Deckelbild Torpedokreuzer Gaidamak

Modell: Russian Destroyer Gaidamak
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin
Art.Nr.: 70161
Preis: 12,9 € (bei NNT)

Das Original

Das russische Torpedokanonenboot Gaidamak (Гайдамак) wurde von der russischen Marine damals als Torpedokreuzer klassifiziert. Wobei das russische Wort für "Torpedo" damals noch "Mine" war, direkt übersetzt war die Gaidamak ein Minenkreuzer. Kombrig klassifiziert das Schiff als Zerstörer (destroyer) im englischen Text, als Torpedokreuzer (минный крейсер) im russischen Text. Die Halbschwestern der Meteor-Klasse waren in der K.u.K-Kriegsmarine als Torpedofahrzeuge klassifiziert. Was war das also für ein Schiff?

Torpedokanonenboote waren in den 1880ern Jahren entwickelte verkleinerte Varianten der Torpedokreuzer. Sie sollten schneller, wendiger und billiger sein und so besser dazu geeignet sein, gegnerische Torpedoboote zu jagen. Dazu sollten sie auch selbst Angriffe mit Torpedos fahren können, teilweise sollten sie auch als Aufklärer und Depeschenschiff dienen. Bezeichnet wurden diese Schiffe u.a. auch als Aviso, Torpedofahrzeuge und Torpedokreuzer. Die Abgrenzungen war unklar. Wie auch bei den Torpedokreuzern gab es auch bei den Torpedokanonenbooten Probleme die erforderliche Geschwindigkeit für das Jagen von Torpedobooten bzw. den notwendigen Geschwindigkeitsüberschuss gegen über größeren und stärkeren Schiffen zu erreichen. Die russische Marine bestellte nach zwei Torpedokanonenbooten mit höheren Freibord, Leutnant Iljin und Kapitan Saken, einen neuen Entwurf bei Schichau. Schichau bot eine Variante der für die österreichisch-ungarische Marine gebauten Meteor-Klasse an, der von der Auslegung mehr einem großen Torpedoboot ähnelte: die Kasarski-Klasse. Der Rumpf hatte nur einen geringen Freibord und nur eine Walfischback vorne. Der Brückenturm war leicht gepanzert. Im Vergleich zu Torpedobooten hatte die Karsarski-Klasse mehr leichte Geschütze. Der Schichau-Entwurf bot den Vorteil einen höheren Geschwindigkeit gegenüber den ersten russischen Torpedokanonenbooten (Torpedokreuzern). Er ähnelte bereits in vielen Merkmalen den späteren Zerstörern, war aber wesentlich langsamer.

Schichau baute 1888-92 drei Schiffe der Klasse: Kasarski (Казарский), Wojewoda (Воевода) und Possadnik (Посадник). Eines, die Griden (Гридень) wurde 1891-95 von der Admiralitätswerft in Nikolajew (heute Mykolajiw in der Ukraine) gebaut. Zwei weitere Schiffe folgten 1892-94 von der Chrichton-Werft in Abo (heute Turku in Finnland): Wsadnik (Всадник) und Gaidamak (Гайдамак). Letztere Werft baute 1895-97 eine vergrößerte Variante, die Abrek (Абрек). Schichau baute ein ähnliches, aber etwas größeres Torpedokanonenboot für die norwegische Marine, die Valkyrien. Kasarski und Griden fuhren bei der Schwarzmeerfloote. Kasarski blieb bis 1925 in Dienst und fuhr u.a. für die Weißen und Roten im Russischen Bürgerkrieg, zuletzt als Minenleger. Die Griden wurde schon 1913 außer Dienst gestellt. Wojewoda, Possadnik, Wsadnik und Gaidamak waren anfangs bei der Ostseeflotte, die letzten beiden wurden aber bald zur Pazifikflotte verlegt. Sie wurden beide im Russisch-Japanischen Krieg 1904/05 in Port Arthur versenkt, aber nach dem Krieg als Makikumo bzw. Shikinami in den Dienst der japanischen Flotte gestellt, in der sie bis 1913 dienten. Die anderen beiden Schiffe wurden 1918 von den Finnen erbeutet und dienten als Kanonenboote Matti Kurki und Klas Horn bis 1937.

Die Gaidamak war 57,2 m lang, 7,2 m breit und verdrängte 400 t. Der Antrieb bestand aus zwei Kesseln und einer Dreifachexpansionsdampfmaschine, die 3500 PS leistete und eine Geschwindigkeit von 22,5 kn ermöglichte. Die Besatzung setzte sich aus 64 Mann zusammen.

Bewaffnung
6 x 4,7 cm
3 x 3,7 cm
2 x 38,1 cm-Torpedorohre (ein Bugrohr, ein schwenkbares Rohr)

Die Gaidamak wurde 1892-94 von der Crichton-Werft in Abo gebaut. Nach einer kurzen Zeit bei der Ostseeflotte verlegte sie zur Pazifikflotte, wo sie in Wladiwostok und zuletzt in Port Arthur stationiert war. Dort wurde sie am 2. Januar 1905 während der Belagerung des Stützpunkts selbst versenkt. Nach dem Krieg wurde sie von den Japanern gehoben und als Shikinami diente sie bis 1913 bei der japanischen Marine. 1914 wurde sie abgewrackt.

