Modell: Oslyabya Battleship, Russia, 1901
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70125
Preis: 52,6 € (bei NNT)
Das Original
Das russische Schlachtschiff Osljabja (Ослябя, Oslyabya) war eines von drei Schiffen der 1895-1902 gebauten Pereswet-Klasse. Diese Klasse wurde in Reaktion auf die britische Centurion-Klasse entworfen. Der Hintergrund war, dass die russische Marine im Pazifik eine Reihe von Panzerkreuzer stationiert hatte, um Handelskrieg zu führen. Die britische Royal Navy reagierte darauf mit den beiden Schlachtschiffen 2. Klasse der Centurion-Klasse (plus der ähnlichen Renown), d.h. Schlachtschiffen, die schneller als die normalen Schiffe des Typs waren, da ihre Panzerung dünner ausfiel und sie nur 25,4 cm-Geschütze statt 30,5 cm-Geschütze als Hauptartillerie besaßen. Um die eigenen Panzerkreuzer beim Handelskrieg zu unterstützen, baute die russische Marine die Pereswet-Klasse.
Die Pereswet-Klasse wurde für den Handelskrieg optimiert, eine ungewöhnliche Aufgabe für ein Schlachtschiff. Um die erforderliche hohe Geschwindigkeit und Reichweite zu erreichen, erhielt sie eine für ein Schlachtschiff schwache Panzerung und nur 25,4 cm-Geschütze statt 30,5 cm-Geschütze. Sie konnte so eine Geschwindigkeit von über 18 kn erreichen, was damals für ein Schlachtschiff schnell war (was sich aber in den folgenden Jahren schnell ändern sollte). Dazu erhielt sie einen Rumpf mit sehr hohen Freibord, der natürlich überwiegend nicht gepanzert war. Im Bug erhielt sie, wie die zeitgenössischen Panzerkreuzer Rurik, Rossia und Gromoboj, eine 15,2 cm-Kanone als Jagdgeschütz. Von der Klasse wurden Pereswet (Пересвет, Peresvet), Osljabja (Ослябя, Oslyabya) und Pobeda (Победа) gebaut. Wie viele ähnliche Konstruktionen (siehe auch die späteren Schlachtkreuzer) wurde auch die Pereswet-Klasse nicht für die Zwecke eingesetzt, für die sie entworfen worden war, sondern als normales Großkampfschiff in der Schlachtlinie. Während Pereswet und Pobeda, die beide den Pazifik vor Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieg erreichten, ihre Einsatz in der Schlacht im Gelben Meer zum Teil schwer beschädigt überlebten, fiel Osljabja dem Einsatz in der Schlachtlinie zum Opfer: sie wurde in der Schlacht von Tsushima versenkt. Die beiden anderen Schiffe waren zum diesen Zeitpunkt schon in Port Arthur versenkt worden, wurden aber von den Japanern wieder gehoben und als Sagami und Suwo in Dienst gestellt. Während Suwo in japanischen Diensten blieb und wahrscheinlich in den 1920ern abgewrackt wurde (nach anderen Quellen existierte sie bis 1946), wurde die Sagami 1916 wieder an Russland verkauft und fuhr erneut als Pereswet. Sie wurde als Panzerkreuzer klassifiziert, was mehr auch dem ursprünglich gedachten Einsatzzweck entsprach. Sie wurde schon 1917 versenkt.
Die Osljabja war 132,4 m lang, 21,8 m breit und verdrängte 14.408 t. Der Antrieb erfolgte über 32 Kessel und drei Dreifachexpansionsdampfmaschinen mit insgesamt 15.000 PS, womit sie bei Probefahrten 18,3 kn erreichte. Die Besatzung bestand aus 778 Mann.
