Die USS Nimtz CVN-68 beschäftigt mich ja bereits seit vielen Jahren! Nicht zuletzt baue ich US Navy-Maschinen, die auf diesem Träger eingesetzt waren oder sind. Zu Ausstellungen konnte ich bisher immer nur kleine Trägerdecksausschnitte („Brettchen“) mitnehmen, um die Flieger so in ihrem realistischen Umfeld zu präsentieren. Eine Ausnahme bildete der von mir scratch gebaute Aufzug der Nimitz, den ich hier schon vorgestellt hatte. Mittlerweile habe ich bemerkt, dass es diesen Aufzug auch aus Japan von einem Kleinserienhersteller zu kaufen gibt - ebenfalls wie bei mir auf einem Acryl-Display... Keine Frage, wer da wohl von wem abgekupfert hat, denn mein "Elevator" steht bereits seit über fünf Jahren in meiner Vitrine!

Egal - das Erscheinen des 1/144er Nimitz-Flugdecks als selbstklebende Vinyl-Folie bei Coastal Kits brachte mich darauf, es mit dem kompletten Flugdeck anstelle der einzelnen "Brettchen" zu versuchen. Nachteil: Es gibt nur das glatte Deck, keine Details wie Insel, Radarmast oder Catwalks! Nun war für mich klar, dass die Catwalks so halbwegs zu vernachlässigen sind, aber die Insel und der Radarmast...

Bei Shapeways bekommt man mittlerweile einige Inseln von US-Trägern 3D-gedruckt, vorzugsweise jedoch auch der WW II-Ära. Und dann noch für sündhaft teures Geld! Also: Selbermachen, nach alter Väter Sitte mit Plastikplatten und Evergreen-Profilen! Als erste Vorlage diente mir der Kartonbausatz der Nimitz von Wilhelmshavener Modellbaubogen, der jedoch im Maßstab 1/250 war (wie nahezu alle Schiffsmodelle aus Karton). Also: Auf dem Kopierer hochskalieren, die Maße abnehmen und ran an die Polystyrolplatten!

Letztendlich hatte alles mit der Frage begonnen, wie der Gittermast zu realisieren sei. Hier scheute ich den Eigenbau und fertigte eine Zeichnung an, nach der mir Gerhard Saemann aus meiner Heimatstadt Pirmasens zwei Varianten des Masts fotoätzte.


Warum gleich zwei? Weil ich Depp bereits bei Shapeways die eckige Radarmatratze gekauft hatte, aber übersah, dass sie zu der weiterentwickelten Mastversion gehört, die den mittleren Bereich verkleidet hat! Insofern ist das 250er Kartonmodell der Wilhelmshavener Modellbaubogen - wie auch an einigen anderen Stellen - nicht vorbildkorrekt und teils auch nicht ganz maßstäblich! Ich hatte mich zu sehr darauf verlassen und zunächst nur die rechte Version des Mastes gezeichnet! Das Ende vom Lied: Eine weitere, nunmehr die frühe, gerundete Radarantenne bei Shapeways für teuer Geld bestellt und eine zweite Mastversion gebaut. Klar, passend zu meinem Baustadium der Insel ist nur der linke Mast mit der rechteckigen Radarfläche!


Nun war noch mehr Vorbildrecherche gefordert, wobei ich mich aber auch an gebauten 1/350er Modellen orientierte.

Ein weiteres, entscheidendes Ereignis begab sich um die Frage, wie ich die Fensterreihen der Brücke realisieren sollte. Alles mit Evergreen-Profilen und einer Bau-Lehre? Ich fürchtete, dass das nicht akkurat genug sein und auf den ersten Blick verräterisch sein könnte, wenn einzelne Streben nicht im Lot wären. Insbesondere hinsichtlich der Stabilität hatte ich hier so meine Zweifel.

