Das Original
Die Bell-Boeing MV-22B Osprey wurde als Nachfolger für die Boeing Vertol CH-46 Sea Knight für das US Marine Corps entwickelt. Die Hauptaufgabe ist die Anlandung von Kampftruppen. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger ist die Osprey kein Hubschrauber, sondern ein Kipprotor-Wandelflugzeug. Dies vereinigt die Eigenschaften eines Hubschraubers bei Senkrechtstart und -landung mit dem eines Flugzeugs bei normalen Flug. Alternativ zum Senkrechtstart und -landung (VTOL) ist auch Kurzstart- und -landefähigkeit (STOL) vorhanden. Die Eigenschaften werden dadurch erreicht, dass die beiden Propeller um 90° schwenkbar sind.
Mehr über das Original findet sich z.B. hier.
Das Modell
Durch Zufall stieß ich auf dieses Modell von Tomytec aus der "Gimix"-Serie. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht nur interessante Bausätze im Maßstab 1/144 heraus bringt, sondern diese auch noch mit beweglichen oder illuminierten Teilen ("Gimix") ausstattet! Wenn auch mal wieder ein fliegendes Baumuster der US Marines (und nicht der US Navy) hatte es mir der Fischadler ("Osprey") schon seit langem angetan. Das außergewöhnliche technische Antriebskonzept und seine Entwicklung habe ich eine Zeit lang mitverfolgt. Das interessante an diesem, in der Baugröße 1/144 bislang einmaligen Bausatz, ist die Tatsache, dass alle Bauteile bereits vorlackiert sind!
Details zum (zugegeben nicht ganz billigen) Bausatz findet ihr hier. Mir reichte natürlich nicht der reine Bausatz, wenn es die Möglichkeit gibt, den Flieger zu motorisieren, dann wollte ich das auch tun! So bestellte ich erneut in Japan (und zahlte heftigst Zollgebühren!), um diesen Technik-Satz zu ergattern:
Wie die Motoren und der Kippmechanismus der Triebwerke eingebaut wird, sehr ihr hier. Kein Hexenwerk, auch in diesem kleinen Maßstab nicht. Mir gefiel nur der schwarze Ständer nicht, ein wenig den Eindruck eines vom Landedeck eines amphibischen Landungsschiffes startenden bzw. landenden Osprey wollte ich schon erwecken!
Hier ein paar Bilder vom Einbau der Technik-Komponenten. Die hellgraue Box ist die Mechanik für den Kippmechanismus. Die Mini-Motoren sitzen in den Triebwerkgondeln selbst. Bei meinem Bau passten die beiden Rumpfhälften nicht gut zusammen, die Technik-Box ließ alles ein wenig klaffen - sehr ärgerlich! Aber leider keine Möglichkeit, das Problem auszumerzen. Man müsste quasi die Wandung, das Gehäuse, der Technik-Box dünner schleifen... So beließ ich es bei einem kleinen Spalt, der nach dem Bau sehr vorsichtig mit verdünnter Spachtelmasse verschlossen und dann überlackiert wurde. Problem dabei: Die korrekten grauen Farbtöne des Tarnanstrichs hinzubekommen! Aber nach einigen Versuchen ging es!
Da mir der schwarze Ständer nicht passte, habe ich ihn kurzerhand zerlegt und den Batteriesockel nebst Bedienknöpfen in einen Bilderrahmen von IKEA gesetzt. Die Stromleitungen mussten irgendwie in den Flieger selbst, da war mir ein kleines Alu-Röhrchen mit 5 mm Durchmesser am unscheinbarsten. Noch dünner/unauffälliger ging es leider nicht... Es sind halt mal vier Kabel, die in den Osprey müssen...
Die abgebildete Version gibt einen MV-22B Osprey der 262nd Marine Medium Tiltrotor Squadron "Flying Tigers" wieder, die aktuell in Japan auf der Futenma Air Base auf Okinawa stationiert ist.
Um die Funktionen „in Bewegung“ einmal zu demonstrieren, gibt es auf meiner Homepage www.matthias-pohl-modellbau.de einen kleinen Film als Download (311 MB, oder hier auf das Bild mit rechte Maustaste "Ziel speichern" klicken, das Herunterladen dauert etwa eine Minute). Unglaublich, was in diesem kleinen Maßstab möglich ist, oder?
Nun war ich ziemlich angefixt von diesem kleinen Kerl, dass ich mir gleich noch einen Bausatz bestellte! Es sei erwähnt, dass dieser Bausatz rund 160 Bauteile enthält - und das im Bonsai-Maßstab 1/144! Dazu kommen viele Alternativ-Teile, die auch die Möglichkeit umfassen, den Osprey in "verstauter" Position, also mit eingedrehten Tragflächen und beigeklappten Rotoren zu bauen! Ich wollte unbedingt eine Version mit Tragflächen und Triebwerken in Transport- bzw. Hangar-Position darstellen. Mir gefiel dann diese Version ziemlich gut:
Die MV-22B des 165th Marine Medium Tiltrotor Squadron von der Miramar Air Base weist ein schönes, buntes Seitenleitwerk auf, das die ansonsten in mehreren Grautönen gehaltene Maschine auffälliger werden lässt.
Hier wieder einmal das "Beweisfoto", dass ich mich tatsächlich mit diesem Modell im Bonsai-Maßstab 1/144 bewege. Und: Nein, das Cent-Stück hat NICHT 10 cm Durchmesser!
Bei diesem Modell wollte ich natürlich auch alle Türen öffnen, die möglich waren, also Ladeluke und die seitliche Tür an Steuerbord. Zur Abwechslung und im Vergleich zum oben gezeigten "Funktionsmodell" waren mir bei der zweiten Osprey Fotos mit abgedeckten Triebwerken aufgefallen. Ein weiterer kleiner Farbklecks! Diese Abdeckungen schnitt ich aus einer Lage Papiertaschentuch zu, das mit Sekundenkleber verstärkt und nach dem Trocknen bemalt wurde. Die Haltegurte sind kleine Decalstreifen.
Erstmals präsentiere ich ein Modell auf einem Untergrund, einer kleinen Dioramenplatte von Coastalkits. Wer die Firma noch nicht kennen sollte: Für unterschiedliche Maßstäbe und Zwecke werden sehr schöne Untergrundplatten angeboten, die auf 3 mm starken Foamex-Platten kaschiert sind. Leicht und doch stabil - sehr schöne Auswahl! Abmessungen: 210 x 148 mm. In diesem Fall ein Heli-Pad analog den Markierungen auf US-Schiffen, wie z.B. Zerstörer, Kreuzer, Versorger oder Einsatzleitschiffen.
Es geht halt doch eine Menge im kleinen Maßstab - es muss schon lange nicht mehr "nur" 1/72 sein!
Matthias Pohl
PMC Fritzlar-Homberg e.V.