18.04.1947 - 75 Jahre Operation Highjump

 


Heute vor 75 Jahren, am 18. April 1947, kehrte der Seeflugzeugtender USS Currituck von der Operation Highjump nach Norfolk zurück (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Operation Highjump war eine große Expedition der US Navy in die Antarktis, die verschiedene Ziele hatte, u.a. die Erprobung des Materials in den Polarregionen und die Demonstration der Einsatzfähigkeit in Polarregionen, aber auch den Aufbau von Forschungsstationen und die Erforschung und Vermessung der Antarktis. Die Flotte bestand aus einem Flugzeugträger, zwei Seeflugzeugtendern, zwei Zerstörern, einem U-Boot, einem amphibischen Kommandoschiff, zwei Landungsschiffen, zwei Tankern, zwei Eisbrechern, 26 Flugzeugen, etwa 30 Hubschraubern und 4700 Seeleuten, Soldaten und Wissenschaftlern. Die beiden Seeflugzeugtender Currituck und Pine Island dienten dazu, mittels ihrer Martin Mariner-Flugboote die Küste der Antarktis durch Luftaufnahmen zu kartographieren. Pine Island umrundete die halbe Antarktis in östliche Richtung, Currituck in westliche Richtung.

Das Original

Der Seeflugzeugtender USS Currituck (AV-7) war das Typschiff einer Klasse von vier Schiffen, die 1942-45 gebaut wurden. Die Currituck-Klasse war eine Weiterentwicklung der Curtiss-Klasse und wie diese dafür gedacht, zwei Staffeln von Flugbooten zu unterstützen. Dabei sollte der Tender als Basis für Operationen dienen, d.h. die Besatzung der Flugboote sollten untergebracht werden können und die Flugboote gewartet, betankt und bestückt werden können. Die Erwartung war, dass man in den Weiten des Pazifiks nicht über genügend Flugplätze verfügen würde und deshalb die Kombination von Tendern und Flugbooten für die Aufklärung und Seeraumüberwachung wichtig wären. 1940 gab es zusätzlich die Idee, diese Tender für den Einsatz von Sturzkampfbombern der US Marine Corps zu nutzen, um neu eroberte Inseln zu verteidigen. Hierfür sollten Sturzkampfbomber mit Schwimmern verwendet werden. Die Currituck-Klasse wurde entsprechend modifiziert, um den Hangar zu vergrößern. Deshalb wurden die Rauchabzüge in einen Schornstein statt zwei wie bei der Curtiss-Klasse vereinigt, um den Hangar nach vorne verlängern zu können. Auch das Flugzeugdeck wurde vergrößert und es war geplant, dort ein fest eingebautes Katapult für die Sturzkampfbomber einzubauen. Das Konzept wurde aufgegeben und die Currituck-Klasse wurden als Seeflugzeugtender ohne Katapult fertig gestellt. Flugzeuge konnten nur auf dem Wasser starten und landen, zwei große Kräne ermöglichten sie auf das Deck und in den Hangar zu heben.

Die Currituck-Klasse hatte eine relativ schwere Flakbewaffnung, passend zu dem Konzept von vorgezogenen Basen. Allerdings gab es keine Panzerung. Auch die Geschwindigkeit fiel relativ gering aus, da die Schiffe nicht gemeinsam mit der Flotte eingesetzt werden sollten. Drei der Schiffe der Klasse - Currituck, Pine Island und Salisbury Sound - wurde bis in die späte 1960er als Seeflugzeutender benutzt und unterstützten im Korea- und Vietnamkrieg Flugboote. Currituck  erhielt für Operation Highjump vorne ein Hubschrauberdeck. Diese wurde aber danach wieder entfernt und die vorderen 12,7-cm-Geschütze wieder eingebaut. Das vierte, die Norton Sound, wurde 1948-50 zum Testschiff für Lenkwaffen umgebaut. Auf ihr wurden auch Höhenforschungsraketen gestartet und diverse Feuerleitsysteme, u.a. Typhoon und Aegis, erprobt. Sie diente bis 1986.


Currituck war 164,7 m lang, 21,1 m breit und verdrängte 15.092 t. Der Antrieb erfolgte durch vier Kessel und zwei Dampfturbinen mit insgesamt 12.000 PS, womit 19,2 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus bis zu 1247 Mann. Die Bewaffnung bestand ursprünglich aus vier 12,7 cm L/38, drei 4-cm-Vierlingen, vier 4-cm-Zwillingen und 20 oder 22 2-cm-Oerlikon.


