Modell: IJN Tsushima Protected cruiser, 1904
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin
Art.Nr.: 70194
Preis: 30,6 € (NNT)
Das Original
Der japanische Geschützte Kreuzer Tsushima (対馬) und sein Schwesterschiff Niitaka (新高) waren eine Weiterentwicklung der Akashi der Suma-Klasse und die zweite Klasse, die komplett in Japan entworfen wurde. Die Tsushima-Klasse fiel etwas größer aus und die Bewaffnung wurde geändert. Statt zwei 15,2 cm- und sechs 12 cm-Geschütze der Suma-Klasse kamen sechs 15,2 cm-Geschütze zum Einbau. Der Kaliber der leichten Artillerie wurde von 4,7 cm auf 7,62 cm erhöht. Die schwerere Bewaffnung, die überwiegend auf dem Oberdeck aufgestellt war, bewirkte, dass der Schwerpunkt tiefer lag, so dass die Seeeigenschaften deutlich verbessert wurden.
Die Tsushima war 102 m über die Loten lang, 13,4 m breit und verdrängte 3366 t. Der Antrieb erfolgte über 16 Kessel und zwei Verbunddampfmaschinen und leistete 9500 PS, womit 20 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 320 Mann.
Bewaffnung
6 x 15,2 cm L/40
10 x 7,62 L/40 12-Pfünder
4 x 4,2 cm 2,5-Pfünder (oder 4,7 cm 3-Pfünder)
Die Tsushima wurde 1901-04 von der Marinewerft Kure gebaut. Sie kam im Russisch-Japanischen Krieg zum Einsatz. Am 15. Juni 1904 sichtete sie die russischen Panzerkreuzer Rossia, Rurik und Gromoboi und versuchte Verstärkung heranzuführen. Dies gelang ihr nicht und die russischen Panzerkreuzer versenkten die japanischen Truppentransporter Izumi Maru und Hitachi Maru sowie beschädigten die Sadu Maru schwer, wobei 1334 Japaner starben und 112 verwundet wurden. Nach der Schlacht im Gelben Meer gelang es der Tsushima den russischen Kreuzer Geschützten Nowik vor Korsakow (Sachalin) am 20. August aufzuspüren. Die Nowik kohlte dort beim Versuch nach Wladiwostok durchzubrechen. Im folgenden Gefecht beschädigte die Tsushima die Nowik so schwer, dass diese nach Korsakow floh und sich dort selbst versenkte, bevor Tsushima und der ebenfalls eingetroffene Geschützte Kreuzer Chitose noch einmal angreifen konnten. Die Tsushima erhielt dabei ebenfalls zwei Treffer. Die Nowik wurde 1906 von der japanischen Marine geborgen und als Suzuya in Dienst gestellt. Nach dem Gefecht von Korsakow war die Tsushima am 27. Mai 1905 an der Schlacht von Tsushima beteiligt. Sie bildete zusammen mit den Kreuzern Naniwa, Takachiho und Akashi die IV. Division. Mit dieser war sie an der Versenkung des bereits schwer beschädigten Schlachtschiff Knjas Suworow beteiligt. Bei einem Angriff auf die russischen Transporter kam kam es zu einem längeren Artillerieduell mit dem russischen Kreuzern Oleg und Aurora, Dimitri Donskoj und Wladimir Monomach. Am nächsten Tag war sie daran beteiligt, das verbliebene russische Geschwader zu stellen und zur Aufgabe zu zwingen. Dazu spürte sie mit anderen Schiffen den russischen Panzerkreuzer Dimitri Donskoj auf und konnte ihn zur Selbstversenkung zwingen. Sie selbst wurde zwei Mal getroffen, wodurch vier Mann getötet und 16 verwundet wurden.
Im Ersten Weltkrieg war die Tsushima 1914 zusammen mit den Panzerkreuzern Kurama und Ikoma und den Leichten Kreuzern Chikuma und Yahagi, als Erstes Südliches Expeditionsgeschwader, auf der Jagd nach deutschen Handelsstörern des Ostasiengeschwaders beteiligt. Im Februar 1915 half sie zusammen mit ihrem Schwesterschiff Niitaka und dem Geschützten Kreuzer Otawa zusammen mit dem französischen Panzerkreuzer Montcalm und dem russischen Hilfskreuzer Orel britischen Truppen, die Meuterei indischer Truppen in Singapur niederzuschlagen. Ab Mitte 1915 war Tsushima in Kapstadt stationiert, um die Seewege gegen deutsche Handelsstörer zu sichern.
Nach dem Krieg war die Tsushima an der japanischen Intervention in Russland gegen die Truppen der Roten Armee beteiligt und sicherte die Landung japanischer Truppen in Wladiwostok. 1921 wurden sie zum Küstenpanzerschiff 2. Klasse klassifiziert und danach meist in China eingesetzt. Ab 1930 wurde sie nur noch als Schulschiff verwendet, ab 1936 wurde sie als stationäres Hulk Hai Kan No. 10 in Yokosuka verwendet. Über das Schicksal des Schiffs gibt es verschiedene Angaben, u.a. das es 1944 von US-amerikanischen Flugzeugen oder als Übungsziel für Torpedos versenkt wurde.
