hi01

 

Geschichtlicher Hintergrund


Die Hindenburg gehört zum letzten Trio von Großen Kreuzern, heute allgemein als Schlachtkreuzer bezeichnet, die von der Kaiserlichen Marine in Dienst gestellt wurde. Die Entwicklung der Großen Kreuzer geht auf das Jahr 1907 zurück. Mit der Blücher wurde der erste Große Kreuzer der Kaiserlichen Marine auf Kiel gelegt. Das erste Schiff dieser neuen Klasse war eher ein großer Panzerkreuzer, jedoch konnten mit diesem Schiff Erfahrungen gesammelt werden, die in die Folgebauten einflossen. In den Jahren von 1908 bis 1911, wurden weitere Grosse Kreuzer auf Kiel gelegt bzw. in Dienst gestellt. Hierzu gehörten Von der Tann, Moltke, Goeben und Seydlitz. 1911 wurde der Amtsentwurf Große Kreuzer K des Entwurfsdezernenten Marine Oberbaurat Dietrich genehmigt. Der Entwurf sah drei Schiffe vor, von denen die Derfflinger als erstes am 30. März 1912 auf Kiel gelegt wurde. Nach dem gleichen Entwurf folgte im Juli 1912 die Kiellegung der Lützow. Derfflinger konnte vor Ausbruch des ersten Weltkrieges in Dienst stellen, Lützow erst im August 1915. Der Hindenburg lag ein überarbeiteter Entwurf der Derfflinger/Lützow zugrunde. Die Kiellegung erfolgte am 01. Oktober 1913 bei der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven, Bau-Nr. 34. Hindenburg wurde erst am 10.05.1917 in Dienst gestellt, was sicherlich auf die erhöhte kriegsbedingte Auslastung der Industrie zurückzuführen war. Beim Bau der Hindenburg flossen Erfahrungen ein, die im Kriegseinsatz der anderen Großen Kreuzer gewonnen wurden. Auf Grund der vor der Doggerbank und im Skagerrak gemachten Erfahrungen wurden die Schutzeinrichtungen der Munitionskammern verbessert sowie die Panzerdicken der schweren Artillerie (SA) Turmdecken auf 150 mm erhöht. Die Hindenburg erhielt keine Torpedoschutznetze und die dafür erforderlichen Spieren mehr. Sie stellte bereits mit einem breitspurigen Dreibeinmast in Dienst, den Derfflinger erst nach der Skagerrak Schlacht erhielt.
hi02
Die Hindenburg hatte eine L.ü.a. von 212,8 m, eine Breite von 29,0 m und einen Tiefgang von 9.29 m bei einer Konstruktionsverdrängung von 26.947 t (Einsatzverdrängung 31.500 t). Der Antrieb bestand aus zwei Satz Marine Turbinen, die auf vier Schraubenwellen wirkten. Die Kessel, die den Dampf für die Turbinen lieferten, waren teilweise Kohle- und ölbefeuert. Bei einer Antriebsleistung von 95.777 WPS erzielte Hindenburg bei forcierter Fahrt 26.6 kn. Die Bewaffnung bestand aus 8 SA – 30,5 cm Geschützen in jeweils zwei vorn und hinten überhöht angeordneten Türmen. Bei einer max. Rohrerhöhung von 16° konnte eine Schussweite von 204 hm erzielt werden. An weiterer Bewaffnung waren 14 Mittelartillerie (MA) 15,0 cm Kassemattgeschütze sowie 4 x 8,8 cm Geschütze vorhanden. Wie alle anderen großen Einheiten der damaligen Zeit hatte auch Hindenburg vier Unterwasser-Torpedorohre eingebaut. Derfflinger, Lützow und Hindenburg galten als gute Seeschiffe und stabile Geschützplattform. hi03
