Das Original
"Die S-65 wurde von Sikorsky Anfang der 1960er Jahre entwickelt, um an einer Ausschreibung des United States Marine Corps für einen schnellen, allwetterflugtauglichen schweren Transporthubschrauber teilzunehmen. Um die Entwicklung schnell voranzutreiben, wurden bei der Konstruktion der S-65 Hauptrotor und Getriebe in modifizierter Form von dem bereits vorhandenen Sikorsky S-64 „Skycrane“ übernommen. Die Zelle der S-65 stellt im Prinzip eine vergrößerte Ausführung der Sikorsky S-61 R dar; allerdings ohne die flugbootähnliche Gestaltung der abgedichteten unteren Rumpfhälfte. Der erste S-65-Prototyp flog am 14. Oktober 1964 und knapp drei Jahre später, im September 1967, begann die Auslieferung der als CH-53A „Sea Stallion“ bezeichneten Serienmaschinen an das U.S. Marine Corps. Die Avionik der CH-53A ermöglichte erstmals automatischen Konturenflug im Gelände und amerikanische Piloten demonstrierten die Leistungsfähigkeit des neuen Transporthubschraubers, indem sie mit der rund zwölf Tonnen schweren Maschine sogar Rollen und Loopings flogen. Eine weitere CH-53A bewältigte mit den anfänglich verwendeten T64-GE-6 Triebwerken, die lediglich 2110 kW leisteten, eine Nutzlast von 9.100 kg, wobei die Abflugmasse fast 21 Tonnen betrug.
RH-53A/D Sea Stallion
Eingesetzt von der US Navy, entsprach dieser Typ der CH-53A/D. Haupteinsatzgebiet war das Räumen von Seeminen. Erstmals eingesetzt wurde der RH-53A zum Räumen der Minen vor Nordvietnam 1973. 1974 räumten RH-53D dann den Sueskanal. Sechs Jahre später gingen sechs Hubschrauber bei der „Operation Eagle Claw“ verloren. Ersetzt wurde der RH-53D von der MH-53E."
Zitat: Wikipedia
Das Modell
Schon lange lag der REVELL-Bausatz Nr. 04032 der HH-53C in meinem Regal und mir war klar, dass ich diesen Klassiker (natürlich!) für die US Navy adaptieren wollte! Das Nachfolgemuster, die MH-53E „Super Stallion“, der berühmt-berüchtigter "hurricane maker" mit seinem dritten Triebwerk, einem zusätzlichen Rotorblatt und dem vergrößerten, abgeknickten Heckrotor hätte mich natürlich am meisten zum Bau gereizt, denn eine „E“ sah ich bislang noch nie im Maßstab 1/144. Aber vielleicht raffe ich mich selbst nochmal dazu auf, einige Bausätze der CH-53 habe ich noch auf Vorrat.
Bei meinen Recherchen im Vorfeld blieb ich jedoch beim Geschwader der Sea Falcons (HM-16) hängen, die eine traurige Berühmtheit im Rahmen der „Operation Eagle Claw“ („Operation Evening Light“) erlangten, als im April 1980 im Zuge der Revolution im Iran amerikanische Geiseln befreit werden sollten (eine gute Zusammenfassung dieser Operation findet ihr bei Wikipedia). Letztendlich gingen sechs Hubschrauber des Geschwaders verloren, die ganze Operation war ein einziges Desaster!
Die Maschinen dieses Geschwaders starteten vom Deck der USS Nimitz aus - und die ist ja genau mein Ding, was die Realisierung verschiedener Baumuster aus den frühen 80er Jahren in diesem Maßstab anbelangt! Dazu findet ihr ja bereits einiges auf meiner Homepage www.matthias-pohl-modellbau.de. Den frühen Anstrich der Minenräumhubschrauber in blau-grau sieht man ebenfalls recht selten und da ich ihn recht attraktiv fand, war die Wahl zum Bau einer Maschine der HM-16 schnell gefallen.
Der herangezogene Bausatz von Revell ist mittlerweile schon etwas rar und nur noch über ein allseits bekanntes Online-Auktionshaus zu bekommen. Die G-Version der CH-53, also die deutsche Variante, gibt es zwischenzeitlich in einigen sehr schönen Ausführungen. Für die HM-16 ist jedoch die Version mit den großen Filtern auf den Luftansaugtrakten der Triebwerke notwendig, ebenso wegen der Zusatztanks an den Radkästen und der Luftbetankungssonde. Der benötigte Bausatz 04032 gibt eine HH-53C der US Air Force wieder, die für CSAR-Einsätze (combat search and rescue) verwendet wird. Einige Abziehbilder des Bausatzes konnte ich aber auch für meinen Umbau verwenden.
