14.09.1937 - 80 Jahre Schlacht im Perlfluss

 

Heute vor 80 Jahren, am 14. September 1937, kam es zum einzigen Gefecht zwischen Überwassereinheiten während des Zweiten Chinesisch-Japanischen Kriegs (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die japanische Marine unterstützte mit dem Leichten Kreuzer Yubari sowie den Zerstörern Oite und Hayate einen Angriff auf die Mündung des Perflusses. Der chinesische Schulkreuzer Chao Hao und das Kanonenboot Hai Chow sowie Küstenbatterien zwangen die japanischen Schiffe zum Rückzug und beschädigten den Transporter Ama Maru. Die japanische Marine änderte darauf die Taktik und griff primär mit Trägerflugzeugen an.

Das Original

Der chinesische Schulkreuzer Chao Ho ( 肇和, Zhào Hé) war das Typschiff einer Klasse von drei 1910-13 gebauten Geschützten Kreuzern, die speziell entworfen wurden, um den Nachwuchs für den Wiederaufbau der chinesischen Flotte zu trainieren. Die drei Schiffe, Chao Ho, Ying Swei (應瑞, Yīng Ruì) und Fei Hung (飛鴻, Fēi Hóng), waren konventionell ausgelegt und wurden von drei verschiedenen Werften nach leicht unterschiedlichen Entwürfen gebaut. Die Bewaffnung und Maschinen kamen von verschiedenen Herstellern, um die Ausbildung an verschiedenen Systemen zu ermöglichen. Aus den gleichen Gründen erhielten die Schiffe auch eine Bewaffnung aus einer Vielzahl von verschiedenen Kalibern. Dies waren die ersten turbinengetriebenen Schiffe der chinesischen Marine.

Nach Baubeginn der Schiffe wurde durch die Chinesische Revolution von 1911 die Qing-Dynastie gestürzt. Die ersten beiden Schiffe wurden also in Dienst der Republik China gestellt. Das dritte, Fei Hung, wurde allerdings nicht übernommen und schließlich von der griechischen Marine gekauft, die sie als Elli (Έλλη) in Dienst stellte - dieses Schiff wurde am 15. August 1940 von dem italienischen U-Boot Delfino versenkt, mehr als zwei Monate bevor Italien Griechenland offiziell angriff. Zu diesem Zeitpunkt waren ihre beiden chinesischen Schwesterschiffe schon durch japanische Flugzeuge versenkt worden.

Die Chao Ho war 105,5 m lang, 12,8 m breit und verdrängte 2750 t. Der Antrieb bestand aus sechs Kesseln und drei Dampfturbinen, die zusammen 6000 PS leisteten, womit 20 kn erreicht werden sollten. Bei den Probefahrten erreichte sie mit 8797 PS 22,5 kn. Die Besatzung bestand aus 283 Mann.

Bewaffnung
2 x 15,2 cm L/50
4 x 10,2 cm L/50
2 x 7,62 cm L/50
6 x 4,7 cm (3-Pfünder)
2 x 3,7 cm (1-Pfünder)
2 x 45,7 cm Torpedorohre (über Wasser)

Die Chao Ho wurde 1910-12 von Armstrong Whitworth in Elswick, Newcastle gebaut. In der Warlord-Epoche Chinas wechselte sie desöfteren die Seiten und war wiederholt an die Kämpfe zwischen den verschiedenen Fraktionen beteiligt. Ab 1924 bildete sie mit den Kreuzern Hai Chi und Hai Chen die Nordflotte in Qingdao, die erst zur Zhili-Clique gehört, aber nach deren Niederlage 1924 im Zweiten Zhili-Fengtian-Krieg zur Fengtian-Clique. 1928 wurde diese von der Kuomintang besiegt, so dass die Chao Ho, die wiederholt Stellungen der Kuomintang auf deren Vormarsch nach Norden bombardiert hatte, wieder in die Marine der Republik Chinas als Teil des 3. Geschwaders in Qingdao eingegliedert wurde. 1933 meuterte wegen des geringen Solds die Besatzung von Chao Ho, Hai Chi und Hai Chen und liefen nach Guangzhou über. Allerdings wurden sie dort auch nicht besser behandelt, so dass sie 1935 erneut meuterten. Die Chao Ho lief allerdings beim Versuch Guangzhou zu verlassen auf und blieb dort zurück. Bei Ausbruch des Zweiten Chinesisch-Japanischen Kriegs 1937 war sie noch dort und wurde zur Verteidigung des Perflussdeltas eingesetzt. Dort kam es am 14. September zu dem Gefecht gegen den japanischen Leichten Kreuzer Yubari und die Zerstörer Oite und Hayate. Die Chao Ho zog sich aus diesem Gefecht, in dem die japanischen Schiffe erst einmal zum Rückzug gezwungen wurde, frühzeitig zurück, wofür ihr Kapitän zur Rechenschaft gezogen und hingerichtet wurde. Danach griffen die Japaner mit Flugzeugen der Träger Hosho und Ryujo sowie landgestützten Flugzeugen an. Am 30. September 1937 wurde die Chao Ho von japanischen Marinefliegern versenkt.

