29.08.1943 - 75 Jahre Schlacht im Isefjord

 

Schulkreuzer Niels Juel

Vor 75 Jahren, am 29. August 1943, wurde der Schulkreuzer Niels Juel bei Nykøbing (Sjælland) im Isefjord nach mehreren Angriffen durch die Luftwaffe auf Grund gesetzt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die Niels Juel, das stärkste einsatzbereite Schiff der dänische Marine, war am 29. August nicht in Kopenhagen, sondern lag in Holbæk südlich des Isefjord, als sie um 04:12 der Befehl erreichte entweder nach Schweden durchzubrechen oder sich selbst zu versenken. Sie lief aber erst um 05:50 aus und erreichte erst um 08:30 die Mündung des Fjords, wo sie informiert wurde, dass ein deutsches Minenfeld den Ausgang versperren würde und starke deutsche Marineeinheiten es sichern würden. Beides war eine Falschmeldung, die auf Befehl der Deutschen über einen dänischen Offizier übermittelt worden war: das Minenfeld war nie gelegt worden und nur das Torpedoboot T 17 und zwei Schnellboote waren in der Region. Die Niels Juel steuerte trotzdem weiter in Richtung offene See, wurde aber zwischen 08:55 und 09:35 fünf Mal von Flugzeugen der Luftwaffe angegriffen, wobei die Niels Juel von Maschinengewehrfeuer getroffen wurde und zwei Nahtreffer durch Bomben erhielt, die fünf Mann der Besatzung verwundeten (einer davon starb später) und den Ausfall der Elektrizität im Schiff verursachten. Darauf wendete das Schiff und wurde um 10:48 südlich von Nykøbing (Sjælland) auf Grund gesetzt. Dazu wurden die Ventile geöffnet und so viel wie möglich der Ausrüstung des Schiffs zerstört. Damit war der Versuch gescheitert, dass Schiff in Schweden zu internieren.

Die Niels Juel wurde 1914 als Küstenpanzerschiff nach einem modifizierten Entwurf der Herluf Trolle-Klasse begonnen. Während des Ersten Weltkriegs machte der Bau kaum Fortschritte und nach Ende des Kriegs entschied die dänische Regierung, dass das Schiff nicht die geplanten 30,5 cm-Türme erhalten sollte, sondern als leichter bewaffneter Schulkreuzer fertig gestellt werden sollte. Der Rumpf wurde darauf um ein Deck erhöht, um die Seetüchtigkeit zu erhöhen und Platz für Kadetten zu schaffen. Als Bewaffnung kamen 15 cm-Einzeltürme an Bord. Für einen echten Kreuzer war das Schiff viel zu langsam, in Friedenszeiten war es für die Ausbildung und das Zeigen der Flagge geeignet. Klassifiziert wurde das Schiff als Artilleriskib, d.h. Artillerieschiff. 1935-36 wurde die Niels Juel modernisiert, wobei der Dreibeinmast durch einen Röhrenmast ersetzt wurde, um eine verbesserte Feuerleitung einbauen zu können. Dazu wurde die Flugabwehrbewaffnung verstärkt.

Die Niels Juel war 90,0 m lang, 16,3 m breit und verdrängte 4100 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen mit insgesamt 6026 PS, womit 16,1 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 310-369 Mann.

Bewaffnung 1943
10 x 15 cm P.K. L/45 M/22 (Einzellafetten)
2 x 4 cm L/60 M/37 (Einzellafetten)
10 x 2 cm L/75 M/41 (Einzellafetten)
2 x 45 cm-Torpedorohre (unter Wasser)

Die Niels Juel wurde 1914-23 von der Orlogsværftet in Kopenhagen gebaut. Sie diente danach als Schulschiff und zeitweise auch als königliche Jacht. Sie fuhr u.a. 1923-24 nach Südamerika, 1926 und 1930 mit der königlichen Familie nach Island und 1928 mit dieser nach Finnland, 1929 und 1931 ins Mittelmeer. Sie wurde nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs einsatzfähig gemacht, war aber zum Zeitpunkt der deutschen Invasion am 9. April 1940 nicht einsatzfähig, da Teile der Besatzung auf Landurlaub waren. Die dänische Regierung hatte allerdings auch sowieso beschlossen keinen Widerstand zu leisten. In den folgenden Jahren existierte das dänische Militär weiter, die Niels Juel diente weiter zur Ausbildung. 1943 wurde die dänische Widerstandsbewegung gegen die Besetzung immer aktiver und die Deutschen übernahmen am 29. April direkt die Macht und entwaffneten das dänische Militär. Am selben Tag wurde die Niels Juel nach deutschen Luftangriffen auf Grund gesetzt, wurde aber schon im Oktober 1943 von den Deutschen gehoben und nach Kiel überführt. Dort wurde sie repariert und im September 1944 als Kadettschulschiff Nordland in Dienst gestellt. Am 3. Mai 1945 wurde sie in der Eckernförder Bucht selbst versenkt. Das Wrack wurde nach dem Krieg erst geplündert, weitere Teile wurden 1952 im Auftrag der dänischen Regierung geborgen. Reste des Rumpfs liegen dort heute noch.

Das Modell der Niels Juel war ursprünglich im Orlogsmuseet in Kopenhagen ausgestellt. Das Orlogsmuseet wurde aber 2015 geschlossen, die Modelle und einige andere Ausstellungsstücke wurden in das Tøjhusmuseet in Kopenhagen überführt. Dort sind sie seit August 2016 zu sehen. Das Museum wurde 2018 in Krigsmuseet umbenannt. Dort habe ich das Modell im Oktober 2016 und Juli 2018 fotografiert:

 

Fotos der heute in Bangsbo (Frederikshavn) ausgestellten 15 cm-Geschütze der Niels Juel finden sich in dieser Fotogalerie, eine Geschichte dieser Kanonen findet man in Niels Juels Kanoner von Kenneth Kristensen.

Quellen

Lars