Das Original
"Die Schiffe der ersten deutschen Scharnhorst-Klasse waren nach der Roon-Klasse die zweite Klasse von Großen Kreuzern der Kaiserlichen Marine, die eine vergrößerte Verdrängung gegenüber den vorhergehenden Klassen aufwies. Die Klasse bestand aus den beiden Einheiten SMS Scharnhorst und SMS Gneisenau. Die beiden Einheiten, benannt nach preußischen Militärreformern aus der Zeit der Befreiungskriege, gehören auf Grund ihres Einsatzes und Endes im Ersten Weltkrieg zu den bekanntesten Schiffen Deutschlands zur damaligen Zeit. Die beiden Schiffe waren größer als alle vorher gebauten deutschen Panzerkreuzer. Beide Schiffe waren bereits nach Indienststellung – bedingt durch das zeitgleich entwickelte britische Konzept des Schlachtkreuzers – nicht mehr zeitgemäß. Verwendung fanden sie dann im Einsatz in Übersee. Für ihre Entstehungszeit als Panzerkreuzer waren sie ausreichend bewaffnet wie schnell, jedoch durch die Modernisierungen im sich zügig entwickelnden internationalen Kriegsschiffbau bei der Indienststellung schon veraltet. Das nachfolgende Einzelschiff, die SMS Blücher, stellte gegenüber der Scharnhorst-Klasse eine deutliche Weiterentwicklung in der Reihe der in der deutschen Marine als Große Kreuzer bezeichneten Schiffe dar.
Die Scharnhorst wurde als zweites Schiff einer neuen Klasse von Großen Kreuzern im Jahre 1905 bei der Werft Blohm & Voss in Hamburg auf Kiel gelegt. Ihr Stapellauf war am 22. März 1906 und ihre Indienststellung fand am 24. Oktober 1907 statt. Am 1. Mai 1908 trat sie, die Yorck ablösend, ihren Dienst als Flaggschiff des Befehlshabers der Aufklärungsstreitkräfte (B.d.A.) der Hochseeflotte an. Bis zum 11. März 1909 übte sie diese Funktion aus. Danach wurde sie nach Tsingtau, Hauptstadt des ostasiatischen deutschen Pachtgebiets Kiautschou, entsandt. Sie verließ am 1. April 1909 mit Konteradmiral Friedrich von Ingenohl an Bord Kiel. Am 29. April traf sie in Colombo mit der Fürst Bismarck zusammen, deren Rolle als Flaggschiff des deutschen Ostasiengeschwaders sie übernahm. Am 14. März 1911 traf das Schwesterschiff Gneisenau in Tsingtau ein. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 kreuzte die Scharnhorst in chinesischen und japanischen Gewässern und unternahm mehrere Fahrten in die Südsee.
Bei Kriegsbeginn befand sich das Schiff mit dem Ostasiengeschwader in Ponape. Zunächst lief man die Insel Pagan auf den damals deutschen Marianen (Teil Deutsch-Neuguineas) an, wo die Kleinen Kreuzer Nürnberg und Emden zum Geschwader stießen. Am 14. August 1914 verließen die Schiffe die Insel wieder. Die Emden wurde in den Indischen Ozean entlassen, um dort selbständig Kreuzerkrieg zu führen. Das Geschwader durchquerte dann in langsamer Fahrt den Pazifik. Es folgten verschiedene Kohlenübernahmen bei den Marshallinseln und vor Deutsch-Samoa. Am 22. September wurde auf der Reede von Papeete (Tahiti) das französische Kanonenboot Zélée versenkt. Am 12. Oktober lief das Geschwader die Osterinsel an, um dort erneut zu kohlen. Hier stießen die Kleinen Kreuzer Dresden und Leipzig dazu. Vor der chilenischen Küste traf Graf Spee mit seinem Geschwader am 1. November 1914 auf eine Kampfgruppe der britischen Royal Navy unter Konteradmiral Christopher Cradock. Es kam zum Seegefecht bei Coronel. In relativ kurzer Zeit wurden die veralteten britischen Panzerkreuzer Good Hope und Monmouth versenkt. Die Deutschen verließen das Gefecht zwar fast unbeschädigt, hatten jedoch teilweise die Hälfte ihrer Munition verschossen.
