HMS Marksman Deckelbild

Modell: HMS Marksman, Destroyer Leader 1915
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70630
Preis: 39,8 € (bei NNT Modell & Buch)

HMS Seymour Deckelbild

Modell: HMS Seymour, Destroyer Leader 1916
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70631
Preis: 39,8 € (bei NNT Modell & Buch)

Das Original

Die britischen Flottillenführer HMS Marksman und HMS Seymour gehörten zur Lightfoot- bzw. zur Parker-Klasse, den ersten beiden Klassen, die für die Royal Navy speziell als Flottillenführer gebaut wurden. Britische Zerstörerflottillen wurden bis dahin von Kreuzern aus befehligt, da den damaligen Zerstörern der Platz für den Stab und die notwendige Kommunikationsausrüstung fehlte. Zudem konnten die Kreuzer wegen der stärkeren Geschützbewaffnung als Rückhalt für ihre Flottillen dienen. Die Royal Navy hatte für diesen Zweck 1903-13 insgesamt 15 Spähkreuzer (scout cruiser) gebaut, auch ältere Kreuzer 3. Klasse sowie spätere Leichte Kreuzer der Arethusa- und C-Klassen dienten für diesen Zweck. Allerdings entwickelten sich die Geschwindigkeiten bei den Zerstörern rasant, die 1913 geplante M-Klasse sollte 34 kn erreichen, während die Spähkreuzer nur 25 kn schafften. Deshalb beschloss man einen neuen Weg zu gehen. Die 1913 bestellten Flottillenführer der Lightfoot-Klasse (teilweise auch Marksman-Klasse genannt) waren keine kleineren Kreuzer, sondern deutlich vergrößerte Zerstörer.

Die für Zerstörer übliche leichte Bauweise ermöglichte eine deutlich höhere Geschwindigkeit, ebenfalls 34 kn. Um ihre Aufgaben erfüllen zu können, musste die Lightfoot-Klasse deutlich größer ausfallen: fast 1900 t Verdrängung im Vergleich zu 1100 t der M-Klasse-Zerstörer. So war Platz für den Stab, eine weitreichende Funkausrüstung und eine stärkere Geschützbewaffnung (vier statt drei 10,2-cm-Geschütze) vorhanden. Auch die Reichweite konnte vergrößert werden. Im Rahmen des 1913/14-Programms wurden zwei Schiffe bestellt, Lightfoot und Marksman, deren Namen passend zu den Zerstörern der L- bzw. M-Klasse gewählt wurden. Im 1914/15-Programm wurden zwei weitere Schiffe (Kempenfelt, Nimrod) in Auftrag gegeben, 1914 im Kriegsnotprogramm drei weitere (Abdiel, Gabriel, Ithuriel). Die sieben Schiffe wurden 1915-16 in Dienst gestellt. Während des Ersten Weltkriegs wurde bei den meisten Schiffen der Klasse die Brücke geschlossen und die Feuerleitanlage verbessert. Abdiel wurde als schneller Minenleger fertiggestellt. Sie erhielt keine Torpedorohre und auch auf die beiden achteren 10,2-cm-Geschütze wurde verzichtet. Sie diente so u.a. während der Skagerrakschlacht. 1918 kam ein drittes 10,2-cm-Geschütz an Bord, im gleichen Jahr wurde ihr Schwesterschiff Gabriel ebenfalls zu einem Minenleger umgebaut. Alle sieben Schiffe überlebten den Ersten Weltkrieg und wurden im Laufe der 1920er abgewrackt. Nur Abdiel wurde länger in der Reserveflotte behalten und erst 1936 verschrottet.

