Modell: Sovetsky Soyuz Battleship Pr. 23
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Abziehbilder, gedrehte Metallrohre, Acrylglas-Vitrine
Art.Nr.: 70356
Preis: 182,60 €
Das Original
Über die Schlachtschiffe der Sovetsky Soyus-Klasse (Советский Союз: Sovetsky Soyuz, Sovietsky Soyuz, Sovyetskiy Soyuz, Sovetskij Sojuz, Sovetskii Soiuz, Sowjetskij Sojus, je nach Translit der kyrillischen Schrift, deutsche Übersetzung: „Sowjetunion“) ist im Westen wenig bekannt. Hätten die Schiffe der Entwurfsklasse Projekt 23 fertiggestellt werden können, so wären sie im Punkto Verdrängung nur von der japanischen Yamato-Klasse übertroffen worden. Mehrere Faktoren beeinflussten die Entstehung des Projekts 23:
Zunächst bestanden für die Sowjetunion (im Weiteren auch genannt SU) keine Beschränkungen durch Verträge wie etwa durch das Washingtoner Flottenabkommen von 1922 oder die Londoner Verträge von 1930 und 1935-36. Auch mussten keine Abmessungs-Einschränkungen wie in den USA - etwa zur Nutzung des Panamakanals berücksichtigt werden. Jedoch ergaben sich durch die vorhandenen Stützpunkteinrichtungen in der Ostsee und im Schwarzen Meers zwangsweise Grenzen für den Tiefgang der Schiffe. Zudem hatten die Russen weder die notwendige Erfahrung und Routine im Schlachtschiffbau, noch genug geeignete Ressourcen an Menschen, Werftkapazität und Material. Nachdem sich die gröbsten Wirren der Revolution gelegt hatten, forderten Konzepte der sowjetischen Marineführung bereits 1925 eine Stärke der neuen Roten Flotte von acht Schlachtschiffen und 16 Kreuzern 6). Die Realität sah zu diesem Zeitpunkt gänzlich anders aus: An nennenswertem Marinegefährt befanden sich nur die drei Dreadnought-Schlachtschiffe der Marat-Klasse in Dienst. Eine Option auf schnellen Flottenzuwachs wäre die Fertigstellung des Schlachtkreuzers Izmail (Stapellauf 1915) gewesen. Dieser Plan wurde zwar sehr bald als nicht umsetzbar bewertet und infolgedessen aufgegeben, dennoch zeigte sich hier bereits der grundsätzliche Wunsch der neuen Machthaber nach weiteren Großkampfschiffen.
Bereits vor der Revolution 1917 waren ausländische Einflüsse und Hilfestellungen ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung und der Konstruktion von russischen Kriegsschiffen. Auch die kommunistischen Machthaber suchten technische Unterstützung bei mehreren westlichen Mächten:
Etwa zeitgleich mit den neuen Flottenausbauplänen beginnt die größere technische Unterstützung durch das faschistische Italien (man beachte trotz ideologischen Differenzen dafür aber im Gegenzug für Öl-, Erz- und Getreidelieferungen). U. a. wurde der Zerstörerführer Taschkent für die SU gebaut. Auch wurden Ausrüstungsteile für den schweren Kreuzer Kirow geliefert. Bis 1935 umfasste die italo-sowjetische Zusammenarbeit auf dem maritimen Sektor beinahe jeden Überwasser-Schiffstyp - mit Ausnahme des Schlachtschiffs. 1936 stellte die Ansaldo-Werft den (m. E. sehr ästhetischen) Schlachtschiff-Entwurf U.P. 41 fertig. U.P. 41 kann den nahen Bezug zur damals auf den italienischen Werften entstehenden Vittorio-Veneto-Klasse nicht leugnen – es ist aber keine reine Kopie sondern in vielen Punkten quasi eine Weiterentwicklung mit sowjetischem Einfluss (42.000 ts Standard, 406 mm Hauptartillerie statt 381 mm, verbesserter Panzerschutz, stärkere Maschinen und damit höhere Geschwindigkeit, allerdings klassischer Unterwasserschutz und kein Pugliese-System). Der italienische Staat machte aus dem innovativen Unterwasserschutzsystem ein großes Geheimnis – wie es dennoch Eingang in den Entwurf der Sovetsky Soyus finden konnte, ist leider nicht bekannt – ggf. einfach nur guter sowjetischer Spionagetätigkeit zu verdanken. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Pläne für U.P. 41 tatsächlich auch in die SU gelangten. Obwohl man hier wohl nie wirklich daran interessiert war das U.P. 41-Projekt 1:1 zu realisieren, konnten die sowjetischen Ingenieure doch ihren diesbezüglichen technischen Stand mit dem italienischen Konzept vergleichen und hilfreiche Anregungen aufnehmen.
