30.04.1945 - 75 Jahre Opération Jupiter

 

Heute vor 75 Jahren, am 30. April 1945, bombardierte der französische Schwere Kreuzer Duquesne im Rahmen der Opération Jupiter deutsche Stellungen auf der Insel Oléron, auf der französische Truppen landeten und sie zurückeroberten (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Hitler hatte im Januar 1944 einige Häfen an der Atlantikküste zu Festungen erklären lassen. Nach der Landung in der Normandie wurden einige dieser Festungen von den Alliierten nicht direkt angegriffen, sondern nur belagert, da die meisten Truppen für den Vorstoß nach Deutschland gebraucht wurden. Zu den eingeschlossenen Festungen gehörten auch die Festungen Girondemündung Nord und Süd, unter ihnen die Befestigungsanlagen auf der Insel Oléron. Diese Anlagen bei La Rochelle wurden seit September 1944 belagert. Die französischen Befehlshaber drängten auf eine Befreiung. Bei einer ersten Operation, Opération Vénérable, wurde die Stadt Royan durch eine Bombardierung von See, von Land und aus der Luft fast komplett zerstört und am 17. April erobert. Am 20. April wurde auch Pointe de Grave erobert. Am 28. April begann Opération Jupiter, die von der Freien Französischen Marine mit dem Schweren Kreuzer Duquesne, den Zerstörern L'Alcyon und Le Fortuné, dem Geleitzerstörer Hova und den Fregatten L'Aventure und Le Découverte unterstützt wurde. Die Duquesne feuerte dabei 522 20,3-cm-Granaten auf die deutschen Positionen auf der Insel Oléron, um die Landung der französischen Truppen zu unterstützen. Diese Landung war erfolgreich und die letzte militärische Aktion zur Befreiung französischen Bodens vor der deutschen Kapitulation. Die Opération Mousquetaire, der Angriff auf La Rochelle selbst, wurde wegen der deutschen Kapitulation gestrichen.

Das Original

Die Duquesne war das Typschiff der ersten Klasse von Schweren Kreuzern der französischen Marine. Alle Unterzeichnerstaaten des Washingtoner Flottenvertrags, so auch Frankreich, fühlten sich genötigt, Kreuzer mit 10.000-ts-Standardverdrängung und 20,3-cm-Geschützen zu bauen, da sie solche Schiffe von den jeweilig anderen Staaten erwarteten. In französischen Diensten sollten diese Schiffe zur Aufklärung für die Schlachtflotte, zur Unterstützung leichter Einheiten, Sicherung der eigenen Schifffahrt und wohl auch zu Angriffen auf den gegnerischen Handel dienen. Die französische Marine gehörte zu den Marinen, die ihren Entwurf aus einem bereits existierenden entwickeln konnten, den für die Leichten Kreuzer der Duguay-Trouin-Klasse. Dieser wurde vergrößert, um statt der 15,5-cm-Geschütze 20,3-cm-Geschütze unterbringen zu können. Die Konstrukteure, die sich im Gegensatz zu der italienischen und japanischen Marine an die erlaubten Grenzen hielten, konnten nur eine minimale Panzerung einbauen. Diese beschränkte sich auf einen Splitterschutz für die Munitionsmagazine, die unterhalb der Wasserlinie angeordnet waren. Der Rumpf war aber ansonsten sehr gut unterteilt und die Maschinen so angeordnet, dass ein einzelner Torpedotreffer nicht zum Ausfall des gesamten Antriebs führen konnte. Außerdem wurden die hohe Geschwindigkeit und die gute Feuerleitung, die es ermöglichte, gegnerische Schiffe auf große Entfernung zu bekämpfen, als bester Schutz betrachtet.

