Das Original
Mitte der 20iger Jahre baute Großbritannien elf Schwere Kreuzer der County-Klasse, die nach den Bestimmungen des Washingtoner Vertrages konzipiert waren. Durch die Ausrüstung mit acht Doppeltürmen für die 20,3-cm-Hauptartillerie, den Maschinenanlagen, um eine Geschwindigkeit von 30 Knoten im ausgerüsteten Zustand über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten, größeren Treibstoffbunkern für überseeische Einsätze und einem hohen Freibord für gute Seetüchtigkeit, verfügten die Schiffe über nur eine geringe Panzerung. Nur so blieben sie noch innerhalb des gesetzten Tonnage-Limits von 10.000 Tonnen Standardverdrängung. Demgegenüber waren sie teuer und die maximal baubare Anzahl innerhalb des Tonnage-Limits für Kreuzer reichte nicht aus, um eine genügende Anzahl zu bauen. Politischer Druck und Sparzwänge führten dann zu einem Entwurf für einen verkleinerten Schweren Kreuzer mit 8.250 ts Standardverdrängung. Zunächst wurden zwei Schiffe in Auftrag gegeben, York und Exeter. Aufgrund von Budget-Diskussionen wurde die Exeter jedoch ein Jahr später begonnen und unterschied sich wesentlich von ihrer Halbschwester York.
Beide Schiffe verfügten nur noch über drei Doppeltürme mit der Hauptartillerie. Dies ermöglichte insgesamt kleinere Dimensionen, der Freibord wurde verringert und diverse Ausrüstungsgegenstände eingespart. Die Geschütze der York konnten bis zu 75 Grad Erhöhung feuern und waren somit für die Luftabwehr geeignet. Ursprünglich sollte die York zwei Katapulte erhalten, mittschiffs und auf der Decke des Turms B. Dies wiederum führte zu dem charakteristischen hohen Turmaufbau der Brücke, um über das Katapult hinwegsehen zu können. Um weiter Gewicht einzusparen, wurden direkt vor Baubeginn einige maßgebliche Änderungen vorgenommen. Der erste Schornstein entfiel und die Abzugsschächte der beiden Kesselräume wurden zusammengefasst im zweiten Schornstein, was zu dem uneinheitlichen Aussehen der Abluftanlage führte. Der kleinere Schornstein diente für die Abluft der Turbinenräume. Das Katapult auf dem Turm B entfiel, der Brückenaufbau wurde jedoch unverändert beibehalten, um den Bau durch zu viele Änderungen nicht zu verzögern. Die Exeter erhielt jedoch von vorneherein einen niederen stromlinienförmigen Brückenaufbau. Durch die kompaktere Antriebsanlage und die kürzere Länge von vitalen zu schützenden Schiffsbereichen konnte ein Gürtelpanzer von 76 mm im Bereich der Maschinenräume und von 102 mm vor den Munitionskammern angebracht werden. Der Horizontalschutz betrug 64 mm. Damit war die York deutlich besser gepanzert als die größeren Kreuzer der County-Klasse. Die Munitionskammern sollten den Berechnungen nach dem Beschuss von 15-cm-Granaten standhalten und die Panzerdecks das Durchdringen von 50-kg-Bomben sowie aus geringer Höhe abgeworfenen 100-kg-Bomben widerstehen. Die Sekundärbewaffnung bestand aus vier einzelnen handgerichteten 10,2-cm-Geschützen mittschiffs, zwei Vierlings-MG neben dem Brückenaufbau sowie weiteren vier Einzel-MG auf den hinteren Aufbauten. Dazu kamen zwei Drillingstorpedorohrsätze mittschiffs. Das ursprünglich fest eingebaute Katapult mit zwei Schleuderbahnen nach querab wurde 1938 durch ein schwenkbares Katapult ersetzt und das Fairey III-Bordflugzeug durch eine Walrus. Kurz nach Kriegsbeginn kamen mindestens zwei einzelne 20-mm-Oerlikons hinzu. Vor ihrem letzten Einsatz sollen auch die Vierlings-MG gegen Oerlikons getauscht worden sein, dazu gibt es jedoch keine sicheren Informationen. Der Bausatz entspricht somit dem vermutlich letzten Bauzustand der York.
Sowohl York als auch Exeter galten im Gegensatz zu den County-Kreuzern als ausgewogenes und gelungenes Design. Sie verfügten über eine gute Seetüchtigkeit und waren gutmütig zu steuern. Eine grundlegende Modernisierung insbesondere der ungenügenden Flak-Bewaffnung war geplant und bereits konzipiert, wurde aber vor Kriegsbeginn nicht mehr angegangen. Lediglich die Exeter wurde nach ihrem Gefecht mit der Admiral Graf Spee im Rahmen der ohnehin fälligen Reparaturen entsprechend modernisiert. Die York hätte ganz ähnlich ausgesehen, jedoch mit weiterhin anderem Brückenaufbau.