Zwischen 1936 – 1939 wurden auch die USA um schwere Panzerplatten für Schlachtschiffe und Kreuzer sowie um 406 mm Geschützen ersucht. Das bekannte Konstruktionsbüro Gibbs und Cox arbeitete für die sowjetische Marine mehrere Entwürfe aus (u. a. das Hybrid-Schlachtschiff Projekt 10581, Design B mit sechs Wellenschäften, groß genug für 36 Flugzeuge und bewaffnet mit einer SA aus zwölf 406 mm-Geschützen). Nachdem die SU aber 1939 schließlich den Osten Polens besetzte, wurden jegliche Unterstützungen aus den USA schlagartig eingestellt.
1938 wurden die tschechischen Skoda-Werke mit in die Aufbauplanung der SU-Marine mit einbezogen. Mit Hilfe von russischen Experten sollte die ehemalige Waffenschmiede der k.(u.)k. Kriegsmarine Geschütze verschiedenster Kaliber für die Marine der SU liefern. Da der Ruf der Skoda-Werke zu diesem Zeitpunkt jedoch deutlich besser war, als der eigentliche Zustand der vorhandenen Fabrikanlagen und Nazi-Deutschland sich schon bald die Reste der Tschechei einverleibte, scheiterte auch dieser Versuch.
Im Zuge des deutsch-russischen Nichtangriffspakts wurden selbst mit dem „Dritten Reich“ Verträge zur maritimen Unterstützung ausgehandelt. Bekannt ist die Überstellung des noch unfertigen Schweren Kreuzers Lützow. Darüber hinaus sollten Plansätze der Bismarck sowie entsprechende 380 mm Geschütze geliefert werden. Die Arbeiten an den Türmen wurden begonnen und dauerten bis zum deutschen Überfall auf die Sowjetunion an (sie wurden später fertiggestellt und in Küstenbatterien verbaut).
Seit den 1920er Jahren arbeitete die SU auch an eigenen Entwürfen (u. a. entstand ein an die britischen Schlachtschiffe der Nelson-Klasse erinnernder Entwurf). Ab 1932 wurde an einem großen Schiff (Projekt 23, 41.500 ts Standard) für die Fernostflotte und einem etwas kleineren Schiff für die Ostseestreitkräfte (Projekt 25, 26.400 ts Standard) gearbeitet. 1936 bzw. 1937 sah der sogenannte Zehnjahresplan zur Schaffung von Stalins Wunschflotte (je nach Quelle) acht 1) bzw. zehn 4) Einheiten des Typs Projekt 23 und 16 1) bzw. sechs 4) Einheiten des Typs Projekt 25 bis 1945 vor. Nach den Säuberungsaktionen und den Zerstörungen im Bürgerkrieg stand in der Sowjetunion aber weder ausreichend befähigtes Personal noch genügend Werftkapazität für eine solch umfassend komplexe Aufgabe bereit. Projekt 25 wurde schließlich aufgegeben (später als Projekt 29 – Kronstadt-Klasse wieder aufgenommen). 1938 war (wiederum je nach Quelle) von 15 1),7) bzw. vier 4) Einheiten bis 1948 1) bzw. 1941 4) die Rede. Dieser Wunschtraum wurde 1940 auf sechs 1) Einheiten verringert.
Der Entwurf wurde mehrmals angepasst und die Verdrängung des Projekt 23 nach und nach immer mehr gesteigert. Der endgültige Entwurf wurde erst 1938 gebilligt. Der italienische Einfluss auf die Schiffe des Projekts 23 zeigt sich in der Konstruktion eines Glattdeckers bis achteraus des dritten Turms der schweren Artillerie mit einem leichten Deckssprung vorn und einem langen Vorschiff. Ferner wurden eine leichte Gürtelneigung und die Zylindern des Pugliese-Torpedoschutzsystems übernommen. Jedoch weist das Panzerungsschema eine stärkere Konzentration auf Einzelbereiche auf, als es für italienische Entwürfe typisch war. Eine Besonderheit war die stufige Verkleinerung des über nahezu die gesamte Schiffslänge verlaufenden Panzergürtels in Richtung des Hecks. Die Gürtel-Dicke variierte ebenfalls über die Gesamtlänge hinweg. Das Gewicht der Panzerung umfasste ohne die schwere Artillerie-Türme nahezu 23.400 ts – ca. 39 % der Standardverdrängung.
