Modell: SMS Moltke, German Corvette, 1878
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70072
Preis: 45,8 € (bei NNT Modell + Buch)

Das Original

Die Gedeckte Korvette SMS Moltke war eines von sechs zwischen 1875 und 1880 gebauten Schiffen einer Klasse, die sowohl Bismarck- als auch Stosch-Klasse genannt wird. Ihre Schwesterschiffe waren Bismarck, Stosch, Blücher, Gneisenau und Stein. Moltke wurde als erstes auf Kiel gelegt, Bismarck lief als erstes von Stapel und Stosch wurde als erstes in Dienst gestellt. Die Klasse war zusammen mit der älteren Leipzig-Klasse Teil des Programms von 1873, das forderte, dass die Kaiserliche Marine über 20 Korvetten verfügen sollten. Entsprechend war ein Teil der Schiffe Ersatzbauten für ältere Korvetten der Arcona-Klasse, ein Teil zusätzliche Schiffe. Die Stosch-Klasse fiel kleiner als die Leipzig-Klasse aus, war aber wie diese ursprünglich als Aufklärer für die Flotte und den Einsatz in Übersee gedacht. Durch die technische Entwicklung, steigende Geschwindigkeit und Einführung von Panzerung auch bei Kreuzern, wurden die Korvetten wegen ihrer geringen Geschwindigkeit und fehlender Panzerung überwiegend in Übersee eingesetzt, später als Schulschiffe.

Die Kaiserliche Marine verfügte damals über drei Arten von Kreuzern: Avisos, Gedeckte Korvetten und Glattdeckkorvetten. Erstere waren leicht bewaffnet und überwiegend als Aufklärer für die Schlachtflotte gedacht. Die Gedeckten Korvetten hatten die Hauptbewaffnung auf dem Hauptdeck und darüber ein zusätzliches Deck, auf dem im Falle der Stosch-Klasse nur am Bug und Heck auch Geschütze standen. Glattdeckkorvetten hatten ihre Bewaffnung auf dem Oberdeck. Die Korvetten verfügten über eine umfangreichere Segeltakelage, um über eine für den Auslandseinsatz ausreichenden Fahrbereich zu verfügen. Der Rumpf der Stosch-Klasse war wie bei der Leipzig-Klasse aus Eisen.

Fünf der sechs Korvetten der Stosch-Klasse dienten anfangs überwiegend in Übersee. Blücher dagegen wurde kurz nach der Fertigstellung zu einem Torpedoversuchsschiff umgebaut. Die anderen fünf Schiffe wurden 1884 zu Kreuzerfregatten umklassifiziert, 1891 dann zu Schulschiffen. Gneisenau ging 1900 in einem Sturm vor Malaga verloren, ihre Schwesterschiffe dienten noch mit Ausnahme der schon 1891 außer Dienst gestellten Bismarck weiter bis 1907/08. Als Hulk überlebten Bismarck, Moltke und Stein noch den ersten Weltkrieg.

Moltke war 82,0 m lang, 13,7 m breit und verdrängte 2994 t. Der Antrieb erfolgte über über vier Kessel und eine Dreizylinder-Einfachexpansionsdampfmaschine mit 2366 PS, womit 13,8 kn erreicht wurden. Alternativ gab es eine Schiffstakelage mit etwa 2210 qm2 Segelfläche. Die Besatzung bestand aus 404 Mann.

Bewaffnung
16 x 15 cm L/22 RK (12 auf dem Hauptdeck, vier auf dem Oberdeck)

Moltke wurde 1875-78 von der Marinewerft Danzig gebaut. 1881-83 war sie wurde sie überwiegend an der Westküste Südamerikas eingesetzt. Während dieses Einsatz transportierte sie 1882 eine Expedition nach Südgeorgien, die dort während des Internationalen Polarjahr 1882/83 aktiv war und auch den Venustransit beobachtete. Der Landeplatz dort wurde nach dem Schiff Moltke-Hafen benannt. Ab 1885 führte sie Fahrten als Schulschiff durch, viele davon auch weitere Fahrten, z.B. in Karibik oder an die US-Ostküste. Zwischen 1895 und 1897 wurde sie zwei Mal ins Osmanische Reich geschickt, um dort Interessen des Reichs während Unruhen zu schützen. 1901 wurde sie wegen eines Konflikts zwischen Venezuela und Kolumbien in die Karibik geschickt. Ihre letzte Schulfahrt, die bis nach Rio de Janeiro ging, unternahm sie 1907-08. Ab 1910 diente sie als Wohnschiff für die U-Boot-Schule in Kiel, 1911 wurde sie in Acheron umbenannt. 1920 wurde sie zum Verschrotten verkauft.

