Modell: Huascar Peruvian Ironclad Turret Ship
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/350
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 3598 FH/WL
Preis: ca. 60 €
Das Original
Das 1865 für die peruanische Marine in Großbritannien gebaute Turmschiff Huáscar liegt noch heutzutage als Traditionsschiff in Südamerika; allerdings in Chile. Sie ist eines der ältesten erhalten gebliebenen Panzerschiffe der Welt. Das kleine Schiff hat eine bewegte Geschichte mit zahlreichen Gefechten erlebt.
Ursprünglich für den Kampf gegen die ehemalige Kolonialmacht Spanien gekauft, kam die Huáscar erst nach Beendigung des Krieges in Peru an. Doch schon bald wurde sie in die Wirren des Peruanischen Bürgerkrieges verwickelt, als Truppen der Putschisten sie am 06. Mai 1877 eroberten. Drei Wochen später wurde das "Meutererschiff" von regierungstreuen Marineeinheiten gestellt, konnte aber entkommen. Nur einen Tag später, am 29. Mai 1877 versuchte ein britischer Flottenverband die Huáscar zu stoppen, doch erneut konnte sie -zur Blamage der Royal Navy- entkommen. Doch am Ende scheiterte der Putsch und die Besatzung der Huáscar ergab sich.
Zwei Jahre später brach der sogenannte "Salpeterkrieg" zwischen Peru und Chile aus. Die Huáscar beteiligte sich an Hafenbeschießungen, verhinderte Seeblockaden und störte die chilenischen Nachschublinien. Dabei kaperte sie das voll beladene chilenischen Transportschiffes Rimac. Außerdem gelang ihr im Seegefecht von Punta Gruesa die Versenkung der chilenischen Korvette Esmeralda. Erst am 08. Oktober gelang es den Chilenen die Huáscar mit einer aus sechs Schiffen bestehenden Flotte manövrierunfähig zu schießen und zu erbeuten. Der Versuch der peruanischen Besatzung, die Huáscar in letzter Minute noch selbst zu versenken, misslang.
Nach den nötigen Reparaturen nahm die Huáscar wieder am Salpeterkrieg teil, nur eben unter chilenischer Flagge. 1885 modernisiert, geriet sie 1891 erneut in einen Bürgerkrieg, dieses mal in Chile. Nach einer Kesselexplosion 1897 außer Dienst gestellt fungierte sie noch 1917 als Mutterschiff für U-Bootbesatzungen.
Seit 1934 mehrfach restauriert und auf den Originalzustand zurück versetzt dient die Huáscar heute als für Besucher geöffnetes Traditionsschiff und gehört zum anerkannten maritimen Kulturerbe sowohl der peruanischen, als auch der chilenischen Marine.
Quelle: Wikipedia
Der Bausatz
In der kleinen Schachtel verstecken sich über 60 Resinteile und eine kleine Ätzteilplatine gemütlich gepolstert zwischen unzähligen Styropor-Chips.
Rumpf
Der zweiteilige Rumpf ist entlang der Wasserlinie getrennt. Wie bei den kleineren 1/350'er Modellen von Kombrig gewohnt, gehört ein Unterwasserschiff automatisch mit zum Lieferumfang dazu. Im Gegensatz zu den größeren Schiffsmodellen in 1/350 sind die Rumpfteile massiv gegossen. Der Guss ist sauber und verzugsfrei, minimale Anpassungen beim Zusammenbau der beiden Hälften sind dennoch nötig.
Am Deck sind bereits sämtliche Oberlichter mit angegossen, für weitere Aufbauten, wie den massiven Geschützturm, den Schornstein und die Kommandobrücke sind entsprechende Aussparungen vorhanden, so dass wirklich kein Bauteil falsch oder auch nur schief angebaut werden kann.
Kleinteile
Mit Ausnahme der auf einer feinen Fischhaut sitzenden kleinen Achterdeck, der Plattform der Gefechtsbrücke und der beiden Marsen sind alle weiteren Kleinteile sauber aufgesockelt. Dazu gehören fünf Beiboote, sämtliche Lüfter, Bootsdavits und Geschütze sowie die Ruderanlage, Anker und sonstiges Kleinzeug. Der Guss ist ausgesprochen sauber, die Kleinteile aber teilweise derart filigran, dass beim Transport des Modells nicht alles bruchfrei blieb.
Das typische Kombrig-Manko sind die fehlenden Masten, die sich der Modellbauer selbst aus Plastik-Rundmaterial herstellen muss. Angaben zur Länge und Durchmesser finden sich in der Bauanleitung. Aber gerade bei der Huáscar, die noch unter Segel fuhr, deren Modell entsprechend getakelt werden muss, wären gedrehte (Messing-)Masten wirklich wünschenswert.
Die Fotoätzteile
Am auffälligsten sind die beiden Wanten für den Großmast (der vordere bekommt keine, da diese den Bestreichungswinkel des Geschützturms eingeschränkt hätten). Brustwehren mit ihren Stützen und einige weitere Kleinteile finden sich auf der überschaubaren aber ebenso nützlichen Platine.
Die Anleitung
Einfach gesagt: Kleines Modell mit überschaubarer Bauanleitung -möchte man meinen. Allerdings hat sich doch ein kleiner Fehler eingeschlichen. Der Seitenriss, der gleichzeitig als (vereinfachter) Takelplan dient, zeigt zwei Masten, wie sie die Huáscar bei Indienststellung trug. Auf der Montageskizze ist allerdings nur ein Mast aufgeführt. Dies entspricht einem Bauzustand von 1879 (während des Salpeterkrieges). Wer die Huáscar auf diese Zeit datiert, darf nicht vergessen, das Loch im Deck, das zur Aufnahme des vorderen Mastens dient, zu verschließen.
Fazit
Kombrig hat mit der Huáscar ein kleines Modell im Maßstab 1/350 auf den Markt gebracht, das in erster Linie für Kenner und Liebhaber kurioser Einheiten interessant sein dürfte. Dank der selbst anzufertigenden Masten, einer aufwändige(re)n Takelage und der bei Bedarf selbst herzustellenden Segel ist die Huáscar trotz der (guss-)technisch exzellenten Herstellung und Passgenauigkeit nicht als Einsteigermodell zu empfehlen.
guter Durchschnitt
Wolfgang
Wir danken Kombrig für das Bausatzmuster