Die Hauptantriebsanlage bestand aus drei Sätzen Getriebeturbinen mit 3-Wellen-Anordnung und sechs 2) bzw. zwölf 6) ölbefeuerten Kesseln in drei 2) bzw. vier 6) Räumen.
Die schwere Artillerie bestand aus drei Drillingstürmen mit Kaliber 406 mm. Bei 45°-Rohrerhöhung sollte eine über 1.100 kg schwere Granate etwa 45 km weit gefeuert werden. Die Sowjets nahmen ehrgeizige Pläne für die Hauptartillerie in Angriff. Selbst schwerste Granaten sollten mit einer Feuergeschwindigkeit von 2,5 Schuss pro Minute abgefeuert werden können. Die Mittelartillerie umfasste sechs Doppeltürme mit Kaliber 152 mm. Mit diese hervorragenden Geschützen wurde eine Schussweite von 27 - 31 km bei einer Feuerrate von 7,5 Schuss pro Minute erreicht (entsprechend den auf Projekt 68 – Capajew-Klasse aufgestellten Geschützen). Die schwere Flak umfasste acht (später zwölf) Geschütze vom Kaliber 100 mm in vier (später sechs) seitlich der Schornsteine angeordneten Doppeltürmen. Die Schussfolge betrug 16 Schuss pro Minute. Diese Waffe wurde auf vielen Kreuzern der SU eingesetzt. Zur leichten Flak des Kalibers 37 mm gehörten 32 (später 40) Rohre in acht (später zehn) Vierlingstürmen. Hier wird eine Schussfolge von 100 Schuss pro Minute angegeben.
Für die Feuerleitung der schweren Artillerie sollten der Vordere-, der Vormars- und der Achtere-Artillerieleitstand jeweils mit einer (doppelten?) 7,5-m-E-Messbasis ausgerüstet werden. Zudem besaß jeder der drei SA-Türme eine integrierte 12-m-E-Messbasis. Für die Mittelartillerie waren vier Feuerleitstände – seitlich des Turmmastes und nochmals seitlich des achteren Schornsteins - mit jeweils einer (doppelten?) 4-m-E-Messbasis geplant. Das Ganze wurde durch drei Feuerleitstände – seitlich des vorderen Schornsteins und hinter dem achteren Artillerieleistand der schweren Artillerie - mit jeweils einer 4-m-E-Messbasis für die schwere Flak vervollständigt.
Insgesamt wurden ab 1938 vier Schiffe auf Kiel gelegt:
- Sovetsky Soyus (ggf. auch zunächst Lenin 4)), Bau-Nr.: 299, Werft 189 Ordzhonikidze-Werft, Leningrad, am 31.07.1938 1),2),5) bzw. am 15.07.1938 3) oder am 28.08.1938 4)
- Sovetskaya Ukraina (ggf. auch zunächst Stalin 4)), Bau-Nr.: 352, Weft 98 / Marti-Werft (Süd), Nikolajew, am 31.10.1938 1),2),3),5) bzw. am 28.11.1938 4)
- Sovetskaya Rossiya (ggf. auch zunächst Strana Sovietov 4),6)), Bau-Nr.: 102, Werft 402, Molotowsk (heute Severodvinsk), am 21.12.1939 1),3) bzw. am 22.07.1940 2),5) oder 22.11.1940 4)
- Sovetskaya Byelorussiya, Bau-Nr.: 101, Werft 402, Molotowsk, am 22.07.1940 1) bzw. am 21.12.1939 2),5) oder 05.1940 3) oder 28.11.1939 4)
Schwierigkeiten mit der Herstellung der Geschütze (bis zum Kriegsbeginn war nur ein Muster-Geschütz hergestellt, welches in die Küstenbatterie von Leningrad verbaut wurde), den Türmen (hier wurden nur zwei oder drei fertiggestellt), der Panzerung, der Turbinen und selbst der Antriebswellen verzögerten den Bau der Schiffe immer weiter. Bereits vor Kriegsbeginn musste wohl eine Einheit infolge mangelhafter Materialqualität und Verarbeitung noch unfertig verschrottet werden (es waren Angaben gemäß 70.000 schadhafte Nieten am Rumpf entdeckt worden). Spätestens zum Zeitpunkt des Überfalls durch Nazi-Deutschland mussten die sowjetischen Machthaber der Realität ins Auge schauen, dass der Versuch eine Schiffbauindustrie aufzubauen, welche in der Lage sein sollte, seriell Großkampfschiffe zu bauen, gescheitert war. Am 19.10.1940 wurde ein genereller Baustopp erteilt. Der Aufbau einer entsprechenden Flotte für Stalins Großmachträume in Verbindung mit der Wieder- bzw. Neubewaffnung der „Roten Armee“ war schlichtweg zu viel für die damaligen industriellen Ressourcen. Keine der drei verbliebenen Einheiten konnte vom Stapel laufen (Sovetsky Soyus geplant Mitte 1941 4) und Sovetskaya Ukraina geplant 11/42 4),6)). Am 10.09.1941 wurden alle Schiffe dieser Klasse aus der Einheitenliste gestrichen.