Am 8. Dezember 1914 lief der deutsche Kreuzerverband bei den Falklandinseln bei Port William diesem überlegenen britischen Geschwader vor die Rohre und es kam zum Seegefecht bei den Falklandinseln. Zunächst versuchte Graf Spee, mit seinem Geschwader nach Osten zu entkommen. Zu seinem Unglück herrschte klare Sicht. Gegen Mittag hatten die Briten aufgeholt. Die drei Kleinen Kreuzer wurden mit dem Signal: „Entlassen – versuchen zu entkommen!“ aus dem Verband entlassen und drehten nach Süden ab, wurden aber von zwei britischen Panzerkreuzern und der Glasgow verfolgt, während die Scharnhorst und die Gneisenau von der Invincible, der Inflexible und dem Panzerkreuzer Carnarvon angegriffen wurden. Die beiden deutschen Panzerkreuzer versuchten durch ihren hinhaltenden Kampf den Kleinen Kreuzern das Entkommen zu ermöglichen. Die britischen Schiffe führten das Gefecht sehr vorsichtig auf größte Distanz, was zur Folge hatte, dass sie fast ihre gesamte Munition verbrauchten. Die deutschen Panzerkreuzer konnten dadurch das Feuer oft nur mit den beiden Zwillingstürmen erwidern, während die mittlere Artillerie der Kasemattgeschütze mangels Reichweite nicht eingesetzt werden konnte. Die Scharnhorst ging mit Admiral Graf Spee und ihrer Besatzung von 860 Mann um 16:17 Uhr bei 52° 40′ S, 55° 51′ W, mit dem Bug voran, unter, nachdem sie ab 16:04 Uhr starke Schlagseite bekommen hatte. Auch die Gneisenau, die Kleinen Kreuzer Leipzig und Nürnberg und die beiden Versorger Santa Isabel und Baden (7.676 BRT) wurden versenkt. Insgesamt gingen in der Schlacht bei den Falklandinseln mehr als 2000 Deutsche mit ihren Schiffen unter. Der Kleine Kreuzer Dresden konnte als einziges Schiff des Verbandes in die chilenischen Küstengewässer entkommen.
Das Wrack der Scharnhorst wurde 2019 ca. 98 Seemeilen südöstlich von Stanley in einer Tiefe von 1610 Metern durch eine Expedition des Falklands Maritime Heritage Trust auf der Seabed Constructor entdeckt."
Modifiziert aus Wikipedia über die Scharnhorst-Klasse und SMS Scharnhorst.
Das Modell
Der Bausatz der Scharnhorst im Maßstab 1/350 von Kombrig ist, wen man es genau nehmen möchte, eher ein Teilesatz. Er ist komplett aus Resin, beiliegend ist eine kleine Platine Ätzteile. Die Gussqualität ist hervorragend, während man die Qualität der Ätzteile eher als bescheiden bezeichnen kann. Das Manko bei Kombrig ist eigentlich schon bekannt: für den hohen Preis liegt leider wenig Zubehör bei. Fotogeätzte Reling,Treppen und Details muss man sich von anderen Herstellern zukaufen, die Masten muss man ebenfalls in Eigenkonstruktion herstellen. Solche Teile sollten bei dem Preis schon Standard sein. Allerdings hat man am Schluss ein außergewöhnliches Modell, das es sonst von keinem anderen Hersteller in diesem Maßstab gibt.
Ich habe mich für das Vollrumpfmodell entschieden. Rumpf und Unterwasserschiff sind getrennt gegossen. Nach sauberen Abtrennen und Verschleifen der Angüsse - hier sollte man sich Zeit nehmen und exakt arbeiten - passen beide Teile sauber zusammen. Es blieben nur wenige Stellen zu verspachteln und schleifen. Nach dem Grundieren wurden noch die Bullaugen aufgebohrt und weitere Teile montiert. Da ich kein Freund der Decksbemahlung bin, sondern lieber Echtholzdeck verwende - das für diesen Bausatz aber auf dem Markt nicht zu bekommen ist - besorgte ich mir Echtholzdecksbögen. Vom Deck machte ich mir Schablonen und übertrug diese auf die Bögen und schnitt alles sauber aus. Dies war etwas aufwendig, aber das Ergebnis belohnte die Mühe. Als Vorbereitung habe ich die einzelnen Bauteile wie Aufbauten, Schornsteine usw. alle von den Angüssen getrennt, verschliffen und in Sortierkästen eingelagert, was den späteren Baufortschritt erleichterte.
Die Farben für die Ostasienlackierung habe ich mir aus Tamiyafarben selbst zurechtgemischt. Weiß wurde mit etwas Grau abgetönt. Das Gelb war mir zu knallig, weshalb ich es mit Braun zu einen leichten Ockerton mischte.
Die Masten fertigte ich aus verschiedenen Messingrundmaterialen an. Nachdem alles soweit montiert und lackiert war, musste noch die Takelage gemacht werden. Hier benutze ich Angelschnur mit 0,06 mm Durchmesser. Um die Takelung einigermaßen korrekt zu machen, war viel Bildmaterial nötig, aber die Mühe lohnt sich immer.
Da ich auch noch die 1943er Scharnhorst gebaut hatte, hier der Vergleich, um die Entwicklung zu illustrieren:
Fazit
Mit etwas Mühe und Eigeninitiative hat man am Schluss ein sehr schönes Modell in der Sammlung stehen. Bei der Vielfalt von Modellen aus der Kaiserzeit wird dies nicht mein letztes Modell von Kombrig sein.
Peter Petri-Schäfer