Der Begriff "Umbau" ist sicher etwas zu hoch gegriffen. Denn das Modell baute ich eigentlich komplett „aus dem Kasten“. Wichtig war mir lediglich die Darstellung mit gefalteten Rotorblättern und eingeklapptem Heckrotor. Auf dem Originalbild aus dem Web sieht man eine Maschine der Sea Falcons an Bord der Nimitz, quasi am Vorabend der „Operation Eagle Claw“, noch bevor die Maschinen zu Tarnungszwecken sandfarben lackiert wurden:
Quelle: Wikimedia Commons
Die Realisierung des Klappmechanismus bereitete mir einige Zeit richtig Kopfzerbrechen, bis ich auf den Fotoätzteilesatz von Brengun stieß, der die Faltelemente für den SH-60 beinhaltete. Die SH-60 hat jedoch einen vierblättrigen Rotor, somit musste ich mir zwei dieser Ätzplatinen besorgen. Der Bau des eingeklappten Hauptrotors erwies sich als recht einfach, den Heckrotorträger habe ich bereits im Rohbau abgetrennt und mit Fotoätzteilen aus der Grabbelkiste halbwegs vorbildgerecht detailliert. Ein kleines zusätzliches Detail sind einige Leitungen am Hauptrotor, die ich aus einer Ader eines dünnen Klingeldrahtes zurecht schnitt. Leider nicht alle Verkabelungen, die notwendig gewesen wären, aber dafür fehlt a.) der Platz und ist b.) das Material zu dünn, um so etwas zu realisieren, wenn man die Leitungen nicht gerade stumpf ankleben will.
Schwierig wurde es im Hinblick auf die Abziehbilder, da verbrachte ich einige Zeit mit dem Suchen in meiner Grabbelkiste! Die Seriennummer der Sea Stallion musste ich mir jedoch selbst drucken, hier gab es keine andere Lösung. Der Tailcode "CG" ist quasi "handgeschnitzt", er entstand aus einzelnen weißen Linien, die ich passend zuschnitt. Die "631" hat leider nicht den richtigen Schrifttyp, zu rund sind die Zahlen. Im Original sind sie etwas eckiger. Aber mit diesem Kompromiss muss ich leben. Ein Selbstdruck kam hier für mich nicht in Frage, weil die Grundfarbe der Maschine mit Valejo-Farben selbst gemischt war. Beim Selbstdruck per gefülltes Textfeld hätte ich kaum den korrekten Farbton getroffen, was bei dieser Größe schon sehr auffallend gewesen wäre. Bei der burreau number war es vertretbar, hier habe ich auch leicht mit dem Pinsel und der Grundfarbe das farbliche Textfeld retuschiert.
Etwas mehr Arbeit war die Gestaltung des Geschwaderwappens, des Falkenkopfs. Hierbei griff ich auf Darstellungen aus dem Internet zurück, die ich mit einem Bildbearbeitungsprogramm nachgearbeitet und auf weißes Abziehbilderpapier ausgedruckt habe. Um den weißen Rand zu erhalten, musste ich mit einem superscharfen Skalpell die Konturen nachschneiden. Ging aber recht gut. Die Walkways sind ebenfalls Eigenproduktion, hier bearbeitete ich eine Grafik von einem 1:48er Bausatz aus dem Web und druckte auf transparente Abziehbilderfolie aus.
Besonderes Augenmerk musste ich vor der Lackierung auf das Abkleben der Kanzel verwenden, die komplett transparent ausgeführt ist. Den Blendschutz in den oberen Fenstern lackierte ich von innen mit transparent-grüner Farbe von Tamiya. Der Randschluss zum Rumpf war nicht optimal, so dass hier ein wenig nachgespachtelt und geschliffen werden musste. Zum Abkleben der Scheiben verwende ich Tamiya-Tape, das ich in dünne Streifen schnitt, um diverse Rundungen gut abdecken zu können.
Die bereits erwähnte Lackierung mit einer Mischung aus Grau- und Blau-Tönen von Vallejo bekam ein leichte Betonung der Vertiefungen mit abgedunkelter Grundfarbe plus eine Betonung der Blechstösse mit stark verdünnten Schminke-Ölfarben, nachdem die Abziehbilder mit Tamiya-Glanzlack versiegelt wurden. Ein wichtiges Detail der Maschinen mit Zusatztanks muss erwähnt werden: Die charakteristischen Spiegel an den langen Auslegern, die an der Kanzel befestigt sind. Hier griff ich auf flexible, aber unkaputtbare Besenborsten zurück, an die ich kleine, zurechtgeschnittene und geschliffene Plastikklötzchen anbrachte.
Zum Abschluss baute ich die Fahrwerksklappe des Bugrades neu, das Original sah eher aus wie eine 40 cm Panzerstahlplatte! Aus einer 0,5 mm starken Plastikplatte schnitt ich eine neue Klappe, die wesentlich besser und vor allem vorbildgerechter aussieht!
Alles in allem bin ich recht zufrieden mit meiner Sea Stallion, denn eine CH-53/RH-53 mit gefalteten Rotorblättern ist in diesem Maßstab schon ein recht außergewöhnliches Modell! Der auf den Fotos abgebildete größere Fire-Truck ist ein Resinmodell und stammt von Brengun, die Figur im Feuerschutzanzug ist ein Umbau aus dem Dragon-Satz, dem ich einen anderen Kopf anpasste. Die Figuren stammen teils aus dem Dragon-Trägerdeck-Bausatz, ebenso der „mule“, der kleine gelbe Schlepper. Die übrigen Figuren kommen teils von Dragon, teils (wie auch die beiden Handwagen für Bewaffnung) von Century Wings, wurden aber komplett überarbeitet und neu bemalt.
Zum Schluss noch ein paar "neutrale walk-around"-Fotos:
Eines darf jedoch nicht fehlen: Das „Beweisfoto“, dass es sich bei diesem Bau tatsächlich um ein Modell im Maßstab 1/144 handelt – nur um die 1/72er Fraktion ein wenig zu ärgern
Ich hoffe, diese Variante der CH-53 gefällt euch! Go 144 – beat 1/72!
Matthias Pohl,
PMC Fritzlar-Homberg e.V.