Die Arbeiten an der Sovetsky Soyus begannen im Frühjahr 1940 zu stocken und wurden schließlich im Oktober 1940 eingestellt. Der Rumpf des Typschiffs war bis zur Belagerung Leningrads immerhin zu 60 % fertig 1) mit Maschinen und Deckspanzerung 2) an ihrem Platz, als die Panzerplatten von 1941-44 zum Bunkerbau wieder abgebaut wurden. 1947 teilte der amerikanische Marine-Attaché in Warschau schwedischen Beobachtern mit, dass an dem Rumpf der Sovetsky Soyus seit Kriegsbeginn keine Fortschritte mehr gemacht worden waren.
1941 fiel der zu 75 % fertige Rumpf der Sovetskaya Ukraina trotz Sprengungen der Roten Armee nahezu unbeschädigt in deutsche Hände. Der Bau war bereits im Oktober 1940 eingestellt worden. In der Folge wurde der Schiffskörper bis 1944 ausgeschlachtet. Bei der Räumung Nikolajews wurde der verbleibende Rumpf durch die Deutschen weiter beschädigt, wodurch der Rumpf mit einer 5 – 10° Neigung nach Backbord auf der Helling verblieb.
Auch in Molotowsk wurde ab 1941 nicht weiter gebaut, doch blieb der verbleibende Rumpf bis zum Kriegsende liegen. Einiges Material wurde in Nikolajew zu einer experimentellen Test-Sektion zusammengefügt, welche später als Schwimmende Batterie Nr.3 – Nie Tron Mnie (deutsche Übersetzung: „Rühr mich nicht an“) bekannt wurde.
Nach dem Krieg wurden Überlegungen unternommen die verbleibenden Rümpfe zu reparieren und fertigzustellen. Die Sowjets hatten aber offenbar den Glauben an ihr eigenes Design bereits verloren. Es wurden lediglich Untersuchungen und Tests an den verbleibenden Rumpfteilen unternommen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Die Endschicksale der vier Schiffe waren:
- Sovetsky Soyus, abgebrochen April 1948 bis spätestens 1950 6)
- Sovetskaya Ukraina, abgebrochen 1944-1947 2)
- Sovetskaya Rossiya, Baustopp 19.10.1940, Weiterbau 1946, Baustopp und Abbruch: April 1947 2)
- Sovetskaya Byelorussiya, annuliert: 19.10.1940 2)
Damit nahm Projekt 23 das gleiche Ende wie zuvor bereits die Izmail.
Es ist schwierig den potentiellen Wert der Schiffe zu beurteilen. Sicherlich hätten sie trotz konstruktions- und ausführungstechnisch bedingten Mängeln allein durch ihre schiere Größe beeindruckt und vergleichbar mit Tirpitz viele gegnerische Kräfte gebunden. Dass sie die ihnen ursprünglich zugedachten Aufgaben wie etwa die klassische Vorstellung von der Vorherrschaft auf See in den späten 1940er Jahren noch zufriedenstellend erfüllt hätten, darf jedoch bezweifelt werden. Denkt man nur an die Überlegenheit des Flugzeugs und das tragische Ende der vergleichbaren japanischen Riesenschiffe.