Christopher, mein Clubkamerad meines Heimatvereins PMC Fritzlar-Homberg e.V., zeichnete mir nach meinen Vorgaben die Fenster und druckte sie dann per 3D-Drucker! Ein wahrer Meister, nicht nur mit dem CAD! Dies sparte mir sehr viel Arbeit, sieht ordentlich aus und ist stabil. Erste Stellprobe auf dem 2,20 m langen Deck von Coastal Kits, hier bereits auf beschichteten Spanplatten verklebt:


So bin ich recht zufrieden mit dem momentanen Bauzustand, Christopher druckte mir auch noch die besondere Form der Dipol-Antennen um die Brückenschanzkleider, ebenfalls ein Leichtes für den 3D-Drucker, wenn man eine Vielzahl dieser Teile benötigt. Ebenso verfuhr er mit den Scheinwerfern für das Brückendach.


Nun, am Ostersamstag 2022, wagte ich mal ein kleines Display mit meinen Nimitz-Maschinen auf dem heimischen Esszimmertisch:


Am heißesten Tag des Jahres 2022, dem 17. Juni, hatte meine Nimitz-Brücke wieder einen "Entwicklungsschub" bekommen. Gerade hatte ich den Hauptmast lackiert, die Insel ist im Rohbau fertig, die Walkways dunkelgrau lackiert. In den nächsten Tagen erfolgte dann die mühselige Abklebearbeit der Walkways, insbesondere um die Brückenfenster herum und damit hinter den ohnehin schon dicht angebrachten Relings! Zunächst mal der Hauptmast im Rohbau:


Hier wollte ich auf jeden Fall die Antikollisionslampe (rot blinkend) an der Mastspitze anbringen. Dazu fräste ich eine Längsnut in den konisch geformten Mast, einem 8 mm starken Buchenholzstab aus dem Baumarkt. Mein Kollege Jürgen, seines Zeichens Schreiner, fand eine Möglichkeit des konischen Zuschleifens - großen Dank an ihn an dieser Stelle! Nach dem Einlegen der Verdrahtung erfolgt das Verspachteln mit 2K-Spachtel und das Verschleifen. Die Spitze des Mastes, die auf der obersten Plattform aus der Hauptachse ausgerückt angebracht ist, besteht aus zwei ineinander geschobenen Spritzenkanülen.


Einige Elemente, wie z.B. die beiden SatCom-Antennen und den großen Radarschirm zuunterst, bekam ich aus dem 3D-Drucker von Shapeways. Die 3er-Sets an Scheinwerfern konstruierte mir wieder einmal mein Vereinskamerad Christopher, der hiermit einen recht großen Anteil am Gelingen dieses Projekts hat - so auch die Konstruktion des AN/SPS-46 Anflugfolgeradars (auf den beiden decksseitigen kleinen übereinanderliegenden Plattformen), welches von keinem Anbieter in 1/144 zu bekommen war! Danke dir, Christopher! Alles andere sind Profilteile von Evergreen und Kleinkram aus der Grabbelkiste. Nächste Baustufe:

Und hier nochmal die einzelnen Ebenen der Insel:


Im November 2022 ging es tatsächlich auf die Zielgerade! Die einzelnen Decks und das Grundgebäude der Insel sind bereits lackiert und auch leicht mit Alterungsspuren versehen. Senkrechte Flächen mit Revell grau seidenmatt 374, die horizontalen Flächen mit grau sm 378. Ein bisschen schwer tat ich mir mit der Frage der Verglasung der Brückenfenster. Eigentlich sollten die Scheiben ja plan mit den Verstrebungen sein. Aber diese Arbeit, einzelne Scheibchen zuzuschneiden und diese dann auch noch klebespurenfrei einzupassen, wollte ich mir nicht geben! Also musste ich notgedrungen die Fenster hinterkleben. Auch die Frage nach der Grüntönung beschäftigte mich lange Zeit. Ich bekam einfach kein transparent-grünes Material, was steif genug war, um sauber von innen mit 2K-Kleber aufgebracht zu werden.


