Modell: Viribus Unitis
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/350
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 3554WL und 3554FH
Preis: Wasserlinie 228,00€ und Vollrumpf 312,00€ (bei WMM)
Es ist schon etwas ganz besonderes, dass es nun endlich diesen Bausatz der Viribus Unitis gibt. Kombrig erfüllt damit den sehnlichen Wunsch aller Freunde der k.u.k. Kriegsmarine.
Das Original
Die vier Schiffe der Tegetthoff Klasse: die Viribus Unitis, die Tegetthoff, die Prinz Eugen und die Szent Istvan, stellten das Ende und den Höhepunkt der österreichischen Schiffsbaukunst dar. Wie bei fast Allem in unserem Land, mangelte es an den finanziellen Mitteln und ohne ein wahres Husarenstück des damaligen Flottenkommandanten, Admiral Rudolf Graf Montecuccoli hätte es diese Schiffe wohl nie gegeben. Bei ihrer in Dienst Stellung am 5.12.1912 war die Viribus Unitis das erste Schlachtschiff weltweit mit großkalibrigen Drillingstürmen. Auch gehörten die von Skoda gefertigten 30,5 cm Geschütze sicher mit zu den besten Schiffsgeschützen. Aus Kostengründen und Gewichtsbeschränkungen wiesen diese Kolosse jedoch so manche strukturelle Schwäche auf. Sie war alles in allem ein typisch österreichisches Produkt. Teilweise höchst fortschrittlich und modern, teilweise rückständig.
Die Sinnhaftigkeit von Großkampfschiffen ist bis heute zweifelhaft. Die Bedeutung für die k.u.k. Kriegsmarine bestand im Wesentlichen in Ihrem reinen Vorhandensein.
Ab 13.6. 1913 nahm die Viribus Unitis im Rahmen der europäischen Blockadeflotte an der Aktion gegen Albanien teil. Gemeinsam mit der Tegetthoff und der Zrinyi lief die Viribus Unitis am 30.3.1914 zu ihrer einzigen Auslandsreise in die Levante aus. Beim Einlaufen der Eskadre in den Flottenstützpunkt La Valetta auf Malta wurde die Schiffe vom dort liegenden Mittelmeergeschwader der Royal Navy besonders herzlich begrüßt. Nichts deutet zum damaligen Zeitpunkt darauf hin, dass man sich schon bald als Gegner gegenüber stand.
Am 24.6. 1914 bestieg der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand in Triest das Flottenflaggschiff, um sich zur Mündung der Neretva bringen zu lassen von wo er weiter reiste um die in der Nähe von Sarajevo stattfindenden Manöver zu inspizieren. Was danach geschah ist derzeit wohl Stoff zahlreicher Kommentare und führte letztendlich zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Nach dem Attentat verblieb dem Schiff die traurige Aufgabe die sterblichen Überreste des Thronfolgers und seiner Frau wieder nach Triest zu bringen.
Auf Ersuchen Deutschlands liefen am 7.8.1914 die Großkampfschiffe dem Schlachtkreuzer Goeben und dem Leichten Kreuzer Breslau entgegen um sie nach Pola zu begleiten und ihnen auch in einer möglichen Auseinandersetzung mit der britischen Mittelmeerdivision zu assistieren. Aus diplomatischen Gründen wurde der Verband jedoch in die Türkei umgeleitet und die Aktion wurde abgebrochen.
Nach dem Kriegseintritt Italiens lief am Abend des 23.5.1915 die österreichische Flotte Richtung Italien aus um Ziele an der italienischen Ostküste im Gebiet von Ankona zu beschießen. Als letzter Einsatz der Virbus Unitis und der anderen Großkampfschiffe ist der Vorstoß in die Straße von Otranto zu nennen. Unter der Leitung des zum Flottenkommandanten beförderten Miklos Horthy machte sich ein Großteil der k.u.k. Flotte am Abend des 18. Juni 1918 auf um die Straße von Otranto von der Sperre zu befreien. Nach der Versenkung der Szent Istvan, durch ein italienisches Torpedoboot im Morgengrauen des 10. Juni 1918 wurde das Unterfangen abgebrochen und die Flotte lief unverrichteter Dinge am 11. Juni wieder im Kriegshafen von Pola ein.
Auch die Viribus Unitis erlitt ein unrühmliches Ende. Nach der Übergabe der Flotte an den jugoslawischen Nationalrat wurde sie am 1. November 1918 an der Boje liegend von italienischen Torpedoreitern gesprengt. Der letzte Kommandant der Flotte Vukovics ging mit seinem Schiff unter.