Die Standfestigkeit und Schlagkraft der Konstruktion konnten Derfflinger und Lützow vor dem Skagerrak unter Beweis stellen. Beide Schiffe waren an der Versenkung der britischen Schlachtkreuzer Queen Mary und Invincible maßgeblich beteiligt. Derfflinger erhielt insgesamt 17 schwere und 4 mittlere Treffer und konnte mit 3.000 t Wasser im Schiff in den Hafen zurückkehren. Als Flagschiff von Admiral Hipper und Spitzenschiff des Aufklärungsverbandes erhielt Lützow 24 schwere Artillerietreffer und einen Torpedotreffer. Mit 7.500 t Wasser im Schiff wurde das Schiff letztendlich am frühen Morgen des 01. Juni 1916 wegen Gefahr des Kenterns aufgegeben und durch das Torpedoboot G38 mit zwei Torpedos versenkt. Abgesehen von der Blücher, die aber eher ein Panzerkreuzer war, war das der einzige Kriegsverlust eines Großen Kreuzers. Der Hindenburg war aufgrund der späten Indienststellung nur ein kurzes Leben beschieden. Sie nahm im November 1917 und April 1918 an erfolglosen Vorstößen in die westliche und nördliche Nordsee teil. Die übrige Zeit verbrachte sie mit den anderen großen Einheiten in Untätigkeit in den Deutschen Marinehäfen. Aufgrund des Waffenstillstandsvertrages, der nach Beendigung der Kampfhandlungen im November 1918 geschlossen wurde, war die deutsche Hochseeflotte zu internieren. Sämtliche der großen Einheiten sowie etliche moderne kleine Kreuzer und Torpedoboote wurden Ende November 1918 nach Scapa Flow, dem Liegeplatz der britischen Home Fleet, überführt. Die Schiffe blieben dort mit einer deutschen Rumpfbesatzung unter britischer Bewachung liegen. Nachdem die politische Lage und die Kapitulationsverhandlungen immer undurchsichtiger wurden befahl Vizeadmiral von Reuter, der Chef des Internierungsverbandes, am 21. Juni 1919 der Flotte die Selbstversenkung. Auf allen Einheiten wurden die Bodenventile geöffnet und so zerstört, dass sie nicht mehr verschlossen werden konnten. So auch auf der Hindenburg. Das Schiff blieb nach dem Vollaufen auf ebenem Kiel in geringer Wassertiefe liegen. Von den großen Einheiten sanken bzw. kenterten alle Schiffe bis auf das Schlachtschiff Baden, welches von den Briten rechtzeitig auf Strand geschleppt werden konnte. Da die gesunkenen Einheiten den Schiffsverkehr in Scapa Flow einschränkten und einen nicht unerheblichen Wert aufgrund des Schrottanteiles besaßen, der für die Stahlherstellung benötigt wurde, wurden alsbald Pläne erarbeitet, die Schiffe zu heben. An der Hindenburg fanden ab 1925 mehrere Bergungsversuche statt, es gelang aber erst am 24. Juli 1930 das Schiff zu heben. Anschließend wurde sie nach Rosyth geschleppt, um dort 1931/1932 abgewrackt zu werden. Die Glocke der Hindenburg blieb erhalten, sie wurde am 28. Mai 1959 an die Bundesmarine übergeben.hi04

Das Modell


Das Resinmodell der Hindenburg von HP-Models gibt den Großen Kreuzer im Bauzustand 1918 wieder. Aufgrund des alten Bildmaterials und widersprüchlicher Pläne konnte ich das exakte Aussehen nicht recherchieren. Die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zu den beiden Schwestern sind im Bausatz berücksichtigt. So sind beide Schornsteine bis zu den Schornsteinkappen ummantelt und auch die Scheinwerferplattformen und die Brücke samt Dreibeinmast sehen recht stimmig aus. Der Rumpf samt dem ersten Deck mit den Kassemattgeschützen besteht aus einem Stück. Das Bootsdeck, Brückendeck, achterer Aufbau, die Schornsteine und SA Türme sind ebenfalls aus einem Stück gegossen. Die weiteren Teile wie Brücken- und Scheinwerferplattformen, Krane, Schornsteinkappen, Beiboote etc. sind auf dünnen Platinen angegossen. Die Masten samt Fleckerständen sowie die Rohre für die SA und MA liegen ebenfalls aus Resin gegossen vor. Die Fleckerstände liegen dem Bausatz auch lose bei für den Fall, dass die Masten aus Messingrundprofil selber hergestellt werden. Alle Teile weisen eine feine Oberflächenstruktur und einen sauberen Guss auf. Die Holzstruktur der Decks ist sehr