Das Original
Ausgangspunkt für die Entwicklung des 38 cm S.K. C/34 Geschütz war der Bau der Schlachtschiffe der Bismarck-Klasse, die mit Geschützen des Kalibers 38 cm als Hauptbewaffnung ausgerüstet werden sollten. Die Leistungsdaten des aus dem Ersten Weltkrieg stammenden und auf den Schlachtschiffen SMS Bayern sowie SMS Baden eingesetzten Geschützmodells 38 cm SK L/45 genügten nicht den Anforderungen der Kriegsmarine. Vor allem die maximale Rohrerhöhung von nur 20° und die daraus resultierende vergleichsweise geringe maximale Schussweite von 23.300 Metern wurden als ungenügend angesehen. Darüber hinaus wurden die niedrige Höhen- und Seitenrichtgeschwindigkeit des Geschützes kritisiert. Die Friedrich Krupp AG Essen erhielt den Entwicklungsauftrag für eine neue Schnellladekanone (SK) im Kaliber 38 cm L/52 mit einem Turmgewicht von 1052 t.
Die Munition der 38 cm SK C/34 ist geteilt und besteht aus Geschoss, Vorkartusche und Hülsenkartusche, die entsprechend den Zielanforderungen geladen wurde. Das Laden der Waffe erforderte zwei Ansetzvorgänge. Im ersten wurde das Geschoss geladen. Im zweiten die beiden Treibladungsbestandteile. Gegen schwer gepanzerte Ziele wurde die Panzersprenggranate eingesetzt, die auf 20 km ca. 39 cm Panzerstahl durchschlagen kann und nach Durchschlag des Panzers mit Zündverzögerung im Inneren des Ziels zur Detonation kam. Gegen leicht- und ungepanzerte Ziele wurden die Sprenggranaten verwendet, wobei die Sprenggranate mit Bodenzünder bedingt durch die Zündverzögerung Schaden im Inneren des Ziels verursacht.
Neben der Bismarck und der Tirpitz war die 38 cm S.K. C/34 auch als Bewaffnung für die Schlachtkreuzer der O-Klasse geplant. Die projektierte Umrüstung der Gneisenau im Jahre 1942 sollte ebenfalls auf dieses Geschütz erfolgen. Weitere Geschütze waren an die Sowjetunion verkauft worden, zu einer Auslieferung kam es jedoch nie. Mit der endgültigen Außerdienststellung der Gneisenau nach dem gescheiterten Unternehmen Regenbogen 1942 und der Aufgabe der O-Klasse entfiel der ursprüngliche Verwendungszweck der bereits produzierten Geschütze. Ein Teil wurde daraufhin als Küstengeschütze im sogenannten Atlantikwall verbaut, beispielsweise in der Batterie Todt am Pas de Calais, in der Festungsanlage Hanstholm in Dänemark und im norwegischen Kristiansand. Weitere Exemplare wurden als Eisenbahngeschütz mit dem Beinamen "Siegfried" verwendet.
(nach Wikipedia)
Das Modell
Vor Kurzem erschien von Takom der Geschützturm „Bruno“ des Schlachtschiffes Bismarck. Ein solch außergewöhnliches Modell musste ich als Interessierter an der Geschichte der deutschen Kriegsmarine unbedingt in meiner Vitrine haben! Doch schon vor dem Bau gingen meine Überlegungen in die Richtung, wie ich den Turm wohl am besten würde präsentieren können.
Zunächst stand die wahnwitzige Idee im Raum, einen weiteren „Bruno“ zu kaufen, ihn zum Turm „Anton“ umzubauen, ein größeres Holzdeck beizufügen, dem ganzen Diorama eine Bordwand nebst Wasserfläche zu spendieren, auf der ich zudem noch eine gewasserte Arado Ar 196 darstellen wollte! Erste Skizzen mit den Abmessungen dazu ließen diesen Plan jedoch sehr schnell wieder in der Versenkung verschwinden – dem knappen Platz in meinen Vitrinen geschuldet.
