätzteile
Schön, dass der Hersteller ein Stück Karton zur Verstärkung der Tüte verwendet hat. Die Ätzteilplatine ist aus Messing und enthält keine Reling. Dies würde sehr wahrscheinlich den Kaufpreis von 71,50 € erhöhen. Das lässt sich gut verkraften, denn dann kann man sich die Reling nach Gutdünken vom Zubehörmarkt besorgen. Dafür wird man mit einer Vielzahl von nützlichen und schönen Fotoätzteilen belohnt. Diese sind Türen, Niedergänge, Fallreep, Schornsteinroste, Leitern, Ankerketten, Stützen für die unzähligen Beiboote, viele Plattformunterstützungen und einiges mehr.
Bauanleitung
Der Bauplan der Canada besteht aus drei DIN A4 Seiten, wovon zwei beidseitig bedruckt sind. Die erste Seite beinhaltet die technischen Daten und zeigt die Risszeichnung des Originals. Die nächste Seite zeigt den Lieferumfang als fotografische Abbildung. Auf Seite zwei ist die Anordnung der Bootswiegen der Beiboote zu sehen. Leider fehlt der Bezug von den Bootswiegen zur Anklebeposition derselben. Hier muss man sehr genau aufpassen. Die Seite drei gibt die Längen und Durchmesser sowie die Montage der Masten an, zudem ist die Ätzteilplatine dargestellt. Auf der letzten Seite ist die Endmontage der Aufbauten, der Geschütze, der Schornsteine sowie einiger Kleinteile dargestellt. In der CAD Bauanleitung vermisse ich jegliche Farbangaben sowie Angaben über die Takelage. Hierzu sollte man weitere Literatur zu Rate ziehen. Einen kleinen Flaggensatz hätte der Hersteller beilegen können. So muss man sich diesen extra besorgen.
Fazit
Die Qualität des Bausatzes ist sensationell gut. An den sehr guten Teilen lässt sich nichts bemängeln, aber die Umsetzung des Drumherum kann noch verbessert werden. Mit nur ein paar Kleinigkeiten, wie Farb- und Takelageangaben, besserer Schutz der Kleinteile und ggf. ein paar Flaggen wären wir Modellbauer rundum zufrieden. Für den Modellbauanfänger ist das Ganze vielleicht zu anspruchsvoll, aber für denjenigen, der etwas Erfahrung mit Fotoätzteilen hat, ist der Bau eine gut zu meisternde Herausforderung, die mit einem schönen Modell belohnt wird. Ich jedenfalls freue mich schon auf den Bau.
empfehlenswert
Eberhard
Wir danken Kombrig für das Bausatzmuster