Currituck wurde 1942-44 von dem Philadelphia Navy Yard gebaut. Im Zweiten Weltkrieg unterstützte sie überwiegend Operationen in den Philippinen, u.a. um Leyte und Luzon. Nach Ende des Kriegs unterstützte sie die Befreiung Koreas und Landungen in China.

Am 2. Dezember 1946 lief Currituck zusammen mit dem Zerstörer USS Henderson und dem Tanker USS Cacapon aus San Diego für Operation Highjump aus. Die drei Schiffe bildeten die westliche Gruppe. Auf der Fahrt in die Antarktis fuhren die drei Schiffe teilweise parallele Kurse im Abstand von 50 Meilen, um Tiefenmessungen vorzunehmen. Die Anarktis wurde um Weihnachten erreicht, wegen der schlechten Wetterbedingungen war aber nur am 26. Dezember ein erster Flug einer Martin Mariner möglich. Die systematische Vermessung der Küste der Antarktis begann nahe der Balleny-Inseln erst am 1. Januar 1947. Die Aufgabe der westliche Gruppe war, von die Küsten vom Rossmeer in westliche Richtung zu erkunden. Die Vermessung aus der Luft war in die Region zwischen der Oates- und der Adélieküste fortgeschritten, als die Currituck am 8. Januar zurück zum Rossmeer gerufen wurde, wo ihre Mariner die zentrale Gruppe im Eis unterstützen mussten. Dies war erfolglos und sie kehrte zur der Vermessung an die Adélieküste weiter in Richtung Wilkesland zurück. Am 30. Januar oder 1. Februar 1947 entdeckte eine ihrer Mariner eine antarktische Oase, die Bunger-Oase. Dies ist ein weitgehend eisfreie Region mit einigen Seen. Am 13. Februar landete eines der Flugbote auf einem der Seen. Die Entdeckung der Bunger-Oase war der spektakulärste Fund der Expedition - zumindest, was die Berichterstattung in den Medien anging. Die Vermessung wurde bis zur Prinzessin-Ragnhild-Küste Anfang März fortgesetzt und danach abgebrochen. Es zeigt sich aber, dass die Luftbilder alleine für die Vermessung nicht ausreichten, da es an Fixpunkten am Boden mangelte (und die Flugzeuge natürlich noch kein GPS hatten). Erst spätere Expeditionen konnten durch Vermessungen am Boden diese Fixpunkte liefern. Über Australien und den Panamakanal kehrte Currituck nach Norfolk zurück. Sie fuhr in 127 Tagen fast 30.000 Meilen. Ihre zwei Mariner unternahmen 36 Flüge mit einer Gesamtzeit von fast 250 Stunden.


In den 1950ern diente Currituck von Norfolk aus im Atlantik, Mittelmeer und Karibik. 1960 wurde sie zur Pazifikflotte verlegt und San Diego wurde ihr neuer Heimathafen. Sie wurde u.a. zur Überwachung der Taiwanstraße verwendet, aber auch im Norden im Bereich der Aleuten und Alaska eingesetzt. Ab 1965 wurde sie auch im Vietnamkrieg eingesetzt, sogar zum Landzielbeschuss. 1967 wurde sie zum letzten Mal während des Vietnamkriegs eingesetzt und wurde danach als letzter Seeflugzeugtender der US Navy außer Dienst gestellt. 1972 wurde sie zum Verschrotten nach Oakland verkauft.

Das Modell

Das Modell des Seeflugzeugtenders USS Currituck habe ich aus dem Bausatz von AJM Models gebaut. Der Bausatz stellt den Zustand von 1944 dar, ich wollte das Schiff dagegen während Operation Highjump 1946/47 zeigen und musste es entsprechend umbauen.