Bewaffnung
4 x 25,4 cm L/45 (zwei Zwillingstürme)
11 x 15,2 cm L/45 Canet Model 1891 (Einzellafetten in Kasematten)
20 x 7,5 cm L/50 Canet Model 1891 (Einzellafetten)
20 x 4,7 cm L/40 Hotchkiss (3-Pfünder)
8 x 3,7 cm L/23 Hotchkiss(1-Pfünder)
5 x 38,1 cm-Torpedorohre (drei über Wasser, zwei unter Wasser, 12 Torpedos)
Die Osljabja wurde 1895-1903 von der Neuen Admiralitätswerft in Sankt Petersburg gebaut. Sie sollte mit dem Panzerkreuzer Bajan 1903 nach Port Arthur verlegt werden, lief aber am 21. August in der Straße von Gibraltar auf. Sie wurde darauf in Algerien und Italien repariert, konnte aber erst 1904 ihre Fahrt fortsetzen - und wurde bei Ausbruch des Russisch-Japanischen Kriegs zurück gerufen. Sie wurde in Sankt Petersburg modifiziert, u.a. mit neuen Entfernungsmessern. Im Oktober 1904 verlegte sie mit dem Großteil der Ostseeflotte in den Pazifik, um die Flotte in Port Arthur zu verstärken. Die Schiffe wurden mit Kohlen überladen, so dass der Panzergürtel unter der Wasserlinie lag. Die Osljabja war Flaggschiff von von Fölkersam, der die älteren Schlachtschiffe kommandierte. Auf dem Weg nach Dänemark kollidierte sie mit dem Zerstörer Buistri, wurde aber nur leicht beschädigt. Von Fölkersam starb am 26. Mai 1905 auf dem Weg an Folgen einer Krebserkrankung, worüber die Flotte nicht informiert wurde. Am nächsten Tag, am 27. Mai, kam es zur Schlacht von Tsushima. Bei dem Versuch die Schlachtordnung zu ändern, musste Osljabja stark verlangsamen, um eine Kollision mit dem vorausfahrenden Schlachtschiff Orjol zu vermeiden. Dadurch wurde sie ein leichtes Ziel und fiel schon 15 Minuten nach Beginn der Schlacht mit schweren Schäden aus der Schlachtlinie, erhielt durch schwere Treffer vorne an der Wasserlinie Schlagseite und kenterte eine Stunde nach Beginn der Schlacht. 471 Mann der Besatzung starben beim Untergang, weitere starben bei der Versenkung der Schiffe, die die Überlebenden aufgenommen hatten.
Der Bausatz
Kombrig bietet drei Bausätze der Pereswet-Klasse an: die Pereswet (Peresvet), Osljabja (Oslyabya) und Pobeda. Die ersten beiden wurden massiv überarbeitet, während Pobeda noch in der alten Variante mit weniger Details und ohne Fotoätzteile erhältlich ist. Auf der Seite von Kombrig kann man leicht unterscheiden, ob der Bausatz alt oder neu ist, wenn man sich die Anleitung anschaut. Die neuen Bausätze haben wesentlich umfangreichere Anleitungen. Eine Besprechung des alten Bausatzes der Pereswet findet sich hier. Die neuen Bausätze der Pereswet und Osljabja geben die Unterschiede zwischen den beiden Schiffen im ursprünglichen Zustand sehr genau wieder. Die Unterschiede in diesem Zustand sind so groß, dass es sich empfiehlt den Bausatz des Schiffs zu kaufen, das man bauen will.
Der Bausatz der Osljabja ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Der Rumpf ist im Vergleich zu den vorhandenen Plänen und Fotos von der Form und Abmessungen sehr originalgetreu. Die Details, z.B. die Luken der Kasematten und die kurzen Decksplanken, sind sehr gut wieder gegeben. Auch der Guss ist sehr gut. Nur an der Wasserlinie muss man etwas nachschleifen.
Auch die Teile für die Aufbauten und Schornsteine sind gut gegossen. Bei einem Schornstein ist ein Stück oberhalb der Ummantelung abgebrochen, was bei der Verpackung nicht überraschend ist.
Auch die Bewaffnung ist gut gemacht. Hier die Türme für die 25,5 cm-Geschütze, die Rohre der 15,2 cm-Geschütze, die 7,5 cm auf dem Backdeck und die Rohre derer, die auf dem Ober- und Hauptdeck standen, sowie die 4,7 cm- und 3,7 cm-Geschütze. Bei den 3,7 cm-Geschützen sind einige Rohre abgebrochen. Die Frage ist, wie man die Geschütze im Vormars darstellen soll. Ich vermute, dass dies 4,7 cm-Geschütze waren (dann würde es genau zu der oben aufgelisteten Bewaffnung passen), aber eventuell soll man 3,7 cm-Geschütze ohne den Sockel verwenden, was nicht zur Zahl der Geschütze passen würde.
Auch die restlichen Kleinteile liegen in guter Qualität. Ausnahme sind eventuell die 25,4 cm-Rohre (linkes Foto, links unten). Eventuell findet man für diese alternative Messingrohre, was auch für die 15,2 cm-Rohre besser sein könnte. Man findet hier auch die Untermasten.
Dazu gibt es als Resinteile noch die Davits und Beiboote. Beide sind gut nutzbar, bei den Davits muss man allerdings aufpassen, da sie oft leicht zerbrechlich sind.
Die Spieren, Rahen, Dampfrohre und Torpedoschutznetzspieren liegen den Bausatz nicht bei. Diese muss man selbst aus Metall anfertigen (was ich sowieso bei fast jedem Modell mache) oder vorgefertigte gedrehte Teile entsprechend ablängen.
