Der Lenkwaffenzerstörer HMS Defender (D36) ist das fünfte von sechs zwischen 2003 und 2013 gebauten Schiffen der Daring-Klasse (Typ 45). Die Klasse wurde als Ersatz für die Zerstörer des Typs 42 entworfen. Ursprünglich wurde die Klasse zusammen mit Frankreich und Italien entwickelt, aber Großbritannien stieg 1999 aus dem gemeinsamen Projekt aus. Trotzdem gibt es Ähnlichkeiten zwischen den französischen und italienischen Zerstörern der Horizon-Klasse und den britischen des Typs 45, u.a. wurde am Flugabwehrsystem PAAMS mit Aster 15- und Aster 30-Flugabwehrraketen sowie dem weitreichenden S1850-Radar festgehalten, aber der Typ 45 erhielt einen anderen Antrieb, ein anderes Bordgeschütz und Feuerleitradar (SAMPSON), Anti-Schiffsraketen und Nahbereichsabwehr.
Die Zerstörer der Daring-Klasse wurden ohne einige der Systeme in Dienst gestellt, z.B. ohne Phalanx-Geschütze, Harpoon-Starter und Torpedorohre. Die Phalanx-Geschütze und die Harpoon-Starter wurden nachgerüstet, die Torpedorohre aber noch nicht, so dass die U-Jagdfähigkeit auf die Bewaffnung der Hubschrauber begrenzt ist. Die Harpoon-Starter wurden inzwischen wieder entfernt, da die Raketen aus Altersgründen außer Dienst gestellt werden mussten. Sie sollen durch NSM-Raketen ersetzt werden. Der SAMPSON-Radar und die Aster 30-Raketen sollen modernisiert werden und die Fähigkeit erhalten, ballistische Raketen abzuwehren. Außerdem soll ein weiterer Senkrechtstarter für 24 Sea Ceptor-Flugabwehrraketen nachgerüstet werden, so dass der Sylver A50-Starter nur mit Aster 30-Raketen beladen werden kann. Die Antriebsanlage der Klasse hat Probleme, insbesondere bei hohen Außentemperaturen, bei denen erst die Gasturbinen und dann die Dieselmotoren versagen. Deshalb blieben schon mehrfach Schiffe der Klasse liegen bzw. mussten Einsätze abbrechen. Der Klarstand der Klasse war aus diesem Grund zeitweise sehr gering. Ab 2020 wird die Antriebsanlage modifiziert, wobei die beiden ursprünglichen Dieselmotoren durch drei stärkere ersetzt werden sollen, so dass die Gasturbinen nur noch für die Höchstgeschwindigkeit benötigt werden. Die Klasse soll in der zweiten Hälfte der 2030er durch den Typ 83 ersetzt werden.
Defender ist 152,4 m lang, 21,4 m breit und verdrängt 7350 t (bis 8500 t?). Der Antrieb erfolgt über Elektromotoren, die über zwei Gasturbinen und zwei Dieselmotoren mit Strom versorgt werden. Die Gesamtleistung der Antriebsanlage beträgt 63.000 PS, womit 29 kn erreicht werden sollen (bei den Probefahrten waren es 31,5 kn).
Bewaffnung
1 x 11,4 cm Mk 8 Mod 1 Geschütz
2 x 3 cm DS30M Geschütze
2 x 2 cm Phalanx Nahbereichsabwehrgeschütze
1 x 48fach Sylver A50-Starter für Aster 15 und Aster 30-Flugabwehrraketen (Sea Viper)
1 AgustaWestland Merlin- oder 2 Westland Wildcat-Bordhubschrauber
Defender wurde 2006-13 von BAE Systems Surface Ships (ursprünglich BAE Systems und Vosper Thornycroft) in Glasgow und Portsmouth gebaut (die drei beteiligten Werften bauen einzelne Sektoren, die dann auf einer der Werften zusammengebaut werden). 2014 geleitete sie den Flugzeugträger George H.W. Bush während dessen Einsatz gegen den Daesch, 2015 geleitete sie den Flugzeugträger Charles de Gaulle während eines ähnlichen Einsatzes. 2019 wurde Defender erneut im Persischen Golf und Indischen Ozean eingesetzt. Am 23. Juni 2021 war sie zusammen mit der niederländischen Fregatte Zr. Ms. Evertsen an einem Zwischenfall im Schwarzen Meer beteiligt, bei dem die beiden Schiffe von russischen Flugzeugen und Patrouillenbooten bedroht worden sein sollen - weil sie in von Russland besetzten Gewässern um die Krim operiert haben sollen.
Von dem Typ 45 gibt es im Maßstab 1/700 von Dragon (Bausatzbesprechung) und im Maßstab 1/350 von Airfix (Bausatzbesprechung) und Trumpeter (Bausatzbesprechung) Bausätze.
Defender besuchte im Juni 2022 die Kieler Woche, hier Fotos der Ein- und Ausfahrt:
Weitere Fotos von Zerstörern der Daring-Klasse (Typ 45):
- Daring in Portsmouth, 2009
- Daring, Dauntless und Diamond in Portsmouth, 2011
- Daring, Defender und Duncan in Portsmouth, 2014
- Defender in Kiel, 2022 (und diverse andere Schiffe während der Kieler Woche)
Falk Pletscher (Fotos), Lars (Text)