08.12.1914 - 110 Jahre Schlacht bei den Falklandinseln

 


Am 8. Dezember 1914 vor 110 Jahren wurde das Flaggschiff von Vizeadmiral Graf Spee, der Panzerkreuzer SMS Scharnhorst, in der Schlacht bei den Falklandinseln versenkt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Der deutsche Verband bestand aus zwei Panzerkreuzern und drei Geschützten Kreuzern. Er wurde von dem britischen Verband bestehend aus zwei Schlachtkreuzern, drei Panzerkreuzern und einem Leichten Kreuzern abgefangen. Die beiden Schlachtkreuzer HMS Invincible und HMS Inflexible sowie der Panzerkreuzer HMS Carnavon versenkten die beiden deutschen Panzerkreuzer SMS Scharnhorst und SMS Gneisenau, während die Panzerkreuzer HMS Kent und HMS Cornwall sowie der Leichte Kreuzer HMS Glasgow die deutschen Geschützten Kreuzer Leipzig und SMS Nürnberg versenkten. Nur der Geschützte Kreuzer SMS Dresden entkam. 2100 deutsche Seeleute starben, von den 860 Mann auf der Scharnhorst überlebte niemand.

Das Original

Der deutsche Panzerkreuzer SMS Scharnhorst war das Typschiff einer Klasse von zwei 1904-08 für die Kaiserliche Marine gebauten Einheiten. Klassifiziert war er als Großer Kreuzer. Die Scharnhorst-Klasse war eine Weiterentwicklung der Roon-Klasse. Die deutschen Panzerkreuzer waren seit der 1898-1902 gebauten Prinz Heinrich in nur kleinen Schritten weiter entwickelt worden. Mit der Scharnhorst-Klasse wurde aber ein größerer Schritt gemacht. Wie bei vielen Panzerkreuzer anderer Marinen wurde auch hier die Zahl der schweren Geschütze auf Kosten der Mittelartillerie erhöht, im Vergleich zur Roon-Klasse wurde die Zahl verdoppelt. Die Panzerung wurde deutlich verstärkt und auch die Geschwindigkeit konnte im Vergleich zur Vorgängerklasse um 2 kn erhöht werden. Dies alles erforderte eine Größenzunahme. Gedacht war die Scharnhorst-Klasse - wie die Vorgänger - für den Einsatz mit der Schlachtflotte als Teil der Aufklärungsgruppen. Allerdings wurde kurz nach Fertigstellung der beiden Panzerkreuzer der Klasse die britischen Schlachtkreuzer der Invincible-Klasse in Dienst gestellt, die von der Bewaffnung und Geschwindigkeit deutlich überlegen waren - und die letztlich auch die beiden Panzerkreuzer versenken sollten. Die Scharnhorst-Klasse galt also schnell als veraltet. Entsprechend dienten die beiden Schiffe, Scharnhorst und Gneisenau, nur relativ kurz bei der Hochseeflotte und wurden danach zum Ostasiengeschwader geschickt, was sie aber nicht außerhalb der Reichweite der Invincible-Klasse bringen sollte, die u.a. entworfen worden war, Handelsstörer zu jagen.


Scharnhorst war 144,6 m lang, 21,6 m breit und verdrängte voll beladen 12.985 t. Der Antrieb bestand aus 18 Kesseln und drei Dreifachexpansionsmaschinen mit 28.783 PS, womit 23,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung setzte sich aus 764 Mann (838 als Flaggschiff) zusammen.