Die Fotoätzteile
Dem Bausatz liegt eine sehr umfangreiche Fotoätzteilplatine bei, die von NorthStarModels produziert wurde. Hier findet man wohl alle notwendigen spezifischen Teile, u.a. das Steuerhaus, Bootslager, Niedergänge, Steuerräder und die Bugverzierung. Es liegt aber keine Reling bei. Die müsste man sich extra Teile kaufen.
Die Anleitung
Die Anleitung besteht aus einer Seitenansicht und Aufsicht, technischen Daten (auf Englisch), eine Übersicht über die enthaltenen Teile sowie der eigentlichen Bauanleitung, die den Zusammenbau in fünf Schritten erklärt. Die Seitenansicht und Aufsicht fällt von der Qualität hinter die perspektischen Zeichnungen, die den Zusammenbau erklären, deutlich zurück. Sie scheint von der Form und den Positionen nicht überall stimmig zu sein. Das gilt auch für die technischen Angaben, z.B. die Angabe, dass 20 3,7 cm-Geschütze an Bord waren. Die acht mittschiffs scheinen, die in der Anleitung zu sehen, scheinen mir mehr realistisch zu sein. Bei der Teileübersicht gibt es Nummern bei den Fotoätzteilen, aber leider nicht bei den Resinteilen. Für die Spieren, Rahre und Dampfrohre, die man selbst anfertigen muss, findet man die Abmessungen in der Anleitung. Die Spieren für die Torpedoschutznetze wurden in der Anleitung vergessen. Auf den Fotos wirkt es so, als hätte Osljabja auf ihrer ersten Reise nur die Spieren, aber nicht die Netze selbst an Bord gehabt. Auf der letzten Reise waren wohl auch die Netze an Bord.
Zur Bemalung gibt es keine Angaben. Osljabja lief 1903 mit einem typischen Tropenanstrich aus, d.h. weißer Rumpf und Aufbauten mit ockerfarbenen Schornsteinen. 1904 bei der Rückkehr zur Ostseeflotte erhielt sie den klassischen viktorianischen Anstrich mit schwarzen Rumpf, weißen Aufbauten und ockerfarbenen Schornsteinen. Auf ihrer letzten Fahrt bis zum Untergang in der Schlacht von Tsushima wurde dieser Anstrich aber leicht modifiziert, d.h. die Aufbauten und Masten komplett schwarz gestrichen. Die Schornsteine blieben aber ockerfarben. In der Literatur findet man, dass sie 1904 noch Entfernungsmesser erhielt, aber auf den Fotos konnte ich diese bisher nicht finden.
Wenn man die Pereswet im Zustand bis einschleißlich des Russisch-Japanischen Kriegs bauen will, sollte man besser den Bausatz der Pereswet kaufen. Ich habe nicht genügend Unterlagen, um eine Empfehlung für die Pobeda abgeben zu können, also ob einer der beiden neuen Bausätze der Klasse besser wäre als der alte Bausatz. Wenn man eines der Schiffe in japanischen Diensten bauen will, kann man wohl jeden der neuen Bausätze nehmen, da die Japaner die Schiffe modifizierten. So wurde das Schanzkleid mittschiffs entfernt, leichtere Masten kamen an Bord, die Brücke und die leichte Artillerie wurde stark modifiziert. Diese Umbauten sollten nicht sehr kompliziert sein, aber wohl alle Teile, die spezifisch für Pereswet und Osljabja sind, dürften ihm zum Opfen fallen. Diese Umbauten sind natürlich auch notwendig, wenn man Pereswet als Panzerkreuzer im Zustand von 1916/17 bauen will.
Quellen
- Pereswet-Klasse (Wikipedia)
- Russian battleship Oslyabya (Wikipedia)
- Osljabja (Fotos auf navsource.narod.ru)
- Oslljabja (Fotos und technische Daten auf tsushima.su)
- All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
- World Warships in Review 1860-1906 von John Leather, London, 1976
- Боевые корабли Русского флота 8.1914 - 10.1917 von Ю.В. Апальков, Sankt Petersburg, 1996
Fazit
Der neue Bausatz der Osljabja ist eine massive Verbeserung gegenüber dem ersten. Die Resinteile zeichnen sich durch sehr gute Details und Guss aus. Die Masten muss man zum Teil selbst ergänzen, genauso Reling. Wahrscheinlich kann man das Modell auch durch gedrehte Messingrohre, insbesondere für die 25,4 cm-Geschütze, aufbessern, wenn man diese auftreiben kann. Der Bausatz ist
sehr empfehlenswert
Lars
Wir danken Kombrig für das Bausatzmuster