18.04.1988 - 25 Jahre Operation Praying Mantis

 

Vor 25 Jahren griff die US Marine in Reaktion auf die schwere Beschädigung einer amerikanischen Fregatte durch eine iranische Mine aktiv in den Ersten Golfkrieg (Iran-Irak-Krieg) ein, was zu einer der größten Seeschlachten nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen der amerikanischen und iranischen Marine führte (siehe auch Jahrestage auf Modellmarine). Der Lenkwaffenkreuzer Wainwright griff zusammen mit den Fregatten Bagley und Simpson im Rahmen der Operation Praying Mantis die iranische Ölbohrplattform Sirri an und zerstörte sie durch Geschützfeuer. Gegenangriffe der iranischen Marine und Luftwaffe wurden abgewehrt, wobei drei iranische Schiffe zerstört wurden.

Das Original

Die Wainwright war einer der Lenkwaffenkreuzer der Belknap-Klasse. Diese Klasse sollte ursprünglich als billige Lenkwaffenzerstörer entworfen werden, allerdings entwickelte sich der Entwurf in den 1960er Jahren in die entgegengesetzte Richtung. Um die geforderten Flugabwehr- und U-Jagd-Fähigkeiten mit entsprechender Reichweite und Geschwindigkeit zu kombinieren, war ein Rumpf in der Größe der Lenkwaffenzerstörer der Charles F. Adams-Klasse einfach zu klein. Stattdessen wurde eine verlängerte Variante des Rumpfs der wesentlichen größeren Leahy-Klasse gewählt, womit die Schiffe sich in die Entwicklungsreihe der damals als Fregatten bezeichneten Zerstörerführer (DL/DLG) eingliederten. Die Belknap-Klasse ähnelte der Leahy-Klasse in vielen Punkten, z.B. auch in der damals typischen Architektur des Brückenblocks und der Schornstein/Mast-Kombinationen (Macks). Während die Leahy-Klasse vorne und achtern einen Zwillingsstarter für Terrier-Flugabwehrraketen hatte, hatte die Belknap-Klasse nur vorne einen. Dieser konnte allerdings auch ASROC-U-Jagd-Raketen abfeuern, so dass der ASROC-Starter entfallen konnte. Das Magazin des vorderen Starters wurde um ein Drittel (eine Trommel) vergrößert, um Platz für die ASROC-Raketen zu schaffen. Achtern kam statt des zweiten Terrier-Starters ein 12,7 cm-Geschütz sowie ein Hangar und ein Flugdeck für DASH-U-Jagddrohnen an Bord. Letztere wurden bald durch bemannte U-Jagd-Hubschrauber, genauer SH-2 Seasprite (LAMPS I), ersetzt. In Kombination mit einem besseren Sonar waren die Schiffe der Belknap-Klasse bessere U-Jagd-Schiffe als die Leahy-Klasse, hatten aber eine verminderte Flugabwehrfähigkeit.

Die Schiffe der Belknap-Klasse wurden mehrfach modernisiert. So erhielten die Schiffe entweder bald nach der Fertigstellung oder schon während des Baus das Naval Tactical Data System (NTDS), d.h. ein Computer-basiertes Führungssystem. Im Rahmen dieser Modernisierung erhielten sie auch neue Radar-Antennen. Weitere Moderniserungen umfasste den Ersatz der Terrier durch SM-1ER-Raketen, der Ersatz der beiden 7,62 cm-Zwillingslafetten durch Vierfachstarter für Harpoon-Antischiffsraketen sowie die Nachrüstung mit zwei Phalanx-Nahbereichsabwehrgeschützen. Um sich besser gegen Angriffe durch eine Vielzahl von Raketen wehren zu können, die ihre Systeme übersättigt hätten (es konnten nur zwei Ziele gleichzeitig bekämpft werden), wurden sie im Rahmen des New Threat Upgrade (NTU) erneut verbessert. Diese Modernisierung umfasste Verbesserungen an den Radar- und Feuerleitradargeräten, dem Führungs- und Kommunikationssystem sowie SM-2-Flugabwehr-Raketen. Dadurch mussten die Flugabwehrraketen nicht mehr während des gesamten Flugs durch den Feuerleitradar geleitet werden, so dass mehr Ziele bekämpft werden konnten. Diese Moderniserung erfolgte Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre, d.h. zum Ende des Kalten Kriegs. Die fast 30 Jahre alten Schiffe waren trotz dieser teuren Modernisierung erste Kandidaten für eine Außerdienststellung im Rahmen der Flottenreduzierung, u.a. wegen der hohen Unterhaltskosten des Dampfturbinenantriebs.

Die Belknap-Klasse ist ein gutes Beispiel für die Verwirrung bei den Typenangaben der Geleitschiffe nach dem Zweiten Weltkrieg: sie wurden anfänglich als Fregatten bezeichnet, waren als Zerstörerführer (DLG) klassifiziert, wurden dann zu Lenkwaffenkreuzern (CG) umklassifiziert (um die Zahl der Kreuzer im Vergleich zur russischen Marine zu erhöhen) und letztlich durch etwas größere Lenkwaffenzerstörer der Arleigh Burke-Klasse (DDG) ersetzt.

Wainwright war 166,8 m lang, 16,7 m breit und verdrängte 8057 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Dampfturbinensätze und leistete 85 000 PS, womit 32 kn erreicht wurden. Die Besatzung setzte sich aus 477 Personen zusammen.

