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Geschichte


Die ersten Entwicklungsjahre
Die Entwicklung der deutschen schnellen Torpedo-Motorboote geht auf das Jahr 1914 zurück und ist eng mit dem Namen Otto Lürssen verbunden. Die Lürssen-Werft in Vegesack bei Bremen hatte sich bereits damals einen guten Ruf beim Bau von Motorbooten erworben. In der Zeit von 1914 bis 1918 wurden unterschiedliche Bootstypen entwickelt und gebaut, von denen einige bereits Überwasser-Torpedorohre trugen. Die als U-Boot-Zerstörer (UZ) bezeichneten Boote trugen fortlaufende Nummern. Eine weitere Abart der schnellen Torpedo-Motorboote war mit Luftschiff-Motoren bestückt, Boote diese Typs erhielten die Bezeichnung LM. Mit diesen Booten erzielte die Kaiserliche Marine einige Erfolge in der Nord- und Ostsee.
Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges verlief ab 1923 die Entwicklung der schnellen Torpedoträger, obwohl nicht durch den Versailler Vertrag verboten, im Geheimen weiter. Unter der Tarnbezeichnung "Schnellboot" bauten 1925 - 1926 die Werften Abeking & Rasmussen aus Lemwerder sowie Lürssen jeweils ein Boot für die Reichsmarine. Das Boot von Abeking & Rasmussen war ein Nachbau auf Basis eines Entwurfs von Thornycroft, das Lürssen-Boot ein Eigenentwurf, der auch auf eigene Kosten gebaut wurde. Parallel wurden Sportboot-Entwicklungen genutzt, um Erfahrungen mit Schnellbooten zu erzielen und diese in die Entwicklung der schnellen Waffenträger einfließen zu lassen.
Die weitere Entwicklung ab S-1
Mit UZ16, dem späteren S-1, wurde 1929 – 1930 bei Lürssen ein Boot entwickelt und gebaut, dessen Entwurf für alle weiteren Boote bis Ende 1945 Pate stehen sollte. Der Entwurf bestand aus einem Mahagoni-Leichtmetall-Kompositbau mit Rundspant. Eine Bauform, die bei allen folgenden Booten der Reichs- und späteren Kriegsmarine bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in modifizierter Form erfolgreich verwendet wurde. Der Antrieb bestand aus drei Daimler-Benz-12 Zylinder-Viertakt- Otto-Motoren mit jeweils 900 PS, die jeder auf eine Schraube mit einem Durchmesser von 1.2 m wirkten. Zwei 50 cm-Torpedorohre waren fest auf der Back montiert. Die weitere Bewaffnung bestand aus einem MG und einer 2 cm-Flak auf dem Achterdeck. Das Boot wies bis Windstärke 5 hervorragende Seeeigenschaften aus und ließ sich bei hohen Fahrstufen sehr gut steuern.
Neuerungen ab S-2
Die folgenden, nun offiziell als Schnellboote bezeichneten Boote S-2 – S-5 waren im Wesentlichen nur eine verlängerte Ausgabe von S-1. Als wesentliche Neuerung erhielten die Boote ein Halbbalanceruder, welches mit zwei seitlich im Schraubenstrom sitzenden Staurudern mit einem Anstellwinkel von 0-30° gekoppelt war. Diese ermöglichten bei einem günstigen Anstellwinkel ein Heraussteigen des Bugs aus dem Wasser. Bei dem sich dadurch einstellenden geringeren Wasserwiderstand konnte ein Geschwindigkeitserhöhung von ca. 2 kn ohne Erhöhung der Motordrehzahl erreicht werden – der so genannte "Lürssen-Effekt". Diese Ruderanordnung wurde für alle neuen Boote beibehalten.