Bewaffnung
8 x 21 cm L/40 (zwei Zwillingstürme, vier in Kasematten)
6 x 15 cm L/40 (in Kasematten)
18 x 8,8 cm L/35 (zehn in Einzellafetten im Bereich der Aufbauten, acht in Schwalbennestern an Bug und Heck)
4 x 45 cm Torpedorohre (Unterwasser am Bug, seitlich und am Heck)


Scharnhorst wurde 1905-07 von Blohm & Voss in Hamburg gebaut. Während der Probefahrten lief sie am 13. Januar 1908 bei Bülk auf und musste wegen der schweren Schäden wieder in die Werft. Nach Abschluss der Reparaturen und Probefahrten wurde sie Flaggschiff der Aufklärungskräfte der Hochseeflotte und nahm in diese Funktion an mehreren Übungen teil. 1909 wurde sie nach Tsingtao (heute Qingdao) als Flaggschiff des Ostasiengeschwaders verlegt. 1913 wurde sie während der Zweiten Chinesischen Revolution, nach Nanking geschickt, um falls notwendig in die dortige Kämpfe zwischen der Kuomintang unter Sun Yat-sen und der Regierung unter Yuan Shikai eingreifen zu können (diese Revolution scheiterte und Yuan errichtete eine Diktatur und ernannte sich 1915 sogar zum Kaiser).

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Scharnhorst mit einigen anderen Schiffen des Ostasiengeschwaders in Ponape. Das Geschwader kehrte wegen des japanischen Kriegseintritts nicht nach Tsingtao zurück, sondern operierte im Pazifik mit dem Ziel Kreuzerkrieg zu führen und letztendlich nach Deutschland durchzubrechen. Am 22.9. 1914 griff sie mit Gneisenau Papeete auf Tahiti an und versenkte dort das französische Kanonenboot Zelée und den von den Franzosen erbeuteten deutschen Frachter Walküre. Am 1. November traf das Ostasiengeschwader (die beiden Panzerkreuzer sowie die Geschützten Kreuzer Leipzig, Nürnberg und Dresden) in der Schlacht von Coronel auf ein britisches Geschwader bestehend aus den Panzerkreuzern Good Hope und Monmouth, dem Leichten Kreuzer Glasgow und dem Hilfskreuzer Otranto. Scharnhorst versenkte die Good Hope. Sie selbst erhielt nur zwei Treffer, verschoss aber fast die Hälfte ihrer Munition. Das Ostasiengeschwader verblieb danach noch etwas im Pazifik und umrundete erst Anfang Dezember Kap Horn, um dann die Falklandinseln anzugreifen. Dies führte am 8. Dezember 1914 zur Schlacht bei den Falklandinseln, in der Scharnhorst mit der gesamten Besatzung versenkt wurde.

Das Wrack der Scharnhorst wurde 2019 von dem Forschungsschiff Seabed Constructor mit Hilfe von Unterwasserdrohnen entdeckt (frühere Expeditionen waren erfolglos gewesen) und untersucht.

Das Modell

Das Modell des deutschen Panzerkreuzers SMS Scharnhorst habe ich aus dem Bausatz von Kombrig (Bausatzbesprechung) gebaut. Der Bausatz stellt das Schiff bei Indienststellung dar. Ich baute es in den Zustand von 1914 um.

Der Bausatz ist inzwischen etwas älter. Die Resinteile sind gut gegossen und es liegen Fotoätzteile bei. Ich ersetzte aber die zu dicken Scheinwerfer- und Kompassplattformen sowie die Marsen aus Resin durch dünnere Plastikplatten. Die Masten baute ich aus Metallstäben. Für den Zustand von 1914 sind einige Änderungen notwendig:

  • Entfernen der Scheinwerferplattformen mittschiffs
  • Hinzufügen von zwei neuen Scheinwerferplattformen hinter der Brücke
  • Hinzufügen eines Scheinwerfers auf der Mars des Fockmast
  • Hinzufügen einer größeren Plattform für zwei Scheinwerfer über den Gefechtsstand am Großmast
  • Anpassung der Stengen sowie der Rahen inklusive der Kreuzrahen auf den Zustand von 1914
  • Ergänzung eines Fleckerstands am Fockmast


Außerdem ergänzte ich noch die Dampfrohre an den Schornsteinen, ein zweites Paar von Spieren am vorderen Aufbau und den Schraubenschutz. In Deutsche Große Kreuzer und Panzerkreuzer findet sich die Aussage, dass auf Scharnhorst keine Dampfrohre sichtbar waren - allerdings finden sich in diesem Buch und einigen anderen Quellen Fotos der Scharnhorst, die Dampfrohre zeigen. Da im gleichen Abschnitt auch die Stellung der Bootskräne - bei Scharnhorst standen sie in Ruhestellung im Gegensatz zur Gneisenau nach achtern zeigend - verwechselt wurde, gehe ich hier von einem Fehler im Text aus. Die Reling auf dem Peildeck sind Fotoätzteile von Oceanspirit, die mit Weißleim eingestrichen wurde, um Persenning darzustellen. Die Takelung erfolgte mit schwarzen 20 Denier Faden von Uni Caenis, der mit einem Heißwachsspachtelgerät nachgespannt wurde.