Die Parker-Klasse wurde aus der Lightfoot-Klasse entwickelt. Rumpf, Bewaffnung und Antriebsanlage wurde beibehalten. Allerdings wurden die beiden vorderen Schornsteine der Lightfoot-Klasse bei der Parker-Klasse zu einem dickeren vereint. Dadurch konnte die Brücke weiter nach achtern versetzt werden, so dass es möglich war, eines der 10,2-cm-Geschütze statt zwischen den Schornsteinen übergeordnet vor der Brücke aufzustellen. Dadurch konnte der Feuerbereich der vorderen Geschütze stark verbessert werden. Die beiden anderen Geschütze wurden aber nicht achtern übereinander angeordnet, sondern eines blieb mittschiffs zwischen den Schornsteinen. Erst bei den Flottillenführern der V-Klasse wurden auch die achteren Geschütze übereinander geordnet aufgestellt und damit das typische Profil entwickelt, dass später auch für die Zerstörer der V/W-Klasse übernommen wurde. Von den Flottillenführern der Parker-Klasse wurden 1915-17 sechs Schiffe gebaut: Parker, Grenville, Hoste, Seymour, Saumarez und Anzac. Seymour wurde 1917 modifiziert, um auch als Minenleger dienen zu können. Anzac erhielt größeren Freibord vorne und einen etwas anders geformten vorderen Schornstein. Hoste ging 1916 bei einer Kollision verloren. Die anderen Schiffe überlebten den Krieg. Anzac wurde 1919 an die australische Marine übergeben. Parker wurde schon 1921 abgewrackt, die anderen vier Schiffe folgten in den 1930ern.

Die Marksman (Lightfoot-Klasse) und Seymour (Parker-Klasse) waren 99,0 m lang, 9,7 m breit und verdrängten etwa 1900 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und drei Dampfturbinen, die zusammen 36.000 PS leisteten, womit 34,5 kn (Marksman) bzw. 34 kn (Seymour) erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 104 (Marksman) bzw. 116 Mann (Seymour).

Bewaffnung
4 x 10,2 cm L/45 QF Mk IV (Einzellafetten)
2 x 4 cm L/39 Pom-Pom (Einzellafetten)
4 x 53,3 cm-Torpedorohre (zwei Zwillingsrohre)

HMS Marksman wurde 1914-15 von Hawthorn Leslie in Newcastle gebaut. Sie diente danach bei der 12th Destroyer Flotilla der Grand Fleet, anfangs als Flaggschiff, ab 1916 als Flaggschiff des stellvertretenden Kommandierenden. In dieser Funktion kämpfte sie in der SkagerrakschlachtMarksman wurde kurz vor dem Angriff, der zur Versenkung des deutschen Schlachtschiffs SMS Pommern führte, von ihrer Flottille getrennt und war deshalb nicht an diesem beteiligt. Später griff sie zusammen mit dem Leichten Kreuzer HMS Champion und diversen Zerstörern die deutschen Zerstörer an, die die Besatzung des selbst versenkten Schlachtkreuzers SMS Lützow geborgen hatten. Diese konnten aber entkommen. Marksman blieb bis August 1917 bei der Grand Fleet und diente danach bei der 6th Destroyer Flotilla der Dover Patrol, die den Eingang in den Ärmelkanal verteidigte. Im März 1918 wurde der Flottillenführer zur 11th Destroyer Flotilla verlegt und diente wieder bei der Grand Fleet, aber auch im zunehmenden Umfang bei der Northern Patrol, die den Ausgang der Nordsee in den Atlantik kontrollieren sollte. Am 1. November 1918 kollidierte Marksman mit dem Trawler (Patrouillenfahrzeug) Charles Hammond, dieser sank und Marksman musste bis Ende 1918 in die Werft. Sie wurde im November 1919 außer Dienst gestellt und 1921 zum Abwracken nach Deutschland verkauft.

HMS Seymour wurde 1915-16 von Cammell Laird in Birkenhead gebaut. Sie diente danach als Flaggschiff der 11th Destroyer Flotilla, die der Grand Fleet zugeordnet war. Wie ihre Schwesterschiffe wurde Seymour zu spät in Dienst gestellt, um an der Skagerrakschlacht teilnehmen zu können. Der Flottillenführer war 1917 an zwei großen Aktionen gegen deutsche U-Boote beteiligt, die aber erfolglos blieben. Seymour gehörte zu den Schiffen, die die deutsche Hochseeflotte nach dem Waffenstillstand zum Firth of Forth geleiteten. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte sie kurz zur 21st Destroyer Flotilla, ab März 1919 war sie bei der 4th Destroyer Flotilla. Im Oktober 1919 kam das Schiff zur Reserveflotte. 1924 wurde Seymour nach einer Überholung noch mal einmal kurz in Dienst gestellt, war aber danach wieder außer Dienst bis sie 1930 zum Abwracken verkauft wurde.

