Im Heft 11/2015 der ModellFan erschien mein (Um-)Baubericht über den Flugzeugträger USS Nimitz (CVN-68) von Trumpeter. Da ich vermute, dass nicht die gesamte Modellbaukollegschaft das Magazin im Abonnement hat, scheint mir eine Veröffentlichung hier auf Modellmarine sinnvoll und angebracht, um weitere US Navy-Begeisterte zu erreichen. Hinzu kommt, dass aufgrund des Platzes einige Passagen meines Bauberichtes in der ModellFan nicht erscheinen konnten – so sind sie denn hier beschrieben.

In einigen Fotostrecken von Ausstellungen seit Herbst 2014, als ich das Dio zum ersten Mal im kompletten Zustand präsentierte, sind die Schiffe meiner CSG bereits hier bei Modellmarine erschienen. So sehe ich mich noch in einer Art „Bringschuld“, euch über die Hintergründe des Baus der Nimitz bzw. des gesamten Dioramas zu informieren.

Grundsätzlich muss ich mich natürlich fragen lassen, was in aller Welt mich geritten hatte, mir ein solches Bauthema auszusuchen, welches nach Fertigstellung die Abmessungen von 1,80 m x 0,90 m aufwies… allerdings aufgeteilt in neun Segmentplatten…

Als Erklärung/Rechtfertigung wäre da zum einen mein Interesse am Schiffsmodellbau im Allgemeinen und an der modernen US Navy im Speziellen zu nennen, die mich schon seit Kindertagen, aber verstärkt Anfang der 80er Jahre fasziniert hatte, als die Skywave-Bausätze aus diesem Themengebiet in Deutschland erhältlich waren.

Zum anderen war es schlichtweg der Pragmatismus, steht mir zu Hause doch nur ein recht begrenzter Platz für mein Hobby zur Verfügung. Die Einheiten meiner Carrier Strike Group (CSG) wurden in Segmenten jeweils auf einem 8 mm starken Sperrholzbrett in Szene gesetzt, welches genau in meine Vitrinen passte. Jedes Element hat die Abmessungen von 30 cm x 60 cm, genau die Abmessungen meiner Vitrinenböden. Nun kann ich das komplette Diorama in meinen Schaukästen präsentieren.

Zweiter Vorteil dieses modularen Aufbaus: Die Transportfähigkeit! Nicht zu verachten, weil ja ein (bruch-) sicherer und einfacher Transport zu diversen Ausstellungsevents zum A und O gehören! Meine Elemente passen genau in Umzugskartons, sogar mehrere übereinander! Ich habe aus Styrodur-Resten Distanzklötze geschnitten und aufgedoppelt, so dass die Masthöhe eines Schiffes problemlos überwunden werden konnte, bevor das nächste Element darauf platziert wurde. Alles steht sehr stabil, rutsch- und bruchsicher im Karton, ohne dass ich eine eigene Display-Box pro Schiff verwenden musste – was wiederum hinderlich für den Gesamteindruck als Komplettdiorama gewesen wäre.

Doch zunächst zu den Vorüberlegungen für dieses Projekt:

Die Entscheidung für genau diese CSG hing mit meinem Interesse an der USS Nimitz zusammen. Auf ihre Geschichte möchte ich hier nicht weiter eingehen, wurde sie doch bereits mehrfach vorgestellt. Ursprünglich wollte ich den Träger im frühen Bauzustand realisieren, als Fan des Films „Der letzte Countdown“, natürlich genau in dieser Version, mit den Maschinen des Carrier Air Wing Eight (CVW-8) plus diverser Begleitschiffe! Bei der Recherche bezüglich der Begleiteinheiten kristallisierte sich aber die 1997/98er-CSG während der Operation „Southern Watch“ heraus (die Flugverbotszonenüberwachung des südlichen Iraks), weil alle Begleitschiffe im Maßstab 1/700 als Bausätze erhältlich waren! Somit habe ich meine Idee der „frühen“ Nimitz mit dem CAW-8 zugunsten der Realisierung einer kompletten CSG aus dem entsprechenden Zeitfenster abgeändert. Die Überlegung, dass ich alleine eine komplette CSG bauen wollte, die hier bei den Kollegen von Modellmarine zu anderen Themenschwerpunkten auf eine Vielzahl von Modellbauern verteilt wurde, schreckte mich aber nicht ab.

Die Wassergestaltung meines Dioramas entstammt einer Empfehlung von Frank Spahr aus Gesprächen während des DPMV-Konvents in Fuldatal im Mai 2012. Hierzu hatte ich bereits vier meiner CSG-Begleiteinheiten fertig gestellt, jedoch noch nicht in ein Gewässerelement eingepasst. Mir fehlte für diese große Fläche einfach noch eine zündende Idee.