schön wiedergegeben. Zu guter letzt liegt dem Bausatz noch ein Flaggensatz bei. Etwas schade ist das Fehlen einiger Türen und Luken, die dementsprechend ergänzt werden sollten. Ebenso fehlen die Panzerluken der Bullaugen an Oberdeck. Um dem ansonsten guten Bausatz den letzten Pfiff zu geben, sollten Ätzteile eingesetzt werden. Ich habe zweizügige Reling und diverse Türen, Luken und Treppen aus dem GMM Satz Naval Ships verwendet, um den Bausatz zu verfeinern. Auch sollte der Mast aus Messingprofilen vollkommen neu aufgebaut werden.
hi05
Als erstes habe ich den in der Wasserlinie etwas verzogenen Rumpf im Backofen bei 70° erwärmt und anschließend gerade gerichtet. An der Unterseite von Bug und Heck musste ich dennoch kleine Plastikplatten unterfüttern und den Rumpf leicht plan schleifen. Im nächsten Schritt wurden alle Teile von ihren Gussplatten entfernt, verschliffen und gesäubert. Da ich größere Resinteile aufgrund möglicher Ungenauigkeiten ungern großflächig verklebe, habe ich mir den Tipp eines Modellbaukollegen zu Herzen genommen und sämtliche der Aufbauteile verzapft. Hierzu werden die Aufbauten an später nicht einsehbaren Stellen durchbohrt und anschließend auf dem Deck ausgerichtet. Nun wird durch die Bohrung mit einem etwas kleineren Bohrer das darunter liegende Deck angebohrt und nach Entfernen des zu verzapfenden Decks aufgebohrt. Beide Bohrungen sollten mit einem größeren Bohrer leicht angesenkt werden. Zum Verzapfen habe ich nun 1,5 mm Plastikrundmaterial in einer der beiden Bohrungen eingesteckt und verklebt. Hierfür verwendete ich dünnflüssigen Sekundenkleber, der über die Senkung und die Kapillarwirkung zwischen Zapfen und Bauteil fließen kann. Damit die Teile nachher gut montiert bzw. demontiert werden können, habe ich für den 1,5 mm Rundstab auf der Losseite einen 1,4 mm Bohrer verwendet. Den herausstehenden Teil des Zapfens habe ich anschließend mit Schleifpapier auf den Bohrungsdurchmesser angepasst und zwar so das ein leicht strammer Passsitz erzielt wird. Die Teile teilte ich dabei in unterschiedliche Baugruppen: Brücke, achterer Aufbau und Schornsteine auf. Mit den SA Türmen und den Bootskranen bin ich ebenso verfahren.
Um das Modell zu verfeinern, fanden die bereits angesprochenen Ätzteile Verwendung. Zusätzlich tauschte ich die im Bausatz enthaltenen Rohre der SA und MA gegen Rohre von NNT / Schatton Modellbau aus. Die Rohre von NNT / Schatton Modellbau sind der Hammer, neben den unterschiedlichen Rohrdurchmessern der Rohrstücke sind sogar die Rohre der 15 cm MA aufgebohrt. Der Bau setzte sich mit dem Dreibeinmast samt Brückensektion fort. Den Mast samt Stengen habe ich aus Messingrundprofil aufgebaut. Etwas fummelig wird es, die genaue Stellung des Dreibeins mit den zugehörigen Plattformen und Fleckerständen hinzubekommen. Die Großmaststenge konnte ein und ausgefahren werden. Dies war aufgrund der Höher der Stenge für die Passage des Kaiser Wilhelm Kanals erforderlich, um unter den Brücken hindurch fahren zu können. Ich habe das am Bausatz entsprechend berücksichtigt und die Stenge im ausgefahrenen Zustand montiert. Die Rahen an der Stenge sollten dabei an der Rückseite montiert werden. Die Kreuzrahen der Hindenburg waren im Gegensatz zu denen auf Derfflinger und Lützow nicht diagonal, sondern in Längs- und Querrichtung angebracht. Auch diesen Umstand habe ich entsprechend berücksichtigt. Im weiteren wurde der achtere Mast analog zu dem Dreibeinmast aufgebaut.
