Modell: SMS Niobe, German Light Cruiser, 1900
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70652
Preis: 47,8 € (bei NNT Modell + Buch)

Das Original

Der deutsche Geschützte Kreuzer SMS Niobe, als Kleiner Kreuzer klassifiziert, gehörte zu einer Klasse von zehn von 1897-1904 gebauten Kreuzern der Gazelle-Klasse. Diese war die erste Klasse eines kleineren Kreuzers der Kaiserlichen Marine, die sowohl für den Einsatz mit der Flotte als auch als Auslandskreuzer gedacht war. Auf die Klasse folgten 17 ähnliche Kreuzer der Bremen-, Königsberg-, Dresden- und Kolberg-Klasse.

Die Kaiserliche Marine hatte, wie viele andere Marinen, gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschiedene Arten von kleineren Kreuzern:

  • schnelle, kleine Kreuzer, die für die Aufklärung für die Flotte, zur Übermittlung von Nachrichten und für das Bekämpfen bzw. Führen von Torpedobooten gedacht waren. Diese waren leicht gebaut, hatten meist eine nur schwache Geschützbewaffnung, aber oft eine starke Torpedobewaffnung, waren also Torpedokreuzer. Sie hatten teilweise ein Panzerdeck und wurden als Aviso klassifiziert. Exemplare dieses Typs waren die Blitz-, Greif-, Wacht-, Meteor- und Hela-Klasse.
  • Kreuzer mit stärkerer Artilleriebewaffnung und größerer Reichweite als Auslandskreuzer, die im Kriegsfall als Handelsstörer dienen sollten. Dies waren typische Geschützte Kreuzer, hatten also ein Panzerdeck. Klassifiziert waren sie als Kreuzer II. und III. Klasse, Exemplare dieses Typs waren die Irene-Klasse sowie die Gefion.
  • langsame Kreuzer mit Artilleriebewaffnung als Auslandskreuzer, die primär als Patrouillenschiffe in den Kolonien gedacht waren. Diese waren ungepanzert und als Kreuzer IV. Klasse klassifiziert. Exemplare waren die Schwalbe- und Bussard-Klasse.

Die Gazelle-Klasse sollte alle diese Funktionen ausüben können. Der Rumpf war eine Weiterentwicklung des Aviso Hela, allerdings etwas breiter und stärker gebaut, um eine stärkere Artilleriebewaffnung einbauen zu können. Die Klasse erhielt schnell feuernde 10,5-cm-Geschütze, um sowohl kleinere Kreuzer als auch Torpedoboote bekämpfen zu können. Vergleichbare damalige britische Kreuzer III. Klasse erhielten 10,2-cm-Geschütze, die für den Dienst bei der Flotte gebauten Spähkreuzer nur 7,6-cm-Geschütze. Die Torpedobewaffnung des Typschiffs Gazelle bestand wie bei der Hela aus drei Torpedorohren, bei den folgenden Schiffen nur noch aus zwei Torpedorohren. Als Schutz war ein Panzerdeck vorhanden. Die Schiffe der Gazelle-Klasse fielen nicht identisch aus. Es gab Unterschiede beim Antrieb, insbesondere bei den Kesseln. Gazelle hatte dazu die Brücke mittschiffs zwischen den Schornsteinen, die folgende Schiffe - Niobe, Nymphe, Thetis, Ariadne, Amazone und Medusa - hatten die Brücke zwischen Fockmast und dem vorderen Schornstein. Die letzten drei Schiffe - Frauenlob, Arcona und Undine - waren etwas breiter.

Vor dem Ersten Weltkrieg wurde Arcona zum Minenkreuzer umgebaut. Drei Kreuzer der Klasse - Ariadne, Frauenlob und Undine - wurden im Ersten Weltkrieg versenkt. Dazu wurde Gazelle so schwer beschädigt, dass sie nicht wieder einsatzfähig gemacht wurde. Die verbliebenen sechs Schiffe kamen zur Reichsmarine, bei der alle bis auf Niobe zeitweise im Einsatz waren. Nymphe und Amazone wurden stärker modernisiert und erhielten u.a. einen neuen Bug (wie auch Niobe). Amazone wurde 1930 als letztes außer Dienst gestellt. Niobe wurde 1925 an Jugoslawien verkauft und diente dort als Dalmacija. Diese wurde 1941 italienische Kriegsbeute und als Cattaro in Dienst gestellt, 1943 von der Kriegsmarine übernommen, wieder Niobe genannt und 1943 versenkt. Nymphe und Thetis wurden 1932 bzw. 1930 abgewrackt. Medusa und Arcona wurden 1942 zu Flakbatterien umgebaut und 1945 selbst versenkt. Amazone überlebte als Wohnhulk den Zweiten Weltkrieg und wurde erst 1954 abgewrackt.