Hemmschuh war für mich die schiere Fläche. Der Empfehlung von Frank folgend strich ich die Sperrholzplatten in schattiertem seegrün, nachdem ich die Positionen des Verbandes festgelegt und mittels Schablonen abgesteckt hatte. Die Seefarbe wurde mit einem breiten Pinsel aufgetragen, der Bereich um die Schiffsrümpfe herum mit weiß in Kombination mit den angemischten Seefarben moosgrün und königsblau aufgehellt. Nach dem Trocknen erfolgte der Auftrag von Acryl-Strukturgel mittels einer Schaumstoff-Lackierwalze. Hierbei lernte ich einiges über das (Abbinde-) Verhalten des Acrylgels, welches sich sehr gut auftragen ließ. Ich hatte mir eine Dose der Fa. Marabu besorgt. Je länger man dieses zunächst milchige Gel aufrollert, umso stärker wird der „Wellengang“, weil das Gel abzubinden beginnt. Somit sind meine neun Platten auch nicht alle identisch, was den Wellengang anbelangt. Ein kleines Manko, das ich jedoch gut verschmerzen kann. Die fertig gestellten Schiffsmodelle wurden schließlich mit einem kleinen Streifen Bauacryl aus dem Baumarkt aufgeklebt, die beiden großen Einheiten mittels Schrauben durch den Holzboden im Schiffsrumpf verzugsfrei befestigt. Die Bugwellen gestaltete ich wiederum mit transparentem Bauacryl, den übrigen Wellengang entlang des Schiffsrumpfes jedoch mittels Marabu-Acrylgel und einem kleinen Modelliermesser.

So sahen schon einige Besucher auf diversen Ausstellungen mein Groß-Diorama, eingeschlossen die ISSC 2013 in Heiden – jedoch mit einer riesigen „Baustelle“ in der Mitte (siehe hier)! Denn die USS Nimitz hatte ich zwar dabei, aber lediglich den reinen, nackten Rohbau, quasi nur den Schiffsrumpf mit aufgelegtem Flugdeck – und einem Baustellenschild darauf!

Bereits im Mai 2013 begann ich mit dem Bau der Nimitz, ließ ihn aber zwischenzeitlich wieder liegen, nachdem von Trumpeter die schnellen Einsatzgruppenversorger als Spritzgussbausatz erhältlich waren. So musste ich für meine USS Sacramento nicht mehr auf den teuren Resinbausatz von JAG zurückgreifen. Der Bausatz des Versorgers (ebenfalls ein Umbau) reizte mich seinerzeit mehr als der Träger, so wurde der arbeitsintensive Bau der Nimitz wieder nach hinten verschoben. Denn ich wusste ja, welche Heidenarbeit da noch auf mich zukommen würde…

Vorteilhaft für mein Unterfangen, die Nimitz im Bauzustand vor ihrer letzten großen Umrüstung während des Werftaufenthalts im Jahr 1998/99 darzustellen war, dass es zwei Bausatzvarianten des Typenschiffes seiner Klasse gab: Eine „frühe“ Nimitz (ca. 1980) und eine „späte“, die den Rüstzustand aus dem Jahre 2005 wieder gibt. Und ich brauchte den mittleren Zeitabschnitt! Also waren einige Umbauarbeiten vorzunehmen. Ich besorgte mir jedoch schlichtweg beide Bausätze und verwendete die notwendigen Teile, teilweise mit Abänderungen. Eine teure Maßnahme, aber angenehm, denn so umging ich zeitaufwändige Eigenbau-Maßnahmen!

Die Vorbildlage gestaltete sich schwierig, nur wenige eindeutige Bilder aus der Zeit von 1997-98 waren zugänglich. Aber es reichte aus meiner Sicht aus, um die wesentlichen Elemente dieses Bauzustands wiederzugeben. Folgende Umbauten am Schiff waren notwendig:

  • der backbord vordere RAM-Starter musste einer CIWS-Einheit weichen, die Plattform wurde gemäß Vorbild abgeändert;
  • der backbord achtere Sea Sparrow-Starter erhielt eine weitere SPS-65 Radarbeleuchter-Einheit samt Plattform, davor gelagert kamen einige zusätzliche SatCom-Kuppeln zum Einbau;
  • Umbau der Heckgalerie mit neuen Plattformen, u.a. für das CIWS und das AN/SLQ-32-System.
  • Abänderung der Brücke, Ergänzung diverser SatCom-Dome.