hi06
Anschließend habe ich die Türme aufgebohrt und die Rohre fixiert und verklebt. Da die Aufnahmebohrungen der Kassemattgeschütze nach Querab zeigen, wurden die Löcher zugespachtelt, verschliffen und in anderer Position neu aufgebohrt. Vor dem Lackieren habe ich weitestgehend die Reling und die Leitern montiert. Auf den Panzerständen sollten die Beobachtungsgeräte mittels dünnem Plastikrundmaterial ergänzt werden. Ebenso die Flaggenstengen an Bug und Heck.hi07
Die Lackierung erfolgte mit Hellgrau 50 von WE Colourcoats. Als Vorbereitung für die Alterung habe ich bereits bei der ersten Lackierung abschattiert und aufgehellt. Die Bemalung der Holzdecks mit angemischter Acrylfarbe sowie die Bemalung der Stahldecks mit Dunkelgrau schloss die Bemalung ab. Die meisten Bilder, die von der Hindenburg existieren zeigen den Anstrich in einem schlechten Zustand. Diesen Punkt berücksichtigend, habe ich Rumpf und Aufbauten mit einer dunklen Ölfarbenbrühe abgewaschen. Die Ölfarbe wurde dabei mit Ölfarbenverdünner soweit verdünnt, dass die Farbe eine gute Fließwirkung aufwies. Um den Effekt eines verwaschenen und abgenutzten Anstriches darzustellen, habe ich die Brühe von oben nach unten mit einem Flachpinsel verwischt. Die Oberdecks wurden dabei gleich mit behandelt. hi08
Nachdem die Ölfarbe ausreichend durchgetrocknet war, konnte ich die weitere Alterung mit Acrylfarben und Pastellkreide vornehmen. Neben den Alterungsspuren am Rumpf habe ich alle erhabenen Stellen mit aufgehellter Grundfarbe trocken gemalt. hi09
Die diversen Boote und Kleinteile habe ich nebenher fertig bemalt und gealtert. Nachdem ich das Modell soweit fertig gestellt hatte, habe ich diverse Relings und Leitern angebracht, die bei der Bemalung gestört hätten. Die an der Brücke und den Scheinwerferständen an der Reling angebrachten Persenninge stellte ich mittels Weisleim her, den ich nach dem Trocknen entsprechend bemalt habe. Anschließend habe ich Boote, 8,8 cm Geschütze und Scheinwerfer befestigt. Als Schlußpunkt erfolgte die Takelung des Riggs mit dünn gezogenen Gussästen sowie dem Platzieren der Besatzung. Um die Hindenburg entsprechend in Szene zu setzen, habe ich einen passenden Bilderrahmen für ein Display verwendet. Die Szene stellt die Hindenburg auf Reede vor Wilhelmshaven liegend da, wobei zwei der drei vorderen Anker ausgebracht sind. Die Beiboote sind teilweise zu Wasser gelassen und Marinekadetten üben sich im Kutterpullen. Mit den vorderen SA wird Ausbildung im Richten und Gefechtsklarmachen betrieben und am Heck liegen Verkehrsboote bereit. Das Wasser entstand auch hier wiederum aus transparentem Silikon nach der „Ilse“-Methode.
Christian Bruer