31.05.1916 - 100 Jahre Skagerrakschlacht/Battle of Jutland
09:36 am 01. Juni 1916: vor 100 Jahren versuchte der Leichte Kreuzer SMS Pillau den schwer beschädigten Schlachtkreuzer Seydlitz durch den Amrumbankpassage zu lotsen (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die Seydlitz konnte mit Mühe am Morgen des 2. Juni die Jade erreichen. Auf deutscher Seite waren einer Reihe von Schiffen schwer beschädigt worden, u.a. die Schlachtkreuzer Lützow, Seydlitz und Derfflinger, die Schlachtschiffe König, Großer Kurfürst und Ostfriesland sowie die Leichten Kreuzer Elbing und Rostock. Lützow, Elbing und Rostock konnten nicht eingebracht werden und wurden selbst versenkt. Auf britischer Seite waren u.a. die Schlachtschiffe Malborough und Warspite sowie der Panzerkreuzer Warrior schwer beschädigt, wobei letzterer nicht den Hafen erreichte. Die Royal Navy hatte in der Schlacht mehr Schiffe verloren, dagegen waren mehr Schiffe der Kaiserliche Marine schwer beschädigt, so dass relativ gesehen nach der Schlacht die quantitative Überlegenheit der Royal Navy größer wurde. Diese konnte die Verluste auch relativ schnell durch Neubauten ausgleichen, was der Kaiserlichen Marine nur deutlich langsamer gelang. An der strategischen Situation änderte die Schlacht nichts.
Das Original
Der Leichte Kreuzer SMS Pillau wurde ursprünglich als einer der Kreuzer für die russische Marine in Auftrag gegeben, mit denen diese ihre Verluste aus dem Russisch-Japanischen Krieg von 1904-05 ausgleichen wollte. Das Programm bestand aus zwei kleineren Kreuzern, die bei Schichau in Deutschland bestellt wurden, und acht größeren Leichten Kreuzern der Swietlana-Klasse, die in Russland gebaut werden sollten (nur drei davon wurden je als Kreuzer in Dienst gestellt). Die bei Schichau bestellten Schiffe waren als Ersatz für die leicht gepanzerten Spähkreuzer der Pazifikflotte vorgesehen und hatten – im Gegensatz zu den zeitgenössischen deutschen Leichten Kreuzern – keinen Seitenpanzer, sondern nur ein Panzerdeck. Als Bewaffnung waren acht 13 cm L/55, vier 6,3 cm Flak und fünf 45,7 cm Torpedorohre vorgesehen. Nach Kriegsausbruch wurden die beiden bei Schichau im Bau befindlichen Kreuzer beschlagnahmt und für die Kaiserliche Marine fertig gestellt. Statt dem damals noch bei deutschen Leichten Kreuzern üblichen Kaliber 10,5 cm wurde beide Schiffe mit 15 cm-Geschützen ausgerüstet. Hierdurch wurden sie die ersten als "Kleine Kreuzer" klassifizierten Schiffe, die über eine so starke Geschützbewaffnung verfügten. Die Geschütze waren so aufgestellt, dass in jede Richtung vier Stück feuern konnten, aber auch die Breitseite auf die Hälfte der Geschütze beschränkt war.
Die Pillau war 135,3 m lang, 13,6 m breit und verdrängte 5252 ts. Der Antrieb bestand aus zehn Kesseln und zwei Dampfturbinen und leistete 30 000 PS, womit sie 27,5 kn erreichte. Die Besatzung bestand aus 442 Mann.
Bewaffnung
8 x 15 cm L/45 auf M.P.L. C/1914-Lafetten
2 x 8,8 cm L/45
2 x 50 cm Torpedorohre (Überwasser)
120 Minen
Die SMS Pillau wurde von 1913 bis 1914 bei Schichau in Danzig gebaut. Die Kiellegung erfolgte (nach russischen Gebrauch) unter dem Namen Muraviev Amurski, das Schiff wurde aber nach dem Stapellauf bei Kriegsausbruch beschlagnahmt und als SMS Pillau in Dienst gestellt. 1915 und 1916 war sie an mehreren Vorstößen in der Nordsee beteiligt, wobei u.a. Minensperren gelegt und Handelskrieg geführt wurde. Hierbei kam es im April und Mai zu kleineren Gefechten.