Bevor ich jedoch mit diesen Details startete, erhielt die Wasserlinienplatte eine Aufdoppelung aus einer 1,5 mm starken Polistyrolplatte, um den Träger nicht zu sehr im Diorama absacken zu lassen (Empfehlung von Eberhard Sinnwell, Modellmarine/IG Waterline). Gleiches habe ich bei meiner USS Sacramento umgesetzt, was die Schiffe wesentlich realistischer wirken lässt als ein Bau mit der allzu dünne Wasserlinienplatte aus dem Bausatz!

Der Rumpf mit den abgeänderten Waffenplattformen war relativ schnell gebaut, lackiert und gealtert, aber nun ging es ans Eingemachte: Bevor ich das Flugdeck aufsetzen konnte, musste das Hangardeck komplett eingerichtet sein! So waren einige Wochen mit dem Bau der Flieger angesagt (siehe hier), gleichzeitig rüstete ich die Unterseite des Flugdecks mit 24 parallel geschalteten SMDs aus, die mit 3 V zum Leuchten gebracht wurden. Ich wollte doch das schön ausgestaltete Hangardeck nicht im dunklen Kohlensack verschwinden lassen, wenn der „Deckel“ geschlossen wird! Dazu führte ich den Plus- und den Minusstrang eines Modellbahnkabels, an den die Mini-Leuchtkörper angelötet wurden, in Richtung Bug und ließ das Kabel durch den Rumpf unter die Dioramenplatte verschwinden, wo ich im hinteren Bereich des kompletten Dios eine kleine Box zum An- und Ausschalten des Lichts installiert habe. Eine einzelne SMD hielt ich zur Beleuchtung der grün verglasten Brücke (Tamiya X-25 transparent grün) bereit und führte deren Anschlüsse durch ein Loch unter der Insel an den Hauptkabelstrang.

Somit musste das gesamte Hangardeck in diesem Baustadium bereits komplettiert werden - wobei ich es natürlich fotografierte, bevor ich das Flugdeck aufbrachte. Hier kamen schon die vorlackierten Seeleute von Eduard zum Einsatz, die sich um die Wartung der Maschinen im Hangar kümmern.

Mir war es jedoch zu wenig, die Flugzeuge „nur“ zu lackieren und im bzw. auf dem Träger abzustellen. Ein wenig „action“ durfte da schon sein, auch im Hangardeck, und erst recht, wenn dieses später nur in Teilen durch die Toren an den Aufzügen einsehbar sein würde! Aber diesen Bereich nur stiefmütterlich zu behandeln, würde sich später beim Gesamteindruck des Modells rächen, davon war ich fest überzeugt! Daher mein Aufwand an dieser Stelle.

Ich hatte als Thema des gesamten Dioramas die Versorgung auf See gewählt, weil (aus meiner persönlichen Sicht) zu viele (bestimmt sehr gut gebaute) Flugzeugträgermodelle immer wieder die Start- und Landeszenen an Deck in den Vordergrund stellen. Sicher sind sie die auffälligsten und visuell interessantesten Momente an Bord eines Trägers. Mich reizte hingegen das, was man ansonsten nicht so oft sieht, was für die Operationsfähigkeit eines Kampfverbandes aber nicht minder wichtig ist! So war ein Teil der UNREP- und VERTREP-Übung (UNderway REPlanishment und VERTical REPlanishment: Unter Seeversorgung (NATO: Replenishment at Sea/RAS oder Underway replenishment/UNREP) versteht man die Versorgung in See befindlicher Kriegsschiffe mit Betriebsstoffen, Ersatzteilen, Lebensmitteln, Munition und anderen Versorgungsgütern und die Personalübergabe. In der U.S.Navy und anderen Marinen mit großen Versorgungsschiffen werden feste Versorgungsgüter häufig während der Übergabe des Kraftstoffs mit Hubschraubern transferiert. Dieses als Vertical Replenishment (VERTREP) bezeichnete Verfahren ist schneller als die Übergabe von Paletten mittels Geschirr.) schon anhand meiner USS Sacramento abzusehen, in welche Richtung es auch bei der USS Nimitz gehen würde: Keine Flugmanöver während dieser Übung! Von daher musste der Flugzeugträger natürlich an diese Szene angepasst werden!