Der Bausatz

Der Bausatz des russischen Torpedokreuzers (Torpedokanonenboots) Gaidamak besteht nur aus wenigen Teilen. Der Rumpf ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Er ist mit einem dünnen Anguss gegossen, der entfernt werden muss. Das sollte aber problemlos sein. Allerdings sollte man bei dem Ruder Vorsicht walten lassen. Die Form und Abmessungen sind sehr gut wiedergegeben.

Auf zwei Spritzlingen findet man u.a. Brücke, Schornstein, Anker, Torpedorohr und Lüfter. Die Brücke hat ein geschlossene Reling, während beim Original dort eine normale Reling war. Diese war nur teilweise mit Persenning behängt war (was man gut darstellen kann, wenn man mit Weißleim eine fotogeätzte Reling "zumalt").

Die leichten Geschütze, 3,7 cm- und 4,7 cm-Geschütze, finden sich an zwei weiteren Spritzlingen. Es sind zwei 4,7cm-Geschütze und ein 3,7 cm-Geschütz zu viel enthalten, so dass man eine Reserve bei Bruch hat. Beide Geschütztypen sind schön detailliert.

Zuletzt findet man noch drei gut gemachte Beiboote:

Die Anleitung

Die Anleitung besteht einer kleinen Seitenansicht und Aufsicht, englisch-sprachigen Angaben über die technischen Daten, einen russisch-sprachigen Text über die Geschichte, einer Übersicht über die enthaltenen Teile sowie einer Explosionszeichnung, die den Zusammenbau erklärt.

In der Anleitung sind zwar die Masten vermerkt, aber entsprechende Teile sind nicht enthalten. Resinteile hätte ich sowieso durch Metallteile ersetzt, aber leider finden sich auch keine Angaben über die Abmessungen. Diese muss man wohl von der kleinen Zeichnung, die aber nicht im Maßstab 1/700 ist, abnehmen.

Auf der Brücke sollte man die geschlossene Reling entfernen. Von den Fotos zu urteilen, gab es auf der offenen Brücke kein Steuerrad, sondern wohl im gepanzerten Kommandoturm darunter. Allerdings scheint sich auf dem Achterdeck ein Hilfssteuerrad befunden zu haben, das man ergänzen muss - etwa dort, wo laut Anleitung das dritte Beiboot hin soll. Letzteres konnte ich auf keinem Foto finden. Dafür sieht man auf Fotos noch leichte Davits für die anderen beiden Beiboote.

Für die Bemalung sind auch keine Angaben enthalten. Anfangs war Gaidamak im typisch viktorianischen Anstrich mit schwarzen Rumpf und ockerfarbenen Schornstein gestrichen, später in Port Arthur mit weißen Rumpf und ockerfarbenen Schornstein. Eventuell war sie im Russisch-Japanischen Krieg olivgrün gestrichen (siehe hier). In japanischen Diensten als Shikinami war sie dunkelgrau gestrichen (siehe hier). Leider ist mir nicht bekannt, wie das Deck gestrichen war. Ich vermute, dass es mit rotbrauen Linoleum belegt war. Die Back war wohl überwiegend in der Rumpffarbe gestrichen (eventuell mit Ausnahme eines schmalen Laufwegs).

Kombrig bietet neben der Gaidamak noch einen Bausatz als Vsadnik (Wsadnik), der identisch zu sein scheint. Man dürfte auch die Griden relativ leicht aus dem Bausatz bauen können (siehe hier und hier). Auch Wojewoda und Possadnik scheinen sehr ähnlich gewesen zu sein (siehe hier). Auch die Darstellung dieser Schiffe in finnischen Diensten als Matti Kurki und Klas Horn benötigt nur leichte Umbauten bei der Bewaffnung, Aufbauten und der Brücke (siehe hier, hier und hier). Schwieriger dürfte der Bau von Kasarski sein, da diese anscheinend keine Walfischback hatte. Das gilt auch für die sonst sehr ähnliche österreichisch-ungarische Meteor-Klasse (Meteor, Blitz, Komet), die auch keine Walfischback hatte (siehe hier, hier, hier und hier). Leider sind einige Fotos wohl falsch beschriftet, z.B. gibt es auch Fotos, die als Gaidamak beschriftet sind, aber ein Schiff ohne Walfischback zeigen (Kasarski?). Oder wurden einige Schiffe mit Walfischback nachgerüstet? Die norwegische Valkyrien hatte mehr Freibord, eine höhere Back, andere Brücke und zwei Schornsteine (siehe hier, hier und hier).

Quellen

Fazit

Der Bausatz des russischen Torpedokreuzers (Torpedokanonenboots) Gaidamak bietet die Grundlage für ein schön detailliertes kleines Modell. Einige Teile, wie die Masten, muss man selbst ergänzen und auch die Abmessungen selbst errechnen. Dazu gibt es ein paar Verbesserungsmöglichkeiten, z.B. im Bereich der Brücke, das achtere Hilfssteuerrad und die Davits.

alt empfehlenswert

Lars