Technische Daten:
Standardverdrängung: 8.250 englische ts entsprechend etwa 8.382 Tonnen
Einsatzverdrängung: 10.350 ts / 10.515 Tonnen
Gesamtlänge: 175,26 Meter
Breite: 17,37 Meter
Tiefgang 5,18 Meter
Antriebsleistung Etwa 80.000 WPS auf vier Wellen, erzeugt durch 8 Kessel
Fahrstrecke: Etwa 10.000 Seemeilen bei 14 Knoten, Bunkerinhalt 1.900 ts Heizöl
Höchstgeschwindigkeit: 32 Knoten
Besatzung: 628 Mann
Zu Kriegsbeginn befand sich die York auf der amerikanischen Station an der Ostküste. Sie sicherte die ersten Atlantik-Konvois. Ab Oktober 1939 bildete sie zusammen mit dem County-Kreuzer Berwick eine Jagdgruppe zum Aufspüren deutscher Handelsstörer und operierte von Halifax aus. Am 03.03.1940 fing sie den deutschen Dampfer Arucas (3359 BRT) in der Dänemark-Straße ab, der sich selbst versenkte. Anfang April 1940 stieß die York zur Homefleet und nahm am Norwegen-Feldzug teil. Sie transportierte selbst Truppen und sicherte Truppentransporter ab, hatte jedoch keine Feindberührung. Im Sommer 1940 verlegte die York nach Malta und später nach Alexandria. Am 13.10.1940 versenke sie den bereits beschädigten italienischen Zerstörer Artigliere bei einem Flottenvorstoß. Danach sicherte die York Geleitzüge nach Malta, transportierte Truppen nach Griechenland und nahm an Flottenoperationen im östlichen Mittelmeer teil. Am 26.03.1941 befand sich die York in der Suda-Bucht auf Kreta. In der Nacht setzten zwei aus Leros anlaufende italienische Zerstörer sechs Sprengboote aus, die unbemerkt in die Suda-Bucht eindrangen. Sie versenkten bei dieser Operation einen norwegischen Tanker und beschädigten die York durch zwei Treffer schwer. Beide Kesselräume sowie ein Turbinenraum liefen voll Wasser. Um ein Sinken zu verhindern, wurde das Schiff auf flachem Wasser auf Grund gesetzt. Sofort danach liefen Maßnahmen an, um die York nach Alexandria zu verbringen. Lecks wurden abgedichtet, die Maschinenräume leergepumpt. Von Alexandria aus machte sich ein Hochseeschlepper auf den Weg. Dann erhielt die York allerdings im Vorfeld der Invasion von Kreta bei mehreren Angriffen Bombentreffer durch deutsche Flugzeuge. Dennoch schien eine Bergung noch möglich, bis die deutsche Invasion von Kreta diese schließlich jedoch illusorisch machte. Am 22.05.1941 wurde das Schiff zu einem konstruktiven Totalverlust erklärt und gesprengt. Die Briten gingen dabei sehr sorgfältig vor und sprengten jeden einzelnen der Hauptartillerie-Türme. Danach brannte das Wrack aus und blieb noch bis 1952 vor Kreta liegen. Danach wurde es ironischerweise nach Bari geschleppt und durch den ehemaligen Kriegsgegner verschrottet.
Der Verlust der York wird in der Regel deutschen Bombern zugeschrieben, was nicht ganz korrekt ist. Versenkungsursache waren italienische Sprengboote. Vor der weiteren Beschädigung durch die Bomber war das Schiff weder erneut in Dienst gestellt, noch gehoben worden.
Das Modell
Ich habe den Bausatz vor etwa 21-23 Jahren in den Räumlichkeiten von WSW-Models in Villingen-Schwenningen gekauft, kurz nach der Erscheinung auf dem Markt. Seither lagerte er bei mir und wartete auf die Fertigstellung. Dafür sah ich jetzt die Zeit gekommen - bevor Trumpeter eine herunterskalierte Version ihrer 350er York herausbringt. Der Bausatz besteht aus einem separat verpackten Rumpf, einer Plastiktüte mit Kleinteilen, die an einem Gussast hängen, sowie einer weiteren Plastiktüte mit einigen einzelnen Teilen und zwei Trägerfilmen für Kleinteile und Aufbauten. Neben diesen Resinteilen ist noch ein kleiner Bogen Fotoätzteile enthalten. Die Teile sind gut und sicher verpackt, ich hatte trotz langer Lagerung, einem Umzug und einer maßgeblichen Umräumaktion keinerlei Bruchschäden. Die Bauanleitung besteht aus einer einfachen Aufrisszeichnung mit den zu montierenden Teilen und Pfeilen, wo die Teile in etwa anzubringen sind. Als Unterstützung dafür dient ein sehr detaillierter Seitenriss. Ätzteile sind gekennzeichnet und unverzichtbar, also kein Ersatz für vorhandene Vollgussteile. Dazu kommen noch Abbildungen über die Tarnbemalung nebst den notwendigen Farbtönen. Die beiden Masten werden in Originalgröße dargestellt und können so relativ leicht selbst aus Draht aufgebaut werden.