Am 31. Mai 1916 war Pillau eines der deutschen Schiffe, die zuerst auf die britische Flotte stießen und damit die Schlacht von Skagerrak einleiteten. Pillau war zusammen mit dem Schwesterschiff Elbing (das die britische Flotte sichtete) und den Leichten Kreuzern Frankfurt und Wiesbaden Teil der II. Aufklärungsgruppe, die für Admiral von Hipper aufklärte und zu Beginn der Schlacht ein Gefecht gegen das britische 1. Leichte Kreuzergeschwader, bestehend aus Galatea, Phaeton, Inconstant und Cordelia, führte. Pillau war dann auch eines der Schiffe, die die britische Hauptflotte unter Jellicoe sichteten, wobei sie und die andere Schiffen der II. Aufklärungsgruppe den Leichten Kreuzer HMS Chester, der für Jellicoe aufklärte, schwer beschädigten. Kurz darauf wurden die deutschen Kreuzer aber von den britschen Schlachtkreuzern Invincible, Inflexible und Indomitable unter Admiral Hood überrascht, die die Wiesbaden schwer beschädigten. Auch Pillau erhielt einen 30,5 cm-Treffer, der Teile der Brücke und vier Kessel zerstörte, konnte sich aber mit den beiden anderen unbeschädigten Schiffen im Gegensatz zur Wiesbaden zurückziehen. Vier Mann der Besatzung starben, 23 wurden verwundet. Am 1. Juni war sie an dem Einbringen des schwer beschädigten Schlachtkreuzer Seydlitz beteiligt.
Nach der Reparatur der Schäden wurde Pillau erneut bei diversen Vorstößen in der Nordsee eingesetzt. Unterbrochen wurden diese Einsätze durch die Unterstützung der amphibischen Landung auf der Insel Ösel im Oktober 1917. Aber schon am 17.11.1917 war Pillau erneut zusammen mit Frankfurt, Königsberg II und Nürnberg II in der Nordsee zum Schutz deutscher Minensucher eingesetzt. Dabei traf sie in der Deutschen Bucht auf britische Schlachtkreuzer und Leichte Kreuzer, die versuchten den Erfolg vor Helgoland von 1914 zu kopieren. Den vier deutschen Kreuzern gelang es aber, sich in die Deckung der beiden Schlachtschiffe Kaiser und Kaiserin zurückzuziehen, obwohl alle vier Schiffe von 38,1 cm Granaten der britischen Schlachtkreuzer Repulse, Couragous und Glorious getroffen wurden. Auf der Pillau wurden drei Mann getötet und fünf verwundet.
Im Oktober 1918 meuterte die Besatzung der Pillau und beteiligte sich am Matrosenaufstand, der schließlich zum Sturz der Monarchie und dem Aufbau der Demokratie führen sollte. Pillau selbst wurde am 31.3.1919 außer Dienst gestellt und als "Schiff U" an die Sieger des Ersten Weltkriegs übergeben. Das Schiff wurde 1920 über Cherbourg nach Italien überführt, wo es die italienische Marine am 21.1.1924 als Bari in Dienst stellte und als Esploratori (Spähkreuzer) klassifizierte. Am 19.7.1929 wurde die Bari zum Incrociatori (Kreuzer) umklassifiziert. Da das Schiff inzwischen total veraltet war, wurde es von 1934-35 für den Kolonialdienst in La Spezia umgebaut. Hierfür wurden vier der zehn Kessel und der vordere Schornstein ausgebaut und dafür zusätzliche Öltanks eingebaut um die Reichweite zu erhöhen. Die beiden übrig gebliebenen Schornsteine wurden gekürzt und die Brücke modifiziert. Mit 21 000 PS war Bari danach nur noch 24,5 kn schnell.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Bari zur Unterstützung der Landung auf Korfu im Oktober 1940 und 1942 vor Montenegro gegen Partisanen eingesetzt. Es folgte die Unterstützung der Invasion auf Korsika im November 1942. Im Frühling 1943 war vorgesehen, sie zum Flakkreuzer mit wahrscheinlich sechs 9 cm Geschützen, acht 3,7 cm und acht 2 cm Flak umzubauen. Dieser Plan konnte nicht umgesetzt werden, da sie am 28.6.1943 in Livorno von US-amerikanischen Bombern so schwer beschädigt wurde, dass sie zwei Tage später sank. Am 8.9.1943 wurde der Rumpf von italienischen Marine zusätzlich beschädigt, um zu verhindern, dass das deutsche Militär ihn nutzen kann. Die Deutschen wrackten die versenkte Bari 1944 teilweise ab. Offiziell wurde die Bari am 27.2.1947 gestrichen. Der Rumpf wurde erst nach dem Krieg am 13.1.1948 gehoben und zur Verschrottung verkauft.
Das Modell
Das Modell ist Teil eines Gemeinschaftsprojekts zur Skagerrakschlacht von Modellmarine/IG Waterline. Mein Modell des Leichten Kreuzers SMS Pillau habe ich aus dem Bausatz von WSW gebaut. Ich hatte überlegt, die Elbing zu bauen. Aber hierfür wären einige Änderungen notwendig, u.a. eine längere Back und Hütte, eine andere Brücke und eine niedrigere Ummantelung der Schornsteine. Deshalb baute ich dann doch die Pillau.