Der Bausatz

Der Bausatz der Korvette Moltke stellt den Bauzustand während der 1890er Jahre als Schulschiff dar - wie bei allen Kombrig-Bausätzen bezieht sich die Angabe auf dem Schachteldeckel nicht auf den dargestellten Bauzustand, sondern auf das Jahr der Indienststellung, ist also ein Hinweis darauf, welches Schiff dargestellt wird. Der Bauzustand entspricht dem, den auch ein Modell im Deutschen Museum in München darstellt. Ein bekannter Plan der Stosch-Klasse, den man u.a. im Archiv des Deutschen Museums und in The Kaiser's Cruisers 1871-1918 von Aidan Dodson und Dirk Nottelmann findet, stellt einen anderen Bazustand der Klasse dar, u.a. mit zusätzlicher Poop und einer anderen Aufstellung der 15-cm-Geschütze. Es gibt Fotos, die Moltke wie von Kombrig dargestellt zeigen, z.B. hier, hier und hier. Ich habe keine Hinweise gefunden, dass Moltke je dem Zustand der Stosch-Klasse entsprach, der auf dem genannten Plan dargestellt wird.

Der Bausatz ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Der Rumpf wirkt von den Abmessungen - zumindest im Vergleich zu den oben angegebenen Abmessungen - etwas zu kurz. Die Formen sind sehr gut wieder gegeben. Sowohl Guss als auch Detaillierung sind sehr gut. Nur an der Wasserlinie muss man etwas Nacharbeiten. Die Stückpforten für die 15-cm-Geschütze an Bug und Heck muss man, wie eine Öffnung für Taue am Bug, noch öffnen. Hier ist noch eine dünne Resinschicht, die man entfernen muss. Die Stückpforten auf dem Batteriedeck bzw. die Pforten, hinter denen keine Geschützte standen, sind durch deutliche Vertiefungen angedeutet. Stückpfortendeckel liegen als Fotoätzteile bei. Es fehlt die Galionsfigur.


Die Aufbauten sind relativ übersichtlich, aber gut detailliert. Problematisch könnte der Übergang vom Bootsdeck zum Schanzkleid sein, der beim Original abgerundet war, hier aber wohl eckig wird.


Die diversen Kleinteile, darunter die 15-cm-Geschütze für das Oberdeck, sind gut gemacht. Lediglich die Dampfrohre (?), die um den Schornstein angeordnet werden sollen, haben sich etwas verzogen. Meist kann man solche Teile wieder gerade bekommen, in dem man sie kurz in kochendes Wasser hält.


Die verschiedenen Beiboote sind auch schön detailliert und wirken passend.


Die Teile für die Masten und Rahe muss man aus Metallstäben selbst herstellen - aus Resin würden diese auch keinen Sinn machen, da sie zu instabil wären.

Die Fotoätzteile

Die Fotoätzteilplatine ist sehr umfassend und enthält u.a. Wanten, Marsen, Teile für die vordere und hintere Brücke, Scheinwerferplattformen, Details für die Beiboote, Bootslager, Falllreep, Niedergänge...


Die Teile wirken gut gemacht. Lediglich die Wanten sind etwa massiv und leiden unter dem typischen Problem fotogeätzter Wanten: ihr oberer Teil verbindet sich zu einer Platte.

Die Anleitung

Die Anleitung ist relativ umfangreich und besteht aus elf Seiten. Enthalten sind eine Seitenansicht und Aufsicht, eine Übersicht über die enthaltenen Teile, Angaben über die selbst zu ergänzenden Metallteile und eine Zusammenbauanleitung in 24 Abschnitten. Diese ist sehr übersichtlich und klar.

Es fehlen Angaben über die Bemalung. In dem gezeigten Zustand war Moltke weiß gestrichen, Schornsteine und Lüfter ockerfarben. Die Seitenansicht zeigt Teile der Takelage, merkwürdigerweise sind zwar Teile des laufenden Guts (Brassen) dargestellt, aber große Teile des stehenden Guts (die meisten Stage und Pardunen) sind nicht dargestellt. Diese sind in einem Plan in The Kaiser's Cruisers 1871-1918 gezeigt. Man muss hier auch beachten, dass die Takelage zu einem mir unbekannten Zeitpunkt reduziert wurde, wobei die Schiffstakelage beibehalten, aber die Segelfläche verringert wurde.

Der Umbau in den Zustand der 1880er dürfte nicht sehr kompliziert sein. Sie hatte damals noch nicht die Scheinwerferplattformen und der Rumpf war schwarz gestrichen.

Quellen

Fazit

Der Bausatz der Gedeckten Korvetten SMS Moltke von Kombrig zeichnet sich durch guten Guss, Detaillierung und Vollständigkeit aus. Lediglich die Teile für Masten und Rahe muss man durch Metallstäbe selbst ergänzen - und es fehlt die Galionsfigur, die in diesem Maßstab nicht so leicht zu modellieren sein dürfte. Man kann auch überlegen, die Wanten zu ersetzen. Insgesamt ist positiv hervorzuheben, dass Kombrig die Serie der Kreuzer der Kaiserlichen Marine um eine Einheit aus der Zeit des Segel- und Dampfantriebs ergänzt.

sehr empfehlenswert


Lars