05.10.1910 - 110 Jahre Portugiesische Revolution
Heute vor 110 Jahren, am 5. Oktober 1910, unterstützte die Besatzung des portugiesischen Geschützten Kreuzers Dom Carlos I die Revolution und half so bei der Errichtung der Ersten Republik in Portugal (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Zwei Tage zuvor war einer der führenden Politiker der Demokratiebewegung, der Psychiater Miguel Bombarda, von einem seiner Patienten ermordet worden. Die Republikaner reagierten mit der Mobilisierung ihrer Kräfte und konnten in Lissabon etwa 2000 Soldaten für ihre Seite gewinnen. Zudem wurden drei Kreuzer der portugiesischen Marine von den Revolutionären übernommen und unterstützten die Machtübernahme: Adamastor, São Rafael und Dom Carlos I. Die Revolutionäre setzten sich durch und riefen am 5. Oktober die Republik aus.
Das Original
Der portugiesische Geschützte Kreuzer Dom Carlos I war einer der berühmten Elswick-Kreuzer. Er gehörte zu den späteren größeren Geschützten Kreuzern mit erhöhter Back und Poop dieser Reihe, die auf der Elswick-Werft von Armstrong für verschiedene Exportkunden gebaut wurden. Dom Carlos I war ein Schwesterschiff der japanischen Yoshino, die wiederum aus der für Argentinien gebauten Nueve de Julio entwickelt worden war. Vor der Dom Carlos I waren zwei weitere Halbschwestern der Yoshino für Japan und Chile gebaut worden, Takasago und Chacabuco. Während diese beiden mit zwei 20,3-cm- und zehn 12-cm-Geschütze bestückt waren, erhielt Dom Carlos I wieder die Bewaffnung der Yoshino, eine Mischung aus vier 15,2-cm- und acht 12-cm-Geschützen. Als erster Elswick-Kreuzer war Dom Carlos I nur mit effizienteren Wasserrohrkesseln ausgerüstet. Sie war Teil eines Neubauprogramms der portugiesischen Marine von 1896, in dessen Rahmen auch die Kreuzer São Gabriel und São Rafael auf französischen Werften und die Rainha D. Amélia in Portugal gebaut wurden. Dom Carlos I war das stärkste und größte Schiff des Programms.
Dom Carlos I war 118,0 m lang, 14,4 m breit und verdrängte voll beladen 4740 t. Der Antrieb erfolgte über zwölf Kessel und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen, die zusammen 12.729 PS leisteten, womit 22,2 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 305 Mann.
Bewaffnung
4 x 15,2 cm L/45 QF
8 x 12 cm L/45 QF
16 x 4,7 cm L/40 3-Pfünder (in den meisten Quellen sind nur 14 3-Pfünder angegeben)
2 x 3,7 cm L/25 Gatling
3 x 0,65 cm Nordenfelt-Maschinengewehre
5 x 45,7 cm-Torpedorohre (drei über Wasser, zwei unter Wasser)
Dom Carlos I wurde 1896-99 auf der Elswick-Werft von Armstrong in Newcastle gebaut. In ihren ersten Dienstjahren nahm sie an mehreren Feiern und Flottenparaden teil, so 1900 zum 400. Jahrestag der Entdeckung Brasiliens durch den portugiesischen Seefahrer Cabral und 1901 zum Anlass des Todes der britischen Königin Victoria. 1902 wurde auf ihr eine Funkanlage getestet. 1905 wurde sie nach Madeira geschickt, um die dortigen Behörden bei der Durchsetzung der Quarantänemaßnahmen während eines Ausbruchs der Pest zu unterstützen.
Am 8. April 1906 meuterte ihre Besatzung - die erste von drei Meutereien auf dem Schiff und ein erster Vorläufer der Ereignisse, die zum Ende der Monarchie und der Errichtung der ersten Demokratie in Portugal führen sollten. Die Meuterei wurde nach zwei Tagen friedlich beendet. Nach mehreren Ausbildungsfahrten besuchte Dom Carlos I 1910 Argentinien zum 100. Jahrestag dessen Unabhängigkeit. Am 4. Oktober 1910 meuterte ihre Besatzung in Lissabon erneut, setzte die meisten Offiziere fest und schloss sich den Revolutionären an. Die Mannschaft unterstützte die Machtübernahme der Demokraten am 5. Oktober und damit den Sieg der Revolution und die Errichtung einer Republik. Im Dezember wurde der Kreuzer in Almirante Reis umbenannt, zu Ehren eines Admirals, der die Revolution unterstützt und kurz vor deren Erfolg Selbstmord begangen hatte, in dem Glauben, sie sei gescheitert. Am 8. Juli 1912 lief das Schiff bei Esposende auf, konnte aber von dem Kanonenboot Limpopo frei geschleppt werden. In den folgenden Jahren unternahm Almirante Reis wieder Ausbildungsfahrten. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs geleitete sie Truppentransporte nach Afrika. Im Mai 1915 gab es wieder eine Meuterei, wobei der neue Kapitän des Kreuzers getötet wurde. Der Zustand des Schiffs war inzwischen relativ schlecht, insbesondere die Kessel hätten erneuert werden müssen. 1916 unternahm Almirante Reis gemeinsam mit dem Panzerkreuzer Vasco da Gama ihre letzte Fahrt. Sie wurde danach außer Dienst gestellt und einige Kessel erneuert, allerdings zeigte sich, dass umfassendere Reparaturen notwendig waren. Diese wurden nicht durchgeführt. 1919 wurde der Kreuzer entwaffnet, 1923 aus der Marineliste gestrichen und 1925 zum Abwracken in die Niederlande verkauft.