Niobe war 105,0 m lang, 12,2 m breit und verdrängte 2963 t. Der Antrieb erfolgte durch acht Kessel und zwei Vierzylinder-Dreifachexpansionsdampfmaschinen mit 8113 PS, womit 22,1 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 257 Mann.

Bewaffnung
10 x 10,5 cm L/40 SK
6 x 3,7 cm Revolverkanonen
2 x 45 cm Torpedorohre

Die Niobe wurde in der Weser Werft in Kiel am 30.08.1898 auf Kiel gelegt. Sie wurde im Juni 1900 in Dienst gestellt. Im April 1901 übernahm die Niobe die Position als Flaggschiff der 1. Torpedobootflottille. Am 28. Juni 1901 gab die Niobe die Position schon wieder ab und diente als Begleitschiff für die Kaiseryacht Hohenzollern auf der Sommerreise des Kaisers nach Norwegen. Im folgenden Jahr beim Besuch des russischen Zaren war die Niobe ebenfalls das Begleitschiff der Hohenzollern. Anschließend wurde die Niobe in der Werft in Wilhelmshaven überholt. Sie diente daraufhin zeitweise wieder als Flaggschiff der 1. Torpedobootfottille und nahm mit der 1. Aufklärungsgruppe an verschiedenen Flottenmanövern teil. Im September 1904 wurde sie für eine weitere Generalüberholung außer Dienst gestellt. Nach der Indienststellung 1906 war die Niobe für drei Jahre dem Ostasiengeschwader zugeteilt und in Tsingtao stationiert. Im März 1909 kehrte in Niobe nach Deutschland zurück und wurde wieder außer Dienst gestellt.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die Niobe wieder in Dienst gestellt und war bis 1915 der Küstenverteidigung zugeteilt. Die Besatzung wurde reduziert und die Niobe diente den Rest des Krieges als Hauptquartier unter anderem für Konteradmiral von Hipper. Die Bewaffnung wurde 1917 abgebaut und zur Verstärkung der Verteidigung des Hafens von Wilhelmshaven verwendet. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gehörte die Niobe zu den Schiffen, die Deutschland behalten konnte, und sie wurde von der neu gegründeten Reichsmarine aufwendig modernisiert. Dabei erhielt sie einem Klipperbug und neue Geschütze sowie zwei auf dem Deck montierte 50-cm-Torpedorohre.

1925 wurde die Niobe an das Königreich Jugoslawien verkauft und in Dalmacija umbenannt. Die Bewaffnung wurde durch Skoda-Geschütze geändert und sie erhielt 1930 bei einem größeren Umbau einen Dreibeinmast. Sie diente als Trainingsschiff und unternahm mehre Fahrten im Mittelmeer. Bei der Invasion der Achsenmächte Jugoslawien 1941 wurde die Dalmacija von den Italienern erbeutet und als Cattaro in Dienst gestellt. Mit dem Waffenstillstands Italiens 1943 gelang die Cattaro wieder in deutsche Hände und wurde als Niobe im Dienst der Kriegsmarine gestellt. Bewaffnet war sie zu dem Zeitpunkt mit sechs 8,4-cm-Geschützen, vier 4,7-cm-Flak, vier 2-cm-Oerlikon und sechsundzwanzig Breda-Flakgeschützen. Ab November 1943 unternahm die Niobe Begleitfahrten von Konvois in der Adria. Am 19. Dezember 1943 lief die Niobe bei der Insel Silba auf Grund. Es wurden vergebliche Versuche unternommen sie frei zu schleppen. Nach dem Briten davon informiert wurden, kamen drei Tage später zwei britische Schnellboote und feuerten Torpedos. Zwei trafen die Niobe, ein weiterer einen beiliegenden Schlepper. Die Bergung der Niobe wurde darauf aufgegeben und die Bewaffnung an Bord entfernt bzw. zerstört. Das Wrack wurde 1952 schließlich geborgen und abgewrackt.