Neuerungen ab S-6
Ab S-6 wurde statt der Viertakt-Otto-Motoren ein 7 Zylinder-Viertakt-Diesel-Motor von MAN mit 1.320 PS verwendet. Der Dieselantrieb setzte sich aufgrund guter Leistungswerte für alle folgenden Boote durch. Bei den Booten S-7 – S-13 und S-14 – S-25 wurde jeweils die Bootsgröße und die Leistung der Motoren erhöht, der ursprüngliche Entwurf mit der offenen Back aber beibehalten. Mit diesen Einheiten begann dann im September 1939 für die Schnellboote und ihre Besatzungen der Zweite Weltkrieg.
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Weitere Entwicklung im Kriegsverlauf
Aufgrund erster Kriegserfahrungen erhielten die folgenden Boote ab S-26 eine geschlossene Back, in der seitlich die Torpedorohre eingelassen waren. Dadurch verbesserte sich die Seefähigkeit bei hohen Fahrstufen erheblich. Neben der Hauptbewaffnung von zwei 53,3 cm-Torpedorohren hatte S-26 lediglich eine mit S-1 identische Bewaffnung von einem MG und einer 2 cm-Flak. Ab S-30 wurde in der Mitte der Back eine Wanne zur Aufnahme einer 2 cm-Flak installiert.
Die folgenden Boote erhielten ab S-68 eine Kalottenbrücke aus Leichtmetall, die ab S-100 mit 10-12 mm Wotan hart (Wh) gepanzert war. Aufgrund der sich erhöhenden Bedrohung durch britische Motortorpedoboote und Luftangriffe wurde die Sekundärbewaffnung laufend verstärkt. Neben der 2 cm in der Bugwanne befand sich Mittschiffs wenigstens eine 2 cm in Einzel- oder Doppellafette. Auf dem Achterdeck stand entweder eine 3,7 cm- oder eine 4 cm Bofors-Flak. Neben der Torpedo- und Flakbewaffnung konnten die Boote auch Minen legen, hierzu waren sie in der Lage 6-8 Minen mitzuführen.
Die Motorleistung der eingesetzten 20 Zylinder-Dieselmotoren wurde auf 2.000 PS je Motor gesteigert. Damit ließ sich bei Meilenfahrten eine Geschwindigkeit von ca. 40 kn erreichen. Diese Geschwindigkeit ließ sich im Einsatz bei voller Zuladung nicht erreichen, hier konnten ca. 35 kn erzielt werden. Ab 1943 erhielten die Motoren eine 25% Aufladung womit sich die Leistung kurzfristig auf 2.500 PS erzielen ließ. Das Versuchsboot S-170 stellte mit 50% aufgeladenen Motoren (Leistung je 3.000 PS) 1944 bei einer Probefahrt mit 43,5 kn einen damaligen Geschwindigkeitsrekord für Motor-Torpedoboote auf.
Eines unter vielen
Das meinem Modell zugrunde liegende S-101 wurde unter der Baunummer 1001 am 25.09.1940 bei der Werft Joh. Schlichting in Travemünde auf Stapel gelegt und am 30.11.1940 in Dienst gestellt. Bei der Recherche hat mich gewundert, das S-101 – S-111 bereits Ende 1940 in Dienst stellten. Ob das Boot bereits bei der Indienststellung die Kalottenbrücke sowie die verstärkte Flakbewaffnung in Form eines 2 cm-Zwillings mittschiffs sowie einer 3,7 cm-Flak auf dem Achterdeck aufwies ist unklar. S-101 gehörte ab Anfang 1941 zur 1. Schnellbootflottille und versenkte unter Oberleutnant Christiansen am 07. Januar 1941 den britischen Dampfer H.H. Petersen mit 975 BRT. Am 08. März des gleichen Jahres gelang Christiansen die Versenkung des Dampfers Norman Queen mit 957 BRT. An Minen- und Sicherungsunternehmungen u.a. im Ostseeraum schloss sich Anfang 1942 die Verlegung zur 6. und 2. Schnellbootflottille an. Im November 1942 wurde das Boot im Gefecht mit britischen MGBs beschädigt. Der Verbleib des Bootes bei der 2. Schnellbootflottille nach der Reparatur ist nicht zu 100% belegbar, aber wahrscheinlich. Der Verbleib ab 1944 ist unklar, 1945 ist Zugehörigkeit zur Schulflottille C bekannt. Nach dem Krieg ging das Boot in den Bestand der Marine der UdSSR über, wo es eine Zeit lang als TK1011 fuhr bis es 1956/1957 verschrottet wurde.
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Das Modell


Ich habe S-101 als typischen Vertreter der Schnellboote gebaut, wie es im August 1943 bei der 2. Schnellbootflottille im Einsatz gestanden haben kann. Die Flottille führte in ihrem Wappen die vier Spielkartenfarben Kreuz, Pik, Herz und Karo. Die Boote der Rotten führten an der Bordwand in Höhe der Brücke jeweils eine Farbe, wobei das Führungsboot einen Querstrich unterhalb des Wappens trug. Da mir von S-101 kein Foto bekannt ist, erhielt das Boot kurzerhand ein Karo, das gefiel mir recht gut und war am einfachsten umzusetzen. Doch vorerst kurz zum Bau des Bootes. Grundlage ist der Bausatz S-100 von White Ensign. Da der Rumpf in einem Stück gegossen ist, beschränkt sich der Zusammenbau auf die Montage der Flakgeschütze und auf das Anbringen der Fotoätzteile. Den Rumpf habe ich plan geschliffen, parallel dazu entstand das Display aus Fimo Knete - Basis für die Wasserfläche - in das ich den Rumpf eingepasst habe. Zwei Schrauben sorgen dafür, das dass Boot an seinem Platz auf dem Display bleibt.

