Für die Einrichtung des Hangar- und Flugdecks brauchte es für die USS Nimitz (siehe Baubericht) natürlich haufenweise Flugzeuge und Hubschrauber. Also auf an die Bonsai-Flieger! Nach meinen Recherchen waren an Bord der Nimitz zum Darstellungszeitpunkt 1997/98 folgende Staffeln eingeschifft:
- VF-211 Checkmates (F-14A Tomcat), jedoch nur mit einem Bestand von 10 Maschinen
- VFA-146 Blue Diamonds (F/A-18C Hornet)
- VFA-147 Argonauts (F/A-18C Hornet)
- VMFA-314 Black Knights (F/A-18C Hornet)
- VAW-122 Steel Jaws (E-2C Hawkeye)
- VS-33 Screw Birds (S-3B Viking)
- VAQ-138 Jellow Jackets (EA-6B Prowler)
- VQ-5 Det.B Sea Shadows (ES-3A Viking)
- HS-8 Eight Ballers (HH/SH-60H/F Rescue Hawk/Sea Hawk)
Es wäre ja alles kein Problem gewesen, gäbe es vom Geschwader CVW-9 im Maßstab 1/700 die passenden Abziehbilder für die Fliegerleins! Meine Recherche bei Starfighter-Decals blieb erfolglos, auch der direkte Kontakt mit Mark von Starfighter-Decals war wenig Mut machend. Alle anderen Geschwader waren verfügbar – nur nicht der CAW-9! So blieb mir nichts anderes übrig als die Geschwaderkennzeichen (im Wesentlichen die Leitwerksmarkierungen, also den Tail Code „NG“ für den CVW-9 und das Geschwaderwappen) selbst am PC zu zeichnen, herunter zu skalieren uns selbst auszudrucken! Vorteil war dabei, dass der Darstellungszeitraum durchweg low-viz-Markierungen bei den Navy- und Marines-Maschinen aufwies, was den Druck vereinfachte. Bunt, also high-viz, wäre mir jedoch lieber gewesen. Nach einigen fehl geschlagenen Versuchen mit abgestuften Grautönen der Abziehbilder entschloss ich mich, die Decals in schwarz zu drucken – in diesem kleinen Maßstab schlug der low-viz-Effekt komplett durch, man erkannte so gut wie gar nichts mehr von den Abzeichen! So ging ich den Kompromiss ein, die Staffeln als solche erkennbar zu halten, jedoch mit eher dunkelgrauen bis schwarzen Kennungen als Decals.
Aus dem Fotoätzteilesatz von Gold Medal Models (GMM) für moderne US Navy-Jets griff ich lediglich auf die Betankungssonden der EA-6B Prowler zurück, alles Weitere wie Fahrwerk oder Räder war mir im Verhältnis zu den guten und recht fein detaillierten Details der Trumpeter-Flugzeuge dann doch zu aufwändig. Außerdem gibt dieser Ätzteilesatz lediglich ein Viertel der Maschinen einer Air Group wieder, ich habe ca. 60% der Fliegenden Einheiten gebaut – und dieser Ätzteilesatz ist recht teuer und beinhaltet viele Bauteile für andere Typen, die ich gar nicht benötigte!
Die von mir gewählte Szene des Dioramas um die Nimitz bedeutete im Detail, dass im Hangar Wartungsarbeiten an den Jets durchzuführen waren. Also: Geöffnete Cockpithauben, Einbau von Sitzen und Tiefziehen von neuen Kanzeln! Bei einer Hornet im Hangar lasse ich das Personal sogar die Radaranlage (ein kleinstes Fotoätzteil) in der abgeklappten Nase der F-18 überprüfen! Die Wartungsplattformen und Leitern von Flyhawk leisteten mir hier zur zusätzlichen Detaillierung gute Dienste!
Zur Realisierung der geöffneten Cockpithauben bei Tomcat, Hornet und Prowler erstellte ich Positiv- und Negativ-Stempel aus Fimo-Knete, über die ich eine dünne Acetat-Folie mit dem Fön erhitzte, bis sie sich anpasste. Die Sitze in den Cockpits sind kleine mit Sekundenkleber verstärkte Papierstreifen.
Die Tragflächen der Turboprop-Maschinen (C-2A Greyhound und E-2C Hawkeye) wurden abgetrennt, die Landeklappen herausgesägt und durch Papierstreifen ersetzt, mit Sekundenkleber verstärkt. Einer Greyhound bohrte ich den Rumpf aus und gestaltete die Heckklappe ebenfalls aus verstärktem Papier im geöffneten Zustand neu. Mit dieser Greyhound sollte es eine Verladeszene an Deck geben.
Ein letztes Detail brachte ich an einem der SH-60 Hubschrauber an: Genau wie bei der CH-46E Sky Knight, die das Frachtgut von der USS Sacramento zur USS Nimitz transportiert, stellte ich den vorderen der beiden Sea Hawks mit drehendem Rotor dar: Ein passend geschnittenes Stück Polyethylenfolie, welchem per Airbrush ein wenig kreisförmige Ringe auflackiert wurden. Anschließend schnitt ich vier Rotorblattsegmente aus, um die Illusion des sich drehenden Hauptrotors zu erzielen. Den Heckrotor knipste ich mit einer Lochzange aus der Folie.
Fazit
Unterm Strich bin ich mit dem Ergebnis jedoch zufrieden. Im Nachhinein frage ich mich aber, ob sich der Aufwand mit den maskierten Kanzeln der kleinen Jets gelohnt hat. Auf den ersten Blick sieht man nicht, dass es sich um eine klare Cockpitverglasung handelt, spiegeln sie doch den dunkleren Innenbereich des Cockpits wieder. Erst im „Gegenlicht“ zeigt sich hier die Transparenz. Auch das spröde Material der klaren Trumpeter-Flieger war nicht sehr angenehm zu bearbeiten, zumal die Formtrennnähte so gut wie gar nicht erkennbar waren, um sie zu verschleifen! Die alternativen Bausätze von Jets aus grauem Plastik gibt es wohl von Pit Road oder Fujimi, letzterer lag mir auch mit einem Exemplar vor. Er ist aber kaum noch erhältlich und demgemäß teuer, zudem werden ja entsprechende Stückzahlen an Flugzeugen benötigt! Somit ließ ich ihn unberührt. Darüber hinaus muss man dennoch ergänzend auf die transparenten Maschinen von Trumpeter zurückgreifen, da Baumuster wie z.B. die C-2A Greyhound anderweitig nicht erhältlich sind. Aber ein solch umfassendes Projekt wie ein Flugzeugträger, zumal als Umbau, muss sicher an manchen Stellen mit Kompromissen leben.
Matthias Pohl