Bemalt habe ich das Modell mit Acrylfarben von Vallejo Model Colour: für den vertikalen Anstrich benutze ich 153 (907) Hellblaugrau und 154 (989) Signalgrau, für die beplankten Decks 110 (986) Achatgrau), für das Linoleum auf den Decks 35 (859) Schwarzrot und für die Stahldecks entweder die Aufbaufarbe (153) bzw. 167 (995) Anthrazitgrau im Bereich der Ankerketten. Letztere Farbe benutzte ich auf für die Turmdecken und Teile der Masten. Für das Persenning im Bereich der Brücke benutzte ich eine 1/1-Mischung aus 153 (907) Hellblaugrau und 4 (820) Cremeweiß. Das Modell ist also im Standardanstrich der Kaiserlichen Marine gestrichen. Den Tropenanstrich hatte Scharnhorst übrigens nur kurz zwischen 1909 und 1910, da bereits 1910 alle Schiffe der Kaiserlichen Marine auf Auslandsstationen vom Tropenanstrich auf den Standardanstrich umgestrichen wurden.

Links die Scharnhorst mit zwei weiteren als Große Kreuzer klassifizierten deutschen Schiffen: dem Geschützten Kreuzer SMS Vineta (1899) und dem letzten deutschen Panzerkreuzer SMS Blücher (1909). Rechts mit zwei weiteren späten Panzerkreuzern: der russischen Bajan II (1911) und der französischen Waldeck-Rousseau (1911).


Links die Scharnhorst mit zwei, etwa gleichaltrigen deutschen Geschützten Kreuzern (Kleinen Kreuzern) des Ostasiengeschwaders: SMS Emden (1909) und SMS Nürnberg (1908). Rechts mit zwei moderneren Schiffen, dem deutschen Schweren Kreuzer Admiral Hipper (1939) aus dem Zweiten Weltkrieg und der im Vergleich zur Scharnhorst etwa gleich langen, heute aktiven dänischen Fregatte Niels Juel (2011):

Quellen

  • Deutsche Große Kreuzer und Panzerkreuzer von Zvonimir Freivogel, Zagreb, 2022 (siehe Buchbesprechung)
  • Alte deutsche Panzerkreuzer von Siegfried Breyer, Marine Arsenal Sonderheft Band 10, 1995
  • Die Großen Kreuzer Kaiserin Augusta bis Blücher von Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke, Bonn, 2002
  • Vom Original zum Modell: Große Kreuzer Kaiserin Augusta bis Blücher von Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke, Boon, 2002
  • Les croiseurs cuirasses Scharnhorst et Gneisenau von Philippe Caresse, in Navires & Histoires 16, Outreau, 2003
  • The Kaiser’s Pirates. German Sufrace Raiders in World War One von John Walter, London, 1994
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maas und Peter Schenk, Dabendorf, 2024
  • Die Schiffe der Kaiserlichen Marine 1914-1918 und ihr Verbleib von Dieter Jung, Bonn, 2004
  • Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien von Hans H. Hildebrandt, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz, Hamburg, 1980?
  • Die deutsche Flotte 1848-1945 von Günter Kroschel und August-Ludwig Evers, Wilhelmshaven, 1973
  • Conway’s All the World Fighting Ships 1860-1905 von Roger Gardiner (Herausgeber), London, 1979
  • Kriegschiffe von 1900 bis heute, Köln, 1979
  • www.deutsche-schutzgebiete.de
  • Scharnhorst (Schiff, 1907) (Wikipedia)


Lars