Obwohl der Bausatz aus dem Kasten gebaut werden kann, habe ich es mir dann doch nicht ganz so einfach gemacht und kurzerhand diverse Details wie Poller und Staukisten an Deck angebracht. Aus Ätzteilresten von Leitern entstanden die typischen Handläufe am Bug. Außerdem erhielten die Flakgeschütze zusätzliche Handräder und Halterungen für die Schutzschilde. Das Geschütz in der Bugwanne erhielt den auf vielen Originalfotos zu sehenden markanten Bügel. Auf Deck habe ich an den Geschützpositionen Grätings (Tauro Ätzteile) angebracht und die recht einfach wiedergegebene Wabo-Ablaufgestell am Heck entfernt und statt dessen drei Nebelfässer angebracht. Die beiden dem Bausatz beiliegenden Schlauchboote tauschte ich gegen Boote aus dem Bausatz von Trumpeters USS England aus. Hinter der Brücke sollte noch das Flaggenpodest ergänzt werden. Fehlen noch die Ätzteile für die Reling, die seitlichen Stützen für das Flaggenpodest und eine selbst gebaute Zieloptik für die Brücke, Ach ja, Brücke: Hier habe ich noch einige Staukästen und Leitungen ergänzt.
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Die Lackierung
Die Schnellboote trugen vielfach einen als Schnellboot-Weiß bezeichneten Anstrich aus einem sehr hellen Grau. White Ensign bietet in seinem Colorcoats Programm diesen Farbton, ebenso das Dunkelblaugrau für den Anstrich des Unterwasserschiffs. Beide Farben habe ich für die Lackierung des Modells verwendet. Das Deck ist in Humbrol 32 Dunkelgrau mit dem Pinsel bemalt. Die gesamte Lackierung wurde mit einem Washing bestehend aus einem mittelgrauen Ölfarbengemisch behandelt. Anschließend erfolgte ein Trockenmalen mit leicht aufgehellter Grundfarbe. Dadurch lassen sich fein nuancierte Farbtönungen der Grundfarbe erzielen und das ganze sieht nicht so eintönig aus. Spuren von Spritzwasser und Abnutzungserscheinungen des Farbanstrichs habe ich abschließend mir Acrylfarben aufgetragen.
Fehlt noch eine Besatzung, diese rekrutierte ich erstmals aus Preiser Figuren im Maßstab 1:350 sowie einigen L’Arsenal Figuren im gleichen Maßstab. Die Preiser Figuren weisen sehr dynamische Posen auf, sind nur leider schlecht zu bekommen. Die Jan Maaten erhielten dunkel- und hellgraue Hosen und dunkelblaue, teilweise auch graue Jacken. Einige erhielten den typischen weißen Kragenaufschlag an der Jacke der Marineuniformen, andere erhielten gelbe Schwimmwesten. Dem auf der Brücke stehenden Kommandanten verpasste ich eine weiße Mütze. Da ich das Boot - der Einsatzrolle entsprechend - in voller Fahrt darstellen wollte, sollten es an Deck auch etwas dynamischer zugehen. Die achtere 3,7 cm Flak ist ausgeschwenkt und bemannt, die Besatzung der Zwozentimeter Zwilling läuft gerade zum Geschütz, auf der Brücke zeigt der Kommandant auf ein imaginäres Ziel und selbst die Geschützwanne am Bug ist bemannt.

Das Display
Fehlt noch das dazu passende dynamische Wasser, dies entstand - wie bereits so oft beschrieben - aus Silikon. Abweichend von der bisherigen Methode habe ich, wie bereits kurz angerissen, eine kleine Basis aus Fimo Knete erstellt – ca. 0,5 mm stark. Auf diese Basis formte ich leichte Wellen, passte den Rumpf ein und schnitt den Umriss entsprechend der Grundplatte aus, auf der die Knete nach dem Aushärten verklebt werden sollte.
Die durch die hohe Geschwindigkeit des Bootes entstandenen Bug- und Heckwelle modellierte ich aus Watte, welche ich vorher mit Silikon vermischt hatte. Diese zähe Masse lässt sich leicht verarbeiten und modellieren, das Bearbeitungsfenster ist aber sehr gering, da das Silikon samt Watte schnell so zäh wird, dass es nicht mehr gut zu bearbeiten ist. Nachdem das Silikon samt Watte angetrocknet ist, wird mit der Spitze eines Bastelmessers die angetrocknete Silikonschicht leicht angeritzt, sodass die Watte wieder etwas hervorquillt. Damit lassen sich gerade im Bereich der Heckwellen ganz tolle Effekte erzielen. Für die hochaufspritzende Gischt am Bug verwendete ich reine Watte ohne Zugabe von Silikon. Diese Watte-Methode ist nicht ganz so neu und bereits in diversen Bauberichten z.B. auf Modelwarships vorgestellt worden.
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Fazit


Abschließend hat der Bau des kleinen Bootes nicht sehr viel Zeit in Anspruch genommen, aber enorm viel Spaß gemacht. Gerade fertiggesellt, hat das Modell bereits bei der ersten Präsentation im Wettbewerb des DPMV-Konvent 2007 gelitten. Nachdem das Boot rund drei Stunden in der Wärme im Wettbewerbsbereich gestanden hat, schlug die Persenning bespannte Reling Wellen. Glück im Unglück: Bei näherer Betrachtung sieht es nun so aus, als würde die Persenning im Fahrtwind flattern.

  • Schnellboote in action Warships Number 16 Squadron/Signal Publications
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815 – 1945 Band 2, Erich Gröner, Peter Mickel, Franz Mrva
    Bernhard & Gräfe Verlag
  • Deutsche Schnellboote http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/km/sboot/

Christian Bruer
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