Ok, dann halt anders! Auf alle Fälle musste der beknackte runde Plastik-Sockel weggeschnitten werden, den Takom dem „Bruno“ daruntergesetzt hatte. Er gefiel mir absolut nicht. Ich wollte gerne eine Darstellung auf einem Holzsockel, auch wenn dieser fast wie ein Frühstücksbrettchen ausschaut. Roland Dörrich, der Schreiner meines Vertrauens, empfahl mir Walnussholz. Er schnitt den Sockel aus dem Vollen.
Im Online-Kaufhaus mit den vier bunten Buchstaben stieß ich dann auf einen chinesischen Anbieter aus Shenzen (ein Herstellername ist nicht zu entziffern, könnte von „Three Flowers“ stammen), der passend zum „Bruno“ ein selbstklebendes Holzdeck, gedrehte Alu-Rohre und einen ganzen Schwung 38 cm-Granaten anbot. Aktuell steht der Preis dazu bei 26.- € und kostenloser Lieferung, ich bekam den Ergänzungssatz (warum auch immer) für schlappe 15.- € ebenfalls kostenlos geliefert. Die Granaten und die Rohre halte ich für eine sehr sinnvolle Ergänzung. Gerade bei den Geschützrohren spart man sich das leidige Versäubern der Klebenähte – was bei dieser Länge eine echte Herausforderung ist, um das Rohr wirklich als ein Stück darzustellen. Das Holzdeck hingegen war echt lausig, weil kaum passend. Hier musste an vielen Stellen nachgeschnitten werden. Dann passte es aber! Die Verwitterung habe ich mit verdünnter Vallejo-Farbe versucht darzustellen. Der Bau des „Bruno“ erfolgte aus dem Kasten, die beigefügte Platine mit Verfeinerungsblech war gerade bei den Handläufen ein wenig fummelig.
Die Bemalung war für mich der eigentliche Reiz des Modells. Ich wollte keinesfalls die großen Flächen des Turms „nur grau“ darstellen. Also: Vorschattieren mit schwarz, Marmorieren mit grau und dunkelgrau per Schablone, Hauptanstrich lasierend, Filter, Washing, Trockenmalen mit hellgrau. Bei den Abdeckungen der Seiltrommeln und den Faltenbälgen der Rohre beließ ich es bei zwei Farbtönen – alles mit Farben aus der Vallejo-Palette.
Der Bausatz sieht hinsichtlich der Farbgebung vier Bemalungsoptionen des „Bruno“ vor, der während der „Operation Rheinübung“ mehrmals umgepönt wurde. Ich entschied mich für die Darstellung der „Phase zwei“ mit dunkler Turmdecke und dunklen Rohren, wie sie bei „Bruno“ am 21. Mai 1941 im Grimstadtfjord in Norwegen angebracht wurde.
Um den Größenvergleich meiner Modelle zu demonstrieren, greife ich gerne auf eine Darstellung mit Figuren zurück. Nun gibt es im 72er Maßstab zwar eine Menge Figuren der deutschen Kriegsmarine – ca. 95% sind jedoch Figuren von U-Boot-Besatzungen! Schließlich wurde ich wieder einmal bei Hecker & Goros fündig, die ein sehr schönes kleines Set mit vier Figuren in üblicher Bekleidung von Angehörigen der deutschen Kriegsmarine herausbrachten. Eindrucksvoll finde ich zusätzlich den Größenvergleich mit den 38 cm-Granaten der SK C/34, sie machen sich in der Gesamtdarstellung sehr gut! Die gelbe Darstellung und die Form der Granaten kennzeichnen sie als Sprenggranaten. Panzersprenggranaten waren graugrün, das war mir bei meinem Gesamtbild aber ein wenig zu trist.
Als ich meinen fertigen Sockel bei Roland Dörrich in Frankenberg abholte, machte er mich auf einen Hersteller aufmerksam, der aktuell genau das anbietet, was ich ursprünglich für meinen Bruno umsetzen wollte: Ein größeres Deck, Aufbauten Richtung Brücke, gelasertes Holzdeck u.v.m.
Vielleicht interessiert es ja jemanden, der mehr Platz in der Vitrine hat als ich. Fündig wird man bei www.malaan.de, www.modellbau-lasercut.de oder wieder einmal im Kaufhaus mit den vier bunten Buchstaben…
Ich hoffe, euch gefällt mein „Bruno“ auch in dieser Form!
Matthias Pohl,
PMC Fritzlar-Homberg e.V.