Die Duquesne-Klasse wurde immer wieder für eine geringe Panzerung kritisiert und die französische Marine ließ in die folgenden Schweren Kreuzer eine immer stärkere Panzerung einbauen. Es ist allerdings umstritten, ob eine starke Panzerung bei Kreuzern überhaupt relevant war. Die meisten Verluste wurden durch Torpedo- und Bombentreffer verursacht (gegen die keine Panzerung auslegt sein konnte bzw. ausgelegt war). Alle frühen Schweren Kreuzer waren nicht gegen 20,3-cm-Treffer gepanzert und selbst spätere, schwerer gepanzerte Schwere Kreuzer wurden durch Artillerie ausgeschaltet. Neben der guten Unterteilung war die hohe Seetüchtigkeit der Duquesne-Klasse eine ihrer Stärken.

Die beiden Schiffe der Klasse, Duquesne und Tourville, wurden vor dem Krieg modernisiert, wobei ihre leichte Flak verstärkt wurde. Während ihrer langen Internierung in Alexandria konnten keine Verbesserungen durchgeführt werden. Auch nachdem sich die Schiffe 1943 den Alliierten anschlossen, wurden sie kaum modernisiert, da neuere Schiffe Priorität hatten. So wurden nur die Katapulte entfernt. Duquesne erhielt zudem eine provisorische Verbesserung der leichten Flak durch den Austausch der französischen Modelle gegen 2-cm-Oerlikon. Beide Kreuzer wurden erst nach Kriegsende modernisiert, wobei ihre Brücke modifiziert wurde, der Großmast entfernt und Radargeräte installiert wurden. Der vorgesehene Einbau von 4-cm-Bofors-Vierlingen erfolgte nie, sie erhielten nur 4-cm-Einzellafetten. In diesem Zustand wurden beide Schiffe noch im Indochinakrieg eingesetzt.

Duquesne war 191,0 m lang, 19,1 m breit und verdrängte voll beladen 12.435 t. Der Antrieb erfolgte durch acht Kessel und vier Dampfturbinensätze, die zusammen 120.000 PS leisteten, womit 34 kn erreicht werden sollten. Duquesne erreichte bei den Probefahrten mit 131.770 PS 34,1 kn. Die Besatzung bestand aus 637 Mann.

Bewaffnung April 1945
8 x 20,3 cm L/50 Mle 1924 (vier Mle 1924-Zwillingstürme)
8 x 7,5 cm L/50 Mle 1924 (Mle 1922-Einzellafetten)
14 x 2 cm L/70 Mk 2 Oerlikon (Einzellafetten)
6 x 55 cm Torpedorohre (zwei Mle 1925T-Drillngsrohre, insgesamt 9 Mle 1923D-Torpedos)

Duquesne wurde 1924-29 von der Marinewerft in Brest (Arsenal de Brest) gebaut. Sie gehörte zusammen mit ihrem Schwesterschiff Tourville und dem Schweren Kreuzer Suffren zur 1re division légère (1. Leichte Division). Anfangs war sie in Brest stationiert, wurde aber 1930 mit ihrer Einheit nach Toulon verlegt. Sie war zunächst als Leichter Kreuzer (croiseur légère) klassifiziert. Nachdem im Londoner Flottenvertrag Leichte und Schwere Kreuzer definiert wurden, wurde sie 1931 als Kreuzer 1. Klasse (croiseur de 1re classe) klassifiziert. 1934 wurde die Einheit in 3e divison légère umbenannt, 1937 in 2e Division de croiseurs (2. Kreuzer Division). 1936 wurde Duquesne eingesetzt, um die Evakuierung französischer Staatsbürger aus Barcelona nach dem Ausbruch der Revolution dort zu sichern. 1937-39 wurde sie zur Durchsetzung des Waffenembargos während des Spanischen Bürgerkriegs eingesetzt.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs diente Duquesne weiter im Mittelmeer. Im Mai 1940 wurde sie ins östliche Mittelmeer nach Alexandria verlegt, wo sie zur Force X gehörte. Von dort wurde sie nur für einen ereignislosen Vorstoß in die Ägäis eingesetzt, bevor sie nach dem Waffenstillstand Frankreichs mit Deutschland in Alexandria am 7. Juli inaktiviert wurde. Erst am 17. Mai 1943 schloss sich Duquesne mit den anderen in Alexandria inaktivierten Kreuzern (Tourville, Suffren und Duguay-Trouin) den Alliierten an. Von September 1943 bis Februar 1944 fuhr Duquesne insgesamt neun ereignislose Patrouillenfahrten von Dakar aus, um im Südatlantik nach deutschen Blockadebrechern zu suchen. Sie wurde zur Unterstützung der Landung in der Normandie nach Großbritannien verlegt, diente dort aber nur zur logistischen Unterstützung, da sie mangels moderner Flak nicht in Reichweite deutscher Flugzeuge zur Feuerunterstützung eingesetzt werden konnte. Im Dezember 1944 wurde sie Teil der French Naval Task Force (FNTF), die dazu diente, die eingeschlossenen deutschen Atlantikfestungen zu blockieren und zurückzuerobern. Am 15. und 16. April war Duquesne an der Opération Vénérable beteiligt und beschoss Royan und den Pointe de Grave mit insgesamt 938 20,3-cm-Granaten. Am 30. April beschoss sie Oléron mit 522 20,3-cm-Granaten, um die Landung auf der Insel zu unterstützen (Opération Jupiter).