Der Bausatz HMS Marksman

Kombrig arbeitet inzwischen an allen frühen Klassen britischer Flottillenführer. Neben den hier vorgestellten Bausätzen der Lightfood- und Parker-Klasse ist auch ein Bausatz der Swift erschienen (auch von Atlantic Models erhältlich, siehe Bausatzbesprechung) und die Faulknor-Klasse ist in Vorbereitung. Von den späteren Schiffen gibt es die V-Klasse von Tamiya (siehe Bausatzbesprechung) und die Scott-Klasse von AJM Models (siehe Bausatzbesprechung).

Der Bausatz der Marksman stellt einen frühen Zustand der Lightfood-Klasse dar, also den Zustand während der Skagerrakschlacht. Er ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Der Rumpf entspricht von Abmessungen und Form sehr gut dem Vorbild. Der Guss ist sehr gut und viele Details sind bereits angegossen. Lediglich seitlich an der Wasserlinie muss man etwas Grat entfernen.

Die Aufbauten waren im frühen Zustand nicht sehr umfangreich. Die Brücke ist noch offen dargestellt. Beim Original waren die hier geschlossen dargestellten Relings wahrscheinlich offene Relings, die mit Persenning behängt waren. Hier muss man überlegen, ob man dies korrigiert. Leider habe ich nur relativ wenige Fotos des frühen Zustands der Klasse gefunden, die Details im Brückenbereich zeigen. British Destroyers from Earliest Days to the Second World War von Norman Friedman enthält auf Seite 148 einen Plan der Nimrod im frühen Zustand, der sehr detailliert ist.

Die Kleinteile sind gut detailliert, z.B. die 10,2-cm-Geschütze und die Torpedorohre.

Auch die Beiboote sind gut gemacht:

Masten, Spieren, Rahe und Dampfrohre soll man selbst herstellen. Passende Metallstäbe liegen nicht bei. Die Anleitung enthält aber Längenangaben.

Die Fotoätzteile

Die Fotoätzteilplatine ist identisch mit den Bausätzen der Parker-Klasse, also den Bausätzen der Seymour und Anzac. Hier finden sich Brückenfenster, Abstützungen der Brückenflügel, ein Semaphore, Details sowie Schutzschilde für die 10,2-cm-Geschütze, Davits, Schornsteingrille, Leitern, Niedergänge, Ankerketten und Reling.

Die Reling wirkt etwas massiv. Einige Teile würden beim Bau nach Anleitung übrig bleiben, darunter auch ein Steuerhaus. Letzteres kann man eventuell nutzen, um eine späte Version der Lightfood-Klasse mit geschlossener Brücke zu bauen.

Die Anleitung HMS Marksman

Die Anleitung umfasst eine Seitenansicht und Aufsicht, eine Übersicht der enthaltenen Teile und einige perspektivische Ansichten, die den Zusammenbau erklären. Die Teile sind nicht nummeriert, aber aufgrund der geringen Teilezahl würde ich hier kein Problem erwarten. Die Zeichnung des Schiffs zeigt einige Details nicht, z.B. die Ankerketten (obwohl welche auf der Ätzteilplatine enthalten sind) und die Takelung. Hier hilft der schon erwähnte Plan der Nimrod aus dem Buch Friedmans weiter. Warum die Marksman in der Anleitung als Schiff der G-Klasse bezeichnet wird, ist mir schleierhaft. Sie scheint auch nie ein Flaggschiff einer Flottille mit Zerstörern der G-Klasse (Beagle-Klasse) gewesen zu sein.

Angaben zur Bemalung fehlen leider. Die Royal Navy verwendete während der Dienstzeit der Marksman verschiedene Grautöne. Das Foto hier und auf dem Deckelbild deutet bei Marksman auf ein relativ helles Grau zu Anfang der Dienstzeit hin. Es kann sein, dass während der Skagerrakschlacht ein relativ dunkles Grau verwendet wurde. Die Stahldecks waren dunkelgrau, aber eventuell war der Bereich der Back um die Brücke, die Brücke selbst und die Laufwege mitschiffs mit braunem Corticene belegt (vergleiche hier). Marksman hatte zwischen 1915 und 1919 fünf verschiedene Kennnummern (siehe Wikipedia), aber zumindest auf den frühen Fotos ist keine erkennbar aufgemalt (siehe z.B. das Deckelbild).

