Modell: Taney 1970s (FUD)
Hersteller: SNAFU store auf Shapeways
Maßstab: 1/700
Material: 3D-Druck (Smooth Fine Detail Plastic-Qualität)
Art.Nr.: - (RDXNZXW3X)
Preis: 30,63 €
Das Original
USCGC Taney wurde als einer von sieben Küstenwachkuttern der Treasury-Klasse, auch Secretary-Klasse genannt (alle benannt nach früheren Secretaries of the Treasury, also US-amerikanischen Finanzministern), für die US Coast Guard gebaut. Die Treasury-Klasse wurde als schnelles Patrouillenschiff entworfen, das mit einem Flugzeug ausgerüstet werden sollte. Der Antrieb und Unterwasserrumpf ähnelte den Kanonenbooten der Erie-Klasse. Das Achterdeck wurde freigehalten, um dort das Flugzeug handhaben zu können. Die Bewaffnung bestand anfangs aus zwei 12,7 cm L/51-Geschützen, die offen auf dem Vorderdeck untergebracht wurden. Die sieben 1935-37 gebauten Schiffen waren Bibb, Campbell, Duane, Hamilton, Ingham, Spencer und Taney. Ursprünglich erhielten alle Schiffe die vollen Namen der geehrten Politiker, 1937 wurde der Name der Schiffe auf den Nachnamen gekürzt.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde bei allen Schiffen die Bewaffnung verstärkt, um als Geleitschiffe dienen zu können. In der Regel kam auf das Achterdeck ein drittes Geschütz. Die 12,7 cm L/51, die nur gegen Seeziele eingesetzt werden konnten, wurden durch 7,62 cm L/50 oder 12,7 cm L/38 ausgetauscht, die auch als Flak dienen konnten. Dazu erhielten sie leichte Flugabwehrgeschütze sowie eine umfangreiche Wasserbombenbatterie. Diese Bewaffnung wurde im Laufe des Kriegs mehrfach verändert, Taney hatte 1944 sogar vier 12,7 cm L/38-Türme. Mit Ausnahme der Hamilton, die 1942 von U 132 versenkt wurde, wurden 1944 alle anderen Schiffe zu Kommandoschiffen für Landungsoperationen umgebaut. Dabei wurde die Bewaffnung reduziert und die Aufbauten vergrößert. Nach Ende des Kriegs, wurde die Bewaffnung von allen überlebenden Schiffen auf ein 12,7 cm L/38, einen 4 cm-Zwilling, zwei 2 cm-Einzellafetten, einen Hedgehog-U-Jagd-Raketenwerfer sowie Wasserbomben reduziert. Auch die Aufbauten wurden wieder reduziert. Sie dienten so wieder bei der Küstenwache, u.a. als Wetterschiffe, Such- und Rettungsschiffe, Fischereischutz, Patrouillen gegen Drogenhändler und auch im Vietnamkrieg zum Beschuss von Landzielen. Die Bewaffnung wurde immer weiter reduziert, zuletzt auf ein 12,7 cm L/38. Vielfach kam ein Hangar für einen Wetterballon an Bord, zumindest Taney erhielt einen großen Radar in einem Radom über der Brücke, der dazu diente, Stürme zu verfolgen. Als verbesserte Satelliten die Wetterschiffe überflüssig machten, wurden die übrigen Schiffe wieder als Patrouillenschiffe verwendet. Spencer wurde schon 1974 außer Dienst gestellt, die übrigen Schiffe folgten 1982-88. Zwei der Schiffe sind als Museumsschiff erhalten: USCGC Ingham in Key West und USCGC Taney in Baltimore.
Taney ist 99,7 m lang, 12,5 m breit und verdrängt 2252 t. Der Antrieb erfolgte über zwei Kessel und zwei Dampfturbinen mit insgesamt 6200 PS, womit 20,5 kn erreicht wurde. Die Besatzung bestand aus 123-221 Personen, in den 1970ern waren es 130. Die Bewaffnung umfasste zuletzt ein 12,7 cm L/38-Geschütz, zwei 1,27 cm MG und zwei 8,1 cm-Mörser. Dazu gab es vor der Brücke zwei Salutgeschütze.