Also dann: Doppelte Arbeit! Zunächst die Verklebung von klarem Material, hier Overhead-Folie. Sie ist stabil genug, um nicht zwischen den Streben durchzuhängen und lässt sich prima verarbeiten. Auf die Overhead-Folie brachte ich dann im zweiten Schritt eine hauchdünne, grün-transparente Folie auf. Sie wurde nicht wirklich "verklebt", sondern ich ließ einen Tropfen Humbrol-Klarlack auf das klare Fenster laufen und drückte dann leicht die Folie dagegen. Der Lack saugt sich sofort über das gesamte Fenster, nur an einzelnen Stellen musste ich mit dem Pinsel ein paar Luftblasen herausstreichen. Insgesamt blieben die Scheiben völlig durchsichtig!


Sodann "bemannte" ich meine Ebenen der Brücke. Die Figuren kamen wieder einmal aus dem 3D-Drucker von Shapeways. Ich wollte keinesfalls eine "Geister-Brücke", die ja noch beleuchtet werden sollte! Also sieht man ja - wenn auch nur schemenhaft - die Figuren. Manch einer mag sich fragen, warum ich die Sailors dann regulär und sauber bemalt habe, wenn man sie eh kaum sieht... Nunja, bei seeeehr genauem Hinschauen... Jedoch verzichtete ich auf eine "Einrichtung" der Brücke mit Pulten und Sesseln.

Die Ebenen der Brücke wurden mit 3V Mini-LEDs bestückt, die Drähte klebte ich mit Tesa-Film jeweils unter die Decke. Die Kabel führte ich in den unteren Brückenbereich, wo ich sie allesamt an einem Mikro-Stecker verlötete, auch die Anti-Kollisionslampe vom Hauptmast. An den Stecker kann ich nun eine kleines Schaltkästchen anstöpseln, welches eine 3V-Flach-/Knopfbatterie (2035) enthält.

Auf den Walkways der Brücke werden noch ein paar weitere Figuren platziert. Das finde ich immer sehr passend, um einen Größenvergleich zu haben. Zudem baute ich mir aus Evergreen-Profilen einige Schleppstangen, die vorbildgerecht auf der Rückseite des Brückengebäudes angebracht wurden. Sie habe ich mit ein wenig Detailblech aus der Grabbelkiste verfeinert, die Schleppöse wollte ich auf jeden Fall anbringen. Als dem Modellbahn-Spur N-Sektor kommen ein paar Feuerlöscher, die ich an der Außenwand anbrachte. Nun fehlt noch die Takelage mit Uschi’s 0,3er Flex-Garn:


Am 18.11.2022 erfolgte der „Endspurt“, ich konnte meine Nimitz-Brücke fertigstellen! Der Bau hat mir sehr viel Spaß gemacht, an vielen Stellen war er aber auch echt fordernd, was die Suche nach Lösungen anbelangte. Und: Ohne die 3D-gedruckten Brückenfenster von Christopher wäre ich bereits sehr früh gescheitert - wohl an meinem eigenen Anspruch (wie bereits oben beschrieben), die Fensterreihen sauber und ebenmäßig hinzubekommen.

Einen echten Wermutstropfen gibt es dennoch: Beim Einpassen des Hauptmastes muss mir ein Kontakt der Mikro-LED an der Mastspitze, das Anti Collision Light, das ich als rotes Blinklicht ausgelegt hatte, aufgegangen sein. Leider konnte ich die "kalte" Lötstelle nicht mehr finden, weil es im Brückengebäude extrem eng zugeht - superschade! Das wäre halt ein echter Hingucker auf Ausstellungen gewesen. Aber wenigstens ist die komplette Brückenbeleuchtung ok...


Für den Radarmast und natürlich auch für die Brücke habe ich jeweils extra Kartons gebaut, um die Teile unversehrt transportieren zu können. Alles ist ja extrem filigran und bruchgefährdet! Nun habe ich zwei Möglichkeiten der Präsentation meiner Bonsai-Flieger mit Brückengebäude: Auf dem hier gezeigten zuletzt "kleinen" Flugdeckausschnitt der USS Nimitz, wie es in meiner Vitrine steht (28 x 60 cm), oder - wohl eher auf Ausstellungen - auf dem kompletten, maßstäblichen Deck mit 2,20 m Länge wie oben! Hat beides etwas!

Matthias Pohl,
PMC Fritzlar-Homberg e.V.