Die "Retvisan" stellt wohl den besten Pre-Dreadnought dar, welcher auf russischer Seite am Russisch-Japanischen Krieg teilgenommen hat. Wie nahezu alle Schiffe ihrer Generation, verfügte sie über 4 Hauptgeschütze und mehrere Geschütze kleineren Kalibers. Der Gürtelpanzer war fast über die gesamte Länge aufgebracht. Das Einzelschiff wurde im Mai 1898 in den USA auf Kiel gelegt, die Fertigstellung erfolgte im Dezember 1901.
Zu Beginn des Russisch-Japanischen Krieges lag sie in Port Arthur und wurde gleich bei Beginn der Kämpfe von Torpedobooten erfolgreich angegriffen. Nach notdürftiger Reparatur nahm sie in der Schlacht im Gelben Meer teil und wurde hier schwer getroffen und zog sich nach Port Arthur zurück. Hier wurde sie mehrfach getroffen. Eine der Granaten traf einen Kesselraum, der das Schiff schwer beschädigte, so dass es sank. Nach der Eroberung wurde "Retvisan" von den Japanern gehoben, repariert und als "Hizen" in Dienst gestellt. Als Küstenschutzschiff wurde sie erst am 25. Juli 1924 versenkt, wie es im Washingtoner Vertrag vereinbart wurde.

Kombrig nimmt sich dem von anderen Herstellern gerne vernachlässigten Zeitraum 1860 - 1920 an, dem Zeitraum, in dem größere, bahnbrechende Neuerungen im Schiffsbau stattfanden. Der Karton kommt recht unauffällig daher. Man kann sich kaum vorstellen, dass hier ein komplettes Schlachtschiff enthalten sein soll. Nach dem Öffnen sieht man auch, warum: Neben dem diagonal eingelegten Rumpf ist eine kleine Tüte mit den weiteren Teilen enthalten. Im Ganzen sind die Teile von ordentlicher Qualität. Der Rumpf weißt keinerlei Luftblasen auf, lediglich einige Aufbauten sind verbogen.
Was fehlt, sind die Decals, hier heist es Selbermachen oder Nachordern

Die Anleitung ist in DIN A4 gehalten. Auf der ersten Seite finden wir neben einer Risszeichnung einen Überblick über das Original - in russischer und englischer Sprache verfasst. Die Rigging-Anleitung ist sehr einfach gehalten. Hier bedarf es genauerer Recherche. Auf der zweiten Seite werden alle Teile aufgelistet. Die eigentliche Bauanleitung ist als Explosionszeichnung dargestellt, was auf Grund der wenigen Teile völlig ausreichen sollte. Wie bei Resinprodukten typisch, muss auch Scratch gebaut werden. So sind in der Teileauflistung zwar die Masten komplett aufgeführt, fehlen jedoch im Bausatz.

Der Rumpf ist im Groben richtig wiedergegeben. Die Seitenansicht ist korrekt, selbst die Fenster sind an der richtigen Stelle. Leider fehlt die komplette Bugverzierung, die im Jahre 1902 angebracht wurde. Die Draufsicht bringt dann kleine Fehler ans Licht - Zum Einen sind die Poller am Heck zu weit achtern angegossen, zum Anderen ist der Ankerbereich eckig gestaltet, war er doch leicht gerundet. Teile der Rettungsboothalterungen sind abgebrochen - hier muss Ersatz gefunden werden.

Die Aufbauten sind auf einem dünnen Trägerfilm aufgebracht. Dies erleichtert die Weiterbearbeitung und das anschließende Lackieren. Die Heckgallerie ist zwar sehr fein dargestellt, sollte jedoch durch eine Ätzteilreling ersetzt werden. Die restlichen Teile sind schön symmetrisch gehalten, so dass ein Ersatz nicht notwendig ist. Die Geschütztürme sind bereits komplett, jedoch fehlen die Blastbags. Die Geschützrohre sind im Gegensatz zu anderen Bausätzen nicht verbogen und entsprechen den mir vorhandenen Zeichnungen. Besonders fein detailiert sind die kleinen Geschütze, von denen allerdings nicht alle Verwendung finden werden.

Die Schornsteine sind sauber gegossen, die fehlenden Kappen fallen jedoch auf. Der Bootskran war als ein Doppel-T-Träger gehalten. Aufgrund der Stärke des Bausatzteiles kann dies nachgebildet werden. Der untere Teil der Masten ist richtig umgesetzt worden, der obere Teil sollte aus einem konischen Metallstab nachgebldet werden. Die Rettungsboote sind von hoher Qualität. Selbst die kleinsten Einheiten sind sauber gegossen und zeigen den Booterumpf. Die Dampfpinassen verfügen bereits über einen angegossenen Schornstein. Wer über gute Photos verfügt, kann sich aber an einer weiteren Detailierung austoben.

Mit der "Retvisan" hat Kombrig einen Bausatz herausgebracht, der für den Anfänger leicht baubar ist. Scratchbauten beschränken sich im Grunde auf die oberen Mastteile. Mit wenigen Ätzteilen wie Reling, Leitern lässt sich das Modell für den erfahreneren Modellbaurer weiter verfeinern, während es für Profis eine sehr gute Ausgangsbasis darstellt.