24.01.1915 - 100 Jahre Schlacht auf der Doggerbank

 

Heute vor 100 Jahren, am 24. Januar 1915, kam es in der Nordsee zur ersten Schlacht zwischen britischen und deutschen Schlachtkreuzern (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Dabei trafen in der Schlacht auf der Doggerbank fünf britische Schlachtkreuzer und ihr Geleit aus sieben Leichten Kreuzern und 35 Zerstörern unter Beatty auf drei deutsche Schlachtkreuzer, einen Panzerkreuzer, drei Leichte Kreuzer, einen Geschützten Kreuzer und 18 Zerstörer unter von Hipper.  Einer der beteiligten deutschen Schlachtkreuzer war die Derfflinger:

Das Original

SMS Derfflinger war ein Großer Kreuzer (Schlachtkreuzer) der deutschen Kaiserlichen Marine, benannt nach dem brandenburgischen Generalfeldmarschall Georg Freiherr von Derfflinger. Sie war das Typschiff der Derfflinger-Klasse, zu der SMS Derfflinger, SMS Lützow und SMS Hindenburg gehörten.

Nachdem das Vorgängerschiff dieser Klasse, die SMS Seydlitz noch in der Tradition der älteren deutschen Schlachtkreuzer (SMS von der Tann, SMS Moltke und SMS Goeben) gebaut wurde, ging man bei der Konstruktion der Derfflinger völlig neue Wege. Sie war das erste Schiff dieser Art, das über eine Glattdeckbauweise verfügte. Bisher hatten die älteren Schlachtkreuzer eine absteigende Deckanzahl vom Bug zum Heck. Bei der neuen Konstruktion wurde der Schiffskörper deutlich verlängert, womit man eine lange Back schuf, die die Geschütze vor dem überkommenden Seewasser schützte. Der ebenfalls neu konstruierte Bug war über der Wasserlinie vollkommen senkrecht gestaltet, was dem Schiff ein sehr elegantes Aussehen verlieh. Allgemein wurden die Schiffe der Derfflinger-Klasse als die schönsten Großkampfschiffe der kaiserlichen Marine angesehen.

Die Anordnung der Hauptartillerie in der Mittelschiffslinie war ebenfalls eine Neuerung. Die Hauptgeschütztürme an Bug und Heck wurden im Gegensatz zu den Vorgängern, die noch über eine asymmetrische Anordnung mit seitlich versetzten Flankentürmen verfügten, nun hintereinander angeordnet, was das „Überschiessen“ der inneren Türme über die äußeren ermöglichte. Der Hauptunterschied zu den Vorgängerschiffen lag jedoch beim Kaliber der Hauptartillerie. Hier wurde eine Vergrößerung des Kalibers von 28 cm auf 30,5 cm vorgenommen. Diese Steigerung lag zwar immer noch unter der Kalibergröße vergleichbarer britischer Schlachtkreuzer, dennoch waren diese Geschütze den britischen aufgrund der höheren Mündungsfeuergeschwindigkeit und der besseren Qualität der Artilleriegranaten in Hinsicht auf die Durchschlagskraft ebenbürtig.

Am 30. März 1912 bei Blohm & Voss in Hamburg auf Kiel gelegt, sollte der Stapellauf am 14. Juni 1913 stattfinden. Taufpatin war die Ehefrau des kommandierenden Generals des XVII Armeekorps in Danzig, General der Kavallerie August von Mackensen. Nachdem die Taufe vollzogen war, setzte sich das Schiff in Bewegung, bliebt aber zum Entsetzen der Zuschauer und Gäste nach 30-40 cm stecken und rührte sich nicht mehr. Nachdem das Problem behoben war, kam es am 12. Juli des gleichen Jahres zum zweiten Stapellauf, der ohne Komplikationen verlief. Am 1. September 1914 wurde SMS Derfflinger bei der kaiserlichen Marine in Dienst gestellt und am 19. November der I. Aufklärungs-Gruppe unter dem Befehl von Konteradmiral Franz Hipper als taktische Nummer 3 zugeteilt.

