Eisbrecher Stettin

Das japanische Tiefseebohrforschungsschiff Chikyu (ちきゅう)  wurde 2001-05 für die Grundlagenforschung gebaut. Sie wird vom japanischen Centre for Deep Earth Research, einem Teil der Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology (JAMSTEC), in Kooperation mit Wissenschaftlern aus Amerika, Asien und Europa als Teil des Integrated Ocean Drilling Program (IODP) betrieben. Mit den Gesteinsproben, die von den Bohrschiffen aus großer Tiefe geholt werden, wird u.a. die Geschichte der tektonischen Platten und des Klimas erforscht. Außerdem wird auch nach Lebensformen in großer Tiefe gesucht.

Mit der Chikyu verfügt die Wissenschaft über ein Bohrschiff auf dem neuesten Stand der Technik. Sie wird über dem Bohrloch mittels Satellitennavigation (GPS) und sechs Propellergondeln (Pod-Antrieb) auf Position gehalten und ist dafür ausgelegt, in Meerestiefen von bis zu 2500 m zu bohren. Das Bohrgestänge kann bis zu 10.000 m lang sein. Die Chikyu verfügt über ein spezielles Bohrsystem bei dem der Abraum mittels künstlichen Schlamms durch die Ummantelung des Bohrgestänges nach oben zum Schiff gepumpt wird (drilling riser). Durch den eingepumpten Schlamm (statt dem früher genutzten Seewasser) ist das Bohrloch auch bei hohem Druck in großen Tiefen stabil, so dass größere Tiefen erreicht werden können. Die Proben (Bohrkerne) können schon an Bord in verschiedenen geologischen und biologischen Laboratorien untersucht und konserviert werden. Der Rumpf ist eisverstärkt.

Chikyu ist 210 lang, 38 m breit und mehr als 130 m hoch (130 m vom Schiffsboden bis zum Hebewerk oben am Bohrturm). Die Verdrängung beträgt 56.752 t. Der Antrieb erfolgt über sechs Propellergondeln, deren Elektromotoren je 5710 PS leisten. Drei davon sind am Bug, drei am Heck positioniert. Damit werden bis zu 12 kn erreicht. Das Schiff verfügt über 47.587 PS starke Diesel-Generatoren zur Stromerzeugung für den Antrieb des Schiffs, des Bohrgestänges etc. Die Besatzung kann bis zu 200 Personen umfassen.

Chikyu wurde 2001-05 von Mitsui Engineering & Shipbuilding in Nagasaki gebaut und von Mitsubishi Heavy Industries ausgerüstet. Seit 2006 wird sie für diverse wissenschaftliche Bohrungen eingesetzt, überwiegend im Rahmen des internationalen Integrated Ocean Drilling Program. Sie wurde aber auch schon außerhalb des Programms für die Suche nach Methanhydratvorkommen um Japan herum verwendet. Am 11. März 2011 wurde sie durch den Tōhoku-Tsunami beschädigt. Die Reparaturen wurden im Juni 2011 abgeschlossen. Am 27. April 2012 erzielte sie einen Weltrekord, als es ihr gelang auf 7740 m unter dem Meeresboden zu bohren.

Im Maßstab 1/700 gibt es von Bandai einen Bausatz der Chikyu (siehe Bausatzbesprechung und gebautes Modell).

Die Chikyu fotografierte ich im Mai 2024 in Shimizu, einem Teil von Shizuoka:

 

Lars