Zur Geschichte
Die Aurora kann auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken und ist wohl als das berühmteste Schiff der Russischen Marine zu bezeichnen. Sie gab am 25. Oktober 1917 den Startschuss für die Oktoberrevolution, an der viele ihrer Matrosen beteiligt waren. Zu dem Zeitpunkt war die Aurora bereits zwanzig Jahre alt. Am 23. Mai 1897 auf Stapel gelegt, erfolgte die Indienststellung 1903. Das zur Pallada Klasse gehörende Schiff war als Auslandskreuzer und zum Schutz der Seewege konzipiert. Zusammen mit dem 2. Pazifikgeschwader brach die Aurora 1904 von Libau aus auf, um den von den Japanern belagerten russischen Stützpunkt Port Arthur zu entsetzen. Sie nahm am 27. und 28. Mai 1905 an der Seeschlacht von Tsushima teil, bei der - bis auf die Aurora und zwei weitere Einheiten - die gesamte Russische Pazifikflotte vernichtet wurde. Nach der Kapitulation und Internierung in Manila kehrte sie wieder in die Ostsee zurück, um nach einer Reparatur als Schulschiff Verwendung zu finden. Nach weiteren Einsätzen als Schul- und Ausbildungsschiff im I. und II. Weltkrieg und der bereits angesprochenen Teilnahme an der Revolution wurde die Aurora von 1945 bis 1947 gehoben und repariert, nachdem sie 1941 in Leningrad liegend von Flugzeugen der Deutschen Luftwaffe versenkt wurde. Seit 1956 liegt sie im heutigen St. Peterburg als Museumsschiff vor Anker.
Das Modell
Für mich stand fest, die Aurora mit schwarz gepöntem Rumpf zu bauen, so wie sie um 1905, dem Zeitraum der Seeschlacht von Tsushima ausgesehen hat. Ihr Aussehen zu dieser Zeit belegen diverse Fotos, die beim Einlaufen in Manila im Mai 1905 aufgenommen wurden. Das Display zeigt die Aurora beim Auslaufen aus dem Hafen von Libau – das heutige Liepaja in Lettland - zu ihrer fast 18.000 Seemeilen langen Reise.
Viele Worte zum Bausatz der Aurora erübrigen sich, der Zusammenbau der wenigen Hauptbauteile gestaltet sich einfach. Diverse Teile weisen leichten Grat auf, der vor der weiteren Verarbeitung entfernt werden sollte. Für die beiden Masten fanden lediglich die Flecker- und Scheinwerferstände Verwendung. Die Masten selber incl. der Stengen entstanden aus Messingrundprofil. Die Verbindung der jeweils zweigeteilten Masten stellte ich, wie beim Original, durch Joch und Eselshaupt dar. Joch und Eselshaupt entstanden aus entsprechend zugeschnittener 0.5 mm Plastikplatte. Beide Teile habe ich mit Bohrungen versehen, durch welche die untere und obere Maststenge geführt werden konnte. Da ich mir das Verkleben der etwas komplexeren Brücke nach dem Lackieren ersparen wollte, habe ich diese bereits vorab zusammengebaut. Das erschwert zwar die spätere Bemalung der darunter liegenden Decks, aber das habe ich in Kauf genommen, da ich ungern komplexe Strukturen am fertig lackierten Modell zusammenfüge. Das geht meistens in die Hose und ist oft nur schwer zu korrigieren.