Das Modell

Mein Modell des chinesischen Schulkreuzers Chao Ho baute ich aus dem Bausatz des chinesischen Kleinserienherstellers Oceanmoon, den es u.a. bei NNT für etwa 60 € gibt. Ich wollte einen späten Bauzustand darstellen und nutze dafür überwiegend ein auf 1932 datiertes Foto. Der Bausatz besteht aus Resinteilen, Spritzgussteilen (der Spritzling von S-Model mit Booten, Scheinwerfern etc.), Fotoätzteilen, gedrehten Rohren für die 15,2 cm- und 10,2 cm-Geschütze sowie einigen Flaggen als Abziehbildern.

Am Rumpf war etwas Nacharbeit, insbesondere an der Wasserlinie notwendig. Das Anbringen der fotogeätzten Schanzkleider mittschiffs war nicht ganz unproblematisch und erforderte etwas Nacharbeit. Viele Details, u.a. die Brücke und die achtere Brücke, aber auch die Masten, sollen aus Fotoätzteilen gebaut werden. Die Fotoätzteile sind sehr weich und deshalb nicht so leicht zu bearbeiten. Dem Bausatz liegt auch Reling bei, aber diese dürfte nicht ausreichen - ich habe sie nur für die Brückenflügel, das Peildeck und die achtere Brücke verwendet und mit "Persenning verkleidet", d.h. mit verdünnten Weißleim bestrichen. Dabei habe ich mehr als zwei Drittel der enthaltenen Reling verbraucht. Es fällt dabei auch auf, dass die Posten viel zu weit auseinander stehen, d.h. es mussten Pfeiler an den Ecken der Brückendecks ergänzt werden.

Die fotogeätzten Masten würden maximal als Vorlage taugen, ich orientierte mich aber an der Zeichnung in Conway's All the World's Fighting Ships 1906-21 und Fotos und baute die Masten aus Metallstäben. Die fotogeätzten Wanten, die Oceanmoon an den Kanten der Marsen befestigt (etwas, was ich noch nie bei einem Schiff gesehen habe!), habe ich direkt an die Masten geklebt. Die restliche Takelung erfolgte mit schwarzen Faden von Uni Caenis (20 Denier), der mit einem Heißwachsspachtelgerät (also mit Hitze) gespannt wurde.

Die 15,2 cm- und 10,2 cm-Geschütze sind gut gemacht (gedrehtes Rohr, je ein Resinteil für Lafette und Schutzschild), die fotogeätzten 4,7 cm- und 3,7 cm sind noch akzeptabel. Die fotogeätzten 7,62 cm-Geschütze sehen flach seltsam aus und es wäre besser die Rohre z.B. durch Teile von Master zu ersetzen. Chao Ho soll 1930 zwei 4 cm-Flak auf der Plattform vor dem Großmast erhalten haben, dafür habe ich aber keinen fotografischen Beweis gefunden und sie deshalb weggelassen.

Die Chao Ho habe ich mit Acrylfarben von Vallejo Model Color bemalt. Der Tarnanstrich besteht aus 155 (990) Silbergrau, die Decks wurden mit 110 (986) Achatgrau bemalt. Das Innere der Beiboote ist mit 104 (884) Steingrau bemalt, die Persenning an der Brücke mit 106 (971) Olivgrün.

Links ein Vergleich mit zwei Kreuzern aus der gleichen Epoche, dem britischen Leichten Kreuzer HMS Glasgow (1910, Kombrig) und dem deutschen Geschützten Kreuzer SMS Emden (1909, HP Models). Rechts ein Vergleich mit zwei späteren Schiffen, dem russischen Flottillenführer Taschkent (1939, Kombrig) und der taiwanesischen Fregatte Kang Ding (1996, Veteran Models).

Quellen

Lars