Bei Kriegsausbruch lag die SMS Derfflinger mit der I.AG in Wilhelmshaven und kam bei der Operation „Vorstoß J2“ unter dem Kommando von Kapitän z.S. Ludwig Reuter zum ersten Einsatz. Bei dieser Operation wurden Militäreinrichtungen an der Südküste von England bei Scarborough und Whitby beschossen. Danach war Derfflinger am Gefecht an der Doggenbank beteiligt. Hier kam es zum ersten Mal zu einem größeren Zusammenstoß mit Einheiten der britischen Grand Fleet. Im Verlauf des Gefechts erhielt das Schiff einen Treffer im hinteren Panzergürtel steuerbord.

Am 31. Mai 1916 nahm SMS Derfflinger unter dem Kommando von Kapitän z.S. Johannes Hartog im Verband der I.AG an der Skagerrakschlacht teil. In dieser Seeschlacht zwischen der britischen Grand Fleet und der deutschen Hochseeflotte, gelang es der SMS Derfflinger im Zusammenspiel mit SMS Seydlitz den britischen Schlachtkreuzer HMS Queen Mary zu versenken. Nur zwei Stunden später zerstörte die Derfflinger allein mit nur zwei Salven ihrer Hauptartillerie einen zweiten britischen Schlachtkreuzer, die HMS Invincible. Während der Gefechte musste das Schiff 31 Treffer einstecken, von denen 17 schwere Schäden verursachten. Vier der Hauptgeschütze fielen aus, als die hinteren Türme nach Volltreffern ausbrannten. Von den Turmbesatzungen überlebte nur ein Mann.
Schwer beschädigt, mit 157 Toten und vielen Verletzten sowie 3000 t eingebrochenen Seewassers im Rumpf, schaffte es die Besatzung, das Schiff mit eigener Kraft nach Wilhelmshaven zurück zu fahren.

Die erforderlichen Reparaturen erfolgten in Kiel bis zum November 1916 . Dabei wurden die nutzlosen und störenden Torpedoschutznetze (während der Skagerrakschlacht musste das Schiff einmal voll gestoppt werden, da die Torpedoschutznetze sich gelöst hatten und drohten, in die Schrauben zu geraten) entfernt, der vordere Röhrenmast als achterer Mast (um 180 Grad gedreht) wiederverwendet und vorn ein neuer Dreibeinmast eingesetzt, um einen Artillerieleitstand und einen Beobachtungsstand aufzunehmen.

Bis zum Kriegsende nahm die Derfflinger an keinen wesentlichen Einsätzen mehr teil. Beim letzten Flottenvorstoß im April 1918 war sie dabei.

Bei Ende des Krieges lag SMS Derfflinger in Wilhelmshaven. Am 19. November 1918 liefen die deutschen Großkampfschiffe sowie viele kleinere Einheiten (insgesamt an die 70 Schiffe) aus ihren Heimathäfen aus und versammelten sich im britischen Kriegshafen von Scapa Flow, wo sie interniert wurden. Was mit den Schiffen geschehen sollte, wollten die siegreichen Alliierten auf der Versailler Konferenz festlegen. Als feststand, dass die Schiffe nicht wieder an Deutschland zurückgegeben werden würden, kam es dort am 21. Juni 1919 auf Befehl von Konteradmiral von Reuter zur Selbstversenkung der deutschen Hochseeflotte, bei der auch die Derfflinger um ca. 14:45 Uhr ihr Ende fand.

Das Wrack der Derfflinger wurde im November 1939 als letztes der deutschen Großkampfschiffe gehoben, aber aufgrund des Kriegsausbruchs wurde sie bei Risa Island Kieloben festgezurrt und lag dort sieben Jahre. Danach wurde sie mit einem ehemals deutschen Schwimmdock nach Farslane geschleppt und in fünfzehn Monaten abgewrackt.

Am 30. August 1965 wurden dem deutschen Marineattaché in Großbritannien die geborgene Schiffsglocke und das Dienstsiegel der Derfflinger zum Zeichen der Völkerversöhnung überreicht.