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa wurde Duquesne von Juni bis November 1945 in Brest überholt und modernisiert. Sie wurde danach zwei Mal im Indochinakrieg eingesetzt, wo sie überwiegend als schnelles Transportschiff verwendet wurde. Während Opération Dong-Hoi transportierte sie aber nicht nur Truppen, sondern unterstützte diese auch mit 475 Schuss ihrer 7,5-cm-Flak. 1947 wurde sie außer Dienst gestellt und danach stationäres Schulschiff in Arzew (wofür ihre Brückenaufbauten vergrößert wurden). 1955 wurde sie aus der Marineliste gestrichen und 1956 zum Abwracken verkauft.

Das Modell

Das Modell des französischen Schweren Kreuzers Duquesne habe ich aus dem Bausatz von WSW (siehe Bausatzbesprechung) gebaut. Dieser Bausatz stellt den Zustand von 1939 dar, enthält keine Fotoätzteile (z.B. für das Katapult) und insbesondere die leichten Flugabwehrgeschütze (1,32-cm-Zwillinge und 3,7-cm-Einzellafetten) sind relativ grob. Ich habe den Bausatz schon lange, habe ihn aber immer wieder hinten angestellt, da es für französische Schiffe relativ wenig Zubehörteile gibt. Schließlich entschied ich mich für den Zustand Ende April 1945. Dieser Zustand bietet einige Vorteile. Er zeigt das Schiff vor der Modernisierung von Juni bis November 1945, als u.a. die Brücke stark modifiziert wurde. Aber er zeigt das Schiff nach dem Ausbau des Katapults und wahrscheinlich der gesamten ursprünglichen leichten Flak, die durch 2-cm-Oerlikon-Einzellafetten ersetzt wurde. Allerdings habe ich von diesem Bauzustand nur ein Foto gefunden, welches sowohl in Duquesne & Tourville als auch in French Cruisers 1922-1956 enthalten ist.