Technische Daten
Verdrängung: 59.150 ts Standard, 65.150 ts voll ausgerüstet
Länge: 260 m (in der Konstruktionswasserlinie), 269,4 m (über alles)
Breite: 36,4 m bzw. 38,9 m (je nach Quelle)
Tiefgang: 10,19 m bzw. 10,40 m (je nach Quelle)
Besatzung: 1.292 Mann bzw. 1.664 Mann (je nach Quelle)
Antrieb: 6 oder 12 Kessel (je nach Quelle), 3 Dampfturbinensätze, 210.000 PS (normal), 231.000 PS (maximal) mit 3 oder 4 Wellen (je nach Quelle)
Geschwindigkeit: 27,5 Knoten bzw. 28/29 Knoten mit verbesserten Schrauben
Bunkerinhalt: 5.350 Tonnen Heizöl
Reichweite: 1.890 Nautische Meilen bei 28 Knoten; 4.300 Nautische Meilen bei 21 Knoten; 5950 bis zu 7.200 Nautische Meilen bei 14,5 Knoten (je nach Quelle)
Bewaffnung: 9 x 406-mm-Hauptgeschütze, 12 x 152-mm-Mittelartillerie, 8 x 100-mm-schwere Flak (1941 auf 12 x 100-mm-schwere Flak umkonstruiert), 32 x 37-mm-leichte Flak (1941 auf 40 x 100-mm-leichte Flak umkonstruiert)
Panzerung: 375 – 420 mm (Zitadelle Hauptgürtel) 20 – 220 mm (Bug), 180 – 380 mm (Heck), 75 – 365 mm (Panzerquerschotte), 425 mm (Barbetten Hauptgeschütze), 495 mm (Hauptgeschütz-Türme Front), etwa 230 mm (Hauptgeschütz-Türme Seiten), 300 / 490 mm (Hauptgeschütz-Türme Rückfront – je nach Quelle), 150 / 230 mm (Hauptgeschütz-Türme Decken – je nach Quelle), 65 mm (Mittelartillerie Stirnseiten und Seiten), 100 mm (Mittelartillerie Decken), 425 mm (Kommandostand), 25 mm – 155 mm (Deck)
Katapulte: ursprünglich 1 (1941 auf 2 umkonstruiert),
Anzahl Flugzeuge: 4 Flugboote Typ KOR-2
Der Bausatz
Der Bausatz wird in einer stabilen Kartonschachtel geliefert. Das Deckelbild zeigt ein Computer-3-D-Modell der Sovetsky Soyus. Da das Originalschiff nicht fertiggestellt wurde und nur Bilder von der Helling in vergleichsweise frühem Bauzustand existieren, ist es schwierig das Original hinsichtlich Designs völlig zu erfassen. Mir sind lediglich Bilder von mehr oder weniger offiziellen Modellen des Projekts 23 bekannt.
Rumpf
Der Bausatz kann ausschließlich als Wasserlinienmodell gebaut werden. Der Rumpf liegt in einem Teil vor. Mit 38,5 cm gesamter Länge und 5,3 cm maximaler Breite werden die Original-Abmessungen für den Maßstab 1/700 sehr gut getroffen. Durch den leichten Sprung der Bordwand zeichnet sich der Gürtelpanzer sehr schön ab. Durch die Form des Bugs mit den knubbelig hervortretenden (hier geschlossen dargestellten) Ankerklüsen zeigt das Kombrig-Modell den italienischen Einfluss auf den Entwurf deutlich. Je nach Quelle hätten jedoch auch teils gänzlich andere Ankerklüsen vorgesehen gewesen sein.
Im Übergang auf das tiefer gelegene Achterdeck (für die Bordflugzeuganlage) befindet sich der Flugzeughangar.
Anhand der Decksaufsicht wird einem die geplante Breite bewusst. Markant sind die beiden Wellenbrecher jeweils vor den Barbetten der vorderen schweren Türme. Der leichte „Knick“ auf Höhe des ersten Wellenbrechers erinnert ebenfalls stark an die Schlachtschiffe „Vittorio-Veneto“-Klasse. Je nach Quelle kann dieser aber nicht bestätigt werden.
Der Rumpf umfasst die für Kombrig typischen Einschnitte zur sauberen Montage der Aufbauten und der Türme der schweren Artillerie, Mittelartillerie und Flak und ist mit zahlreichen Pollern und Boxen sehr schön detailliert. Wie bei russischen Einheiten oftmals vorhanden, ist die Teakholz-Beplankung nicht überlappend versetzt, sondern in gleichmäßig parallelen Reihen angeordnet. Die Struktur zeigt die einzelnen Planken, wobei die Stoßreihen an den kurzen Querseiten ziemlich breit und dadurch etwas übertrieben wirken. Zur Kaschierung muss sicherlich ein vergleichsweise leichtes Washing angewandt werden.
Der Ankerauslass am Heck wirkt schön modelliert – ober er beim Original tatsächlich so sein sollte, kann ich anhand der mir vorliegenden Literatur leider nicht beurteilen.
Alles in allem ergibt das Nachmessen eine hohe Maßstabstreue. Die Proportionen stimmen und geben das Schiff sehr schön wieder. Die Passgenauigkeit lässt keine Wünsche offen.
Aufbaudeck
Das zweitgrößte Bausatzteil nach dem Rumpf umfasst die Aufbaudecks. Das aus einem Teil bestehende Element ist in gewohnter Manier sehr sauber ohne Luftblasen und Einschlüsse gegossen und zeigt schöne Details – kann jedoch sicherlich gerade im Bereich der Bullaugen noch verfeinert werden. Durch die Aussparung im Deck des Rumpfs aber auch im Aufbaudeck ist selbst mit Sekundenkleber eine saubere Montage möglich.