Das Modell ist leider zu groß, fast 7 mm zu lang und 2 mm zu breit, was außer durch einen kompletten Eigenbau wohl nicht korrigierbar ist. Dazu sind am Rumpf neben einigen Luftblasen auch zwei lange Risse auf beiden Seiten. Diese ging es erst einmal zu beseitigen. Der Bausatz bietet ansonsten eine gute Grundlage für das Modell, aber einige Änderungen waren notwendig. Die Heckform ist falsch. Das Heck wurde auf der Höhe des Oberdecks für die Minenschienen verbreitert, sieht also relativ seltsam aus. Die Verbreitungen habe ich anmodelliert. Dazu stellte ich fest, dass es im Bereich der Hütte ein festes Schanzkleid am Bausatz gibt, dass ich auf keinem Foto entdecken konnte. Das wurde also entfernt. Desweiteren fehlen neben dem vorderen Schornstein zwei Kästen, die im Bausatz als Einbuchtung des Schanzkleids dargestellt sind. Auch im Bereich der Brücke entspricht der Bausatz nicht den Fotos. Das Steuerhaus ist zu schmal und das Schanzkleid geht nicht nach vorne zum Entfernungsmesser. Entsprechend habe ich diese Kästen ergänzt, das Steuerhaus verbreitert und einen Teil des Schanzkleids entfernt.
Bei den 15 cm-Geschützen habe ich die Resinrohre durch Messingrohre von NNT ausgetauscht, bei den 8,8 cm kamen gekürzte britische 10,2 cm-Flak von Master drauf. Die Resinmasten ersetzte ich durch neu gebaute aus Metallteilen von Albion Alloys. Die Scheinwerferplattformen und die Krähennester stammen aus dem Bausatz. Die Takelung machte ich mit schwarzem UNI-Caenis 20 Denier-Faden, den ich mit einem Heißwachsspachtelgerät spannte.
Für die Bemalung verwendete ich Vallejo Model Color-Farben. Der untere Teil des Rumpfs ist mit 154 Signalgrau gestrichen, alle vertikalen Bereiche darüber mit 153 Hellblaugrau. Die Trennlinie zwischen den beiden verschiedenen Grautönen konnte ich nicht eindeutig erkennen. Deshalb habe ich alles unterhalb des Backdecks dunkler gemalt - abgesehen von den Aufbauten auf der Innenseite, die heller gemalt sind. Die Holzdecks sind mit 110 Achatgrau, die mit Linoleum belegten Decks mit 35 Schwarzrot und die Stahldecks mit 167 Anthrazitgrau bemalt.
Links eine Entwicklungsreiher deutscher Kreuzer mit SMS Pillau (1914), SMS Mainz (1909), SMS Emden (1909), SMS Nürnberg (1908) und SMS Frauenlob (1903). In der Mitte ein Vergleich mit den britischen Leichten Kreuzern HMS Southampton (1912) und HMS Chester (1916). Rechts ein Vergleich mit dem französischen Leichten Kreuzer Émile Bertin (1934) und dem dänischen Untertützungsschiff Absalon (2004).
Zuletzt alle zur Skagerrakschlacht passende Modelle in meiner Sammlung: links die Leichten Kreuzer HMS Southampton, HMS Chester und HMS Glasgow (stellvertretend für ihr Schwesterschiff Gloucester), in der Mitte der Leichte Kreuzer SMS Pillau und dahinter der Zerstörer SMS B 110, rechts der Zerstörer SMS G 40 und dahinter die Geschützten Kreuzer SMS Nürnberg (stellvertretend für die Schwesterschiffe SMS Stuttgart und SMS Stettin) und SMS Frauenlob.
Quellen
- SMS Pillau (Wikipedia)
- Kleine Kreuzer 1903-1918. Bremen- bis Cöln-Klasse von Gerhard Koop und Klaus-Peter Schmolke, Bonn, 2004 (dieses Buch dürfte die meisten Leser ziemlich enttäuschen!)
- Kleine Kreuzer der Kaiserlichen Marine 1898-1918. Aussagen hinterfragt; eine Gegenüberstellung mit britischen Konstruktionen von Axel Bader, Berlin, 2008
- Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, München, 1966
- Die Deutschen Kriegsschiffe von Hans H. Hildebrand, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz, Hamburg, 1988
- Die Schiffe der Kaiserlichen Marine 1914-1918 und ihr Verblieb von Dieter Jung, Bonn, 2004
- Conway’s All the World Fighting Ships 1906-1921 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1992
- History of German Cruisers. Ships of the World 2002, No 601
- Die deutsche Flotte 1848-1945 von Günter Kroschel und August-Ludwig Evers, Wilhelmshaven, 1973
- Jutland. The German perspective von V.E. Tarrant, London, 1995
Lars