Technische Daten

Bauwerft Blohm & Voss, Hamburg
Baunummer 213
Baukosten 56.000.000 Mark
Kiellegung 30. März 1912
Stapellauf 14. Juni 1913 und 12.Juli 1913
Indienststellung 1. September 1914

Länge 210,4 m
Breite 29,0 m
Tiefgang max. 9,56 m
Verdrängung Maximal: 31.200 t

Maschine
18 Kessel, 14 Kohle- und 4 Ölbefeuert
2 Dampfturbinen
Schrauben 4 x Dreiflügelig mit einem Durchmesser von 3,9 m
Leistung 76.634 PS (56.364 kW)
Geschwindigkeit max. 26,5 kn (49 km/h)
Reichweite 5600 nm bei 14 kn

Bewaffnung
8 × 30,5 cm SK L/50
12 × 15 cm SK L/45
4 × 8,8 cm SK L/45
8 × 8,8 cm SK L/45 Flak
4 Torpedorohre 50 cm (1 x Bug, 1 x Heck, je 1 x Steuer- und Backbord)

Panzerung
Gürtel: 30–300 mm
Deck: 30–80 mm
Zitadelle: 270 mm
Kasematte: 150 mm
Geschütztürme: 110–270 mm
Torpedoschotten: 45 mm
vorderer Kommandoturm: 130–300 mm
hinterer Kommandoturm: 50–200 mm

Besatzung 44 Offiziere, 1068-1138 Mann

Quellen:

  • German Battlecruisers of World War One, Garry Staff
  • Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970, Siegfried Breyer
  • The Complete Encyclopedia of Battleships and Battlecruisers, Tony Gibbons

Das Modell

Der Bausatz der SMS Derfflinger von Flyhawk ist das erste Plastikspritzgussmodell eines deutschen Schlachtkreuzers aus dem ersten Weltkrieg im Maßstab 1:700. Er besticht durch seine Maßhaltigkeit, die gut durchdachten Baustufen sowie durch eine sehr gute Detaillierung. Die Passgenauigkeit ist, bis auf eine Stelle, sehr gut. In dem mir zur Verfügung gestellten Bausatz waren außer dem Modell noch Fotoätzteile, aus Messing gedrehte Geschützrohre für die Hauptartillerie und das Modell eines Seeflugzeugs vom Typ Friedrichshafen FF33 (in 1:700!!) vorhanden.

Zuerst habe ich die Rumpfhälften, die Wasserlinienplatte und das Hauptdeck verbaut. Um das Schiff in einer etwas bewegten See darstellen zu können, habe ich unter dem Wasserlinienpass noch 1 mm starke Profile aufgeklebt, um mehr „Fleisch“ zu haben.

Danach erfolgte die erste Lackierung. Ich benutzte dafür Acrylfarben aus dem Sortiment von Gunze-Sangyo „HobbyColor„:

  • Wasserlinienpass in Extra Dark Seagray H333
  • Rumpf in Dark Seagray H75
  • Aufbauten in Neutral Gray H53
  • sowie das Holzdeck, hier allerdings mit Tamiya Wooden Deck Tan XF-78.

Da die Planken ineinander verzahnt dargestellt sind, fällt es beim Bemalen um so leichter einzelnen Planken ein, durch Aufhellen oder Abdunkeln der Grundfarbe entsprechend anderes Aussehen zu geben. Ich helle ca. 15 - 20% des Decks mit dieser Methode auf, ungefähr 5% wird dann dunkler gestaltet. Nach einem vorsichtigen Ölwashing mit etwas Umbra gebrannt, erhält man ein, wie ich finde ansehnliches Holzdeck. Je nach Alter und Einsatzzeit des Schiffes muss hier variiert werden. Auch der Rumpf erhält schon ein Ölwashing, allerdings mit einem aufgehellten Paynes Gray.

Das Zwischendeck mit den 15 cm Kasemattengeschützen folgte als nächste Baustufe. Hier habe ich alle Plastikgeschützrohre gegen aus Messing gedrehte Rohre von Master Model ausgetauscht. Sieht einfach besser aus und erspart das mühsame Aufbohren.