Der Bausatz

Kombrig hat eine Reihe von Bausätzen der Gazelle-Klasse herausgebracht: Gazelle, Niobe, Medusa und Undine. Gazelle war wegen ihrer Anordnung der Brücke einzigartig. Niobe und Medusa sind Schiffe der mittleren Gruppe der Klasse und unterscheiden sich beim Bausatz in Bezug auf die Brücke und die leichten Geschütze. Undine gehört zur letzten Gruppe der Klasse. Damit sollte der Bau von allen zehn Schiffen im ursprünglichen Zustand und während des Ersten Weltkriegs ohne größere Umbauten möglich sein - wenn man von der Arcona als Minenkreuzer absieht. Zuvor gab es im Maßstab 1/700 einige Schiffe der Klasse von HP Models, darunter Arcona nach dem Umbau zum Minenkreuzer, Medusa und Arcona als Flakbatterien im Zweiten Weltkrieg sowie einige der ersten sieben Schiffe im Zustand des Ersten Weltkriegs (oder früher).

Der Bausatz der Niobe stellt das Schiff im ursprünglichen Zustand dar, also zwischen 1900 und 1904. Er ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Der Rumpf wirkt von den Formen im Vergleich zu den Originalplänen vorbildgetreu. Der Guss ist sehr gut, es gibt nur minimal Grat an der Wasserlinie. Die Detaillierung ist auch sehr gut gelungen.


Das Urmodell des neuen Bausatzes von Kombrig ist ein 3D-Druckmodell. Dadurch verfügt das Modell über eine sehr gute Detaillierung. Es sind jetzt auch Türen mit im Modell integriert. Dadurch entfällt das aufwendige Aufkleben von fotogeätzten Türen. Aufgrund der einfachen Form des Schiffes bestehen die Aufbauten nur aus der Brücken und den Schornsteinen. Dazu kommen die für damalige Schiffe üblichen vielen Lüfter.


Sehr positiv finde ich, dass die Teile an den Gussrahmen nummeriert sind und somit deutlich leichter als bei vielen anderen Kombrig-Bausätzen zu identifizieren sind.

Die Fotoätzteile

Die Fotoätzteilplatine ist umfangreich. Enthalten sind u.a. bereits abgelängte Relingteile, Aufbautendecks, Abstützungen dieser Decks, Bootslager, Niedergänge, Davits, Schutzschilder der 10,5-cm-Geschütze, Wanten, Fußleisten für die Schornsteine und Steuerräder. Die Teile sind gut detailliert und überwiegend fein genug. Lediglich die Wanten- und Relingteile sind etwas zu massiv. Des Weiteren verfügen die Relingteile über keine Fußleiste. Dadurch wird das Ankleben praktisch unmöglich. Glücklicherweise hat Kombrig bei neueren Modellen die Fußleiste bei der Reling ergänzt.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Seitenansicht und Aufsicht, einem russischen Text über das Original, einer Übersicht über die Teile und der eigentlichen Bauanleitung, die in zehn Abschnitte aufgeteilt ist. Die Aufteilung zeigt aber keine Reihenfolge, sondern lediglich verschiedene Teile des Modells und welche Teile jeweils dort montiert werden sollen - plus wenige Submontagen wie die Masten, Schornsteine und Geschütze. Die Masten soll man aus Metallstäben nach den Angaben der Anleitung selbst bauen.

Für die Takelung finden sich Informationen in der Seitenansicht, aber nicht in der Aufsicht, so dass es teilweise schwierig ist, zu bestimmen, wo bestimmte Teile befestigt waren.

Angaben zur Bemalung fehlen. Die Niobe war im Dienst in der Heimat mit den beiden typischen hellgrauen Tönen der Kaiserlichen Marine gestrichen. Auf Bilder sind jeweils vier weiße Bänder an den Schornsteinen zu sehen. Dies würde bedeuten, dass die Niobe das 4. Schiff dieser Division war. Als Begleitschiff der Kaiserjacht sowie beim Ostasiengeschwader hatte sie einen komplett weißen Rumpf und ockerfarbene Aufbauten, Schornsteine, Geschütze und Masten.

Quellen

  • SMS Niobe(1898) (Wikipedia)
  • S.M.S. Niobe (1898) (deutsche-schutzgebiete.de)
  • Gazelle-Klasse (Wikipedia)
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, München, 1966

Fazit

Zum Glück gibt es Kombrig, die immer mehr Schiffe aus der Zeit des Ersten Weltkrieges und früher rausbringen. Die Niobe gehört zu den ersten Modellen der vielen Kreuzer der Kaiserlichen Marine, die Kombrig angekündigt hat. Und das Modell macht Lust auf mehr und es wird nicht der einzige Kreuzer von Kombrig bleiben.

sehr empfehlenswert


Christian Abraham

(Text teilweise von Lars)