Das Modell
Mein Modell des portugiesischen Geschützten Kreuzers Dom Carlos I soll den Zustand von 1910 darstellen. Das Modell beruht auf einem Bausatz des japanischen Geschützten Kreuzers Yoshino von Oceanmoon. Meines Wissens gab bzw. gibt es mindestens drei Bausätze der Yoshino im Maßstab 1/700: einen von Modelkrak und zwei von Oceanmoon. Der erste Bausatz von Oceanmoon, den ich hier für die Dom Carlos I verwendete, enthält nur Resin- und Spritzgussteile. Der zweite Oceanmoon-Bausatz bietet nicht nur verbesserte Resinteile, sondern auch einen umfangreichen Satz Fotoätzteile.
Der Zustand der Dom Carlos I von 1910 ist fotografisch nicht gut dokumentiert, zumindest habe ich keine Fotos gefunden. Sie wurde 1911 modernisiert, u.a. mit einer Feuerleitplattform am Fockmast. Mein Modell soll also einen früheren Zustand darstellen, noch vor dieser Modernisierung, aber schon mit Funkantennen.
Die ältere Version des Yoshino-Bausatzes von Oceanmoon hat einige Probleme, die auch für die Darstellung als Dom Carlos I relevant sind. Insbesondere sind die Brückendecks zu dick, die Schutzschilde für die 15,2-cm-Geschütze sind von der Form her falsch und es liegen viel zu wenige Lüfter bei. Die Brückendecks ersetzte ich durch neue aus Plastikplatten. Die neuen Schutzschilde der 15,2-cm-Geschütze entstanden aus Papier, die Lafette baute ich aus Plastikstäben neu und die Geschützrohre ersetzte ich durch welche von Artist Hobby. Aus irgendeinem Grund liegen dem Bausatz Messingrohre für die 12-cm-Geschütze bei, aber nicht für die 15,2-cm-Geschütze. Bei den 4,7-cm-Geschützen ersetzte ich die Rohre durch Metallstäbe. Yoshino aber nicht Dom Carlos I trug sechs dieser Geschütze auf dem Hauptdeck und entsprechend sind am Modell Stückpforten dargestellt, die ich entfernte. Vorne in der Back und Poop ergänzte ich hingegen jeweils ein Paar der 4,7-cm-Geschütze. In die unteren Gefechtsmarsen kam je ein weiteres Paar, in die oberen Gefechtsmarsen je ein 3,7-cm-Gatling (von dem im Bausatz enthaltenen Spritzling). Von den Lüftern sind nur fünf von zwölf im Bausatz enthalten, die restlichen ergänzte ich aus einem Satz von BMK. Auch die Masten sind Messingteile von BMK. Für die Davits verwendete ich Fotoätzteile von Armo. Die Zahl der im Bausatz enthaltenen Scheinwerfer ist weder für den Bau der Yoshino noch für den Bau der Dom Carlos I ausreichend. Auf dem Spritzling finden sich nur zwei Scheinwerfer, gebraucht werden aber vier - also habe ich die anderen aus dem 1/700er-Zurüstsatz "Equipment for navy ship A" von S-Model genommen. Am Bug habe ich einen Ankerkran, die Ankerketten und die Bugzier ergänzt. Das Heck bekam eine Galerie. Die Takelung erfolgte mit schwarzem 20-Denier-Faden von UNI Caenis.
Bemalt habe ich das Modell mit Acrylfarben von Vallejo Model Color: 156 Hellblaugrau für den Rumpf, 110 Achatgrau für die Holzdecks und 167 Anthrazitgrau für die Stahldecks. Die genauen Farben der Decks, insbesondere der Stahldecks, sind mir nicht bekannt.
Links die Dom Carlos I mit zwei älteren Kreuzern, der US-amerikanischen Sloop USS Kearsarge (1862) und dem italienischen Aviso Esploratore (1863). Rechts mit zwei anderen Elswick-Kreuzern, der japanischen Naniwa (1885) und der US-amerikanischen USS Baltimore (1890) (in den USA nach Plänen von Armstrong gebaut).
Links mit einem Kreuzer aus dem Ersten Weltkrieg, dem britischen Leichten Kreuzer HMS Southampton (1912), und einem aus dem Zweiten Weltkrieg, dem deutschen Leichten Kreuzer Königsberg (1929). Rechts mit einem Kreuzer aus dem Kalten Krieg, der US-amerikanischen USS Wainwright (1966), und einer modernen Fregatte, der dänischen Niels Juel (2011).
Quellen
- Warships for Export. Armstrong Warships 1867-1927 von Peter Brook, Gravesend, 1999 (siehe Buchbesprechung)
- Navios da Armada Portuguesa na Grande Guerra von José Ferreira dos Santos, Lissabon, 2008
- Fotoarchiv der portugiesischen Marine
- Dom Carlos I. (1898) (Wikipedia)
- DOM CARLOS I protected cruiser (1898) (Navypedia)
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
Lars