Der Bausatz erzeugt auf den ersten Blick seinen sehr guten Eindruck, da die Gussqualität gut ist und der Bausatz sehr detailliert wirkt. Beim Bauen ändert sich aber der Eindruck deutlich. Viele Teile der Aufbauten waren an einen relativ dicken Trägerfilm angegossen, den man aufwendig abschleifen musste - und natürlich das Problem hat, dass man nicht zu viel oder zu wenig abschleift. Ich markiere hierfür den Übergang vom Teil zum Trägerfilm mit einem schwarzen Permanentmarker und schleife bis zu diesem ab. Im Falle des Hangardachs hatte ich noch zusätzlich das Problem, dass die beiden Vertiefungen, die dazu dienen, dass man das Dach auf die Wände des Hangars kleben kann, überwiegend mit Resin vollgelaufen waren und nur sehr aufwendig wieder freigelegt werden konnten. Auch Teile der großen Flugzeugkräne haben sehr dicke Angüsse, die nur schwer zu entfernen sind, ohne die Teile zu beschädigen (wahrscheinlich sägt man sie am besten ab). Auch mit den Fotoätzteilen hatte ich Probleme, da sie sich nur sehr schwer falten ließen - was sich ausgerechnet bei den sehr prominenten Auslegern der Flugzeugkräne und dem Scheinwerferturm am deutlichsten zeigte.

Um den Zustand während der Operation Highjump darzustellen, waren einige Umbauten notwendig:

  • Entfernung des vorderen 4-cm-Vierlings und Ersatz durch ein kleines Deckshaus für einen Ausguck
  • Entfernung der vorderen beiden 12,7-cm-Türme und Anbringen eines Hubschrauberdecks. Ich ließ auch die Kräne und diverse andere Details unterhalb des Hubschrauberdecks weg, da diese auf den Fotos nicht sichtbar waren und beim Original wohl auch nicht nutzbar gewesen wären. Auf das Hubschrauberdeck kam noch eine leichte Konstruktion vor dem 4-cm-Zwilling, die als Hangar für den Hubschrauber diente
  • Entfernung von 2-cm-Splitterschutzwannen auf dem Vorderdeck und Flugzeugdeck
  • Kein Einbau der 2-cm-Flak. Hier war ich mir nicht sicher. Auf den Fotos konnte man ein Teil der Positionen erkennen, weshalb ich den Splitterschutz um diese anbaute, aber ich konnte nirgends 2-cm-Flak selbst erkennen. Da diese aber relativ unauffällig sind, wäre es möglich, dass ein Teil noch an Bord war
  • Kauf einer zusätzlichen Martin PBM Mariner von AJM Models, da im Bausatz leider nur eine enthalten war. Während Operation Highjump waren eventuell drei Mariner an Bord, auf den Fotos konnte ich aber nur erkennen, wie zwei gleichzeitig auf dem Flugdeck angeordnet waren, das so schon relativ voll war. Es wurden auch nur zwei Maschinen eingesetzt, eventuell befand sich die dritte auseinander gebaut im Hangar. Die Mariner mussten noch umgebaut werden, da AJM Models sie mit einem Dreibeinfahrwerk darstellt, die Mariner bei Operation Highjump aber die ältere Form des Spornfahrwerks hatten.
  • Bau nur einer Curtiss Seagull. Es war wohl nur eine an Bord, der Bausatz enthält neben einer Mariner zwei Seagull und zwei Kingfisher.
  • Ergänzung eines Sikorsky HO3S-1-Bordhubschraubers: der Rumpf stammt von SNAFU, die Fotoätzteile sind modifizierte Teile für Sikorsky S-55 von White Ensign Models.

Für die Bemalung benutzte ich Acrylfarben von Vallejo Model Color: 154 (989) Signalgrau für die vertikalen Flächen, 159 (991) Staubgrau für die Stahldecks und 110 (986) Achatgrau für die Holzdecks. Bei der Farbe der Decks bin ich mir nicht sicher, da kurz nach dem Krieg auch Deck Blue möglich wäre. Für die Mariner-Flugboote und den HO3S-1-Bordhubschrauber verwendete ich ein 4:1-Gemisch aus 57 (963) Enzianblau und 167 (995) Anthrazitgrau. Diese Mischung verwendet ich auch für die Seagull, für die ich zudem  auch 151 (993) Grauweiß und 156 (905) Hellblaugrau nutzte. Ich verwendete die Abziehbilder aus dem Bausatz, ergänzte allerdings amerikanische Hoheitszeichen für die Flügel von Starfighter Decals, da im Bausatz hier nur die frühen Varianten enthalten waren.

Als Abschluss Currituck mit zwei Schiffen, die ebenfalls an der Operation Highjump beteiligt waren: dem U-Boot USS Sennet der Balao-Klasse und dem Eisbrecher USCGC Burton Island. Letztere war als USS Burton Island bei Operation Highjump beteiligt, das Modell zeigt aber den Bauzustand von 1976 als sie für die US Coast Guard auch in der Antarktis fuhr.

Quellen


Lars