De Ruyter

Die Zr.Ms. De Ruyter ist eine niederländische Lenkwaffenfregatte der De Zeven Provinciën-Klasse, die auch als LCF-Klasse bezeichnet wird (Luchtverdedigings- en commandofregat, also Flugabwehr- und Kommandofregatte). Der Ursprung dieser Klasse liegt im NFR-90-Programm (NATO Frigate Replacement for 90s). Mit diesem Programm versuchten die britische, deutsche, französische, italienische, kanadische, niederländische, spanische und US-amerikanische Marine Ende der 1970er gemeinsam eine Fregatte zu entwerfen. Dieses Programm scheiterte 1989 an unterschiedlichen Entwurfsvorstellungen und überraschenderweise insbesondere daran, dass jeweils die eigene Industrie gefördert werden sollte. Die deutsche, niederländische und spanische Marine schlossen sich daraufhin zur Trilateral Frigate Cooperation zusammen. Ihr Ziel war die Entwicklung von Flugabwehrfregatten als Ersatz für die Lütjens-, Tromp- bzw. Baleares-Klasse.

Diese Zusammenarbeit war sehr lose, d. h. die daraus resultierenden Klassen mit den Typschiffen Sachsen (F124), De Zeven Provinciën (LCF) und Álvaro de Bazán (F100) weisen sehr deutliche Unterschiede auf. Am ähnlichsten fällt noch die Bewaffnung aus, die wahrscheinlich aus Kostengründen gemeinsam bestellt wurde: SM-2- und ESSM-Flugabwehrraketen sowie Harpoon-Anti-Schiffsraketen. Dagegen wählten die drei Marinen für das Bordgeschütz jeweils ein unterschiedliches Modell. Auch für die Nahbereichsabwehr gab es unterschiedliche Lösungen: Die niederländischen Fregatten verfügen über Goalkeeper-Geschütze und ESSM-Raketen, während die deutschen neben ESSM RAM-Raketen einsetzen können und die spanischen Schiffe nur über das ESSM-System verfügen. Für die U-Jagd stehen auf allen drei Klassen Bordhubschrauber und Torpedorohre zur Verfügung. Die niederländischen Schiffe haben, wie die spanischen, einen Hangar für einen Hubschrauber, die deutschen dagegen für zwei.

Während die spanischen Schiffe mit dem SPY-1-Radar als Teil des AEGIS-Systems ausgerüstet sind, wurden die De Zeven Provinciën- und die Sachsen-Klasse mit den europäischen APAR- und SMART- L-Radarsystemen ausgestattet. APAR ist ein fest montierter aktiv phasengesteuerter Radar (Active Phased Array Radar), der präzise genug ist, um sowohl als Such- als auch als Feuerleitradar für die Flugabwehrraketen dienen zu können. Da dafür kurzwellige Radarstrahlung (X-Band) notwendig ist, ist die Reichweite begrenzt, weshalb als Suchradar zusätzlich SMART-L vorhanden ist. Dies ist ein drehender aktiv phasengesteuerter Radar, er arbeitet allerdings auf dem längerwelligen L-Band. Der Vorteil von APAR/SMART-L gegenüber dem SPY-1-Radar (ein passiv phasengesteuerter Radar) in Kombination mit SPG-62-Feuerleitradar dürfte in einer größeren Präzision und Reichweite sowie höherer Flexibilität und geringerer Störanfälligkeit liegen.

Die De Ruyter ist 144,2 m lang, 18,8 m breit und verdrängt 6050 t. Der Antrieb erfolgt über zwei Diesel und zwei Gasturbinen, die bei Höchstfahrt zugeschaltet werden. Gemeinsam leisten sie 60 800 PS, womit 30 kn erreicht werden. Die Besatzung setzt sich aus 169 Personen plus zehn für den Hubschrauber (Besatzung, Mechaniker) zusammen. Unterbringungsmöglichkeiten sind für 207 Personen vorhanden, so dass auch ein Geschwaderstab aus 18 Personen Platz finden kann.

Bewaffnung
1 x 12,7 cm L/54 OTO Melara Compact
1 x 3 cm Goalkeeper-Nahbereichsabwehrgeschütze (ein siebenrohriger Gatling, Platz für einen weiteren vorhanden)
4 x 1,27 cm Browning M2-MG
2 Vierfach-Harpoon-Anti-Schiffsraketen-Starter
1 40fach Mk 41 VLS-Starter (für SM-2- und ESSM-Flugabwehrraketen, je 32 vorhanden, 4 ESSM passen in einen Starter)
4 x 32,4 cm-Torpedorohre (fest eingebaute Zwillingsrohre für Mk 46-Torpedos)
1 NH90 NFH-Bordhubschrauber (früher Westland Lynx)

Die De Ruyter (F804) ist das achte Schiff dieses Namens und wurde 2000-04 bei Royal Schelde in Vlissingen gebaut. Sie war 2007 Teil der UNIFIL vor der Küste Libanons und jagte wiederholt im Indischen Ozean Piraten.

Im Maßstab 1/350 gab es einen Bausatz der De Zeven Provinciën (LCF)-Klasse von Artitec (siehe auch MW Models/Naval Models). Im Maßstab 1/700 gibt es einen neuen Bausatz von Dodo Models.

Hier Fotos der De Ruyter, die 2012 in Lissabon aufgenommen wurden:

 

Quellen

Siehe auch die Fotos der Schwesterschiffe Tromp und Evertsen.

Rui Matos (Fotos), Lars (Text)