Surcouf, Cornwall und Leopold I

Im Grand Harbour in Malta sind regelmäßig auch Marineeinheiten zu sehen, so auch 2009 die Fregatten Cumberland, Leopold I und Surcouf.

Die britische Fregatte Cumberland (F85) wurde von 1984-89 als Schiff der Cornwall-Klasse (Typ 22 Batch 3) gebaut. Diese Klasse war die letzte Variante des Typs 22, die gebaut wurde, um die im Falklandkrieg verlorenen Fregatten und Zerstörer zu ersetzen. Auch die Unterschiede zum vorausgehenen Batch 2 (Boxer-Klasse) beruhten auf Erfahrungen aus dem Falklandkrieg: sie erhielt wieder eine Bordkanone auf dem Vorschiff (zum Landzielbeschuss) und ein Goalkeeper-Nahbereichsabwehrgeschütz (zur besseren Verteidigung gegen Anti-Schiffsraketen). Dazu kamen statt der Exocet-Anti-Schiffsraketen Harpoon an Bord, deren Starter hinter der Brücke positioniert wurden. Von der Klasse wurden vier Schiffe gebaut: Cornwall (F99), Cumberland (F85), Campbeltown (F86) und Chatham (F87). Die Cumberland wurde u.a. in der Karibik zur Jagd auf Droggenschmuggler und im Indischen Ozean zur Jagd auf Piraten eingesetzt, dazu geleitete sie 2010 den französischen Träger Charles de Gaulle während eines dessen Einsätze im Afghanistankrieg. 2011 wurde sie im Libyenkrieg eingesetzt, im gleichen Jahr erfolgte die Außerdienststellung. 2013 wurde sie zum Abwracken verkauft (weitere Fotos neben der unten verlinkten Galerie gibt es hier).

Die Cumberland war 148,1 m lang und 14,8 m breit. Sie verdränget 5300 ts (4900 ts?). Der Antrieb erfolgte über vier Gasturbinen (zwei für Marschfahrt, zwei für Höchstgeschwindigkeit), die insgesamt 47 240 PS leisteten und eine Geschwindigkeit von 32 kn ermöglichten. Die Bewaffnung bestand aus einer 11,4 cm L/55 Mk. 8 Kanone, einem 3 cm Goalkeeper-Nahbereichsabwehrgeschütz (siebenrohrige Gatling-Kanone), zwei 2 cm GAM-BO1 Geschützen, zwei Vierfach-Harpoon-Antischiffsraketenstarter, zwei Sechsfach-Sea Wolf-Luftabwehrstarter GWS 25 Mod 3 (72 Raketen an Bord), sechs 32,4 cm Torpedorohre STWS Mk 2 (zwei Drillingsrohre, 36 Torpedos) sowie zwei Westland Lynx, einer Westland Sea King oder einer AgustaWestland Merlin. Die Besatzung bestand aus 250 Personen.

Die belgische Fregatte Leopold I (F930) wurde von 1985-91 für die niederländische Marine als  Karel Doorman (F827) gebaut und ist das Typschiff ihrer Klasse, die auch M-Klasse genannt wird. Insgesamt acht Schiffe der Klasse wurde als Mehrzweckfregatten (deshalb auch M-Klasse, M = Multi-Purpose) gebaut, um die Fregatten der Roofdier- und Van Speijk-Klasse zu ersetzen. Die Karel Doorman-Klasse ist eine verkleinerte Version der Kortenaer-Klasse (S-Klasse), ein auffallender Unterschied ist der Mk 48-Senkrechtstarter für Sea Sparrow, der an der Backbordseite des Hangars untergebracht ist und den Mk 29-Achtfachtstarter der Vorgänger-Klasse ersetzt. Von den acht Schiffen der Klasse sind noch zwei im Dienst der niederländischen Marine (Van Amstel F831 und Van Speijk F828), je zwei fahren für die belgische Marine (Leopold I F930 ex Karel Doorman F827 und Louise-Marie F931 ex Willem van der Zaan F829), die chilenische Marine (Almirante Riveros FF-18 ex Tjerk Hiddes F830 und Blanco Encalada FF-15 ex Abraham van der Hulst F832) und die portugiesische Marine (Bartolomeu Dias F333 ex Van Nes F833 und D. Francisco de Almeida F334 ex Van Galen F834). Die Leopold I war noch als Karel Doorman in der Adria während der Kriege in den 1990ern im Einsatz, als Leopold I war sie im Indischen Ozean gegen Piraten im Einsatz.

Die Leopold I ist 122,3 m lang, 14,4 m breit und verdrängt 3320 t. Der Antrieb erfolgt zwei Diesel und zwei Gasturbinen mit insgesamt 43590 PS, womit 30 kn erreicht werden. Die Bewaffnung besteht aus einem 7,62 cm Compact, einem 3 cm-Goalkepper-Nahbereichsabwehrschütz, zwei Vierfach-Harpoon-Anti-Schiffsraketenstartern, einem 16fach Sea Sparrow-Flugabwehrstarter, vier 32,4 cm-Torpedorohren und einem Bordhubschrauber (Lynx oder NH-90?). Die Besatzung umfasst 145 Mitglieder.

Die französische Fregatte Surcouf (F711) wurde 1992-97 als Schiff der La Fayette-Klasse gebaut. Diese Klasse gehört zu den ersten, die gezielt mit einer reduzierten Radarsignatur gebaut wurde. Sie wurde möglichst einfach ausgelegt, es fehlt z.B. eine U-Jagdbewaffnung und die Flugabwehr ist auf den Eigenschutz beschränkt. Von der Klasse wurden fünf Schiffe gebaut: La Fayette (F710), Surcouf (F711), Courbet (F712), Aconit (F713) und Guépratte (F714). Die Surcouf wurde im Kosovokrieg, Afghanistankrieg und zur Bekämpfung von Piraten im Indischen Ozean eingesetzt. Letzteres ist etwas ironisch, da sie nach einem berühtem Kaperfahrer im Indischen Ozean benannt wurde. Zuletzt war sie im Schwarzen Meer während der Ukrainekrise.

Die Surcouf ist 124,1 m lang und 15,5 m breit. Voll beladen verdrängen sie 3710 t. Angetrieben werden sie von vier Dieseln mit insgesamt 20880 PS, die zwei Schrauben treiben. Die Höchstgeschwindigkeit ist 23,5 kn (25 kn bei den Probefahrten). Die Bewaffnung besteht aus einem 10 cm mod 68 Cadam TR-Geschütz, zwei 2 cm F2-Geschützen, acht MM40 Exocet block 2-Antischiffsraketen (zwei Vierfachstarter), einem Crotale CN2-Flugabwehr-Starter (Achtfach-Starter plus 16 Raketen im Magazin) und einem Eurocopter AS 565 SA Panther-Bordhubschrauber. Die Besatzung besteht aus 153 Mitgliedern.

Von den Fregatten der Cornwall-Klasse gibt es im Maßstab 1/700 Bausätze von Orange Hobby und Atlantics Water Line. Von der Karel Doormann-Klasse gibt es im Maßstab 1/350 einen Bausatz von Naval Models. Von der La Fayette-Klasse gibt es im Maßstab 1/700 Bausätze von BigBlueBoy und L'Arsenal sowie im Maßstab 1/400 von Heller.

Die Fregatten HMS Cornwall, Leopold I und Surcouf wurden 2009 im Grand Harbour in Malta fotografiert:

 

 

Michael Hase (Fotos), Lars (Text)