Bei der Verwendung von zusätzlichem Gerät wie Gabelstapler, Deck Tractors, Fire Engines und mehr konnte natürlich keinesfalls das Material aus dem Bausatz verwendet werden: Einerseits sind lediglich zwei Schlepper im Kit enthalten, zum anderen sind diese Teile unsäglich groß. So besorgte ich mir die wunderschön gestalteten Tractors von Black Dog und von JAG, wobei im direkten Vergleich der beiden Bausätze jener von Black Dog leider nicht punkten konnte. Diese Schlepper aus Resin, die in unterschiedlichen Varianten und mit verschiedenster Beladung wiedergegeben sind, wurden schlichtweg ebenfalls zu groß modelliert! Obwohl ich diesen Bausatz schon gebaut (alle Räder der 14 Tractors waren einzeln anzubringen) und bemalt hatte, sortierte ich diesen Satz aus und beschränkte mich auf den wirklich tollen Bausatz von JAG, der – vor allem im direkten Vergleich mit den Jets und den Eduard-Figuren – sehr maßstäblich wirkt! Von Black Dog verwendete ich hingegen den Resin-Kit Nr.70001 mit Ladegut, welches ich mit Evergreen-Profilen und einem Ätzteilesatz von Five Stars Models (Holzkisten) ergänzte. Die kleinen fotogeätzten Hydraulik-Hubwägelchen und Transportkarren für die Außenlasten der Jets stammen zwar von einem Bausatz aus dem Zweiten Weltkrieg von Flyhawk, waren aber in diesem Maßstab aus meiner Sicht auch für die Neuzeit zu gebrauchen. Die übrigen, am Träger selbst verwendeten Fotoätzteile, kommen vom Komplettsatz für diese Flugzeugträgerklasse von GMM.

In Abweichung von meiner gewohnten Methode, die Takelage am Mast mit einer Faser einer schwarzen Damenstrumpfhose zu realisieren, griff ich dieses Mal zum Material von Uschi’s. Hier verwendete ich den 0,03 mm flexiblen Faden. Mit der Verarbeitung und dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Aus diesem Material wurden auch die Fangseile gestaltet. Der dem Bausatz beigefügte Kupferdraht zur Verwendung als Fangseil hat eher die maßstäbliche Dicke eines Abflussrohres! Mit dem Material von Uschi’s sind die Fangseile sogar noch flexibel!

Einige Abende beschäftigte ich mit dem Aufkleben der Eduard-Figuren – eine vorzügliche Übung im Sinne des ZEN! Ich konnte dabei nicht umhin, den lila gewandeten Männern, die für die Betankung der Jets zuständig sind, einen Tankschlauch aus dem Uschi’s-Material über die Schultern zu hängen!

Abschließend muss ich erwähnen, dass ich (leider) nicht die Tankschlauchtrommeln aus dem GMM-Fotoätzteilesatz verwendet habe, weil mir der Bau bei der Vielzahl der Trommeln zu uneinheitlich geriet. Musste doch den geätzten Seitenteilen der Trommeln eine Achse eingeklebt werden, die man aus Polystyrolmaterial selbst zu ergänzen hatte. Nach der Lackierung der Trommeln wäre ein Faden (oder ähnliches Material) auf die Trommeln aufzuziehen gewesen. Aber auch mit dem prima Faden von Uschi’s stellten mich meine Schlauchtrommeln nicht zufrieden und ich verwendete die Plastikbauteile aus dem Bausatz. Dabei kam mir die Idee, dass eine Kombination aus beidem, Fotoätzteile und Teile aus dem Bausatz, ein ganz gutes Ergebnis bringen könnte. Dazu müsste man die Seitenteile der Plastiktrommeln abschleifen, bis man nur noch den mit Schlauchmaterial strukturierten Trommelkörper vorliegen hat. An diesen wären dann die Seitenteile der Trommeln von der GMM-Platine anzukleben. Bei meinem nächsten Flugzeugträger der US Navy werde ich darauf zurückkommen.

Fazit

Die Zerstörer und Kreuzer dieser CSG waren ja recht schnell gebaut, jeweils ein gut überschaubares Projekt. Meine Vorstellungen auf Modellmarine findet ihr hier: USS Benfold, USS Ford, USS Port Royal, USS Lake Champlain und USS Kinkaid. Auch der schnelle Einsatzgruppenversorger USS Sacramento ging trotz der notwendigen Umbauarbeiten „gut von der Hand“. Dass ich mich mit meinem Flugzeugträger aber über so viele Monate ausschließlich beschäftigen sollte, hat mich dann doch überrascht. Es ist nicht nur die schiere Größe des Modells – auch im kleinen Maßstab 1:700 – die mir das Handling erschwerte (weil die Nimitz z.B. kaum in meine Sprühkabine passte!), sondern die Komplexität dessen, was ich mir vorgenommen hatte. Es ist halt auch immer eine Frage des eigenen Anspruchs!

Mehr Fotos des Modells und des Dioramas gibt es hier:

 

Matthias Pohl