Danach folgten die Brückenaufbauten und die Schornsteine. Hier entsteht auch das einzige Manko des Bausatzes. Der achtere Lüfterraum passt nicht genau an das Kasemattendeck, wodurch ein kleiner Spalt entsteht, des nur schlecht auszufüllen und zu verschleifen ist. Was soll‘s, Perfektion kann auch irgendwie langweilig werden.

Oberdeck und Scheinwerferplattformen habe ich mit Linoleum Deck Brown XF-79 von Tamiya lackiert. Die doch etwas zu dicken Spritzschutzwände an den Scheinwerferplattformen habe ich abgeschnitten und durch eine fotogeätzte Reling ersetzt.

Als nächstes ging ich daran, die Hauptgeschütztürme sowie die einzelnen 8,8 cm Geschütze zu bauen. Auch hier wurden die Geschützrohre ausgetauscht. Die der Hauptartillerie waren schon im Bausatz vorhanden, die 8,8 cm stammen aus dem Zubehörhandel. Die großen Türme sind an den Seiten in Neutral Gray, auf den Oberseiten in Extra Dark Sea Gray lackiert. Die Fronten der Türme habe ich in Rot lackiert, entsprechend der Markierungen, die das Schiff bei der Operation gegen die Südküste Englands trug. Die sogenannten Blast Bags (Rohrhosen) an den Geschützrohren habe ich aus Spachtelmasse von Milliput modelliert.

Verkehrsboote, Kräne, Ausleger etc. habe ich mit Fotoätzresten entsprechend der Vorlagen in verschiedenen Büchern detailliert und mit Farbe versehen.

Was mir negativ auffiel, waren die Torpedonetzspieren aus Plastik. In ihrer Form gut getroffen, waren sie aber durch vier Angüsse am Gußast befestigt, was beim Ablösen sehr schnell zu Brüchen führte. Ich habe sie durch einen im Durchmesser entsprechenden Messingdraht ersetzt. Die zusammengerollt dargestellten Torpedonetze sind aus einem Stück und wirken realistisch.

Die Fotoätzteile des Bausatzes lassen sich hervorragend verarbeiten und so war gerade das Anbringen der diversen Relingteile sehr einfach, zumal die Bauanleitung hier sehr gut vorgab, wohin die einzelnen Teile gehören. Das ist leider nicht bei jedem Hersteller so!

Die beiden Masten entstanden aus miteinander verlötetem Messingdraht, da sich die Plastikteile beim späteren Takeln leicht verbiegen, wenn Spannung entsteht. Die Takelung habe ich mit UNI-Caenis 20 Den Faden durchgeführt. Diesen Faden bekommt man im gut sortierten Sportfischer-Fachhandel.

Zur Darstellung des Wassers klebte ich ein Stück Wasserfolie aus dem Modelleisenbahnsortiment der Firme Busch und lackierte es in der von mir gewünschten Farbe. Ich bin der Meinung, das diese Folie für Schiffsmodelle in diesem Maßstab ausreicht, wenn es sich um eine ruhige See handelt. Das Ganze kam nun in einen Rahmen aus Holzleisten, wie man sie in jedem Baumarkt bekommt. Nach dem Aufsetzten des Modells habe ich das bewegte Fahrwasser mit Acrylgel von Marabu modelliert und mit matter weißer Farbe bemalt. Das messingfarbene Namensschild habe ich mir bei der Firma Friedericus Rex anfertigen lassen, dort bekommt man solche Schilder in allen Formen und Farben zu günstigen Preisen. Das Wappenschild habe ich aus dem Kartondeckel des Bausatzes ausgeschnitten und auf ein Stück Plastiksheet geklebt.

Nachdem das Schiff zu Wasser gelassen war, habe ich noch die Reichsflagge und drei Signalflaggen angebracht. Diese Signalflaggen zeigen, von oben nach unten gelesen, die Anfangsbuchstaben des Namens meiner Ehefrau, deren Geduld für mein Hobby ich damit ein wenig „honorieren“ will.

Alles in allem ist der Bausatz der SMS Derfflinger ein Spitzenprodukt und der Bau hat viel Spaß gemacht.

Thomas Schmidt