In diversen Literaturquellen habe ich die Brücke finden können, die gegenüber der Kombrig-Modellfassung keine abgerundete, sondern einen eckigen unteren Brückenaufbau zeigt.
Turmbrücke, Schornstein und Geschützbank
Der Turmmast zeigt Sehschlitze des gepanzerten Kommandostands, Markierungen für die Montage der Plattformen sowie wasserdichte Türen.
Die beiden Schornsteine sind ebenfalls sauber gegossen und im oberen Bereich hohl. Sie sind schnurgerade - hier muss der Modellbauer schlichtweg wieder Kombrig glauben – in einem Buch 1) habe ich demgegenüber einen leicht gebogenen vorderen Schornstein erkennen können. Eine gute Tiefenwirkung kann bei schwarzem Innenanstrich in Verbindung den Fotoätzteilen der Abdeckungen erzeugt werden. Separat zu montieren sind Leitungen und Rohre.
Die Geschützbank des B-Turms muss ebenfalls separat montiert werden. Dass macht aber die Decksbemalung einfacher.
Geschütztürme der schweren Artillerie und Mittelartillerie
Die Geschütztürme für 406-mm-Hauptgeschütze und die 152-mm-Mittelartillerie sind vergleichsweise einfach aber sauber gegossen. Insbesondere die bereits richtig vorgebohrten Öffnungen zum Einsatz der Geschützrohre garantieren eine schnelle und akkurate Montage. Die Rohrhosen fehlen und müssen z. B. durch Holzleim ergänzt werden. Die Auswurföffnungen für die Kartuschen bei der 152-mm-Mittelartillerie sind sehr filigran aber vielleicht etwas zu stark hervorgehoben.
Das Modellfoto meiner Literatur 1) zeigt davon abweichend einen 152-mm-Drillingsturm, verweist aber auf einen „überarbeiteten“ Entwurf, der zudem seitlich der Brückenaufbauten einem markanten Gitterkran und auf Höhe der Turmbrücke einen weitere Messwertgeber aufweist, statt des 37-mm-Vierlingsturms des Kombrig-Bausatzes.
Rahmen mit Geschütztürmen der schweren Flank und den 7,5-m-E-Messbasis-Geräten der schweren Artillerie
Die drei 7,5-m-E-Messbasis-Geräte für den Vorderen-, der Vormars- und der Achteren-Artillerieleitstand sowie die vier Türme der schweren Flak vom Kaliber 100 mm befinden auf einem gemeinsamen Rahmen. Die Teile sind, wie bei Kombrig üblich, äußerst sauber gegossen und sicherlich problemlos vom Rahmen zu entfernen.
Rahmen mit Geschütztürmen der leichten Flank
Die acht Türme der leichten Flak des Kalibers 37 mm sind auf zwei separate Rahmen (1 x 6 und 1 x 2) aufgeteilt. Hier gilt Gleiches wie bei der schweren Flank: Sauberer Guss, schöne Anordnung am Rahmen für eine einfache Abtrennung. Die 32 Rohre sind aus Fotoätzteilen herzustellen (siehe Fotoätzteile).
Je nach Quelle weichen die genauen Positionen der leichten Flank ab.
Rahmen mit 4-m-E-Messbasis-Geräten für die MA und dem Achteren 4-m-E-Messbasis-Gerät der schweren Flak
Weitere Teile für die E-Messbasis-Geräte, die alle sehr fein geformt sind.
Rahmen mit Barbetten der schweren Flak, den auf back- und steuerbord aufgestellten 4-m-E-Messbasis-Geräten der schweren Flak sowie dem Unterbau des achteren 7,5-m-E-Messbasis-Geräts der schweren Artillerie
Die Teile sind ohne Grat gegossen. Die jeweils einzelnen Stücke können so einfach lackiert und montiert werden.
Rahmen mit Barbetten der überhöhten Mittelartillerie sowie der leichten Flak
Wiederum sehr sauber gegossene Teile, die separat lackiert und anschließend einfach auf dem Deck in die dafür vorgesehenen Aussparungen montiert werden können.
Rahmen mit Teilen für die Aufbauten (Decks und Plattformen)
Die einzelnen kleineren und größeren Teile der Aufbauten sind auf einem gemeinsamen Rahmen zusammengefasst. Ich bin mittlerweile dazu übergegangen die einzelnen Teile nur mehr grob auszuschneiden und dann vorsichtig an der Unterseite so lange mit einem feinen Schleifpapier (1200er – 2000er) abzuschleifen bis der leichte Grat entfernt ist. Die Teile lassen sich dann einfach lackieren und wie gewohnt ohne Zweifel hinsichtlich der genauen Platzierung gut montieren.