Bewaffnung 1988
1 x 12,7 cm L/54 Mk 42-Geschütz
2 x 2 cm L/76 sechsrohrige Phalanx-Nahbereichsabwehrgeschütze
2 x Vierfach-Harpoon-Antischiffsraketen-Starter
1 x Mk 10-Zwillingsstarter für SM-1ER-Flugabwehrraketen und ASROC-U-Jagdraketen (40 SM-1 und 20 ASROC im Magazin)
6 x 32,4 cm Torpedorohre (zwei Drillingsrohre für Mk 46-Torpedos)
1 Kaman SH-2F Seasprite-Bordhubschrauber

Wainwright (DLG-28) wurde von 1962-66 bei Bath Iron Works in Bath gebaut. Sie wurde Teil der Altantikflotte mit Heimathafen in Charleston. Von 1967 bis 1971 wurde sie wiederholt im Vietnam-Krieg eingesetzt, meist für die Luftraumüberwachung und Leitung der eigenen Kampflugzeuge (PIRAZ). Dazu wurde sie für Such- und Rettungseinsätze für abgeschossene Piloten genutzt. Sie erhielt vier battle stars für die Einsätze im Vietnam-Krieg. In den Jahren darauf war sie oft im Mittelmeer, Nordatlantik und der Karibik. 1975 wurden sie zum Lenkwaffenkreuzer (CG-28) umklassifiziert. 1979 erhielt sie Harpoon-Starter.

Am 18. April 1988 zerstörte sie im Rahmen der Operation Praying Mantis zusammen mit den Fregatten Bagley und Simpson die iranische Ölbohrplattform Sirri und das Flugkörperschnellboot Joshan (Kaman/La Combattante IIa-Klasse) - das letztere mit SM-1-Flugabwehr-Raketen und Geschützfeuer. Eine Harpoon-Anti-Schiffsrakete verfehlte das Ziel, wie auch eine Harpoon, die von der Joshan auf die amerikanischen Schiffe abgefeuert worden war. Eine Bell AH-1T Sea Cobra des Landungsschiffs Trenton, die von der Wainwright aus für Aufklärung eingesetzt wurde, stürzte ab. Ihre beiden Besatzungsmitglieder waren die einzigen amerikanischen Opfer in dieser Seeschlacht. Auf iranischer Seite starben 87 und 300 wurden verletzt.

Bis 1991 wurde sie im Rahmen des NTU-Programms modernisiert, aber schon 1993 folgte die Außerdienststellung. Danach lag Wainwright in der Reserveflotte in Philadelphia, bis sie am am 12. Juni 2002 als Zielschiff bei Puerto Rico versenkt wurde. Sie erhielt einen Tag zuvor zwei Harpoon-Treffer von der britischen Fregatte Richmond. Ein Torpedo des britischen U-Boots Tireless bewirkte, dass der Bug abbrach. Nach weiteren Luftangriffen wurde das Wrack durch Sprengladungen zerstört.

Das Modell

Die Wainwright habe ich aus dem JAG-Bausatz der Belknap-Klasse gebaut. Laut Anleitung kann der Bausatz wahlweise als Josephus Daniels, Jouett, Biddle oder eben Wainwright gebaut werden und stellt einen späten Bauzustand dar. Ich wollte allerdings den Bauzustand von 1988 bauen und habe leider nur eine begrenzte Zahl von Fotos gefunden - die empfohlene Foto-DVD hatte ich nicht gekauft. Dies war ein Fehler. Wenn man einen bestimmten Bauzustand dieser Klasse bauen will, empfiehlt es sich, bessere Quellen zu suchen.

Der Bausatz ist sehr detailliert und lässt sich überwiegend gut bauen. Problematisch waren nur die sehr dicken Plattformen an den Macks (hier wäre es besser gewesen, neue aus Plastikplatten anzufertigen) sowie die relativ schwer bearbeitbaren Fotoätzteile. Ich habe einige der beigelegten Ätzteile durch Teile von LionRoar und FlyHawk ersetzt, die einfacher zu falten waren. Ergänzt habe ich lediglich noch die Stabantennen aus Kupferdraht.

Dem Bausatz liegt eine SH-2 Seasprite als Bordhubschrauber bei. Ich hatte allerdings gelesen, dass während der Operation Praying Mantis auch AH-1T Sea Cobra der HMLA-167 der US Marines an Bord waren und Bernd Biege hat mich dankenswerterweise auch auf entsprechende Fotos aufmerksam gemacht (siehe unten). Die Sea Cobra der Marines unterschieden sich natürlich in Bezug auf die Tarnschemen von den Navy-Hubschraubern und gehören auch nicht gerade zu den typischen Bordhubschraubern auf Kreuzern, weshalb ich eine als optische Abwechslung auf das Flugdeck der Wainwright gestellt habe. Gebaut ist die Sea Cobra aus dem Bell AH-1W Supercobra (AS 7176)-Satz von WEM, der aus Resinrümpfen und Fotoätzteilen für die Kufen und Rotoren besteht. Die Seasprite habe ich auch noch auf das Flugdeck gestellt. Da aber auf diesem neben der Super Cobra kaum mehr Platz vorhanden war, habe ich den Rotor der Seasprite eingefaltet dargestellt.

Der Anstrich der Wainwright erfolgte mit Vallejo 154 Signalgrau für die vertikalen Flächen und 159 Staubgrau für die Decks. Der obere Teil der Macks ist mit 167 Anthrazitgrau bemalt. Die Seasprite habe ich mit 58 Graublau Hell bemalt, die Sea Cobra mit 154 Signalgrau, 88 Panzergrün und 167 Anthrazitgrau. Die Abziehbilder stammen aus dem Bausatz.

Hier noch ein Größenvergleich mit einem Vorgänger, dem ersten als Zerstörerführer klassifizierten Schiff, der Norfolk sowie mit einem Nachfolger, dem Lenkwaffenzertörer Mustin:

Quellen

Lars