Der Bausatz
Kombrig hat sowohl einen Bausatz der hier besprochenen Tsushima als auch des Schwesterschiffs Niitaka herausgebracht. Beide Bausätze sind relativ überraschend zusammen mit anderen japanischen Schiffen aus dem Russisch-Japanischen Krieg erschienen. Die beiden Schiffe waren sehr ähnlich, aber Kombrig berücksichtigt die wenigen Unterschiede, z.B. die Höhe des Lüfterpaars hinter dem hintersten Schornstein (höher bei Tsushima) und die Deckel für vordere Schwalbennester der Niitaka. Leider ist nicht angegeben, welcher Bauzustand dargestellt ist. Aber er entspricht einigen Fotos, die auf 1905 datiert sind.
Der Rumpf entspricht genau den Abmessungen, die Kombrig selbst angibt - die im Vergleich zu anderen Quellen korrekt erscheinen (leider habe ich keine Angabe über die Länge an der Wasserlinie gefunden). Auch die Form ist gut getroffen. Die Ausnahme ist Form der Geschützöffnung in der Poop. Bei der Tsushima wurde sie nach hinten höher. Die Details sind überwiegend gut, die Decksbeplankung ist aber relativ grob. Dafür gibt es mittschiffs einige Niedergänge, die tatsächlich nach unten aufs Hauptdeck reichen.
Die Kleinteile sind überwiegend sehr gut gemacht und der Guss ist perfekt. Es fällt nur wieder die relativ grobe Holzbeplankung auf. Die Schornsteine haben oben relativ grobe angedeutete Schornsteingrille statt einer Öffnung. Die Geschütze liegen als ein Teil bei, sind aber auch so gut detailliert und dürften überzeugend wirken. Leider sind bei meinem Exemplar einige der Rohre der 7,62 cm-Geschütze abgebrochen.
Interessant ist, dass Kombrig bei diesem Bausatz viele Teile, die andere Hersteller als Fotoätzteile beilegen, aus Resin gemacht hat, z.B. die Bootslager und die Davits. Insbesondere letztere könnten aus Resin sogar besser wirken, sind aber natürlich auch brüchiger. Fotoätzteile liegen hier überhaupt nicht bei - aber auf den ersten Blick fällt mir auch kein Teil auf, für das man Teile bräuchte, die nicht in allgemeinen Fotoätzteilsätzen enthalten wären (eventuell abgesehen von den Verstrebungen der Stützen der Brückenflügel). Die Masten liegen ebenfalls nicht bei, aber es finden sich entsprechende Angaben, um diese selbst aus Metall herstellen zu können. Masten aus Resin wären sowieso höchstens als Vorlage geeignet.
Die Anleitung
Die Anleitung besteht aus einer Geschichte des Schiffs (nur auf Russisch), technischen Angaben (auf Englisch), einer Seitenansicht und Aufsicht, einer Übersicht der enthaltenen Teile und vier Seiten, die den Zusammenbau erklären. Die Zeichnungen sind sehr detailliert und dürften keine Probleme verursachen. Ähnliche Teile, wie Lüfter und Bootslager, sind sogar noch mal extra nummeriert, so dass man sie leichter identifizieren kann (bei Resinbausätzen findet man solche Angaben leider nicht immer).
Angaben über die Bemalung fehlen. Die Fotos zeigen Tsushima in einem sehr dunklen Grau. Auf den Fotos aus dem Ersten Weltkrieg und später sieht man weißen Persenning an der Brücke. Bei den leichten Geschützen, deren Zahl reduziert wurde, wurden (Anfang der 1920er?) die Schutzschilde entfernt und man sieht auch über diesen oft weißen Persenning. Die zusätzliche Plattform mit dem Entfernungsmesser hinter dem Peildecks war nicht immer vorhanden. Eventuell wurde sie erst später hinzugefügt, auch wenn man sie schon auf einigen Fotos findet, die mit 1905 datiert sind.
Quellen
- Tsushima (Schiff, 1902) (Wikipedia)
- Russo-Japanese Naval War 1905, Vol 1 von Piotr Olender, Petersfield, 2009
- Russo-Japanese Naval War 1904-1905, Vol 2, Battle of Tsushima von Piotr Olender, Petersfield, 2010
- Japanese Cruisers, Ships of the World 1991, No.441
- Japanese warship photograph collection von Takagi Hiroshi, 2008
- Warships of the Imperial Japanese Navy, 1869-1945 von Hansgeorg Jentschura, Dieter Jung und Peter Mickel, London, 1977 (Besprechung der deutschen Ausgabe)
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
Fazit
Dieser Bausatz bietet eine gute Grundlage für ein detailliertes Modell des japanischen Geschützten Kreuzers Tsushima. Es ist meiner Meinung nach sehr positiv, dass Kombrig sich entschlossen hat, Lücken in der japanischen Flotte zu schließen (erstaunlich, dass sie trotz der ganzen japanischen Hersteller noch existieren). Der Guss ist super, die Detaillierung ist überwiegend gut. Nur die Decksplanken und die Schornsteingrille sind etwas grob. Bei meinem Exemplar sind leider auch einige der 7,62 cm-Rohre abgebrochen - was bei der Art der Verpackung nicht überrascht. Insgesamt ist der Bausatz
empfehlenswert
Lars