Rahmen mit den Armen der E-Messbasis-Geräte und den Resin-Rohren der Mittelartillerie und der schweren Flak
Die Teile sind hervorragend geformt. Aber auch teils so winzig, dass man wohl nur och mit Lupe und Pinzette arbeiten kann.
Rahmen mit diversen Kleinteilen
Hervorragende Kleinteile sind hier zu finden. Filigranste Anker, kleine und kleinste Scheinwerfer, unterschiedliche Teile von Winden und Pollern sowie die Unterbauten der Bordkrananlagen. Die vielen Teile in verschiedensten Formen sind steht äußerst sauber und detailliert wiedergegeben.
Rahmen mit Beibooten und Kuttern
Die 10 sehr feinen und äußerst detaillierten kleinen Boote sind auf 5 separaten Rahmen aufgeteilt. M. E. werden hier keine Wünsche offen gelassen.
Halterungen und Davits der Beiboote und Kutter
Jetzt wird es fummelig: Die Halterungen für die Beiboote sind einzeln – dies ermöglicht eine einfache Lackierung, allerdings ist beim Abtrennen und der anschließenden Montage viel Sorgfalt geboten. Auch die Davits sind so fein, dass sie leicht brechen können und einzeln leicht verloren gehen, also Vorsicht!
Flugzeug (Berijew Be-4 auch KOR-2 Flugboot)
Ein separater Rahmen umfasst das einmotorige katapultierfähige Flugboot Berijew Be-4 auch KOR-2. Es scheint plausibel, dass mehrere Flugzeuge dieses Typs bei Fertigstellung der Sovetsky Soyus an Bord hätten sein können – ein Prototyp wurde 1940 getestet. Bis zum Kriegsbeginn konnten nur aber nur wenige Flugzeuge fertiggestellt. Diese wurden z. B. auf den Kreuzern Kirow und Maxim Gorki eingesetzt. Der Flieger setzt sich aus Rumpf, Flügel, Seitenrudern, Schwimmern und Propeller zusammen. Ergänzt wird das Ganze durch Fotoätzteile für die Streben. Die Detailierung ist auch hier hervorragend.
Metallgeschützrohre und Rahmen für Rohre der schweren Artillerie aus Resin
Für Kombrig neu ist die Beigabe gedrehter Metallrohre. Hier werden keine Wünsche offen gelassen. Vorhanden sind 9 x 406-mm-Hauptgeschütze, 12 x 152-mm-Mittelartillerie, 8 x 100-mm-schwere Flak. Die 32 x 37-mm-leichte Flak sind als 2-D-Ätzteile vorhanden. Aufgrund fehlender Einheiten mit gleicher Bewaffnung wäre ein 1:1 Zurüstsatz gegebenenfalls auch nur schwer zu bekommen. Damit werden die Resin-Rohre obsolet.
Die Fotoätzteile
Die umfangreiche Ätzteilplatine liefert reliefgeätzte Teile für die Reling, diverse Gangways sowie für die Kräne, das Flugzeug und das Flugzeugkatapult. Daneben finden sich Teile für die Schornsteingrills, kleine Geschützrohre, Teile der Entfernungsmesser und kleinen Schiffssensoren und Aussteifungswinkel für einzelne Plattformen.
Abziehbilder
Dem Bausatz liegen zwei kleine Bögen mit Abziehbildern (Name und Flaggen) bei. Wir ist unklar, ob der Name direkt am Modell angebracht werden sollte, dafür erschein er mir zu groß. Die Flaggen sind mir auch etwas zu pixelig.
Besatzung
Eine ziemlich fummelige Angelegenheit erwartet den Modellbauer bei einer weiteren Kombrig-Neuheit:
3-dimensionale Figuren der Besatzung in 1/700!
Acrylglas-Haube
Zunächst dachte ich mir beim Auspacken: „Hui ganz schön aufwändige Verpackung“. Bis mir dann klar wurde, dass Kombrig eine sehr schöne Idee hatte: Einen Staub- und Angrabsch-Schutz in Form einer Acrylglas-Vitrine. Bitte nicht über den Blaustich des Glases ärgern – das ist nur Schutzfolie. Das Abziehen erfordert etwas Geschick. Bei meinem Exemplar war die Folie leider nicht mehr vollständig. Auch kann die dünne Folie nicht vor allen äußeren Einwirkungen schützen. Die Folge: Diverse kleine und einige größere Kratzer – schade.