Die einzigen weiteren Ergänzungen die ich gegenüber dem Basisbausatz vorgenommen habe waren: Erstens, aufbohren der Kassematten im Mittelschiff; zweitens, abtrennen der Reling an Brücke und Scheinwerferständen; drittens, ergänzen der seitlichen Spierenanlage und viertens, Verwendung des WEM Ätzteilsatzes WEM PE724 WWI Light Cruiser/Destroyer. Diesen Satz habe ich doppelt benötigt, da pro Satz nur zwei kleine Schornsteingitter beiliegen. Da der Satz aber etliches sinnvolles Zubehör für alle Schiffe aus der Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert enthält, ist er eine sinnvolle Anschaffung. Aus dem Satz fanden wie gesagt die Schornsteingitter sowie Leitern, Reling und Gangway Verwendung. Bis auf die Reling an Brücke und Scheinwerferständen habe ich alle Ätzteile vor der Lackierung angebracht. Die noch fehlende Reling für die Brücke und die Stände wurden am Modell vorgebogen und anschließend mit Weisleim bestrichen, um so die Segeltuchabdeckung darzustellen die hier häufig angebracht war. Da diese eine andere Bemalung erhalten sollten als der Rest wurde sie erst später am Modell befestigt.
Nachdem alle Einzelteile zusammengebaut bzw. die Kleinteile aus ihrem Gussansatz gelöst und versäubert waren, konnte die Lackierung erfolgen. Um den Rumpf besser handhaben zu können, erhielt er eine M4-Gewindebohrung. Die Kleinteile habe ich zum Handhaben auf kleine Stäbe aufgeklebt. Die Wahl der Farbe für eine schwarze Lackierung des Rumpfes bereitete mir einiges Kopfzerbrechen. Das Modell samt Oberflächenstruktur sollte schließlich nicht durch ein sattes Schwarz geschluckt werden. Meine Wahl fiel schließlich auf das Dunkelblaugrau KM03 aus dem WEM Colorcoats Programm. Diese nahezu schwarze Farbe ist als Anstrich für Unterwasserschiffe deutscher Schnellboote im Programm. Nachdem ich die Farbe aufgetragen hatte, erschien mir der Rumpf bei bestimmtem Lichteinfall eher grünlich als bläulich grau. Daher habe ich die Farbe mit reinem schwarz und ein wenig dunkelblau abgetönt und nochmals, aber nicht gänzlich deckend überlackiert. Das Farbmuster gefiel mir wesentlich besser als das erste und nachdem ich das ganze noch mit einem hellen blaugrau abgetönt hatte um diverse Aufhellungen aufzutragen, war ich mit dem Ergebnis recht zufrieden. Abschließend wurden die Schornsteine noch in einem angemischten gelben Farbton lackiert.
Die weitere Handbemalung der Decks mit Acrylfarben gestaltete sich dann wie gedacht schwierig aufgrund der zugebauten und daher teilweise schwer zugänglichen Bereiche. Mit etwas Geduld einem feinen Pinsel und einer ruhigen Hand lies sich aber auch das bewerkstelligen. Die Alterung erfolgte überwiegend mit Öl- und Acrylfarben, den Abschluss der Bemalung bildete die Detailbemalung der Beiboote und diversen Kleinteile.
Der weitere Zusammenbau bereitete keine großen Probleme. Die Lüfter passten perfekt in die tiefen Aufnahmelöcher und brauchten nicht einmal verklebt werden. Die Takelung des Modells mit gezogenen Gussästen nahm einen wesentlichen Teil der Bauzeit in Anspruch. Bai der Takelung bin ich der im Bauplan enthaltenen Planskizze gefolgt. Fotogeätzte Seeleute aus dem Hause Eduard stellten dann noch die Besatzung der Aurora. Die etwas grellen Farbtöne habe ich durch ein washing mit dunkler Farbbrühe etwas gedämpft. Das Wasser im kleinen Display entstand wie immer nach Franks Silikon Methode. In abgewandelter Form habe ich das Kielwasser des Verkehrsbootes aus in Silikon eingeweichter Watte hergestellt. Die Watte ist nach dem Trocknen im Silikon eingeschlossen und kann durch leichtes kratzen mit der Messerspitze wieder heurasgetrennt werden. Das ganze kommt aufgeschäumten Kielwasser schon recht nahe und gefällt mir persönlich besser als das Trockenmalen mit weiß.
Christian Bruer