Taney wurde 1935-36 von der Marinewerft in Philadelphia gebaut und ursprünglich Roger B. Taney genannt. Sie wurde vor dem Zweiten Weltkrieg im Pazifik eingesetzt, u.a. zur Kolonisierung und Versorgung kleiner Außenposten. Beim Angriff auf Pearl Harbor war sie im Hafen von Honolulu und wird deshalb oft als das letzte überlebende Schiff von diesem Angriff bezeichnet - allerdings war sie gar nicht in Pearl Harbor selbst. Sie war danach an der Evakuierung von einigen Außenposten beteiligt, nach der Schlacht von Midway suchte sie nach Überlebenden. In einer frühen Phase des Kriegs wurde sie als WPG-37 klassifiziert. Sie blieb bis 1943 in Honolulu stationiert und wurde danach an die Ostküste verlegt. Im Atlantik wurde sie als Konvoigeleitschiff verwendet. Ende 1944 wurde sie zum Kommandoschiff für amphibische Landungen umgebaut und in WAGC-37 umklassifiziert. Sie kämpfte u.a. in der Schlacht um Okinawa. Nach der japanischen Kapitulation war sie an der Besetzung Japans beteiligt.
Nach Ende des Zweiten Weltkreigs wurde Taney zum Patrouillenkutter umgebaut und wieder WPG-37 klassifiziert. Sie war bis 1972 in Alameda an der Westküste stationiert und diente primär als Wetterschiff sowie als Such- und Rettungsschiff. 1965 wurde sie in WHEC-37 umklassifiziert. 1969-70 wurde sie im Vietnamkrieg eingesetzt, überwiegend zum Landzielbeschuss. Danach diente sie wieder als Wetterschiff. 1972 wurde sie nach Norfolk verlegt und diente danach im Atlantik, u.a. um vor Stürmen zu warnen, wofür sie einen auffälliges Radarradom für einen Sturmverfolgungsradar auf der Brücke erhielt. 1977 wurde sie als letztes Wetterschiff der US Coast Guard von dieser Funktion abgezogen und diente dann bis 1986 für die Jagd auf Drogenschmuggler, Fischereischutz sowie als Such- und Rettungsschiff. Seit 1986 kann man Taney in Baltimore als Museumsschiff besichtigen.
Der Bausatz
Die USCGC Taney besichtigte ich in 2017 in Baltimore und schaute mich danach etwas nach Bausätzen um. Revell hat einen Bausatz der Klasse im Maßstab 1/302 (1950er Zustand), Niko Model hat einen Bausatz des Zustand von 1944 im Maßstab 1/350 sowie einen Bausatz der Treasury-Klasse im ursprünglichen Zustand und den der John C. Spencer im Zustand von 1944 im Maßstab 1/700. Mich interessierte aber der Zustand als Wetterschiff. SNAFU auf Shapeways bietet eine große Vielfalt von Bausätzen der Taney in den Maßstäben 1/2400, 1/1800, 1/1250, 1/700 und 1/600 in vielen Versionen an. Im Maßstab 1/700 gibt es:
- Taney 1936 (ursprünglicher Zustand mit offenen 12,7 cm L/51 und Flugzeug achtern)
- Taney 1941 (mit verstärkter Bewaffnung)
- Taney 1944 (mit vier 12,7 cm L/38-Türmen als Geleitschiff)
- Taney 1945 (als Kommandoschiff der amphibischen Einheiten)
- Taney 1950er (reduzierte Bewaffnung)
- Taney 1970er (als Wetterschiff mit großen Radar, am ähnlichsten dem heutigen Zustand)
Ich kaufte mir die 1970er Version. Hier ist das Modell relativ frisch aus dem Drucker zu sehen:
Das Modell habe ich, nach dem ich es einige Stunden Sonnenlicht (UV-Licht) ausgesetzt habe, um sicherzustellen, dass das Material komplett auspolymerisiert ist, mit Spülmittel gesäubert und grundiert:
Der Rumpf ist von der Form und den Abmessungen stimmig wiedergegeben. Die Details sind ok, einige werden z.B. die Poller ersetzen wollen. Vom Druckprozess her sind die Oberflächen nicht absolut perfekt, man muss die Rumpfseiten, das Radarradom auf der Brücke und eventuell am Schornstein und am Achterdeck etwas schleifen. Das sieht aber machbar aus.