Der Rumpf weist einige Luftblasen an den Rumpfseiten auf, die zugemacht werden müssen. Komplizierter ist das erste Aufbaudeck. Es ist zu lang und zu breit, zudem hatte es sich bei meinem Exemplar auch noch nach hinten hochgebogen. Außerdem ist hier ein Schanzkleid angegossen, dass es beim echten Schiff nicht gab. Entsprechend habe ich das Deck gekürzt, schmaler geschliffen, das Schanzkleid entfernt und durch Behandlung mit heißem Wasser das Aufbaudeck achtern wieder gerade gebogen. Der weitere Bau war mit Ausnahme des Fockmasts relativ unkompliziert. Beim Fockmast habe ich für die hinteren beiden Beine nicht die Resinteile verwendet, sondern Metallteile. Die richtigen Bohrungen für diese beiden Beine gelangen mir erst im zweiten Anlauf. Die meisten der Plattformen am vorderen Bein muss man vor dem Zusammenbau des Masts anbringen. Hier ist es nicht leicht, die Plattformen richtig zu orientieren, insbesondere, da dieses Bein nach achtern geneigt ist. Das Feuerleitgerät auf dem Mast hat die falsche Form, es sollte praktisch rund sein. Ich habe zumindest die vorderen Ecken rund geschnitzt. Außerdem habe ich den Entfernungsmesser durch längere Plastikteile ersetzt. Die Spieren und Rahe an beiden Masten sind aus Metallteilen gebaut, wobei ich mich an den Plänen des Zustands von 1939 in Duquesne & Tourville sowie an dem Originalfoto des Zustands von 1945 im gleichen Buch orientiert habe. Es gibt keine eindeutigen Hinweise, dass Duquesne im April 1945 mit Radar ausgerüstet war.

Für die Rohre der 20,3-cm-Türme habe ich keine passenden Messingrohre gefunden und stattdessen US-amerikanische Mk 12-Rohre von Master verwendet. Die 7,5-cm-Flak nahm ich aus dem Bausatz. Die 2-cm-Oerlikon sind von 3D Model Parts und kamen auf die Positionen der 3,7-cm- und 1,32-cm-Flak. Den großen Kran zwischen den Schornsteine habe ich modifiziert, er erhielt einen neuen Ausleger aus Plastik, da das Teil aus dem Bausatz falsch dimensioniert war. Die Davits wurden durch Fotoätzteile aus der Restekiste ersetzt, aus dieser stammen auch die Otter. Für die Takelung verwendete ich schwarzen 20 Denier Faden von UNI Caenis.

Bemalt habe ich die Duquesne mit Farben von Vallejo Model Color. Wie viele französische Schiffe war auch Duquesne 1945 im Measure 22 der US Navy gestrichen. Für die Rumpffarben verwendete ich 59 Französisch Blau und 153 Hellblaugrau, für die Decks 166 Dunkelgrau.

Links die Duquesne mit zwei anderen französischen Kreuzern aus dem Zweiten Weltkrieg, den Leichten Kreuzern Émile Bertin (1934) und Georges Leyques (1937). In der Mitte mit zwei anderen Schweren Kreuzern der ersten Generation von Washington-Kreuzern, USS Salt Lake City (1929) und Nachi (1928). Rechts mit zwei älteren Kreuzern, dem Panzerkreuzer Waldeck-Rousseau (1911) und dem Leichten Kreuzer HMS Chester (1916).

Quellen

  • Duquesne & Tourville von Gérard Garier und Patrick du Cheyron, Outreau, 2003
  • Duquesne und Tourville von Gérard Garier, Okrety Swiata 9, Tarnowskie Góry, 1999 (siehe Buchbesprechung)
  • Plan de Bateau : Croiseur Duquesne 1925 (Originalplan, Service Historique de la Défense)
  • Duquesne and Tourville: The First French Treaty Cruiser von John Jordan in Warship 2005, London
  • French Cruisers 1922-1956 von John Jordan und Jean Moulin, Barnsley, 2013 (siehe Buchbesprechung)
  • Warships after Washington. The Development of the Five Major Fleets 1922-1930 von John Jordan, Barnsley, 2011 (siehe Buchbesprechung)
  • The World's Worst Warships (2) von John Jordan in Warship 2005, London
  • Cruisers of World War Two. An International Encyclopedia von M.J. Whitley, London, 1995
  • Die "Washington-Kreuzer" als "Schlachtschiff-Ersatz" von Siegried Breyer, Marine Arsenal 18, Friedberg, 1992 (siehe Buchbesprechung)
  • 3 siècles de croiseurs francais von Gérard Piouffre und Henri Simoni, Nantes, 2001 (siehe Buchbesprechung)
  • Conway’s All the World Fighting Ships 1922-1946 von Roger Gardiner (Herausgeber), London, 1980

Lars