Die Anleitung
Die Anleitung ist auf einem doppelseitig bedruckten Plan untergebracht. In fünf (bzw. 22) Schritten wird man durch den gesamten Bau geleitet. Die 3-D-Zeichnungen sind sehr detailliert und ausreichend übersichtlich. Leider fehlen Vorgaben für Takelung und Farbgebung.
Vergleich
Als Sammler konnte ich natürlich nicht wiederstehen und musste die Sovetsky Soyus vergleichen. Hier ein paar Impressionen mit NNTs H-Klasse, Kombrigs Projekt 82 - Stalingrad und Trumpeters Roma. Die Sovetksy Soyus ist schon ein ganz schön großer Brummer!
Literaturquellen
- „Raising the red Banner – A pictorial History of Stalins`s Fleet 1920 - 1945“ von Vladimir Yakubov und Richard Worth, Spellmount Limited, 2008
- „Schlachtschiffe des II. Weltkriegs“ von Mike J. Whitley, Motorbuch Verlag, 2003
- „Schlachtschiffe der Welt“ von René Greger, Motorbuch Verlag, 1993
- „Soviet Warships oft the Second World War“ von Jürg Meister, Macdonald an Jane`s (Publishers) Ltd, 1977
- „Russian & Soviet Battleships“ von Stephen McLaughlin, Naval Institute Press, 2003
- „BRITISH Soviet, French, and Dutch BATTLESHIPS of World War II“ von William H. Garzke, JR., Roberto O. Dublin, JR. Und Thomas G. Webb, Jane`s Publishing Company, 1980
- „Stalin`s ocean-going Fleet – Soviet Naval Strategy ans Shipbuilding Programmes 1936-1953“ von Jürgen Rohwer und Mikail S. Monakov, Frank Class Publishers, 2001
Fazit
Dieser Bausatz eignet sich aufgrund der hohen Anzahl und der filigranen Einzelteile sicherlich nicht für Einsteiger. Mit dem erreichten Detaillierungsgrad, den Feinheiten und den sehr sauberen Gußteilen wiederholt Kombrig mit diesem Bausatz wieder einmal den Anspruch einer der derzeit weltweit führenden Resin-Hersteller zu sein. Die Vorlage ist für den Sammler maritimer Kuriositäten natürlich ein ganz besonders „MUST-HAVE“!
Inwiefern die Entwurfsklasse „Projekt 23“ tatsächlich wie im Kombrig-Bausatz dargestellt ausgesehen hätte, ist – da keine Einheit auch nur ansatzweise fertiggestellt wurde – schwierig zu beurteilen. Vielmehr ist neben dem Kopieren von grundsätzlichen Merkmalen fertiggestellter Kreuzereinheiten sicherlich etwas Phantasie notwendig. Einen direkten Vergleich kann man ohnehin nur Skizzen und mit bereits existierenden Modellen machen. Im Zentralen Marine Museum in St. Petersburg soll ein offizielles Modell des Projekts 23 zu sehen sein 5). Hierzu weichen Einzelheiten ab. Einige Merkmale des Kombrig-Bausatzes könnten auch von dem verbesserten Typ Projekt 23bis übernommen worden sein. Alles in allem bewerte ich die Detailtreue jedoch als sehr gelungen. So (oder so ähnlich) könnte die Sovetsky Soyus wirklich ausgesehen haben.
Will man kleinlich sein, muss bei der Wertung der Bausatzqualität mit einfließen, dass leider - wie bei Kombrig üblich - keine Masten beiliegen und Takel- und Bemalungshinweise fehlen. Die Bauanleitung ist schon wesentlich besser als es früher bei Resin üblich war, aber hier wird die Konkurrenz noch nicht erreicht. Auch ist die Verpackung zum Schutz der vielen filigranen Teile weiter verbesserungswürdig (ein Transportschaden direkt am Rumpf ist einfach unnötig – die Styroporflips sind dazu einfach nicht richtig geeignet - bereits eine einfache Schaumstofffolie à la Trumpeter würde hier sicherlich schon sehr viel bringen). Die Acrylglashaube ist an sich eine wirklich tolle Idee, aber auch hier gilt es eine schützendere Verpackung vorzusehen (eine staubschützende Abdeckung mit unzähligen kleinen und größeren Kratzern ist unschön und nur bedingt zu gebrauchen).
Dafür einen ganzen Punkt abzuziehen wäre zu kleinlich, aber ein rundum Sorglos-Paket gibt es trotz des für 1/700 schon recht ordentlichen Preises leider nicht. Bitte Metallteile für die Masten statt Acryglas-Vitrine! Für mich ist der Bausatz dennoch
sehr empfehlenswert
Stefan Heimpel
Wir danken Kombrig für das Bausatzmuster