Die Aufbauten sind für den Bauzustand während der 1970er, genauer wohl zwischen 1972 und 1977, gut wieder gegeben. Am Ballonhangar (hinter dem Schornstein) fehlt das Rolltor. Dazu kann man an den Aufbauten einige Schotten und Lüfter ergänzen. Dazu kommen noch einige Details, wie Scheinwerfer, Signalscheinwerfer, Peilantennen, ein kleiner A-Rahmen auf dem Aufbau. Bei meinem Exemplar ist eines der Salutgeschütze irgendwann verloren gegangen und deshalb nicht auf den Fotos zu sehen.
Die Masten findet man im Rumpfinneren. Dort sind sie gut während des Verpackens und Tansport geschützt. Die Frage, wie sie wirken, wie stabil sie sind (gedruckte Teile sind zerbrechlich!) und ob man sie besser durch Metallteile ersetzen sollte. Die Radarantenne für den Großmast, auch als Druckteil beiliegend, sollte man durch Fotoätzteile ersetzen.
Dazu muss man noch ein paar Funkantennen selbst ergänzen, auf aufwendigsten dürfte die Antenne auf dem 12,7 cm-Turm sein.
Der Umbau in den Zustand der 1960er wie auch während des Einsatz im Vietnamkrieg dürfte nicht aufwendig sein. Man muss das große Radarradom auf der Brücke entfernen und bei einigen Details noch mal genauer schauen (siehe hier für den 1960er-Zustand, hier als Vergleich der der 1970er). Ähnlich ist es mit dem Umbau in den Zustand der 1980er und damit auch den Zustand des Museumsschiffs (siehe hier für den 1980er-Zustand). Auch hier muss man den Radarradom auf der Brücke entfernen, auch die Salutgeschütze vor der Brücke und die kleinen Ausläufer von dem Aufbaudeck hinter dem Ballonhangar. Dazu gibt es wohl noch ein paar Kleinigkeiten bei den Antennen. Für frühere Zustände sollte man sich eines der anderen Modelle von SNAFU kaufen (siehe Liste oben) oder einen der Bausätze von Niko Model.
Bei gedruckten Modellen sind meist keine Anleitung enthalten, so auch hier. Man kann sich hier an Fotos des Originals orientieren. Der Anstrich war in den 1970ern (wie auch in dem Jahrzehnt davor und danach) weiß fast über alles, graue Decks (wohl die USN-Farbe), ockerfarbener Schornstein, Masten, Davits und Ankerwinden. Dazu kommen noch die typischen USCG-Streifen auf dem Vorschrift, die schwarze Kennnumer "37" an Bug und Heck sowie der große schwarze Schriftzug "Coast Guard". Hier muss man sich passende Abziehbilder besorgen.
Quellen
- USCGC Taney (WHEC-37) (Wikipedia)
- Treasury-class cutter (Wikipedia)
- USCGC Taney (Seite des Museumsschiffs)
- USCGC Taney (Fotogalerie)
Vielen Dank an Jim Flynn für die Fotos der Taney im Zustand der 1970er!
Fazit
Das 3D-gedruckte Modell der USCGC Taney von SNAFU auf Shapeways bietet eine gute Grundlage für ein Bau eines 1/700-Modells. Der Aufwand die Oberflächen zu glätten und die Details zu ergänzen, sollte übersichtlich sein.
empfehlenswert
Lars