Zunächst rieb ich den Rumpf, die Schornsteine und das lose beiliegende Flak-Deck mit Seifenlauge ab. Die Kleinteile und die Aufbauten spritze ich nur leicht ab mit einer Handspritze, da ich die Schanzkleider und Details nicht beschädigen wollte. Dann folgte mit der Spraydose eine Komplettgrundierung mit Tamiya Grund Hellgrau. Die Farbe der Grundierung entspricht fast haargenau dem britischen Hellgrau, das Teil der Tarnbemalung der York war.
Alle Teile lassen sich sehr gut von dem Gussast und dem Trägerfilm entfernen. An den Teilen für die Aufbauten sind nur minimale Schleifarbeiten an den Bodenflächen erforderlich. Anders verhält es sich leider mit dem lose beiliegenden Flak-Deck. Dieses ist viel zu dick und ragt sehr deutlich über die Kante zum Hauptdeck hinaus, würde man es unbearbeitet anbringen. Die Schleifarbeiten sind kompliziert. Je dünner die Bodenfläche wird, desto größer ist die Gefahr, dass die Details auf dem Deck abbrechen und das filigrane Schanzkleid zersplittert. Als Kompromiss habe ich das Deckshaus, auf dem das Flak-Deck angebracht wird, ebenfalls abgeschliffen, bis kein Höhenunterschied zum Vordeck mehr vorhanden war.
Danach folgte die Pinsel-Bemalung der Holzdecks mit Tan von White Ensign und der Stahldecks mit Dunkelgrau, ebenfalls von White Ensign. Das funktionierte soweit ganz gut. Durch die Grundierung war nur ein Anstrich notwendig. Dann wollte ich das Schwarzgrau als fehlender Teil der Tarnbemalung auf den Rumpf aufbringen und brachte die entsprechenden Masking-Tapes (Hausmarke von König Modellbau) an. Damit begann dann leider das Desaster. Die aufgebrachte Tarnung mit Schwarzgrau von White Ensign haftete zwar, dafür haftete auch die Grundierung an den hellgrau bleibenden Stellen teilweise an den Tapes und nicht (mehr) am Rumpf. Letztendlich musste ich hier viel mit Pinsel nacharbeiten und korrigieren, und die einstmals scharfen Abklebekanten und der einheitliche Farbauftrag gingen verloren. Das gleiche Phänomen trat immer wieder auf, auch bei den Decks und den Türmen der Hauptartillerie. Überall platzte punktuell die Farbe ab, ließ sich kaum mehr aufbringen und bildete Blasen. Bei allen anderen Resinbausätzen vorher die ich gebaut hatte genügten meine Reinigungsaktivitäten, um einen festen Halt der Farbe zu gewährleisten, selbst ohne vorher eine Grundierung aufzubringen. Nur hier bei der York nicht. Insgesamt war dies recht frustrierend und sorgte für eine überlange Bauzeit, weil ich immer wieder andere Bausätze ‘einschob‘.