Ein Umbau der Marksman in die Abdiel als Minenleger dürfte relativ einfach sein, da Abdiel lange die offene Brücke behielt (siehe z.B. hier und hier). Gegen Ende des Ersten Weltkriegs erhielten die anderen Schiffe der Lightfood-Klasse eine geschlossene Brücke, die man selbst ergänzen müsste (eventuell mit Hilfe des Steuerhaus auf der Fotoätzteilplatine). Mit geschlossener Brücke findet man sowohl Fotos mit einem relativ dunklen Anstrich (z.B. hier), als auch mit sehr hellem Anstrich (z.B. hier).

Der Bausatz HMS Seymour

Kombrig hat bisher zwei Bausätze der Parker-Klasse herausgebracht: die hier vorgestellte HMS Seymour sowie HMS Anzac. Seymour kann als Wasserlinienmodell gebaut werden. Der Rumpf entspricht von den Formen und Abmessungen dem Original. Bei der Back bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Unterschiede zwischen Seymour und Anzac berücksichtigt sind. Auf jeden Fall passt der Bausatz der Seymour zu den Zeichnungen des Schwesterschiffs Grenville in British Destroyer from Earliest Days to the Second World War von Norman Friedman (S. 149). Der Rumpf ist gut detailliert und sehr gut gegossen, es gibt nur einen Hauch Grat an der Wasserlinie. Die Unterschiede zur Lightfood-Klasse sind berücksichtigt.

Die Aufbauten der Seymour sind deutlich umfangreicher als die der Marksman. Die Reling der Brückendecks ist erneut geschlossen und relativ dick. Baker zeichnet sie in Friedmans Buch hingegen als offene Reling. Auf Originalfotos sieht man Reling, die mit Splitterschutzmatten behängt sind. Ich vermute, dass man sich hier nur überlegen muss, wie man diese Matten simuliert. Eventuell kann man dies durch die Bemalung erreichen. Es liegen vier Schornsteine bei, aber es werden nur drei gebraucht. Der dritte kleine Schornstein ist überflüssig, der vordere Schornstein hatte immer einen größeren Durchmesser und war höher.

Die Kleinteile sind erneut gut detailliert und ähneln denen der Marksman, einige der Rahmen sind sogar identisch.

Die Fotoätzteile sind identisch mit denen des Marksman-Bausatzes (siehe oben). Auch hier liegen keine Teile für die Masten bei, aber die Längen sind in der Anleitung angegeben.

Hier noch ein Vergleich des Rumpfs der Seymour (vorne) mit dem der Marksman (hinten):

Die Anleitung HMS Seymour

Die Anleitung ist ähnlich wie die der Marksman aufgebaut. Auch Seymour wird aus irgendeinem mir unverständlichen Grund als Schiff der G-Klasse bezeichnet. Ein Vorteil der Anleitung der Seymour ist, dass die Zeichnung wesentlich detaillierter ist, z.B. die Takelage und die Ankerketten gezeigt werden. Die Zeichnung entspricht der der Grenville aus Friedmans Buch.

Angaben für die Bemalung fehlen auch hier. Die Kennnummer auf der Zeichnung dürfte die der Grenville sein. Auf diesem Foto der Seymour sieht man einen hellgrauen Anstrich und die Kennnummer "G.00". Auf dem Deckelbild die Kennnummer "D.09". Laut Wikipedia hatte Seymour zwischen 1917 und 1930 sechs verschiedene Kennnummern, "G.00" zwischen März und August 1917 und "D.09" zwischen November 1918 und Oktober 1919. Die Decks waren wahrscheinlich dunkelgrau gestrichene Stahldecks und mit brauem Corticene belegte Bereiche (Brückendecks, Backdeck um die Brücke, Laufwege mittschiffs).

Aus dem Bausatz der Seymour dürfte man ohne Probleme die Schwesterschiffe Parker, Grenville, Hoste und Saumarez bauen können. Anzac soll mehr Freibord und einen anders geformten vorderen Schornstein gehabt haben.

Quellen

Fazit

Die neuen Bausätze der britischen Flottillenführer der Lightfood-Klasse (Marksman) und Parker-Klasse (Seymour) zeichnen sich durch gut detaillierte Resinteile und Fotoätzteile aus. Dank Kombrig wächst die Auswahl an Bausätzen britischer Schiffe des Ersten Weltkrieges. Speziell britische Schiffe der Skagerrakschlacht dürfte es zum 105. Jahrestag der Schlacht deutlich mehr geben als noch zum 100. Jahrestag. Die Bausätze sind

alt sehr empfehlenswert

Lars