Historische Daten:
Konstrukteur: Siegfried Popper
Bauwerft: Stabilimento Tecnico Triestiono in Triest
Kielegung: 24. Juli 1910
Stapellauf: 24: Juni 1911
Übernahme 5. Dezember 1912
Am 1. November 1918 wurde die Viribus Unitis im Hafen von Pola von italienischen Froschmännern versenkt.
Technische Daten:
Länge: PP 143,00 m; WL 151,00 m; ÜA 152,18 m
Breite: 27,34 m
Der Antrieb erfolgte von vier Parsonsturbinen die auf 4 Schiffsschrauben wirkten und eine Leistung von ca. 27.000 PS (19.953 kW) erbrachten. Der dafür erforderlich Dampf wurde von insgesamt 12 Yarrow-Kesseln mit je 2 Feuerungen erzeugt. Bei der Übernahmsprobefahrt am 18.9.1912 erzielte die Virbus Unitis einen Leistung von 27.383 WPS und einen Geschwindigkeit von 20,49 kn
Besatzung: 1.056 Mann und 31 Offiziere
Bewaffnung:
12 Stück 30,5 cm L/45 K10 Geschütze in elektrisch betriebenen Drillingstürmen
12 Stück 15 cm L/50 K10 Reduitgeschütze (Kasematgeschütze)
18 Stück (max.) 7 cm L/50 K10 Toprpedoabwehrkanonen
4 Stück (max.) 7 cm L/50 K10 Ballonabwehrkanonen
2 Stück 7 cm L/18 Landungsgeschütze
2 Stück 4,7 cm L/44 Schnellfeuerkanonen Skoda
4 Stück Torpedorohre 53,3 cm
11 Stück Scheinwerfer von Siemens Schuckert mit 110 cm Spiegeldurchmesser
Der Bausatz
Der Bausatz ist in einer Wasserlinien- (3554WL) und einer Vollrumpf (3554FH)Variante erhältlich. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass bei letzterem das Unterwasserschiff sowie die Bauteile für den Antrieb und die Ruderanlage enthalten sind.
Zwei kleinere Kartonschachteln enthalten die Bauteile für die Aufbauten; Geschütze, Masten, Boote und allerlei Kleinteile. 3 Bögen mit Fotoätzteilen und die 17seitige Bauanleitung vervollständigen den Inhalt.
Der Rumpf
Für einen Bausatz dieser Preisklasse ist es eigentlich eine Zumutung die sonst sehr fein gegossenen Rumpfteile mit schwerem Gerät behandeln zu müssen. Dies ist jedoch notwendig um den massiven Gussgrat zu entfernen, um die beiden Rumpfhälften verbinden zu können. Diese Lösung ist zwar bei fast allen Bausätzen von Kombrig vorhanden, ich finde sie aber trotzdem nicht adäquat. Auch wäre zumindest der eine oder andere Markierungspunkt am Unterwasserschiff fein um die Wellenlager bzw. die Ruder positionieren zu können. Hier findet sich nicht der geringste Hinweis und so wird die richtige Montage nur mit dem entsprechenden Planmaterial möglich sein. Der letzte Kritikpunkt sind die fix angegossenen Kassemattgeschütze, hier wäre es schön gewesen, wenn diese als bewegliche Einzelteile ausgeführt worden wären. Dies mag jetzt ziemlich negativ klingen ist aber nicht so gemeint, denn insgesamt ist der Rumpf sehr fein detailliert und von sehr hoher Gussqualität.
Die Aufbauten
Wirklich begeistert bin ich von den Aufbauten. Diese erscheinen mir nicht nur sehr logisch aufgebaut und zerlegt sondern weisen auch äußerst feine Details auf. Kombrig verfügt hier nicht nur über große Erfahrung mit Computer gestützten Fertigungsmethoden sondern wendet diese auch exzessiv an. Ich fürchte nur es wird eine große Herausforderung sein, diese oft winzigsten Details nicht unter einem leisen Hauch von Farbe zum Verschwinden zu bringen. Ein besonderes Schmankerl sind die Scheinwerfer. Diese sind absolut identische Miniaturen der Originale.
Die Geschütze
Anfänglich dachte ich, dass bei einem Bausatz dieser Kategorie eigentlich Geschützrohre aus Messing enthalten sein sollten. Bei einer näheren Betrachtung scheint mir dies jedoch nicht erforderlich, denn die im Bausatz enthaltenen Geschützrohre sind dermaßen akkurat und fein geformt, dass ich hier keinen wirklichen Nachteil zu einem Messingdrehteil sehe.
Die Masten
Ein Wermutstropfen sind jedoch die Masten und Rahen aus Resin. Sie sind zwar fein abgebildet und sehr sauber gegossen Diese müssten eigentlich schon aus Stabilitätsgründen zur Aufnahme selbst einer minimalen Takelage durch solche aus Messing ersetzt werden.