Insgesamt ist die Passgenauigkeit gut. Die Schanzkleider sind filigran und auch die Entfernungsmesser sind in meinen Augen brauchbar. Detaillierung ist vorhanden und war vor über 20 Jahren beim Erscheinen des Bausatzes auf der Höhe der Zeit. Für heutige Maßstäbe ist sie allerdings etwas grob bzw. nicht vorhanden. Die Täfelung der Holzdecks ist hingegen gut gearbeitet. Die Schlauchboote sind OK, die Boote und das Bordflugzeug sollten allerdings durch Artikel aus dem Zubehör ersetzt werden. Dies habe ich (noch) nicht gemacht, da ich den Bausatz endlich fertigstellen wollte und nicht genügend passende britische Beiboote ‘auf Lager‘ habe. Die Hauptartillerietürme habe ich ebenfalls aus dem Bausatz genommen inklusive der separaten Resin-Rohre, die ich allerdings dünner geschliffen habe. Ersetzt habe ich die 10,2-cm-Einzelflaks mit Zubehörteilen von Niko und die 2-cm-Oerlikons des Ätzteilbogens mit 3D Model Parts. Die vier schweren MG auf den hinteren Aufbauten habe ich so aufgebaut wie im Bausatz beschrieben. Die Sockel für die Rohre sind angegossen auf dem Deck, was ich leider auch aufgrund der kruden Anleitung erst entdeckt/registriert habe, als das Deck schon angebracht war. Ein Abschleifen war dann keine Alternative mehr. Die vier MG-Rohre sind als Ätzteile beigefügt und naturgemäß platt. Diese sollen jetzt aufrecht auf die Spitze der angegossenen Lafetten angebracht werden und danach über einen ‘abstreifenden‘ Pinselfarbauftrag Volumen erhalten - eine Sisiphos-Arbeit. Katapult und Bordkran auf der Ätzteil-Platine sind gut montierbar, die anderen Teile in meinen Augen jedoch nicht. Die Davits sollen nach Plan zwar ‘zusammengefaltet‘ werden, um so etwas Volumen zu erhalten, das funktioniert aber nicht. Auch nach dem Falten sind sie viel zu ‘platt‘. Ich habe die Davits daher aus Messingdraht selbst gebogen. Ebenso die Masten, die ich aus Stahldraht aufgebaut habe mit den im Bausatz enthaltenen Resinteilen als Plattformen. Anker und Ketten habe ich aus der ‘Krabbelkiste‘ genommen.
Eine ebenso filigrane Arbeit ist die Montage der Walrus, die mir erst nach einigen Versuchen gelang. Am Ende stellte ich fest, dass die obere Tragfläche etwas zu hoch angesetzt ist. Ich empfehle, von vorneherein z. B. eine Walrus von Flyhawk (siehe Bausatzbesprechung) zu nehmen.
Vom Zusammenbau her ist das Modell von ein paar Ausnahmen abgesehen gut und schnell zu montieren. Wirklich nervend ist allerdings das Nichthaften selbst der Grundierung. Das erforderliche mehrmalige Nachlackieren aller verwendeter Farben mit zum Teil vorhergehender Entfernung zu dicker oder welliger Farbschichten ist eine Geduldsprobe und macht wenig Freude. Ganz besonders wenn man wie ich dabei zwei Mal den Vordermast und drei Mal den Hintermast abbricht, ein absoluter Rekord. Letztendlich musste ich mir noch einen Industriekleber besorgen, damit die Masten wieder zusammenhielten und fester mit dem Rumpf verbunden waren. Am Ende erhielt das Modell nur noch ein ganz geringes Matt-Finish aus der Gunze-Spraydose. Nach der bereits aufgebrachten Farbmenge wollte ich es nicht noch mehr übertreiben ….
Am Ende hat mich das fertige Modell als ‘Rarität‘ zumindest wieder etwas versöhnt. Ich habe bislang noch keine gebaute York auf einer Modellbauausstellung gesehen. Einige Modellbauer haben den Bausatz, es scheint aber, dass kaum jemand sie tatsächlich gebaut hat. Wie immer habe ich das Schiff ohne Reling und Funkleinen gebaut, die in 1/700 mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar sind. Um endlich fertig zu werden habe ich mich auch dagegen entschieden, die Brückenaufbauten mit z. B. Okularen und einem Kompass aus dem Zubehörmarkt zu versehen oder die Besatzung darzustellen. Die Walrus und ein paar der Boote werde ich noch tauschen - im Rahmen einer größeren entsprechenden Aktion für mehrere Schiffe. Evtl. füge ich auch noch etwas Brückenausrüstung hinzu. Es bleibt zu hoffen, dass die Farbe nicht irgendwann anfängt abzublättern.
Fazit
Was kann ich nun als Fazit empfehlen? Vor einem geplanten Zusammenbau empfehle ich dringend die Haftfähigkeit des Resins bei Farbaufträgen zu prüfen. Evtl. ist mein Bausatz ja eine Ausnahme. Hätte ich vorher gewusst, was für ein (zeitlicher) Aufwand die im Grunde eher einfache Lackierung verursachen wird - ich hätte auf das Trumpeter-Modell gewartet. Haftet die Farbe, ist die York ein überschaubares Projekt, einigermaßen gut zu bauen und selten zu sehen. Die vier Sockel der MG auf den hinteren Aufbauten sollten abgeschliffen werden und die Waffen selbst durch Zubehörteile ersetzt werden. Gleiches gilt für die 10,2-cm-Flak und die Oerlikons.
André Huber