Die Boote
Sie sind aus einem Teil gegossen. Ich bin mir nicht sicher ob das ein Vor- oder Nachteil ist. Zum Einen gehen natürlich die Hinterschnittenen Ruderbänke verloren, zum Anderen ist der Aufbau nachhaltig vereinfacht. Ich denke, dass der kleine Nachteil durch die besonders feine und detailreiche Ausführung mehr als wettgemacht wird. Für die Motor- bzw. Dampfboote sind ergänzende Ätzteile vorgesehen. Bei den Ruder- und Segelbooten bleibt dies der Fantasie des Modellbauers überlassen. Alles in allem sind aber diese Booterl eine wahre Augenweide.
Die Fotoätzteile
Die drei Bögen weisen eine Unzahl von kleinen und teilweise kleinsten Teilen auf. Ob sie alle den gewünschten Anforderungen entsprechen lässt sich wohl erst im Bau feststellen. Laut der wirklich aufschlussreichen Bauanleitung dürften die Ätzteile jedoch sehr gut konzipiert sein. Bei den Kränen jedoch ist mir aufgefallen, dass das Fachwerk nicht durchbrochen ist, ein echter Wermutstropfen.
Die Anleitung
Im Gegensatz zu früheren sehr knapp gefassten Exemplaren dieses Herstellers erscheint mir die Bauanleitung diesmal ausgesprochen umfangreich. Auf insgesamt 17 Seiten wird in 16 Schritten, auf zahlreichen Explosionszeichnungen jeder Bauabschnitt übersichtlich und eingehend dargestellt. Leider Ist der historische Teil nur in Russisch verfasst. Farbangaben sind keine enthalten, was ich persönlich aber nicht als Mangel ansehe. Die Sache mit der Farbe ist sowieso immer eine sehr vage Spekulation.
Recherche/ Quellen
Ohne ein wenig Recherche wird man dieses Modell wohl kaum in einer ansprechenden Form bauen können. Das Internet bietet hierzu eine Unzahl von Websites unterschiedlichster Qualität. Auch sind zu diesem Thema zahlreiche Publikationen erschienen. Alles in allem sollten sie genügend Informationen bieten.
Bücher:
- Wladimir Aichelburg, Lothar Baumgartner, Franz Bilzer; Die Tegetthoff-Klasse, Österreich-Ungarns größte Schlachtschiffe, ISBN 3763752595, bzw. ISBN 978376375259
- Lothar Baumgartner u. Erwin Sieche, Die Schiffe der k.u.k. Kriegsmarine im Bild 1896-1918, Band 2, ISBN 3-901-208-26-7 bzw. ISBN 3-8132-0595-9
- Zvonimir Freivogel, Austro Hungarian Battelships, ISBN 953-219-138-0
- Friedrich Prasky, Die Tegetthoff-Klasse, Modellbau-Technick-Geschichte, ISBN 3-704-1481-5, bzw. ISBN 3-8132-0712-9
Pläne:
- Friedrich Prasky, Schlachtschiff Viribus Unitis, Modellbau und Typenplan, M1:200
- Friedrich Prasky, SMS Viribus Unitis, Details Modellbauplan, M1:100
Sehr aufschlussreich ist auch das wunderschöne Schnittmodell der Viribus Unitis im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien. Eine Bildergalerie findet man hier. Eine gute Gelegenheit dieses Modell - und viele andere - zu besichtigen, ist am 8./9. März 2014. An diesem Wochenende findet im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien die Modellbauausstellung Go Modelling 2014 statt!
Fazit
Für mich ist mit diesem Bausatz ein langer Traum in Erfüllung gegangen. Natürlich kann man immer wieder das eine oder andere verbessern aber was hier als Bausatz angeboten wird ist schon von herausragender Qualität. Der erfahrene Modellbauer und nur für diesen ist dieser Bausatz geeignet wird jedoch die eine oder andere bautechnische Klippe leicht umschiffen. Manchmal hege ich Zweifel ob die oft kaum wahrnehmbaren allerfeinsten Details beim Zusammenbau und vor allem bei der anschließenden Farbgebung erhalten bleibt, aber das ist auf keinen Fall ein Fehler des Herstellers. Schon die reine Betrachtung versetzt einen hier in Staunen. Sehr positiv anzumerken ist das sich der Hersteller ständig weiter entwickelt und die Qualität der Bausätze immer wieder verbessert.
uneingeschränkt empfehlenswert
Chloé Plattner
Wir danken Kombrig für das Bausatzmuster